Unter strategischem Blickwinkel gilt innerhalb des Kursverlaufes des DAX der sekundäre Abwärtstrend in seiner bisherigen Definition als überwunden und neutralisiert, so Uwe Wagner, Händler der Deutschen Bank.
Von einer Wiederaufnahme des sekundären Abwärtstrends könne man nun erst sprechen, wenn es zu einem Unterschreiten des bisherigen Bewegungstiefs bei 2.188 Indexpunkten käme. In diesem Falle müsse man dann auch die obere Trendbegrenzungslinie wieder neu anpassen. Komme es dagegen nicht zu einem Unterschreiten der 2.188, gelte aus mittelfristiger Sicht der DAX nun als charttechnisch neutral (innerhalb eines noch immer langfristig gültigen primären Abwärtstrends). Komme es nach Abschluss der laufenden Abwärtsreaktion zu einem Überschreiten des Hochs vom letzten Freitag bei 2.731, liege ein neuer, sekundärer Aufwärtstrend vor, der nach oben hin im Bereich um 2.750 / 2.800 auf erwarteten Angebotsüberhang treffe.
Aus markttechnischer Sicht fällt der deutliche Rückgang der mittelfristig gemessenen Bewegungsdynamik auf, so der Experte weiter. Der ADX in seiner Standardeinstellung falle auffällig zurück, was aus diesem Blickwinkel heraus die Erwartungshaltung unterstütze, dass der bisher gültige sekundäre Abwärtstrend mit seinem Tief um 2.188 im laufenden Bewegungsfraktal tatsächlich beendet sei. Über die Trendfolger werde dem DAX noch immer ein neutrales set-up ausgewiesen.
In der Vorwoche beschrieb der Handelsexperte für den deutschen Aktienindex ein mittelfristiges Entwicklungsszenario, in dem davon ausgegangen wurde, dass nach erfolgter minimaler Reaktion, bezogen auf den sekundären Abwärtstrend (hier bezogen auf die zugrundeliegende Wegstrecke von 3.476 vom 02. Dezember letzten Jahres bis zum Jahrestief bei 2.188) eine Gegenreaktion sehr wahrscheinlich wird. Als Kursziel für die aufwärts ausgerichtete Korrektur hatte der Experte vor zwei Wochen ein Kursziel, ausgehend von der 2188, bis in den Bereich um 2.616 / 2.680 definiert, was jedoch in der Freitagsspitze um 51 Indexpunkte überschritten wurde (möglicherweise auch bedingt durch den großen Verfalltermin letzten Freitag). In diesem Zusammenhang hätten die Reaktionspotentiale (potentiellen Kursziele) für eine erwartete Gegenbewegung auf der Unterseite angepasst und definierten werden müssen: 2.550 / 2.524 (Minimumkorrektur), 2.460 (Normalkorrektur) und 2.396 / 2.369 (Maximumkorrektur).
Am gestrigen Handelstag wäre es nun zu einer Gegenbewegung gekommen, welche für sich genommen recht heftig verlaufen sei und im Tief bei 2.548 bereits das minimale Korrekturpotential auf der Unterseite erreicht hätte. Somit könne man bisher davon ausgehen, dass sich der DAX zumindest noch im groben Rahmen im Sinne des skizzierten Szenarios bewege.
Ausgehend von der laufenden Bewegungstendenz könne man nun in Kürze eine Indikation dafür erhalten, ob der DAX nach Abschluss der laufenden Reaktion seine jüngste Aufwärtsbewegung wieder nachhaltig aufnehmen kann, oder ob man (entgegen des bisherigen bevorzugten Erwartungshaltung von Uwe Wagner) mit einer seitwärts ausgerichteten Konsolidierungsphase rechnen müsse.
Im Kursverlauf des DAX bedeute dies:
Nach Ausschöpfen der Minimumkorrektur, bezogen auf den sekundären Abwärtstrend von Anfang Dezember letzten Jahres bis Mitte März diesen Jahres, habe sich der DAX am Montag wieder deutlich abgeschwächt und im Tief sein errechnetes minimales Reaktionspotential auf der Unterseite erreicht.
Dieses erstrecke sich nun noch bis in den Bereich um 2.524. Komme es heute oder morgen zu einer Stabilisierung und / oder zu einer Gegenbewegung und werde die 2.524 vorher nicht oder nur unerheblich unterschritten, hat der Experte der Deutschen Bank mit einer Trefferquote von 65 / 67 % die Erwartung, dass der Index die Aufwärtsbewegung wieder aufnimmt und zunächst sein bisheriges Korrekturhoch bei 2.731 überschreitet, mit vorerst mittelfristigem Kursziel in Richtung 2.832. Diese 2.832 entspreche dem errechneten normalen Korrekturpotential, bezogen auf den vorangegangenen, abwärts ausgerichteten Abwärtstrend von Dezember 2002 bis zum Tief bei 21.88 Indexpunkten.
Falle der DAX dagegen mit Dynamik deutlich unter die 2.524, wäre das nächst tiefere errechnete Kursziel der Bereich um 2.460, dem Normalkorrekturpotential, bezogen auf den jüngsten Aufwärtsschub. Komme es zu einer Abschwächung diesen Ausmaßes, solle dies als Indikation dafür gewertet werden, dass die aktuelle, tatsächlich vorliegende Bewegungsdynamik nicht ausreichend hoch sei, um eine Fortsetzung des jüngsten Aufwärtsimpulses zu erwarten. Auch statistisch gesehen hätte man in diesem Falle nur noch mit einer knapp 50 prozentigen Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, dass es tatsächlich in Kürze zu mehr komme, als nur mit der Ausbildung einer Seitwärtskorrektur.
Somit könne man als Fazit ziehen, dass sich der DAX derzeit durchaus im Sinne des Szenarios bewege und bisher auch noch die positive Erwartungshaltung mittelfristig weiter steigender Kurse als realistisch angesehen werden könne.