Darauf setzt ein erfahrener Anleger

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EinsamerSam.:

Darauf setzt ein erfahrener Anleger

 
11.08.05 12:21
Strategie

Darauf setzt ein erfahrener Anleger

11. August 2005 Die Rohölpreise sind auf den Rekordstand von 64 Dollar pro Barrel gestiegen, die Federal Reserve dürfte ihren Zinsanhebungskurs auch nach dem zehnten Zinsschritt in Folge fortsetzen, und das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft hängt immer stärker vom Wohnungsmarkt ab, auf dem sich eine Blase zu bilden scheint.

Dank der überraschend günstigen Entwicklung der Unternehmensgewinne haben die Aktienmärkte zuletzt gut abgeschnitten. Dementsprechend könnte es für die Anleger an der Zeit sein, ihre Gewinne zum Teil zu realisieren und ihre Portfolios umzustrukturieren.

Immer mit der Ruhe. Dieses Jahr ist gut für langfristige Investitionen geeignet - jedenfalls nach Auffassung von John Carey, dem erfahrenen Fondsmanager des seit 77 Jahren bestehenden und damit drittältesten Fonds in den Vereinigten Staaten, des Pioneer Fund. Der Pioneer Fund investiert ein Vermögen von sieben Milliarden Dollar wertorientiert; mit einem Wertzuwachs von vier Prozent im laufenden Jahr und um zwölf Prozent im Jahr 2004 hat er den S&P 500 in beiden Jahren geschlagen. Der Fonds hat sogar in den vergangenen zehn Jahren besser abgeschnitten als der S&P-Index; die durchschnittliche jährliche Rendite lag bei 10,5 Prozent, verglichen mit zehn Prozent für den S&P 500.

Walgreen und Wiley & Sons als langfristige Anlagen

2005 hat sich, so Carey, als besonders gutes Jahr für bestimmte, langfristige Investitionen erwiesen. Im August stellte er bei einer Überprüfung seiner besten Aktien überrascht fest, daß er drei von ihnen bereits kurz nach der Übernahme des Fondsmanagements im Jahr 1986 gekauft hatte. Bei zweien dieser Positionen hatte überhaupt keine Veränderung stattgefunden, seit sie vor knapp zwanzig Jahren ins Portfolio aufgenommen worden waren. Diese Ecksteine des Fonds empfiehlt Carey auch heute noch zum Kauf und zum Halten.

Dabei handelt es sich zunächst um Walgreen, eine Drogerie-Kette aus Deerfield, die inzwischen landesweit über knapp 5.000 Filialen verfügt und weiterhin organisch dank eines positiven Cashflow und nicht durch Übernahmen wächst. Carey schätzt, daß der Wert seiner ursprünglichen Investition gegenüber dem Kaufzeitpunkt um das 15-20fache gestiegen ist; er sagt, er habe keine Anteile verkauft. Im laufenden Jahr ist der Kurs der Aktie um 17 Prozent auf 48 Dollar gestiegen.

Walgreen ist nach Auffassung von Carey ein gutes Beispiel dafür, welche Vorteile ein langfristig ausgerichteter Ansatz bietet. Er hat die Aktie sowohl in Zeiten der Überbewertung als auch in Zeiten der Unterbewertung gehalten, bis die Gewinne wieder dem Aktienkurs entsprachen.

„Zu viele Anleger werden nervös, wenn der Aktienkurs ansteigt”, erläutert Carey. „Sie verkaufen und kaufen die Aktie nicht wieder und bekommen so den nächsten Aufwärtstrend nicht mit.” Wenn der Kurs einer Aktie steigt, erstellt er eine Prognose für die nächsten drei bis vier Jahre und stellt fest, ob die von ihm erwartete Gewinnentwicklung den aktuellen Kurs rechtfertigt.

Bei der zweiten Investition, die er seit 1986 nicht verändert hat - das Verlagshaus John Wiley & Sons -, handelt es sich um einen der wenigen verbleibenden, unabhängigen Verlage. Er ist auf Technik- und Fachbücher spezialisiert. Der Verlag hat einige Übernahmen getätigt, konzentriert sich jedoch weiterhin auf seine Marktnische und verzeichnet anhaltend gute Gewinnmargen. Carey sagt, er habe seit der ursprünglichen Investition keine Aktien verkauft und er halte Wiley immer noch für attraktiv. Im bisherigen Jahresverlauf hat die Aktie 23 Prozent auf einen Kurs von 42 Dollar zugelegt.

Wiley bestätigt die von Carey vertretene Auffassung, daß es sinnvoll ist, eine Aktie zu kaufen und zu halten, solange sich ein Geschäftsmodell über die Jahre hinweg nicht wesentlich verändert (wie es im Verlagswesen oder im Drugstore-Einzelhandel der Fall ist). „Man muß nicht immer etwas neues kaufen”, erläutert Carey. „Man muß nur sicherstellen, daß das Management die in der Vergangenheit erfolgreiche Strategie fortsetzt und Wege findet, um sie zu verbessern.”

Nicht alle Aktie lassen sich langfristig halten

Pioneer hält auch Aktien von May Department Stores, dem Mutterhaus der Ketten Filene's, Lord & Taylor's und David's Bridal. Der Kurs schoß zu Jahresbeginn in die Höhe, als Federated Übernahmepläne mit einem Volumen von elf Milliarden Dollar bekanntgab. Der Kurs ist im laufenden Jahr um 38 Prozent auf 40 Dollar gestiegen.

Carey hat seine Position in diesem Unternehmen im Laufe der Jahre aus- und wieder abgebaut und gibt zu, daß er bereits früher mit einer Übernahme gerechnet hatte. Jetzt wird er die Aktie weiter halten und abwarten, ob Federated Effizienzgewinne bewerkstelligen und die neuen Läden integrieren kann, ohne Kunden an die Marken von May zu verlieren. „Meines Erachtens ist das Kaufhaus noch nicht tot”, sagt er.

Carey gibt jedoch zu bedenken, daß es nicht immer gut ist, Aktien nur zu halten. ”Manche Unternehmen treffen falsche Entscheidungen und können nicht alle Herausforderungen so bewältigen, daß sie wettbewerbsfähig bleiben und ihren Gewinn steigern”, erläutert er. Insbesondere im Technologiesektor ist es sinnvoll, Aktien abzustoßen, wenn die Unternehmen nicht mehr führend sind. „In manchen Branchen muß man rasche Entscheidungen treffen”, wie er sagt.

Carey hält führende Unternehmen, deren Geschäft sich von Jahr zu Jahr nicht maßgeblich ändert, für eine gute Wahl für langfristige Anlagen. So bezeichnet er Konsumgüterhersteller wie Procter & Gamble, Colgate-Palmolive und PepsiCo als attraktiv. Johnson & Johnson, eine langfristige Investition des Fonds, hat sich vor kurzem als „bestes der großen Pharmaunternehmen” erwiesen. Der Pioneer Fund schichtet im Durchschnitt lediglich 15 Prozent im Jahr um.

Carey bezeichnet seinen Marktausblick derzeit als „durchaus optimistisch”. Seines Erachtens handelt die Fed umsichtig, wenn sie die Zinsen in moderatem Tempo anhebt, um die Inflation unter Kontrolle zu halten. Er erwartet für dieses Jahr Renditen von acht bis zehn Prozent und geht davon aus, daß auch im kommenden Jahr nennenswerte Ergebnisse erzielt werden können.

Für die Zeit danach stellt er sich die Frage, wann der nächste Abschwung eintreten wird. Die Auswirkungen der hohen Hauspreise und der Beliebtheit von variabel verzinslichen Hypotheken geben seines Erachtens Anlaß zur Besorgnis. Die drastisch gestiegenen Öl- und Rohstoffpreise beeinflussen bereits die Ergebnisse der Unternehmen. Carey ist insbesondere im Hinblick auf Versorger derzeit vorsichtig und vertritt die Auffassung, daß steigende Anleiherenditen und hohe Rohstoffkosten die Aktienkurse im kommenden Jahr dämpfen könnten.

Carey investiert jedoch weniger auf der Grundlage konjunktureller Trends, sondern konzentriert sich darauf, gesunde Unternehmen zu einem guten Kurs zu finden, die sich unabhängig von der Konjunktur günstig entwickeln. Sein konservativer, langfristiger Ansatz liegt im Vergleich nur selten ganz vorn. Aber manchmal, wie im laufenden Jahr, prasseln die Gewinne nur so.

Quelle: FAZ.de

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