Finanziell gesund und gut aufgestellt – nur der Aktienkurs kommt nicht in Fahrt
Wenn André Rieu auf seiner Geige vor ausverkauftem Haus seine „Musik zum Träumen“ zum Besten gibt oder Orange Blue ihre „Songs of Liberty“ vorstellen, ist ein Name immer dabei: Peter Schwenkow. Der 47-Jährige ist Vorstands-Vorsitzender der Deutsche Entertainment AG - kurz DEAG.
1995 hat er das Unternehmen gegründet, die Wurzeln gehen allerdings bis in das Jahr 1978 zurück, als Schwenkow mit dem regionalen Veranstalter concert concept erste Schritte auf dem Entertainment-Markt machte. Drei Jahre nach der Gründung folgten die ersten wichtigen Meilensteine für die DEAG. Die Deutschland-Tour der „Rolling Stones“ und die Welttournee des Pop-Duos „Modern Talking“ wurde von der DEAG organisiert und durchgeführt. Im September wagte Schwenkow den Gang an die Börse. Das war 1998.
Mittlerweile steht die DEAG mit mehr als 40 Gesellschaften auf vier tragenden Säulen. Neben dem nationalen und internationalen Tourneegeschäft betreibt die DEAG nun drei Varieté-Theater, vertreibt Tickets, bietet Catering-Dienstleistungen an, organisiert Motorsport-Shows und betreibt ein Live-Music-Portal im Internet. Ein weiteres wichtiges Standbein ist das Musical-Geschäft geworden. Der Kauf der werthaltigen Bestandteile des Stella-Konzerns rundet das Gesamt-Erscheinungsbild der DEAG ab. Deutsche Entertainment steht für ein glänzend aufgestelltes Unternehmen, das die gesamte Wertschöpfungskette im Entertainment-Bereich abdeckt.
Da wundert es schon ein wenig, dass die Aktie am Neuen Markt nicht so richtig in Fahrt kommt. Im Zuge der allgemeinen Skepsis gegenüber Titeln aus der Medienbranche hat die Aktie stark gelitten. Nachdem die DEAG Anfang Juni des vergangenen Jahres einräumen musste, dass man trotz eines vervierfachten Umsatzes ein deutlich negatives Vorsteuer-Ergebnis ausweisen musste, kannte die Aktie nur eine Richtung: abwärts. Stella belastete mit Millionen schweren Abschreibungen, Investierte quittierten das mit gnadenlosen Verkäufen, ließen Weitsicht vermissen. Nur einen Monat später erhöht Schwenkow den Umsatzplan für die DEAG von 680 Mio. Mark auf 700 Mio. Mark. Grund für die Anhebung der Prognose: Die gute Geschäftsentwicklung der Musical-Tochter Stella-Entertainment. Die Talfahrt der Aktie konnte diese Meldung aber nicht mehr stoppen.
Mittlerweile stehen gerade einmal 10,30 Euro auf dem Kurszettel am Frankfurter Neuen Markt. Konsens-Schätzungen gehen im laufenden Geschäftsjahr von einem Gewinn je Aktie von 1,34 Euro aus. Im Jahr 2003 sollen es runde 1,50 Euro pro Anteilsschein sein. Auf Basis des derzeitigen Kurses würde das ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 7,68 (02e) beziehungsweise 6,86 (03e) bedeuten. Die derzeitige Marktkapitalisierung von rund 86,5 Mio. Euro übersteigt gerade einmal das in der Neun-Monats-Bilanz ausgewiesene Eigenkapital von rund 61 Mio. Euro. Hinzu kommt, dass die Bilanz die DEAG als finanziell gesundes Unternehmen darstellt. Liquidität von 42 Mio. Euro und ein Wertpapiervermögen von 9,7 Mio. Euro geben keinen Anlass zur Beunruhigung. Die kurzfristigen Darlehen gegenüber Banken liegen bei knapp 31 Mio. Euro. Der Cash-Flow der ersten neun Monate war mit rund 15 Mio. Euro erfreulich positiv.
Darüber hinaus hat die DEAG seine Aktionäre noch nie mit einer Gewinnwarnung enttäuscht. Auch an den Zahlen für das vergangene Jahr wurde trotz der Terroranschläge festgehalten. Rund 360 Mio. Euro Umsatz sollen es sein. Nachdem DEAG nach neun Monaten rund 245 Mio. Euro umgesetzt hat und das vierte Quartal besonders für den Geschäftsbereich Theatres (inklusive der sechs Stella-Bühnen) traditionell das stärkste ist, kann man getrost davon ausgehen, dass Peter Schwenkow sein Versprechen abermals einhalten wird. Vielleicht erlebt Schwenkow am 26. März – drei Tage nach seinem 48. Geburtstag – bei der Bilanzpressekonferenz den glänzenden Aufstieg eines im Moment verkannten Superstars.
Autor: Robert Sopella