Zwei gegen den Trend
Von Heino Reents und Andreas Albert, Hamburg
Die deutschen Standardwerte sind am Dienstag fester aus dem Handel gegangen. Nach Eröffnung der US-Börsen kam es zu einem Aufschwung, von dem besonders die Technologietitel profitieren konnten. Es gab nur zwei Werte, die im Minus schlossen.
Der Dax schloss mit einem Zuwachs von 1,19 Prozent bei 5861 Punkten. Der MDax konnte 0,73 Prozent auf 4678 Zähler zulegen. Die Hoffnung auf eine deutlichere Senkung der US-Leitzinsen hat nach Händlerangaben die deutschen Aktienwerte am Nachmittag aus ihrer Lethargie gerissen und zu einem festeren Trend verholfen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board hatte zuvor einen Rückgang des US-Verbrauchervertrauens für den Monat Juli mitgeteilt, der unter den Erwartungen der Analysten lag.
"Momentan ist die Stütze der US-Wirtschaft die Konsumentennachfrage", sagte ein Händler. Nun rechne man am Markt damit, dass auf dem nächsten Treffen des Offenmarktausschusses der Fed am 21. August die Zinsen stärker gesenkt würden als bislang erwartet. Das Geschehen am deutschen Aktienmarkt spielte sich aber weitestgehend bei äußerst dünnen Umätzen ab. "Von einem fundamentalen Trend kann man nicht sprechen, höchsten von einer technisch geprägten Bewegung", sagte ein Händler.
Aufregung durch Demonstranten
Für Aufregung hatten am Mittag Demonstranten gesorgt, die die Besuchergalerie der Deutschen Börse gestürmt hatten. Sie hatten Flugblätter von der Besuchergalerie auf das Parkett geworfen und Transparente entrollt. Vor dem Gebäude seien Bulle und Bär rot angemalt worden. Die Proteste richteten sich nach Angaben von Händlern gegen die Entschädigungspolitik der Bundesregierung und der deutschen Konzerne. Der Handel wurde nach Angaben der Deutschen Börse nicht beeinträchtigt.
Die Deutsche Telekom konnte sich kurz vor Börsenschluss leicht erholen und ging als zweitschwächster Wert aus dem Handel. Sie schloss mit einem Minus von 1,17 Prozent bei 25,45 Euro. Händler führten die Kursverluste auf Gewinnmitnahmen zurück, nachdem das Halbjahresergebnis die Erwartungen von Analysten erfüllt hatte. Das Index-Schwergewicht hat im ersten Halbjahr seinen Konzernüberschuss vor Sonderposten nach vorläufigen Berechnungen um rund 20 Prozent auf 600 Mio. Euro gesteigert. Jörg Natrop von der WGZ-Bank sagte, er habe einen moderat höheren Konzernüberschuss erwartet. Aussagekräftiger als der Überschuss seien jedoch die detaillierten operativen Zahlen, die die Telekom erst Ende August veröffentlichen will. Die WestLB stufte am Mittag die T-Aktie auf "Outperform" zurück. Der größte Verlierer des Handelstages war Henkel. Die Aktie gab um 1,67 Prozent auf 72 Euro nach.
Gewinne für Metro
Kräftige Gewinne verbuchten dagegen Metro, die 4,86 Prozent auf 44,88 Euro zulegten und damit stärkster Wert im Dax waren. Der weltweit viertgrößte Handelskonzern hat im zweiten Quartal 2001 seinen Umsatz um 6,4 Prozent auf 11,87 Mrd. Euro und sein Vorsteuerergebnis um 10,9 Prozent auf 504,3 Mio. Euro erhöht. "Die Zahlen sind am oberen Ende der Erwartungen ausgefallen", sagte ein Händler von M.M. Warburg. Entsprechend werde das Ergebnis von den Anlegern honoriert. Zudem hätten die Aktien in den vergangenen Tagen etwas schwächer notiert. Die Konsumtitel würden auch allgemein von dem gut angelaufenen Sommerschlussverkauf profitieren. So gewannen Adidas Salomon 2,25 Prozent und schlossen bei 77,20 Euro. Die im MDax notierten Titel von KarstadtQuelle">http://www.ariva.de/magic/...eingabe=627500&auswahl=nm>KarstadtQuelle legten um 0,96 Prozent zu auf 34,68 Euro.
Aufschläge verbuchten auch Schering, die 2,27 Prozent auf 61,65 Euro zulegten. Finanzchef Klaus Pohle hatte in einem Zeitungsinterview angekündigt, dass der Berliner Pharmakonzern in den kommenden Jahren ein deutliches Umsatz- und Gewinnwachstum erwarte. HypoVereinsbank verteuerten sich um 2,21 Prozent auf 50,95 Euro, Deutsche Bank gaben einen Teil ihrer Gewinne wieder ab und schlossen mit Zuwächsen von 0,88 Prozent bei 79,94 Euro. Volkswagen stiegen 2,03 Prozent auf 52,85 Euro.
DaimlerChrysler erholt
DaimlerChrysler konnten sich nach anfänglichen Verlusten im Handelsverlauf wieder in die Gewinnzone retten. Die Aktie ging mit einem Aufschlag von 1,21 Prozent auf 56,72 Euro aus dem Handel. Das Unternehmen hat am Dienstag in Hamburg den neuen Sportwagen Mercedes-Benz SL vorgestellt, der im Herbst auf den Markt kommen soll. Der zweisitzige Roadster mit 306 PS soll an die Tradition des berühmten "Flügeltürers" 300 SL aus den 50er Jahren anknüpfen.
Die Technologiewerte konnten sich nach den starken Vorgaben der Wall Street allesamt ins Plus retten. Infineon legten um 0,79 Prozent auf 29,45 Euro zu, SAP gewannen 1,72 Prozent auf 166 Euro, und Epcos stiegen um 1,07 Prozent auf 53,08 Euro. Siemens war der einzige Technologiewert, der schon im frühen Handel ein Plus verzeichnen konnte. Der Kurs kletterte um 2,88 Prozent auf 64,35 Euro. Damit war Siemens der zweitstärkste Wert des Tages.
FMC drehen ins Plus
Auch der Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) hatte am Dienstagmorgen Zahlen vorgelegt. Demnach hat das Unternehmen im ersten Halbjahr 2001 sein operatives Ergebnis um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert. Die Aktie drehte am Nachmittag ins Plus und schloss bei 89,69 Euro (plus 1,39 Prozent). Mit den getroffenen Erwartungen bestehe kein Bedarf, die Aktie zu verkaufen, sagte ein Händler. Außerdem sei das Interesse ausländischer Anleger an dem Wert nicht sehr hoch.
Euro behauptet
Der Kurs des Euro ist am Dienstag leicht gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 0,8755 (Montag: 0,8751) $ fest. Der Dollar kostete damit 2,2340 (2,2350) DM.