Der tiefe Sturz der Wunderkinder

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Nassie:

Der tiefe Sturz der Wunderkinder

 
14.06.03 22:19
Betrug, Fälschung und Insolvenzen: der tiefe Sturz der Wunderkinder
Einst gefeiert wie Popstars, sind die Helden der New Economy zu Aktenzeichen geworden. Jetzt kümmert sich die Justiz um die Gescheiterten
von Thomas Heuzeroth

   
Am Ende ging alles ganz schnell. Kaum war die zweimotorige Privatmaschine auf dem Flughafen Fuhlsbüttel gelandet, machte sich Verlagserbe und Internet-Unternehmer Alexander Falk auf den Weg ins Hamburger Polizeipräsidium. Die Nacht durfte er dann im Untersuchungsgefängnis verbringen: auf neun Quadratmetern. Im "Planquadrat L52" des patentgefalteten Falk-Stadtplans, wie die "Bild"-Zeitung titelte. Der vorläufige Höhepunkt des New-Economy-Scherbenhaufens.


Jetzt wird zusammengekehrt: Hausdurchsuchungen, Ermittlungsverfahren, Verurteilungen, Schadenersatzklagen, Bilanzfälschungen, Aktienbetrug, Pfändungsbeschlüsse und Privatinsolvenzen. Die einstigen Vorzeigeunternehmer haben den Durchblick und die Bodenhaftung verloren - und finden sich in den Regalwänden der Gerichte als Aktenzeichen wieder.


Alexander Falk ist das jüngste Beispiel. Einst unter den 100 reichsten Deutschen zählt er heute mit einem geschätzten Vermögen von über 400 Millionen Euro immerhin noch zu den ärmeren Reichsten. Dass Falk trotz eines prallen Bankkontos und Luxusvilla an der Hamburger Alster seine Tage und Nächte in der Zelle verbringt, hat nur einen Grund: Fluchtgefahr. So sieht es zumindest das Gericht. Unnötig, meint dazu Falks Anwalt Gerhard Strate. Schließlich habe sich Falk ja gestellt. Die Beschwerde gegen den Haftbefehl ist unterwegs. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Durch betrügerisches Manipulieren von Umsätzen - so genannte Luftbuchungen - haben Falk und sechs weitere Manager den Börsenkurs seiner Firma Ision AG vor dem Verkauf an das britische Unternehmen Energis künstlich in die Höhe getrieben. Energis übernahm Ision für 812 Millionen Euro und ging anschließend in die Insolvenz. Die Kleinaktionäre von Ision bekamen Energis-Aktien, die später wertlos waren. Falk - inzwischen Mehrheitseigner und Aufsichtsratschef bei der Frankfurter Wertpapierhandels- und Investmentbank Hornblower Fischer - bestreitet die Vorwürfe.


Fast ließe sich die Regel aufstellen: Je schillernder die Figuren, desto tiefer ihr Sturz. Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid zählte noch im vergangenen Jahr zu den 100 reichsten Deutschen. Jetzt musste der Telekom-Herausforderer aus Büdelsdorf in die Privatinsolvenz gehen. Pleite. Schlimmer noch: Der ehemalige Eishockey-Trainer soll rund 300 Millionen Euro Schulden haben. Ein großes Bauprojekt in Kiel liegt auf Eis. Schmid ist aus dem operativen Geschäft seines Unternehmens herausgedrängt worden, seine Mobilcom-Aktien liegen als Sicherheit für Kredite bei Banken und werden treuhänderisch verwaltet. Der einstige Milliardär steht mit leeren Händen dar. Und nun ermittelt die Kieler Staatsanwaltschaft gegen Schmid wegen des Verdachts auf Untreue. Hausdurchsuchung inklusive. Eine Anklageerhebung stehe kurz bevor, heißt es. Schmid soll als Mobilcom-Chef unrechtmäßig 70 Millionen Euro Firmengeld auf Konten der Millenium GmbH überwiesen haben, einer Firma, die seiner Ehefrau Sybille Schmid gehört.


Anscheinend im freien Fall befindet sich auch Lars Windhorst. Kaum ein Titel, den der 26-Jährige nicht für sich in Anspruch nahm: deutscher Bill Gates, Unternehmer-Wunderkind, Teenager-Tycoon. Tatsächlich war Windhorsts Aufstieg rasant. Bevor er 13 Jahre alt war, las er unter der Schulbank das Handelsblatt, mit 14 Jahren baute er in der Garage seines Vaters Computer zusammen, mit 16 Jahren gründete er seine erste Firma und mit 19 Jahren meldete Windhorst mit seiner in Deutschland und Asien operierenden Windhorst-Gruppe einen Umsatz von 180 Millionen Mark. Kanzler Helmut Kohl duzte den Jungunternehmer und nahm ihn auf Auslandsreisen mit. "Deutschland braucht mehr Wunderkinder wie ihn", sagte Kohl damals. Windhorst handelte mit Schmierstoffen, Filmen, ganzen Fabriken, Elektronikteilen und Computern. Sogar den Filmstar Michael Douglas und Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow konnte der Jungunternehmer für sich einspannen. Mit Sushi und Champagner weihte Windhorst noch im Oktober 2000 sein Luxusbüro im Kollhoff-Hochhaus am Potsdamer Platz in Berlin ein. Dann begann der Abstieg. Der Windhorst-Tower, ein 100-Millionen-Dollar-Projekt in Vietnam, stürzte in sich zusammen, noch ehe er gebaut wurde. Zuletzt scheiterten seine Pläne im Internet- und Elektronikgeschäft. Die Windhorst AG zog sich auf Finanzdienstleistungen zurück. Die Windhorst Electronic GmbH hat nach Angaben von Windhorst die Geschäftstätigkeit eingestellt. Im Herbst 2002 erklärte sich Windhorst erst nach Androhung der Zwangsvollstreckung bereit, die letzten Mitarbeiterabfindungen zu zahlen.


Für den Unternehmer aus Rahden in Ostwestfalen wird es jetzt noch unangenehmer. Gerüchte über Liquiditätsprobleme wollte Windhorst gegenüber dieser Zeitung nicht kommentieren. Nur so viel: "Wir nehmen das aber ernst." Tatsächlich steht das "Wunderkind" vor der Pfändung. Eine Millionenforderung zweier Geschäftsleute aus Marokko hat er trotz eines Urteils des Landgerichts Bielefeld vom vergangenen März nicht bedient. Ein Besuch Windhorsts am vergangenen Wochenende in Marokko blieb nach Informationen dieser Zeitung ergebnislos. Rechtsanwalt Ulrich Arlt von der Sozietät Knauthe-Eggers betreibt inzwischen eine Zwangsvollstreckung. "Windhorst hat unsere Vergleichsgespräche abgebrochen", sagt Arlt. Ein Pfändungs- und Überweisungsbeschluss für seine Bankkonten liegt den Angaben zufolge bereits vor. In den nächsten Wochen könnte auch der Gerichtsvollzieher bei Windhorst im vornehmen Berliner Stadtteil Grunewald anklopfen. Sollten auch so die zwei Millionen Dollar nicht zusammenkommen, könnte es sogar zum Offenbarungseid kommen. Dann ist der Ruf des einstigen Vorzeigeunternehmers vollends hin.


Den Spießrutenlauf haben die Haffa-Brüder bereits hinter sich. In einem spektakulären Showdown wurden Thomas und Florian Haffa vor dem Landgericht München im April zu 1,4 Millionen Euro Geldstrafe wegen Bilanzfälschung verurteilt. Ihre Medienfirma EM.TV galt als Symbol für die rasante Erfolgsgeschichte des Neuen Marktes. Der Börsenwert stieg innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren um 25 000 Prozent, das kleine Unternehmen war zwischenzeitlich mehr wert als die Lufthansa. Das Geschwisterpaar aus Pfaffenhofen schien nichts aufzuhalten. Doch die "Haffa-Jünger" halfen etwas nach. Bei den Halbjahreszahlen 2000 haben sie die Aktionäre vorsätzlich falsch über die wahre Lage des Unternehmens informiert und insgesamt rund 200 Millionen Mark zu viel Umsatz ausgewiesen. Durch unrealistische Geschäftsprognosen war der Aktienkurs in Schwindel erregende Höhen gestiegen. Und später kräftig abgestürzt. Schadenersatzklagen von Aktionären sind allerdings in mehr als 40 Verfahren abgewiesen worden.


Fast spiegelt die Liste der - zum Teil mutmaßlichen - Verfehlungen die Anzahl der Erfolgsgeschichten aus den Boomjahren wider. Paulus Neef lässt bei seinem Internet-Dienstleister Pixelpark die Umsatzerlöse explodieren und treibt das Unternehmen zu scheinbar enormem Reichtum durch den Börsenwert von über 3,4 Milliarden Euro. Dann stürzt die Aktie, und Neef verlässt nach dem Vorwurf der Vetternwirtschaft den Chefposten. Neef soll für die Schweizer ZLU-Gruppe einen überhöhten Preis bezahlt haben. Zu den ZLU-Gründern zählt Helmut Baumgarten, ein früherer Pixelpark-Investor und damals der Vater von Paulus Neefs Freundin. Inzwischen liegt eine Schadenersatzklage von Pixelpark gegen Neef vor.


Brisant dürfte auch der Augsburger Prozess gegen die beiden Infomatec-Manager Gerhard Harlos und Alexander Häfele werden, der in knapp zwei Wochen wieder aufgenommen wird. Die Staatsanwaltschaft hat eine ganze Reihe von Vorwürfen auf die Ex-Vorstände des Software-Hauses niedergehen lassen: Gründungsschwindel, Kapitalanlagebetrug und Insiderhandel. Das Unternehmen soll bei seinem Börsengang statt 100 Millionen Euro weniger als drei Millionen Euro wert gewesen sein.


Gerichte nehmen solche Anschuldigungen nicht auf die leichte Schulter und reagieren gerade bei Kursbetrug äußerst allergisch. So verbüßt derzeit der Gründer des Neue-Markt-Unternehmens Comroad, Bodo Schnabel, eine siebenjährige Freiheitsstrafe. Er hatte rund 98 Prozent der Umsätze frei erfunden und einer Hongkonger Scheinfirma zugeschrieben. Vor drei Wochen sprach sogar das Landgericht Frankfurt einem Comroad-Anleger 7500 Euro zum Ausgleich für den abgestürzten Börsenkurs zu. Ein seltener Fall: Meist gehen die Aktionäre leer aus.


Nassie:

Ein eiskaltes Lächeln

 
20.06.03 19:48
SZ vom 21.06.03) - Alexander Falk scheint ein Mann zu sein, den man leicht unterschätzt. Der blond gelockte Hamburger, der auf Fotos einen so smarten und wohlerzogenen Eindruck macht, bekommt in den Erzählungen jener, die sich als seine Opfer sehen, immer ein zweites Gesicht.

Das erste ist richtig nett. Das zweite ziemlich übel. Da erinnert sich einer, der heute „etliche Prozesse“ gegen Falk laufen hat, an den sympathischen jungen Mann, immer lächelnd, immer freundlich, der kurze Zeit später eiskalt Verträge bricht.



Geld nie gesehen
Ein anderer – auch er prozessiert und will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen – hatte sich vor drei Jahren von der Internet-Euphorie des Jungdynamikers anstecken lassen und ihm seine kleine Firma verkauft. Jedenfalls auf dem Papier. Das Geld dafür hat er nie gesehen.

Einem dritten Manager, diesmal aus der Bankenszene, scheint es richtig peinlich zu sein, dass er auf einen wie Falk reingefallen ist. Der junge Investor mit der prall gefüllten Geldbörse hatte sich als Retter einer strauchelnden Privatbank angedient. Sehr verlockend, aber am Ende hatte Falk ihn ausgebootet.

Die Liste der Falk-Geschädigten ist lang, denn der 33 Jahre alte Hamburger, der unter Betrugsverdacht steht und seit zwei Wochen in Untersuchungshaft sitzt, hat in seinem unternehmerischen Wirken bei Distefora, Ision und Hornblower Fischer eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.



Phantastische Visionen und juristische Winkelzüge
Das „System Falk“ scheint ein Muster zu haben: Phantastischen Visionen und Versprechungen folgen juristische Winkelzüge. „Da taten sich plötzlich Hintertürchen auf, die sein Anwalt trickreich eingebaut hatte“, erzählt einer, der nach seiner Falk-Begegnung um eine Firma ärmer war.


Dass „der Sascha“, wie seine Freunde Falk nennen, ziemlich clever ist, hatte er schon in jungen Jahren bewiesen. Nach dem Abitur musste der begeisterte Segler und Surfer, der im noblen Hamburger Elbvorort Blankenese aufgewachsen war, noch ein paar Monate bis zum Wehrdienst überbrücken.

Zusammen mit einem Freund wollte er „eine richtig schöne Surfreise“ nach Südafrika machen. Und um den Aufenthalt zu legalisieren, so erzählte er einmal einer Zeitung, schrieb er sich kurzerhand an der Universität von Kapstadt als Student ein.



Keine Begeisterung für den Kartografie-Verlag
Für den 1945 gegründeten väterlichen Betrieb, den international bekannten Kartografie-Verlag, konnte sich Falk nie so recht begeistern. „Ich bin ohnehin jemand, der gern nach dem Weg fragt“, frotzelte er und verkaufte sein Erbe 1995 – damals war er gerade 26 Jahre alt – für 50 Millionen DM an Bertelsmann.

Unternehmerische Ziele hatte der BWL-Student aber nicht – jedenfalls nicht solche, die in der Hansestadt Anerkennung finden würden. Mit dem geerbten Geld wurstelte Falk und sein Freundeskreis eine Zeit lang eher planlos und relativ unbeachtet von der Öffentlichkeit vor sich hin.

In der Schweiz kaufte er einen leeren Börsenmantel, der in Distefora Holding umfirmiert wurde, und brachte dort einige kleinere Firmen unter, die später im weitesten Sinne als Internet-Geschäft gelten konnten.



Gang an den Neuen Markt
In Deutschland erwarb Falk von ThyssenKrupp eine, später Ision Internet genannte, kleine Firma, und mit der ging er im März 2000 an den Neuen Markt.

Dort herrschte damals noch immer Goldgräberstimmung, und so wundert es auch nicht, dass ein Wirtschaftsprüfer Ision mit ihren vielen kleinen, defizitären Tochterfirmen mit 138 Millionen DM bewertete.

Man erinnere sich: Internet-Firmen, die in jenen Jahren Gewinne erwirtschafteten, galten als hoffnungslos fehlgeleitet. Schließlich ging es ausschließlich um Wachstumsfinanzierung und das Sichern von vermeintlich vielversprechenden Märkten.



200 Millionen Euro
Mit dem Börsengang kassierte Ision rund 200 Millionen Euro, und natürlich sollte das Geld in das Marketing und für Akquisitionen, vor allem im Ausland, fließen.

Aber Ision schwächelte von Geburt an. Nur die Kleinaktionäre bekamen davon nichts mit. Und die Falk-Connection war längst damit beschäftigt, den Ausstieg zu inszenieren.

Vieles, was damals geschah, ist heute nur noch mit dem Taumel zu erklären, in dem sich die New Economy befand. Kleine „IT-Buden“ waren plötzlich Millionen wert, und mancher Gründer einer solchen Bude ist heute ein wohlhabender Mann, weil er seine Firma an ein junges Börsenunternehmen verkaufen konnte, das mit dem am Neuen Markt eingesammelten Spielgeld auf großzügige Einkaufstour ging.



Geld, das niemals ankam
Nur jenen, die damals an Falks Ision gerieten, ging es gelegentlich schlecht, weil das Geld niemals ankam.

Im Moment interessiert sich die Hamburger Staatsanwaltschaft nur für einen kleinen Teil der Geschäfte, die Falk und seine Mitstreiter im Jahr 2000 bei Ision betrieben haben.

Mit Scheingeschäften sollen sie damals die Umsätze bei Ision in die Höhe getrieben haben, so dass der Aktienkurs sich gegen den – im Jahr 2000 nach unten zeigenden – Börsentrend ganz ordentlich entwickelte und Ision zum Jahresende für 812 Millionen Euro verkauft werden konnte.



Bezug zur Realität verloren
Heute scheint es so, als hätten die Beteiligten damals schon lang den Bezug zur Realität verloren, als hätten sie ihre dubiose Art, Geschäfte zu machen, bereits als ganz normales Gebaren verinnerlicht.

Denn warum sonst wurde offenbar ein Protokoll von jenem „Kick-off Meeting“ am 19. September 2000 geschrieben, in dem die Geschäftsfreunde ziemlich genau durchsprachen, wie die Scheingeschäfte nachträglich in die Buchhaltung einzuarbeiten seien und wie Distefora die nötige Liquidität für den Deal herbeischaffen würde.



Mit Falk in U-Haft
Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft zielt auf alle sieben Beteiligten, darunter ein Anwalt und ein Wirtschaftsprüfer, und einige von ihnen sitzen jetzt mit Falk in Untersuchungshaft.

Es ist Johann-Christoph Rudin zu verdanken, dass die Behörde sich jetzt mit so brisanten Unterlagen wie jenem Protokoll beschäftigt. Der 38-Jährige Anwalt betreibt in Zürich eine florierende Kanzlei und ist – eigentlich im Nebenjob – Aktionärsschützer.

Doch seit einigen Monaten ist der gründliche Schweizer vollauf damit beschäftigt, das System Falk aufzuspüren und zu dokumentieren.



„Ein ausgeplünderter New Technologie-Wert“
Durch Zufall wurde Rudin einziger Verwaltungsrat der Schweizer Distefora, die Falk im Chaos hinterlassen hatte und die laut Rudin heute „ein ausgeplünderter New Technologie-Wert“ ist.

Schon beim Studium der ersten Akte war dem Schweizer nach eigenen Worten klar, dass Falk bei Distefora „üppig abkassiert hat“.

Im März gab er Informationen an die deutsche Bankenaufsicht, die daraufhin Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattete.



Bei Bedarf Unbedarft
Rudin ist auch so einer, den man wohl leicht unterschätzen kann. Das weiß er selbst, und wenn es der Sache dient, spielt er auch schon mal den Unbedarften.

Zum Beispiel, als er im Februar dieses Jahres in Hamburg versuchte, an jene 800 Distefora-Akten zu kommen, die die Falk-Connection sich unter den Nagel gerissen und bei einem Spediteur gelagert hatte, damit der Aktionärsschützer dort nicht herumschnüffeln konnte.

Keiner bekam mit, dass Rudin einen Hochsee-Container für 2.200 Euro gekauft und im Hamburger Zollhafen – einem „ziemlich sicheren Ort“ – deponiert hatte.

„Ganze Horden von Detektiven“ waren in Marsch gesetzt worden, um ihn unter Kontrolle zu behalten, erzählt Rudin. Doch er schaffte es trotzdem, die Akten bei dem Spediteur herauszuholen, in einer eigens angemieteten Wohnung mit Hilfe von fünf Afrikanern – garantiert nicht deutsch sprechend – zu kopieren und im Container per Bahn in die Schweiz zu transportieren.



„Völlig neutral“
Rudin hat Alexander Falk niemals persönlich kennen gelernt, und er hegt nach eigenen Worten auch keine Gefühle für oder gegen ihn. Da sei er „völlig neutral“.

Seine Motivation für den Großeinsatz erklärt er so: „Ich wollte verhindern, dass die Kleinaktionäre weiter unter den dubiosen Interessen dieser Leute leiden.“

Von den Ermittlungen des Hamburger Staatsanwalts erhofft Rudin sich die Grundlage für spätere Aktionärsklagen. Auch das soll gründlich erledigt werden: Der Schweizer Aktionärsschützer will auch für die Ision-Geschädigten einstehen und empfiehlt dafür seine E-Mail-Adresse: info@investorenschutz.ch.



Prominenten-Strafverteidiger
Falk hat sich den Beistand des Hamburger Prominenten-Strafverteidigers Gerhard Strate gesichert. Doch der konnte seinen Mandanten bisher noch nicht aus seiner neun Quadratmeter kleinen Zelle herausholen.

In der nächsten Woche gibt es den ersten Haftprüfungstermin. Möglicherweise drängt Falk noch etwas heftiger als andere auf eine sofortige Entlassung; immerhin hat er bei einer früheren Gelegenheit gesagt: „Für mich wäre es die schlimmste Strafe, untätig auf Mallorca zu sitzen.“

Bei der Privatbank Hornblower Fischer muss unterdessen Falks Schwiegervater, der Hamburger Kaufmann Axel Schroeder, nach dem Rechten sehen.



Neues Betätigungsfeld
Falk hatte sich nach seinem glorreichen Ausflug in die Internet-Welt im Bankbereich ein neues Betätigungsfeld gesucht. Er ist Großaktionär und Aufsichtsratschef der Frankfurt Investmentbank.

Schon möglich, dass er in der Bankenwelt nach dem Reichtum nun auch Anerkennung ernten wollte. Denn was gibt es in der Geschäftswelt wohl Ehrenwerteres, als eine Bank sein eigen zu nennen?

Auch dort ist der Schaden jetzt groß. Denn was gibt es Schlimmeres für eine Bank als einen des Betrugs verdächtigten Großaktionär?


 
WALDY:

Kim Schmitz und David Stern.....noch zwei... o. T.

 
20.06.03 19:56
Luki2:

Infomatec-Prozess erneut verschoben

 
23.06.03 13:48
Nach Badeunfall eines Richters: Infomatec-Prozess erneut verschoben

Augsburg (dpa/lby) - Einen Tag vor Beginn der Hauptverhandlung ist der Prozess gegen die früheren Infomatec-Manager Gerhard Harlos und Alexander Häfele erneut verschoben worden. Ein Richter habe sich bei einem Badeunfall schwer verletzt und sei nicht verhandlungsfähig, teilte das Landgericht Augsburg am Montag mit. Als neuer Termin ist der 8. September vorgesehen. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten unter anderem Kapitalanlage- und Kursbetrug sowie verbotenen Insiderhandel vor.



23.06.2003 um 13:35 Uhr
© WELT.de   (Ticker)
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