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News - 28.11.05 18:01
Das Jahr der Dividende
"Aktionäre sind dumm und frech. Dumm, weil sie Aktien kaufen, und frech, weil sie dafür noch Dividende haben wollen", scherzte einst Großbankier Carl Fürstenberg. Aber wer zu Jahresanfang in Aktien investierte, hat kräftig hinzuverdient. Weder dumm noch frech, dürfen sich die Anleger in Kürze auch noch auf eine Dividendenausschüttung der Superlative freuen.
Rund 17,5 Mrd. Euro werden die 30 Dax-Mitglieder an Dividende für das Jahr 2005 überweisen. Das wäre nicht nur ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, sondern auch die höchste Summe in der Geschichte des Index. Zu diesem bemerkenswerten Ergebnis kommt eine Studie der HypoVereinsbank (HVB). "Wir gehen davon aus, dass 22 Unternehmen ihre Ausschüttungen erhöhen werden. Bei sieben Firmen gibt es eine unveränderte Dividende und nur bei einem Titel, Infineon, fällt sie ganz aus", sagt HVB-Aktienstratege Tammo Greetfeld.
Dividendenrendite Dax 30
Aus Anlegersicht besonders spannend ist natürlich die Frage nach dem Dividenden-König im Index. Die Krone geht an die Deutsche Telekom mit einer geschätzten Dividendensumme von 2,8 Mrd. Euro. Ausgerechnet, werden sich viele Anleger sagen, denn die T-Aktie gehörte in diesem Jahr zu den schwächsten Performern im Dax. Eine Dividendenrendite von 4,7 Prozent entschädigt jedoch für so manchen Ärger. Zum Vergleich: Auf ein gewöhnliches Sparbuch gibt es derzeit 1,5 Prozent, einjährige Bundeswertpapiere liegen mit 2,5 Prozent ebenfalls weit hinter so mancher Dividendenrendite zurück.
Allerdings ist der Vergleich nicht ganz fair. Denn anders als der Zins für sichere Anlagen hängt die Dividende von der Höhe des Unternehmensgewinns ab. Dieser kann stark schwanken, im Extremfall - zum Beispiel wenn die Gesellschaft rote Zahlen schreibt - fällt die Ausschüttung ganz aus. Dieses Schicksal erlitten vor zwei Jahren die Aktionäre von gleich vier Dax-Konzernen, darunter die Telekom und Infineon.
Apropos Infineon: Der krisengebeutelte Münchner Halbleiterkonzern ist, was die Dividende betrifft, das schwarze Schaf im Dax. Seit fünf Jahren hat Infineon nichts mehr an seine Aktionäre überwiesen. Selbst 2004, als ausnahmsweise schwarze Zahlen geschrieben wurden, verhinderten Verlustvorträge eine Ausschüttung. Bessere Zeiten sind nicht in Sicht: Die HVB rechnet sowohl für 2005 als auch für 2006 mit einer Nullrunde.
Nicht nur auf kurzfristige Ausschüttungen schielen
Dieses Schicksal bleibt den Aktionären der Deutschen Börse erspart. Im Gegenteil - ihnen winken sogar Sonderausschüttungen, nachdem das Management beschlossen hat, überschüssige Geldmittel an die Anteilseigner "auszukehren". Aber Vorsicht: Dieser Effekt hält nicht ewig. Spätestens ab 2007 könnte die Ausschüttungssumme wieder sinken. Dividendenjäger sollten daher nicht nur auf die kurzfristigen Perspektiven achten, sondern auch die Kontinuität der Auszahlungen im Auge behalten.
Wie das Beispiel Telekom zeigt, garantiert eine hohe Dividendenrendite alleine noch kein Kurswunder. Was den Gesamtmarkt betrifft, lässt sich jedoch durchaus ein positiver Zusammenhang zwischen Aktienperformance und Dividendenrendite beobachten. Ein starkes Indiz hierfür liefert der im März dieses Jahres eingeführte DivDax, der die Kursentwicklung der 15 stärksten Dividendentitel aus dem Dax widerspiegelt. Die Zurückrechnung zeigt, dass die Entwicklung des DivDax seit 1999 im Durchschnitt um 4,5 Prozent über der des Gesamtmarktes lag.
Eine andere Dividendenstrategie ergibt sich aus einer Studie der DZ Bank. Untersucht wurde die Kursentwicklung von Aktien vor und nach dem Dividendenabschlag. Das verblüffende Ergebnis: Wer dividendenstarke Papiere bis zu 20 Tage vor der Hauptversammlung ins Depot nimmt und sie einen Tag nach der Ausschüttung wieder verkauft, darf sich über eine Outperformance von 2,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Index freuen.
Ausschüttungsquote liegt unter 35 Prozent
Zurück zur Studie der HypoVereinsbank. Denn ungeachtet der Aussicht auf eine üppige Dividendensaison bringt das Papier auch einen weniger erfreulichen Aspekt ans Tageslicht. Die Hälfte der Dax-Konzerne begnügt sich mit einer Ausschüttungsquote - das ist der Anteil der Dividende am Gewinn - von unter 35 Prozent. HVB-Stratege Greetfeld sieht hier durchaus noch Spielraum nach oben. Es liegt also an den Unternehmen, Großzügigkeit walten zu lassen, oder sollte Bankier Fürstenberg letztendlich doch noch Recht behalten: "Die Dividende ist der Teil vom Gewinn, den der Vorstand beim besten Willen nicht mehr vor den Aktionären verstecken konnte."
Quelle: Financial Times Deutschland
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News - 28.11.05 18:01
Das Jahr der Dividende
"Aktionäre sind dumm und frech. Dumm, weil sie Aktien kaufen, und frech, weil sie dafür noch Dividende haben wollen", scherzte einst Großbankier Carl Fürstenberg. Aber wer zu Jahresanfang in Aktien investierte, hat kräftig hinzuverdient. Weder dumm noch frech, dürfen sich die Anleger in Kürze auch noch auf eine Dividendenausschüttung der Superlative freuen.
Rund 17,5 Mrd. Euro werden die 30 Dax-Mitglieder an Dividende für das Jahr 2005 überweisen. Das wäre nicht nur ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, sondern auch die höchste Summe in der Geschichte des Index. Zu diesem bemerkenswerten Ergebnis kommt eine Studie der HypoVereinsbank (HVB). "Wir gehen davon aus, dass 22 Unternehmen ihre Ausschüttungen erhöhen werden. Bei sieben Firmen gibt es eine unveränderte Dividende und nur bei einem Titel, Infineon, fällt sie ganz aus", sagt HVB-Aktienstratege Tammo Greetfeld.
Dividendenrendite Dax 30
Aus Anlegersicht besonders spannend ist natürlich die Frage nach dem Dividenden-König im Index. Die Krone geht an die Deutsche Telekom mit einer geschätzten Dividendensumme von 2,8 Mrd. Euro. Ausgerechnet, werden sich viele Anleger sagen, denn die T-Aktie gehörte in diesem Jahr zu den schwächsten Performern im Dax. Eine Dividendenrendite von 4,7 Prozent entschädigt jedoch für so manchen Ärger. Zum Vergleich: Auf ein gewöhnliches Sparbuch gibt es derzeit 1,5 Prozent, einjährige Bundeswertpapiere liegen mit 2,5 Prozent ebenfalls weit hinter so mancher Dividendenrendite zurück.
Allerdings ist der Vergleich nicht ganz fair. Denn anders als der Zins für sichere Anlagen hängt die Dividende von der Höhe des Unternehmensgewinns ab. Dieser kann stark schwanken, im Extremfall - zum Beispiel wenn die Gesellschaft rote Zahlen schreibt - fällt die Ausschüttung ganz aus. Dieses Schicksal erlitten vor zwei Jahren die Aktionäre von gleich vier Dax-Konzernen, darunter die Telekom und Infineon.
Apropos Infineon: Der krisengebeutelte Münchner Halbleiterkonzern ist, was die Dividende betrifft, das schwarze Schaf im Dax. Seit fünf Jahren hat Infineon nichts mehr an seine Aktionäre überwiesen. Selbst 2004, als ausnahmsweise schwarze Zahlen geschrieben wurden, verhinderten Verlustvorträge eine Ausschüttung. Bessere Zeiten sind nicht in Sicht: Die HVB rechnet sowohl für 2005 als auch für 2006 mit einer Nullrunde.
Nicht nur auf kurzfristige Ausschüttungen schielen
Dieses Schicksal bleibt den Aktionären der Deutschen Börse erspart. Im Gegenteil - ihnen winken sogar Sonderausschüttungen, nachdem das Management beschlossen hat, überschüssige Geldmittel an die Anteilseigner "auszukehren". Aber Vorsicht: Dieser Effekt hält nicht ewig. Spätestens ab 2007 könnte die Ausschüttungssumme wieder sinken. Dividendenjäger sollten daher nicht nur auf die kurzfristigen Perspektiven achten, sondern auch die Kontinuität der Auszahlungen im Auge behalten.
Wie das Beispiel Telekom zeigt, garantiert eine hohe Dividendenrendite alleine noch kein Kurswunder. Was den Gesamtmarkt betrifft, lässt sich jedoch durchaus ein positiver Zusammenhang zwischen Aktienperformance und Dividendenrendite beobachten. Ein starkes Indiz hierfür liefert der im März dieses Jahres eingeführte DivDax, der die Kursentwicklung der 15 stärksten Dividendentitel aus dem Dax widerspiegelt. Die Zurückrechnung zeigt, dass die Entwicklung des DivDax seit 1999 im Durchschnitt um 4,5 Prozent über der des Gesamtmarktes lag.
Eine andere Dividendenstrategie ergibt sich aus einer Studie der DZ Bank. Untersucht wurde die Kursentwicklung von Aktien vor und nach dem Dividendenabschlag. Das verblüffende Ergebnis: Wer dividendenstarke Papiere bis zu 20 Tage vor der Hauptversammlung ins Depot nimmt und sie einen Tag nach der Ausschüttung wieder verkauft, darf sich über eine Outperformance von 2,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Index freuen.
Ausschüttungsquote liegt unter 35 Prozent
Zurück zur Studie der HypoVereinsbank. Denn ungeachtet der Aussicht auf eine üppige Dividendensaison bringt das Papier auch einen weniger erfreulichen Aspekt ans Tageslicht. Die Hälfte der Dax-Konzerne begnügt sich mit einer Ausschüttungsquote - das ist der Anteil der Dividende am Gewinn - von unter 35 Prozent. HVB-Stratege Greetfeld sieht hier durchaus noch Spielraum nach oben. Es liegt also an den Unternehmen, Großzügigkeit walten zu lassen, oder sollte Bankier Fürstenberg letztendlich doch noch Recht behalten: "Die Dividende ist der Teil vom Gewinn, den der Vorstand beim besten Willen nicht mehr vor den Aktionären verstecken konnte."
Quelle: Financial Times Deutschland