Aktien A. Die Ordermöglichkeiten
Eine Aktienorder besteht aus folgenden Komponenten: WKN, Börsenplatz Stückzahl, Limit,Gültigkeit, Orderzusätze.
a) WKN
Hier gibt es keine Besonderheiten.
b) Börsenplatz
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, an welchen Börsen man seine Order platziert. Im Inland sind das die
Parkettbörsen und der Xetra-Handel. Die Parkettbörsen befinden sich in Berlin, Bremen, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Stuttgart, München und Frankfurt. Aktienorders werden an allen Parkettbörsen gleich behandelt. Es ist jedoch darauf zu achten, daß man die Order möglichst an einer Börse platziert, an der auch ein gewisser Umsatz stattfindet. Der größte Umsatz an den Parkettbörsen findet für gewöhnlich in Frankfurt statt, die anderen Börsen sind sogenannte Regionalbörsen, die meistens eine "Spezialität" haben, so werden viele ausländische Aktien bevorzugt auch in Berlin gehandelt. Bevor man sich also für einen Börsenplatz entscheidet, sollte man darauf achten, daß das gewünschte Papier dort auch ausreichend gehandelt wird.
Der
Xetra-Handel stellt eine Besonderheit dar. Dieser Handel läuft über einen Computer vollelektronisch ab, d.h. es sind keine Makler zwischen geschaltet, die eingehende Kauf und Verkaufsaufträge sammeln und zusammenführen, sodaß ein Geschäft zu stande kommt. Beim Xetra-Handel werden alle Aufträge mit einem Zeitstempel versehen und nacheinander abgearbeitet.
Beispiel:
Eine Kauforder über 200 Stücke X mit Limit 15 Euro kommt um 15:07:01 Uhr.
Eine Kauforder über 400 Stücke X mit Limit 15 Euro kommt um 15:07:30 Uhr.
Will jetzt jemand 600 Stücke X mit Limit 15 Euro verkaufen, würde der Makler an den Parkettbörsen die Stücke zusammenfassen und es würde daraus ein Geschäft werden. Im Xetra-Handel ist es so, daß die zuerst eingegangene Order Priorität hat und zuerst ausgeführt wird, die zweite Order wird anschließend ausgeführt, sodaß der Verkäufer zunächst 200 Stücke und dann nochmal 400 Stücke zu 15 Euro verkauft. Diese Teilausführungen sind bei vielen Banken kostenpflichtig, d.h. der Verkäufer würde hier praktisch 2x die Transaktionsprovision bezahlen. Vorteile des Xetra-Handels sind folgende: Da alle Orders vollelektronisch abgewickelt werden, ist der Xetra-Handel besonders schnell und es fällt keine Maklerprovision an.
Die Handelszeiten sind in Deutschland von 9:00 bis 20:00 Uhr. Hierbei ist zu beachten, daß bei den Parkettbörsen der Makler oft schon ab 19:30 den Handel beendet und einen Schlußkurs stellt. Der Xetra-Handel läuft allerdings bis 20:00 Uhr weiter.
Weitere Ordermöglichkeiten sind natürlich ausländische Börsenplätze sowie der außerbörsliche Handel (dazu bei den Optionsscheinen mehr).
c) Stückzahl
Bei Aktien gibt es an den Parkettbörsen für gewöhnlich keine Mindeststückzahl, d.h. man kann theoretisch ab 1 Stück überall kaufen. Eine Besonderheit stellt auch hier der Xetra-Handel dar. Bei deutschen Aktien (außer Neuer Markt)ist es dort so, daß im variablen ("normalen") Handel nur 100 Stücke und ein Vielfaches davon handelbar sind. (sog. Round Lot) "Krumme" Stücke (sog. Odd Lot) werden in den Auktionen gehandelt, die im Xetra mehrmals täglich stattfinden (Eröffnungsauktion, Mittagsauktion und Schlussauktion. Neu hinzugekommen ist eine Auktion um 17:30 Uhr die den Fondsmanagern zur Preisfeststellung dient. Weitere untertägige Auktionen können nach Marktlage stattfinden).
Order man also um 19 Uhr 140 SAP im Xetra. So gehen davon 100 in den variablen Handel und 40 Stück werden in der Schlußauktion zum Kauf gegeben.
d)Limit
Man kann eine Order limitieren oder sie unlimitiert aufgeben.
Unlimitierte Orders heißen beim Kauf billigst und beim Verkauf bestens. Dies bedeutet, daß zum nächsten Kurs, der zustandekommt gekauft wird, egal wie hoch oder niedrig dieser Kurs ist. Ein Limit beim Kauf bedeutet, daß man höchstens die Summe X pro Stück zahlen möchte. Ein Limit beim Verkauf bedeutet, daß man zumindest die Summe X pro Stück erhalten möchte. Gerade bei Werten, die nicht besonders stark gehandelt werden und bei Werten die stark schwanken sollte man immer limitieren.
e)Gültigkeit
Eine Order kann tagesgültig oder Ultimogültig sein. Eine tagesgükltige Order gilt nur für den Börsentag an dem sie aufgegeben wird. Gibt man eine tagesgültige Order an einem Tag auf, an dem kein Börsenhandel stattfindet, gilt sie für den nächsten Handelstag. Gibt man eine Order nach Börsenschluss auf, gilt sie für den nächsten Börsentag. Beispiel: Eine Order die am 28.12.01 nach 14 Uhr (Börsenschluss) tagesgültig aufgegeben wurde, gilt für den 02.01.02.
Eine ultimogültige Order gilt bis zum Monatsende. Gibt man am letzten Handelstag eines Monats eine ultimogültige Order auf, so gilt sie bis zum Monatsende des Folgemonats.
Beisiel: Eine Order die am 28.12.01 um 11 Uhr ultimogültig aufgegeben wurde, gilt bis zum letzten Handelstag im Januar 2002.
f) Orderzusätze
An den Parkettbörsen und im Xetra-Handel sind folgende Orderzusätze möglich:
Stop-Loss und Stop-Buy
Stop-Loss: Dieser Orderzusatz ist nur bei limiterten Verkäufen möglich. Ein SL wird ausgeführt, nachdem das Limit erreicht oder unterschritten wurde.
Beispiel: Man setzt ein SL bei 20 Euro. Folgende Kursverläufe:
a) 21,00 b) 21,00 c) 21,00
20,50 20,50 20,50
20,00 18,00 20,00
18,00 16,00 21,00
Im Beispiel a) löst der Kurs von 20 Euro den Stop-Loss aus und die Papiere wären für 18 Euro verkauft worden. Im Beispiel b) löst der Kurs von 18 Euro den Stop-Loss aus und die Papiere werden für 16 Euro verkauft. Im Beispiel c) steigt der Kurs nach der Auslösung wieder und man verkauft die Papiere sogar zu einem Kurs, der über dem SL-Limit lag. Technisch gesehen ist es also so, daß ein Kurs (ein bezahlter Kurs, also ein tatsächlicher Umsatz), den SL auslöst und die Order in einen bestens-Verkauf umwandelt.
Stop-Buy:
Der SB ist das Gegenstück zum SL und funktioniert genauso. Hier wird ein Papier erst dann gekauft, wenn das SB-Limit erreicht oder ÜBERSCHRITTEN wird. Dann wird die Order in eine Billigst-Kauforder umgewandelt. Ein SB benutzt man, wenn man es für sinnvoll hält, eine Aktie erst zu kaufen, wenn sie über einen gewissen Kurs hinaus steigt (hat meistens charttechnische Gründe).
Im Xetra-Handel gibt es auch bei SL oder SB eine Besonderheit. Ist bei einem SL der aktuelle Kurs schon unter dem Limit, würde die Order also praktisch sofort in eine bestens-Order umgewandelt und ausgeführt, so weißt der Xetra-Computer diese Order als unplausibel zurück. (gleiches gilt andersherum für SB). An den Parkettbörsen würden diese Orders sofort ausgeführt.
Über diese beiden Orderzusätze hinaus gibt es im Xetra-Handel noch folgende Orderzusätze:
Fill-Or-Kill: Eine Order soll sofort und in kompletter Stückzahl auf einen bestehenden Orderbestand ausgeführt werden, ansonsten verfällt die Order. Mehrere gleichzeitige Teilausführungen sind aber auch hier möglich
Immediate-or-Cancel: Ähnlich wie bei Fill-Or-Kill, jedoch können auch Teile der Order ausgeführt werden. Der nicht ausgeführte Teil erlischt.
Weiterhin kann man bestimmen, daß eine Order nur für die Eröffnung- oder nur für die Schlussauktion gültig sein soll.
B. Änderung und Streichung
Man kann aufgegeben Orders jederzeit ändern oder streichen, solange sie noch nicht ausgeführt wurden. Ändern kann man jedoch nur das Limit und die Gültigkeit. Will man etwas anderes ändern, so muß man vorher die Order komplett streichen und sie neu aufgeben. Streichungen und Änderungen sind immer bestätigungspflichtig. D.h. erst von der Börse eine positive Rückmeldung kommt, ist die Order auch tatsächlich geändert/gestrichen. Es kann u.U. vorkommen, daß man eine offene Order versucht zu streichen/ändern und dann eine Ablehnungsmeldung bekommt, da die Order in der Zwischenzeit ausgeführt wurde, der Makler aber noch keine Ausführungsbestätigung gegeben hat.
C. Kapitalmaßnahmen, Splitts
Splitts
Bei Splitts ist es so, daß die Anzahl der Aktien vergrössert oder verringert werden soll. Der normale Splitt verläuft so: Es wird beispielsweise im Verhältnis 1:2 gesplittet. Das bedeutet aus einer Aktie werden 2. Wenn ich also vorher 100 Aktien zum einem Kurs von 12Euro hatte, habe ich anschließend 200 Aktien. Da der Wert gleich bleiben muß, sind die dann nur noch 6 Euro pro Stück wert. Teilweise ist es auch so, daß ein Splitverhältnis 1:2 meint, daß es pro 1 alten Aktie zusätzlich 2 neue Aktien gibt. Das würde bedeuten, daß man anschließen 300 Aktien zu einem Kurs von 4 Euro hätte.
Weniger häufig gibt es Reverse Splitts. Hier läuft das ganze in die andere Richtung. Ich habe am Ende weniger Aktien zu einem höheren Kurs. Bei einem Reverse Split 2:1 hätte ich 50 Aktien zu 24 Euro.
Kapitalmaßnahmen
Kapitalmaßnahmen werden nötig, wenn die Gesellschaft frisches Geld braucht. Um den alten Aktionären aber die Möglichkeit zu geben, ihren Anteil am Unternehmen konstant zu halten, werden sog. Bezugsrechte an die Aktionäre vergeben. Bei Kapitalmaßnahmen kann es sehr komplizierte Modalitäten geben. Ein einfaches Beispiel sähe so aus.
Das Unternehmen X gibt im Verhältnis 5:1 Bezugsrechte aus. Der Bezugspreis beträgt 3 Euro. Und das Bezugsverhältnis ist 2:1.
Ich besitze 125 Aktien. Im Beispiel würde ich für 5 Aktien ein Bezugsrecht bekommen. Ich hätte also 25 Bezugsrechte. Da das Bezugsverhältnis 2:1 ist, kann ich für 2 Bezugsrechte 1 neue Aktie beziehen. Ich könnte also theoretisch 12,5 neue Aktien beziehen. Bis hierhin (die Einbuchung der BZR) geschieht alles automatisch. Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten mich zu entscheiden (vorausgesetzt, es findet wie übliche ein Handel mit den BZR statt).
1. Da ich keine halben Aktien beziehen kann, kaufe ich 1 BZR hinzu und könnte anschließend 13 neue Aktien zum Preis von jeweils 3 Euro beziehen.
2. Ich habe überhaupt kein Interesse und verkaufe alle BZR (passiert in vielen Fällen automatisch, wenn man gar nichts unternimmt)
3. Ich verkaufe ein BZR und beziehe nur 12 Aktien.
4. Ich kaufe bzw. verkaufe eine beliebige Anzahl von weiteren BZR und beziehe dann entsprechend neue Aktien.
Das soll es fürs erste zum Thema Aktienkauf gewesen sein.
Grüsse,
Tyler Durdan