Crash am Rentenmarkt 2005?

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Seth Gecko:

Crash am Rentenmarkt 2005?

 
09.03.05 22:53
Seit über einem Jahr nerven mich Analysten, Journalisten und sogenannte Börsenexperten mit ihren unüberlegten Überlegungen zum Thema langfristige Zinsen in den USA und in Euroland. Grund genug, daß ich jetzt einge von Euch damit nerve...
Momentan (besonders heute) steigen die Zinsen, vor allem in den Staaten. Und alles nur, weil Alan Greenspan gesagt hat, daß er "kein Verständnis für das aktuell so niedrige Zinsniveau" habe und ein vorlauter südkoreanischer Notenbankangestellter in leitender Position anfing, wie ein altes Waschweib zu tratschen...
Und nun kommt Hektik ins Spiel: Der Zinsanstieg am langen Ende, heute (zumindest bis zum beige-book)getrieben durch tueres Öl und teuren Euro (vor allem die 10jährigen Papiere) verunsichert Börsianer, prompt gehen die Kurse nach anfänglicher Champagnerlaune bis in den frühen Nachmittag in den Keller. Schon lustig, plötzlich kam Zinsangst auf. Früher war das anders: Da erhöhte die fed den Leitzins und stellte gleichzeitig weitere Zinserhöhungen in Aussicht und an den Märkten herrschte Zinsangst. Heute erhöht die fed den Leitzins (von 1% auf bis dato 2,5%) und die Zinsen am langen Ende fallen trotzdem weiter. Ein Paradoxon, daß sich bisher kein Analyst und Börsenexperte erklären konnte. Soll ich es euch erklären?
Nichts leichter als das:
1. Die langfristigen Zinsen in den Staaten sinken nicht wirklich: Der 10Jahres-Zins stand vor eine Jahr bei 3,5%, jetzt liegt er bei knappen 4,5%! Gesunken sind nur die 30jährigen, von etwa 5% auf knappe 4,7%.

2. Es ist richtig, daß normalerweise JEDES MAL, wenn die fed die Zinsen am kurzen Ende ändert, das lange Ende diese Bewegung entweder nachvollzieht, oder bereits antizipiert hat, es sei denn es liegt die Ausnahmesituation vor, in der wir uns im letzten Jahr befanden (siehe 3.):
3. Die Spreads waren einfach zu hoch, z.B. der Spread zw. dem Leitzins und den 10jährigen Bundesanleihen der USA.

Momentan liegt dieser Spread bei 2% (4,5%-2,5%=2%), was "normal" ist. Geht man davon aus, daß die fed den Leitzins innerhalb dieses Jahres auf sagen wir mal 3,5% erhöht, darf man getrost einen Spread von 1,25%-1,5% für die 10jährigen und 1,3%-1,6% für die 30jährigen Bonds hinzuaddieren und kommt auf einen 10jahreszins von etwa 5%.

Davon gehe ich aus. Da momentan so viel Liquidität in sämtliche Asset-Klassen gestopft wird, wie nur irgend möglich, rechne ich nicht mit einem Renten-Crash (>6% für die 10y), schon gar nicht hierzulande bzw. in Euroland. Es sei denn, die Amis entdecken plötzlich, daß es auch so etwas wie Inflation gibt, aber davon gehe ich mal nicht aus. Wer so gerne mit Core-Rates rechnet, wie die Amerikaner, hat keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, daß er nach vor 2 Jahren 25% weniger für Strom, Klimaanlage und Heizung bezahlt hat, als jetzt und sich zu wundern, warum er beim Bäcker nicht mehr Dimes & Quarters benutzt, sondern nur noch grünes Papier...

In Euroland wird es womöglich dies Jahr keine Leitzinsveränderung geben. Sollte die Tendenz der weltweit abschmelzenden Spreads anhalten, ist es durchaus möglich, daß die Zinsen am langen Ende in Euroland noch weiter sinken, vielleicht sogar knapp unter 3%, wovon ich allerdings nicht ausgehe, denn die Asiaten kaufen vor allem Dollar-Anleihen (sage der Koreaner, was er will) um sich im Abwertungswettrennen mit Amerika zu behaupten (ha ha!) und die Dividenden im EuroStoxx liegen bei knapp über 3%....

cu, seth
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