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Möglicherweise ist die Krise nicht auf den reinen Immobiliensektor beschränkt. Es gibt sicherlich (noch) keinen Anlass zur Panik, aber trotzdem ist es schon sehr auffällig, wenn die Citigroup einen derart hohen Kapitalbedarf hat. Zu bedenken ist auch, dass bei einem so massiven Verkauf von Vermögenswerten (etwa Aktien, Immobilien) weiterer Druck auf die Märkte entstehen könnte, ganz zu schweigen von den psychologischen Faktoren. Man sollte die Situation zumindestens genau beobachten...
Hier der Artikel:
***Die schlimme, schlimme Citigroup***
Die Freude über die gestrige US-Zinssenkung währte nicht einmal einen Tag. Anleger haben heute wieder Angst bekommen. Schuld ist eine negative Analystenstudie zur Citigroup, die auch auf andere Banken ein schlechtes Licht wirft.
Die Investmentbank CIBC World Markets stufte die größte US-Bank als "sector underperformer" ein nach zuvor "sector performer", wie am Donnerstag bekannt wurde. Als Grund nannte die Analystin Meredith Whitney die bedenkliche Kapitalausstattung der Bank, die deutlich schlechter sei als bei der Konkurrenz. Die Citigroup benötige in nächster Zeit mehr als 30 Milliarden US-Dollar. Um die missliche Lage zu ändern, könnte das Finanzinstitut entweder Vermögenswerte verkaufen oder die Dividende kürzen. Auch eine Kapitalerhöhung sei nicht auszuschließen.
"Wir glauben, dass die Aktie massiv unter Druck geraten und nahe 30 Dollar fallen könnte", so die Analystin. Das Anlageurteil "Underperform" bedeutet, dass sich der Aktienkurs der Citigroup in den kommenden 12 bis 18 Monaten unter dem Branchendurchschnitt entwickeln dürfte.
Kursverluste auf breiter Front
Heute rauschte der Aktienkurs schon mal mehr als sieben Prozent in die Tiefe bis auf 38,20 Dollar. Weltweit ging es für Finanzwerte in den Keller. Auch deutsche Banktitel gaben ihre Vortagesgewinne wieder ab.
"Wenn dem größten, angeblich sichersten Finanzunternehmen vorgeworfen wird, nicht genug Kapitel zu haben, sagt das etwas über viele andere Banken aus?" sprach Peter Boockvar von Miller Tabak aus, was sich viele Anleger fragten. Nicht nur die Citigroup sei betroffen", sagte er. "Alle diese Banken haben das gleiche Problem."
Prince unter Beschuss
Seit 2006 habe die Citigroup etwa 26 Milliarden Dollar für Übernahmen ausgegeben und seine Dividende angehoben, obwohl das Nettoeinkommen kaum gestiegen sei, schrieb die Analystin weiter. Höhere Kreditausfälle und weitere Turbulenzen auf dem Hypothekenmarkt hätten damit nicht direkt zu tun, verstärkten aber den Druck auf die Bank. Whitney reduzierte auch ihre Gewinnschätzung für 2008 von 4,55 auf 4,20 Dollar und für 2009 von 4,95 auf 4,55 Dollar.
Die Citigroup wollte die Studie nicht kommentieren. Sollten sich die Ergebnisse der CIBC-Analystin als korrekt erweisen, wäre das aber ein heftiger Hieb für Bankchef Charles Prince. In den letzten Jahren musste der Citigroup-Chef immer wieder harsche Kritik einstecken, weil es ihm nicht gelang, die Kosten zu kontrollieren und die Ertragslage zu verbessern. Seit er das Steuer bei der Citigroup vor vier Jahren übernahm, legte die Aktie kaum zu. Viele Anleger forderten bereits Konsequenzen.
Vor zwei Wochen musste Prince dann einen unschönen Quartalsbericht vorlegen: 57 Prozent Gewinneinbruch im dritten Quartal. Das warf Zweifel auf an seinem Risiko-Management. Zwar war der Gewinneinbruch eine Folge der Hypothekenkrise, die viele Banken belastet, doch kleinlaut musste Prince eingestehen: "Das war ein enttäuschendes Quartal – selbst im Kontext der Verwerfungen an den Hypotheken- und Kreditmärkten."
Tadel auch von Credit Suisse
Die Credit Suisse hat die Citigroup übrigens heute ebenfalls herabgestuft - von "Outperform" auf "Neutral". Sie senkte zudem das Kursziel von 55 auf 45 US-Dollar. Die Aktie werde im Bereich von zehn Prozent um das neue Kursziel gehandelt. Das Vertrauen in die kurz- und mittelfristigen fundamentalen Aussichten der Bank habe abgenommen, begründeten die Analysten die Abstufung.
Im dritten Quartal hätten sich die operativen Margen der Bank in sieben von elf Geschäftsberichten schlechter entwickelt als von der Credit Suisse erwartet. Auch die Kreditqualität habe sich verschlechtert.
Vergangene Woche hatte bereits Morgan Stanley ihr Rating für die Citigroup auf "underweight" von "overweight" reduziert. Auch in dieser Studie wurden Befürchtungen zur Kapitalausstattung des Instituts geäußert.
Möglicherweise ist die Krise nicht auf den reinen Immobiliensektor beschränkt. Es gibt sicherlich (noch) keinen Anlass zur Panik, aber trotzdem ist es schon sehr auffällig, wenn die Citigroup einen derart hohen Kapitalbedarf hat. Zu bedenken ist auch, dass bei einem so massiven Verkauf von Vermögenswerten (etwa Aktien, Immobilien) weiterer Druck auf die Märkte entstehen könnte, ganz zu schweigen von den psychologischen Faktoren. Man sollte die Situation zumindestens genau beobachten...
Hier der Artikel:
***Die schlimme, schlimme Citigroup***
Die Freude über die gestrige US-Zinssenkung währte nicht einmal einen Tag. Anleger haben heute wieder Angst bekommen. Schuld ist eine negative Analystenstudie zur Citigroup, die auch auf andere Banken ein schlechtes Licht wirft.
Die Investmentbank CIBC World Markets stufte die größte US-Bank als "sector underperformer" ein nach zuvor "sector performer", wie am Donnerstag bekannt wurde. Als Grund nannte die Analystin Meredith Whitney die bedenkliche Kapitalausstattung der Bank, die deutlich schlechter sei als bei der Konkurrenz. Die Citigroup benötige in nächster Zeit mehr als 30 Milliarden US-Dollar. Um die missliche Lage zu ändern, könnte das Finanzinstitut entweder Vermögenswerte verkaufen oder die Dividende kürzen. Auch eine Kapitalerhöhung sei nicht auszuschließen.
"Wir glauben, dass die Aktie massiv unter Druck geraten und nahe 30 Dollar fallen könnte", so die Analystin. Das Anlageurteil "Underperform" bedeutet, dass sich der Aktienkurs der Citigroup in den kommenden 12 bis 18 Monaten unter dem Branchendurchschnitt entwickeln dürfte.
Kursverluste auf breiter Front
Heute rauschte der Aktienkurs schon mal mehr als sieben Prozent in die Tiefe bis auf 38,20 Dollar. Weltweit ging es für Finanzwerte in den Keller. Auch deutsche Banktitel gaben ihre Vortagesgewinne wieder ab.
"Wenn dem größten, angeblich sichersten Finanzunternehmen vorgeworfen wird, nicht genug Kapitel zu haben, sagt das etwas über viele andere Banken aus?" sprach Peter Boockvar von Miller Tabak aus, was sich viele Anleger fragten. Nicht nur die Citigroup sei betroffen", sagte er. "Alle diese Banken haben das gleiche Problem."
Prince unter Beschuss
Seit 2006 habe die Citigroup etwa 26 Milliarden Dollar für Übernahmen ausgegeben und seine Dividende angehoben, obwohl das Nettoeinkommen kaum gestiegen sei, schrieb die Analystin weiter. Höhere Kreditausfälle und weitere Turbulenzen auf dem Hypothekenmarkt hätten damit nicht direkt zu tun, verstärkten aber den Druck auf die Bank. Whitney reduzierte auch ihre Gewinnschätzung für 2008 von 4,55 auf 4,20 Dollar und für 2009 von 4,95 auf 4,55 Dollar.
Die Citigroup wollte die Studie nicht kommentieren. Sollten sich die Ergebnisse der CIBC-Analystin als korrekt erweisen, wäre das aber ein heftiger Hieb für Bankchef Charles Prince. In den letzten Jahren musste der Citigroup-Chef immer wieder harsche Kritik einstecken, weil es ihm nicht gelang, die Kosten zu kontrollieren und die Ertragslage zu verbessern. Seit er das Steuer bei der Citigroup vor vier Jahren übernahm, legte die Aktie kaum zu. Viele Anleger forderten bereits Konsequenzen.
Vor zwei Wochen musste Prince dann einen unschönen Quartalsbericht vorlegen: 57 Prozent Gewinneinbruch im dritten Quartal. Das warf Zweifel auf an seinem Risiko-Management. Zwar war der Gewinneinbruch eine Folge der Hypothekenkrise, die viele Banken belastet, doch kleinlaut musste Prince eingestehen: "Das war ein enttäuschendes Quartal – selbst im Kontext der Verwerfungen an den Hypotheken- und Kreditmärkten."
Tadel auch von Credit Suisse
Die Credit Suisse hat die Citigroup übrigens heute ebenfalls herabgestuft - von "Outperform" auf "Neutral". Sie senkte zudem das Kursziel von 55 auf 45 US-Dollar. Die Aktie werde im Bereich von zehn Prozent um das neue Kursziel gehandelt. Das Vertrauen in die kurz- und mittelfristigen fundamentalen Aussichten der Bank habe abgenommen, begründeten die Analysten die Abstufung.
Im dritten Quartal hätten sich die operativen Margen der Bank in sieben von elf Geschäftsberichten schlechter entwickelt als von der Credit Suisse erwartet. Auch die Kreditqualität habe sich verschlechtert.
Vergangene Woche hatte bereits Morgan Stanley ihr Rating für die Citigroup auf "underweight" von "overweight" reduziert. Auch in dieser Studie wurden Befürchtungen zur Kapitalausstattung des Instituts geäußert.