07.05.2001: Zukunftstrends (4/5): Die nächste Microsoft
Mehr als 60.000 % Kursgewinn strichen die Aktionäre der wohl bekanntesten sogenannten Garagenfirma der Welt ein. Wer 1986 Anteile an Microsoft kaufte, ist heute ein reicher Mann, den auch nicht die rund 50 % Kursrückgang seit dem All-Time-High der Aktie kratzen. Doch sind solche Erfolgsstories heute noch wiederholbar? Wenn ja, in welchen Firmen steckt dieses Potenzial?
Rückblick: Die Microsoft-Story wird sich nie wiederholen?!
Bereits in der vergangenen Folge der Zukunftsserie (Link zu „Zukunftstrends (Teil 3/5): Das Geheimnis der sechsten Superwirtschaft“) hatten wir Ihnen das Prinzip von Innovationen und mit ihnen zusammenhängenden großen Wirtschaftszyklen erläutert. Der fünfte sogenannte Kondratieff-Zyklus ist der, dessen Basisinnovation die Informationstechnologie ist. Dass Wirtschaftsexperten mittlerweile einige mögliche Basisinnovationen für eine sechste lange Welle und einen erneuten Wirtschaftsboom gefunden haben und welche dies sind, hatten wir Ihnen in der vergangenen Woche ebenfalls geschildert. Der sechste Kondratieff-Zyklus könnte sich allerdings maßgeblich von dem fünften in einem wirtschaftlichen Punkt unterscheiden. Das Startkapital, das die dominierenden Unternehmen des sechsten Zyklus aufbringen müssen, wird wesentlich höher ausfallen, als die Summe der paar Dollar mit denen Firmen wie Yahoo! oder Microsoft ihre Geschäfte aufnahmen, um zu Weltkonzernen aufsteigen.
Legendär sind die Geschichten um den Hardwareriesen Hewlett Packard: 1938 begannen William Hewlett und David Packard in einer Garage in Palo Alto mit der Herstellung medizinischer Messgeräte und gründeten dabei die Urwiege der Informationsgesellschaft: Das Silicon Valley. Von ähnlicher Qualität ist auch die bekanntere Geschichte des jungen Bill Gates, der in Seattle mit ein paar befreundeten Computerfreaks die Entwicklung eines Betriebssystems begann, oder die noch in den 90er Jahren verankerte Geschichte zweier Studenten, die in ihrer Freizeit für ein paar Freunde ein Web-Verzeichnis erstellten und so den Internetgiganten Yahoo! gründeten. Neben dem „American Dream“ verkörpern diese Geschichten aber auch den Traum eines jeden Aktionärs. Die Renditen, die diese Firmen an der Börse ihren Teilhabern einbrachten, liegen teils jenseits der 100.000 %!
Die Säulen des Erfolgs in der New Economy
Grundvoraussetzung für die Erfolgsgeschichten der Unternehmen Microsoft und Yahoo! waren neben einer genialen Idee und sehr geschickter Umsetzung dieser vor allem der geringe Bedarf an Startkapital und die deutliche Auswirkung des sogenannten First-Mover-Advantage, der vor allem in der New Economy ausschlaggebend ist. Unter diesem Vorteil versteht man den Vorsprung eines Unternehmens, den es durch den ersten Eintritt in einen vollkommen unbesetzten Markt erhält. First-Mover-Advantages gelten als für Konkurrenten schwer einholbar. Allerdings ist der Vorteil des Ersten nur in der Software- und der Internetbranche wirklich ausschlaggebend. In anderen Hightechindustrien finden sich hingegen sehr viele Gegenbeispiele, bei denen der frühere Marktführer und First Mover den Wettbewerb nicht überlebte. Anzuführen wäre hier zum Beispiel die Pleite der Firma Hercules, die der dominierende Hersteller von PC-Grafikkarten in den 80er Jahren war und dann Ende der 90er Jahre NVidia und anderen Konkurrenten unterlag.
Im sechsten Kondratieff wird der First-Mover-Advantage eine geringe Rolle spielen, was Konzerne mit hoher Cashposition den Firmen gegenüber bevorteilt, die ein neues innovatives Produkt erfinden. Dafür werden Unternehmen einen sehr hohen Bedarf an Startkapital haben. Die von Nefiodow definierten Kandidaten für die sogenannte sechste Superwirtschaft sind die Sektoren Gesundheit, Biotechnologie, Optische Technologien (inklusive Nanotechnologie) und die Umwelttechnologie (Link zu „Zukunftstrends (Teil 3/5): Das Geheimnis der sechsten Superwirtschaft“). In all diesen Segmenten ist der Bedarf an Startkapital immens. So kostet die Entwicklung eines Medikamentes, das bei Menschen zum Einsatz kommen soll, durch alle klinischen Phasen meist zwischen 100 und 500 Mio. USD. Das entspricht nicht gerade dem Etat und der Philosophie von Leuten wie David Packard, der die Gründung seiner Firma, die er bis 1987 leitete, darauf zurückführt, dass er „einen Nickel“, also ein 5 Cent-Stück verdienen wollte. Auch die Konstruktion von Windkraftanlagen oder das Arbeiten im submolekularen Bereich in den verschiedenen Feldern der Nanotechnologie erfordert Ausrüstungen und Arbeitskräfte, die nicht mal eben so von einem frischen Abiturienten oder Studienabbrecher gemietet oder gar gekauft werden.
Neue Technologien: Der Kuchen ist verteilt
Bei näherem Hinsehen stellt man fest, dass die Weltmarktführer in den potenziellen Zukunftsbranchen Konzerne sind, die man als Anleger beim Blick auf den Kurszettel eher unter „lahme Traditionsriesen“ einordnen würde, als dass man in ihnen zukunftsorientierte Investitionsmöglichkeiten erkennen würde. Doch viele dieser Unternehmen haben ihre großen finanziellen Reserven bereits genutzt und anfängliche Innovationsvorsprünge diverser Marktneulinge eingeholt. Zwei Beispiele beweisen dies:
Die größte Solarzellenfabrik der Welt steht in Gelsenkirchen. Doch sie wird nicht, wie man meinen könnte, von irgendeiner Neuen Markt-Firma wie Sunways oder Umweltkontor betrieben, sondern vom Erdölgiganten Royal Dutch. Dieser hat sich die Anlage, die sich über 5.000 Quadratmeter erstreckt, 50 Mio. DM kosten lassen. Aber dies nicht ohne Grund: Royal Dutch möchte bis spätestens 2005 einen Weltmarktanteil von 10 % bei der neuen Art der Energiegewinnung erreichen. Es steht wohl außer Frage, dass man hierfür bei dem niederländischen Unternehmen im Notfall auch gerne noch mal 50 Millionen Mark nachlegt.
Ein weiteres Beispiel ist „Big Blue“ IBM. Das Unternehmen ist vermutlich der technologische Weltmarktführer im Bereich Nanotechnologie. So erzielte eine Forschungsgruppe des Unternehmens, die im IBM-Forschungszentrum in Zürich arbeitet, einen sensationellen Durchbruch mit einem thermomechanischen Verfahren zur Datenspeicherung mit dem Projektnamen „Millipede“ (zu deutsch: „Tausendfüssler“), bei der in eine Polymer-Schicht „Verletzungen“ im Nanometerbereich „eingebrannt“ werden. Dabei wollen die Forscher eine Datendichte erreichen, die die Speicherung von 80 Gigabit auf der Fläche von nur einem Quadratzentimeter ermöglicht. Den Namen erhielt das Projekt dadurch, dass der Schreibkopf, der die Verletzungen einbrennt, mit 1024 Untereinheiten synchron arbeiten kann. Das Forschungszentrum Zürich ist bereits seit Mitte der 80er Jahre Aushängeschild der Nanotechnologieforschung bei IBM. 1986 und 1987 gingen Physik-Nobelpreise an die Forscher des Zentrums. Aktuell gehören im Züricher Forschungszentrum die Bestrebungen, nanotechnische Schaltkreise und ultradünne Magnetstrukturen herzustellen, zu den Hauptprojekten. Das Zentrum wurde erst im vergangenen Jahr deutlich erweitert. Weitere Hauptprojekte sind die Erforschung der Supraleitung bei höheren Temperaturen und die Herstellung nanotechnischer Grundbausteine. Genauere Informationen zur Nanotechnologie erhielten Sie bereits vor einiger Zeit von meiner Kollegin Petra Sieck, die ein hochinteressantes Interview zu diesem Thema, dessen Lektüre ich Ihnen empfehle, führte (Link zu „Nanotechnologie: Gigantische Welten der Märkte von morgen!“). Die Erkenntnisse der Nanotechnologie dürften in allen wissenschaftlichen Disziplinen zum Einsatz kommen. Vor allem in der Raumfahrttechnik und in der Medizin werden große Fortschritte durch die Miniaturisierung von Maschinen erwartet. In den USA wurden in den vergangenen drei Jahren mehrere hochdotierte Förderungsprogramme verabschiedet. In speziellen Regierungsprojekten forscht unter anderem David Baltimore, Krebsexperte und Medizin-Nobelpreisträger, mit einem großen Team hochqualifizierter Wissenschaftler an den interdisziplinären Einsatzmöglichkeiten der Nanotechnologie für die NASA.
Trotz der guten Positionierung von IBM und ähnlichen Forschungsaktivitäten bei Hewlett Packard, der angeschlagenen Lucent Technologies und Texas Instruments gibt es aber auch in diesem Zukunftsmarkt innovative Newcomer. Besonders viel Aufmerksamkeit erhalten in den USA die nicht börsennotierte Zyvex, der Nanokristallspezialist Nanophase Technologies und der schon profitable Hersteller von Messinstrumenten für die Halbleiterproduktion Nanometrics. Die beiden börsennotierten Firmen haben gerade in den letzten Wochen an der NASDAQ einen steilen Kursanstieg verzeichnen können.
IBM: Alter Konzern auf Zukunftskurs
Erst am vergangenen Donnerstag meldete die in Armonk (Bundestaat New York) ansässige International Business Machines Corporation erneut einen Forschungsdurchbruch, der aus der Forschung im Bereich Nanotechnologie stammt. Das Unternehmen hat eine neue Möglichkeit zur Ausrichtung der Kristalle in Flachbildschirmen gefunden. Aktuell werden die Flüssigkristalle, die sich im Bildschirm befinden, durch das Polieren mit einem Samttuch ausgerichtet. Eine Technik, die nach Angaben von IBM auf eine mittlerweile 95 Jahre alte Entdeckung setzt und immens teuer ist. IBM hingegen werde künftig eine Technik anwenden, in der die Flüssigkristalle durch die Bombardierung mit Atomen richtig ausgerichtet werden und somit Zeit und Kosten sparen.
Doch IBM fokussiert nun auch den Eintritt in die Biotechnologie. Am 26. April unterzeichnete das Unternehmen eine Kooperation mit Netgenetics mit dem Ziel, großtechnische Systeme und Programme für die forschende Biotechindustrie zu entwickeln. Speziell sollen diese Systeme an den Proteomics-Markt adressiert werden. Unter Proteomics versteht man die Zuordnung der Gene zu den jeweiligen Eiweißen. Der Aufwand, das menschliche Proteom zu entschlüsseln, wird auf ein Vielfaches dessen beziffert, was zur Entschlüsselung des menschlichen Genoms notwendig war.
Der Konzern IBM steht aber auch derzeit schon sehr gut da. Zum 31.03.2001 beträgt der Auftragsbestand 87 Mrd. USD. Im ersten Quartal 2001 setzte IBM mehr als 21 Mrd. USD um und verdiente dabei 1,74 Mrd. USD oder 0,98 USD je Aktie. Bei einem aktuellen Aktienkurs von 115 USD beträgt der Börsenwert rund 202 Mrd. USD. Im laufenden Jahr dürfte Big Blue nach Angaben der Investmentbank Salomon Smith Barney satte 5,00 USD je Aktie verdienen und mehr als 96 Mrd. USD umsetzen. Die Vergleichswerte aus dem Jahr 2000 sind ein Umsatz von 88,3 Mrd. USD und ein Gewinn je Aktie von 4,4 USD. Damit beträgt das 2001er KGV für die Aktie 23, was angesichts des sehr hohen Auftragsbestandes und einer regelmäßigen Quartalsdividende von 0,14 USD eine akzeptable Bewertung ist.
Langfristig sind die Aktien der International Business Machines aber durch viele aufwendige Forschungsprojekte und Investitionen eine wohl überdurchschnittlich interessante Anlage.
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Fazit
Wer sicher auf die Zukunftsmärkte Nanotechnologie und Biotechnologie setzen möchte, der ist mit einer Anlage in die Aktien von IBM sicherlich nicht schlecht beraten. Daneben bleibt die bei Anlegern wesentlich populärere Option, in Biotech- und Nanotech-Newcomer zu investieren, für die im Allgemeinfall nicht einmal sinnvolle Gewinn- und Umsatzschätzungen abgegeben werden können. Freilich sind hierbei, wie Sie wissen, sowohl Risken als auch Chancen ungleich höher als bei einem „kostolanischen Schlaftabletteninvestment“ in Big Blue. Aber auszuschließen ist es natürlich nicht, dass dann doch eines Tages wieder ein NASDAQ-Smallcap zu einem der größten Konzerne der Welt aufsteigt.
Quelle:
www.finanznachrichten.de/berichte/news.asp?s=berichte&id=198456
hmm was haltet ihr davon??
mfg Fips17
Mehr als 60.000 % Kursgewinn strichen die Aktionäre der wohl bekanntesten sogenannten Garagenfirma der Welt ein. Wer 1986 Anteile an Microsoft kaufte, ist heute ein reicher Mann, den auch nicht die rund 50 % Kursrückgang seit dem All-Time-High der Aktie kratzen. Doch sind solche Erfolgsstories heute noch wiederholbar? Wenn ja, in welchen Firmen steckt dieses Potenzial?
Rückblick: Die Microsoft-Story wird sich nie wiederholen?!
Bereits in der vergangenen Folge der Zukunftsserie (Link zu „Zukunftstrends (Teil 3/5): Das Geheimnis der sechsten Superwirtschaft“) hatten wir Ihnen das Prinzip von Innovationen und mit ihnen zusammenhängenden großen Wirtschaftszyklen erläutert. Der fünfte sogenannte Kondratieff-Zyklus ist der, dessen Basisinnovation die Informationstechnologie ist. Dass Wirtschaftsexperten mittlerweile einige mögliche Basisinnovationen für eine sechste lange Welle und einen erneuten Wirtschaftsboom gefunden haben und welche dies sind, hatten wir Ihnen in der vergangenen Woche ebenfalls geschildert. Der sechste Kondratieff-Zyklus könnte sich allerdings maßgeblich von dem fünften in einem wirtschaftlichen Punkt unterscheiden. Das Startkapital, das die dominierenden Unternehmen des sechsten Zyklus aufbringen müssen, wird wesentlich höher ausfallen, als die Summe der paar Dollar mit denen Firmen wie Yahoo! oder Microsoft ihre Geschäfte aufnahmen, um zu Weltkonzernen aufsteigen.
Legendär sind die Geschichten um den Hardwareriesen Hewlett Packard: 1938 begannen William Hewlett und David Packard in einer Garage in Palo Alto mit der Herstellung medizinischer Messgeräte und gründeten dabei die Urwiege der Informationsgesellschaft: Das Silicon Valley. Von ähnlicher Qualität ist auch die bekanntere Geschichte des jungen Bill Gates, der in Seattle mit ein paar befreundeten Computerfreaks die Entwicklung eines Betriebssystems begann, oder die noch in den 90er Jahren verankerte Geschichte zweier Studenten, die in ihrer Freizeit für ein paar Freunde ein Web-Verzeichnis erstellten und so den Internetgiganten Yahoo! gründeten. Neben dem „American Dream“ verkörpern diese Geschichten aber auch den Traum eines jeden Aktionärs. Die Renditen, die diese Firmen an der Börse ihren Teilhabern einbrachten, liegen teils jenseits der 100.000 %!
Die Säulen des Erfolgs in der New Economy
Grundvoraussetzung für die Erfolgsgeschichten der Unternehmen Microsoft und Yahoo! waren neben einer genialen Idee und sehr geschickter Umsetzung dieser vor allem der geringe Bedarf an Startkapital und die deutliche Auswirkung des sogenannten First-Mover-Advantage, der vor allem in der New Economy ausschlaggebend ist. Unter diesem Vorteil versteht man den Vorsprung eines Unternehmens, den es durch den ersten Eintritt in einen vollkommen unbesetzten Markt erhält. First-Mover-Advantages gelten als für Konkurrenten schwer einholbar. Allerdings ist der Vorteil des Ersten nur in der Software- und der Internetbranche wirklich ausschlaggebend. In anderen Hightechindustrien finden sich hingegen sehr viele Gegenbeispiele, bei denen der frühere Marktführer und First Mover den Wettbewerb nicht überlebte. Anzuführen wäre hier zum Beispiel die Pleite der Firma Hercules, die der dominierende Hersteller von PC-Grafikkarten in den 80er Jahren war und dann Ende der 90er Jahre NVidia und anderen Konkurrenten unterlag.
Im sechsten Kondratieff wird der First-Mover-Advantage eine geringe Rolle spielen, was Konzerne mit hoher Cashposition den Firmen gegenüber bevorteilt, die ein neues innovatives Produkt erfinden. Dafür werden Unternehmen einen sehr hohen Bedarf an Startkapital haben. Die von Nefiodow definierten Kandidaten für die sogenannte sechste Superwirtschaft sind die Sektoren Gesundheit, Biotechnologie, Optische Technologien (inklusive Nanotechnologie) und die Umwelttechnologie (Link zu „Zukunftstrends (Teil 3/5): Das Geheimnis der sechsten Superwirtschaft“). In all diesen Segmenten ist der Bedarf an Startkapital immens. So kostet die Entwicklung eines Medikamentes, das bei Menschen zum Einsatz kommen soll, durch alle klinischen Phasen meist zwischen 100 und 500 Mio. USD. Das entspricht nicht gerade dem Etat und der Philosophie von Leuten wie David Packard, der die Gründung seiner Firma, die er bis 1987 leitete, darauf zurückführt, dass er „einen Nickel“, also ein 5 Cent-Stück verdienen wollte. Auch die Konstruktion von Windkraftanlagen oder das Arbeiten im submolekularen Bereich in den verschiedenen Feldern der Nanotechnologie erfordert Ausrüstungen und Arbeitskräfte, die nicht mal eben so von einem frischen Abiturienten oder Studienabbrecher gemietet oder gar gekauft werden.
Neue Technologien: Der Kuchen ist verteilt
Bei näherem Hinsehen stellt man fest, dass die Weltmarktführer in den potenziellen Zukunftsbranchen Konzerne sind, die man als Anleger beim Blick auf den Kurszettel eher unter „lahme Traditionsriesen“ einordnen würde, als dass man in ihnen zukunftsorientierte Investitionsmöglichkeiten erkennen würde. Doch viele dieser Unternehmen haben ihre großen finanziellen Reserven bereits genutzt und anfängliche Innovationsvorsprünge diverser Marktneulinge eingeholt. Zwei Beispiele beweisen dies:
Die größte Solarzellenfabrik der Welt steht in Gelsenkirchen. Doch sie wird nicht, wie man meinen könnte, von irgendeiner Neuen Markt-Firma wie Sunways oder Umweltkontor betrieben, sondern vom Erdölgiganten Royal Dutch. Dieser hat sich die Anlage, die sich über 5.000 Quadratmeter erstreckt, 50 Mio. DM kosten lassen. Aber dies nicht ohne Grund: Royal Dutch möchte bis spätestens 2005 einen Weltmarktanteil von 10 % bei der neuen Art der Energiegewinnung erreichen. Es steht wohl außer Frage, dass man hierfür bei dem niederländischen Unternehmen im Notfall auch gerne noch mal 50 Millionen Mark nachlegt.
Ein weiteres Beispiel ist „Big Blue“ IBM. Das Unternehmen ist vermutlich der technologische Weltmarktführer im Bereich Nanotechnologie. So erzielte eine Forschungsgruppe des Unternehmens, die im IBM-Forschungszentrum in Zürich arbeitet, einen sensationellen Durchbruch mit einem thermomechanischen Verfahren zur Datenspeicherung mit dem Projektnamen „Millipede“ (zu deutsch: „Tausendfüssler“), bei der in eine Polymer-Schicht „Verletzungen“ im Nanometerbereich „eingebrannt“ werden. Dabei wollen die Forscher eine Datendichte erreichen, die die Speicherung von 80 Gigabit auf der Fläche von nur einem Quadratzentimeter ermöglicht. Den Namen erhielt das Projekt dadurch, dass der Schreibkopf, der die Verletzungen einbrennt, mit 1024 Untereinheiten synchron arbeiten kann. Das Forschungszentrum Zürich ist bereits seit Mitte der 80er Jahre Aushängeschild der Nanotechnologieforschung bei IBM. 1986 und 1987 gingen Physik-Nobelpreise an die Forscher des Zentrums. Aktuell gehören im Züricher Forschungszentrum die Bestrebungen, nanotechnische Schaltkreise und ultradünne Magnetstrukturen herzustellen, zu den Hauptprojekten. Das Zentrum wurde erst im vergangenen Jahr deutlich erweitert. Weitere Hauptprojekte sind die Erforschung der Supraleitung bei höheren Temperaturen und die Herstellung nanotechnischer Grundbausteine. Genauere Informationen zur Nanotechnologie erhielten Sie bereits vor einiger Zeit von meiner Kollegin Petra Sieck, die ein hochinteressantes Interview zu diesem Thema, dessen Lektüre ich Ihnen empfehle, führte (Link zu „Nanotechnologie: Gigantische Welten der Märkte von morgen!“). Die Erkenntnisse der Nanotechnologie dürften in allen wissenschaftlichen Disziplinen zum Einsatz kommen. Vor allem in der Raumfahrttechnik und in der Medizin werden große Fortschritte durch die Miniaturisierung von Maschinen erwartet. In den USA wurden in den vergangenen drei Jahren mehrere hochdotierte Förderungsprogramme verabschiedet. In speziellen Regierungsprojekten forscht unter anderem David Baltimore, Krebsexperte und Medizin-Nobelpreisträger, mit einem großen Team hochqualifizierter Wissenschaftler an den interdisziplinären Einsatzmöglichkeiten der Nanotechnologie für die NASA.
Trotz der guten Positionierung von IBM und ähnlichen Forschungsaktivitäten bei Hewlett Packard, der angeschlagenen Lucent Technologies und Texas Instruments gibt es aber auch in diesem Zukunftsmarkt innovative Newcomer. Besonders viel Aufmerksamkeit erhalten in den USA die nicht börsennotierte Zyvex, der Nanokristallspezialist Nanophase Technologies und der schon profitable Hersteller von Messinstrumenten für die Halbleiterproduktion Nanometrics. Die beiden börsennotierten Firmen haben gerade in den letzten Wochen an der NASDAQ einen steilen Kursanstieg verzeichnen können.
IBM: Alter Konzern auf Zukunftskurs
Erst am vergangenen Donnerstag meldete die in Armonk (Bundestaat New York) ansässige International Business Machines Corporation erneut einen Forschungsdurchbruch, der aus der Forschung im Bereich Nanotechnologie stammt. Das Unternehmen hat eine neue Möglichkeit zur Ausrichtung der Kristalle in Flachbildschirmen gefunden. Aktuell werden die Flüssigkristalle, die sich im Bildschirm befinden, durch das Polieren mit einem Samttuch ausgerichtet. Eine Technik, die nach Angaben von IBM auf eine mittlerweile 95 Jahre alte Entdeckung setzt und immens teuer ist. IBM hingegen werde künftig eine Technik anwenden, in der die Flüssigkristalle durch die Bombardierung mit Atomen richtig ausgerichtet werden und somit Zeit und Kosten sparen.
Doch IBM fokussiert nun auch den Eintritt in die Biotechnologie. Am 26. April unterzeichnete das Unternehmen eine Kooperation mit Netgenetics mit dem Ziel, großtechnische Systeme und Programme für die forschende Biotechindustrie zu entwickeln. Speziell sollen diese Systeme an den Proteomics-Markt adressiert werden. Unter Proteomics versteht man die Zuordnung der Gene zu den jeweiligen Eiweißen. Der Aufwand, das menschliche Proteom zu entschlüsseln, wird auf ein Vielfaches dessen beziffert, was zur Entschlüsselung des menschlichen Genoms notwendig war.
Der Konzern IBM steht aber auch derzeit schon sehr gut da. Zum 31.03.2001 beträgt der Auftragsbestand 87 Mrd. USD. Im ersten Quartal 2001 setzte IBM mehr als 21 Mrd. USD um und verdiente dabei 1,74 Mrd. USD oder 0,98 USD je Aktie. Bei einem aktuellen Aktienkurs von 115 USD beträgt der Börsenwert rund 202 Mrd. USD. Im laufenden Jahr dürfte Big Blue nach Angaben der Investmentbank Salomon Smith Barney satte 5,00 USD je Aktie verdienen und mehr als 96 Mrd. USD umsetzen. Die Vergleichswerte aus dem Jahr 2000 sind ein Umsatz von 88,3 Mrd. USD und ein Gewinn je Aktie von 4,4 USD. Damit beträgt das 2001er KGV für die Aktie 23, was angesichts des sehr hohen Auftragsbestandes und einer regelmäßigen Quartalsdividende von 0,14 USD eine akzeptable Bewertung ist.
Langfristig sind die Aktien der International Business Machines aber durch viele aufwendige Forschungsprojekte und Investitionen eine wohl überdurchschnittlich interessante Anlage.
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Fazit
Wer sicher auf die Zukunftsmärkte Nanotechnologie und Biotechnologie setzen möchte, der ist mit einer Anlage in die Aktien von IBM sicherlich nicht schlecht beraten. Daneben bleibt die bei Anlegern wesentlich populärere Option, in Biotech- und Nanotech-Newcomer zu investieren, für die im Allgemeinfall nicht einmal sinnvolle Gewinn- und Umsatzschätzungen abgegeben werden können. Freilich sind hierbei, wie Sie wissen, sowohl Risken als auch Chancen ungleich höher als bei einem „kostolanischen Schlaftabletteninvestment“ in Big Blue. Aber auszuschließen ist es natürlich nicht, dass dann doch eines Tages wieder ein NASDAQ-Smallcap zu einem der größten Konzerne der Welt aufsteigt.
Quelle:
www.finanznachrichten.de/berichte/news.asp?s=berichte&id=198456
hmm was haltet ihr davon??
mfg Fips17