Im Streit um kopiergeschützte CDs tut sich eine neue Front auf: Philips gegen den Rest der Welt. Der niederländische Hersteller von Unterhaltungselektronik hält die Lizenz auf das Compact-Disc-Logo und ist gleichzeitig einer der größten europäischen Hersteller von Abspielgeräten. Damit hat sein Wort Gewicht.
Immer mehr neuerschienene Silberscheiben kommen in einer kopiergeschützten Fassung in den Handel. Solche CDs können in der Regel nicht von CD-Rom-Laufwerken von Computern abgespielt werden. So wollen die Musikkonzerne die größte Quelle von Raubkopien ausschalten.
Dabei gibt es zwei Methoden des Kopierschutz: Zum einen werden gezielt Fehler in den Musikdateien eingebaut. Eher grobgestrickte Laufwerke aus der Unterhaltungselektronik schlucken das, während Computer-Laufwerke, bei denen es auf jedes Bit ankommt, streiken.
Die andere Methode ist, bei den Meta-Informationen einer CD zu lügen. Dort wird dem Abspielgerät mitgeteilt, welche Art von Daten er vor sich hat. Wenn dort wahrheitswidrig behauptet wird: „Hier gibt es überhaupt keine Musikdateien“, dann bemüht sich das Laufwerk auch nicht weiter.
Bei solche Tricksereien versagen allerdings auch zahlreiche normale CD-Spieler. Besonders schwer tun sich die so genannten „Konvergenz-Geräte“: MP3-Spieler mit CD-Laufwerk, Autoradios, die neben der Musik- auch Navigations-CDs einlesen und so weiter.
Das ist Philips ein Dorn im Auge. Schließlich hat das Unternehmen gemeinsam mit Sony das Speichermedium 1980 aus der Taufe gehoben. Nun pocht Philips darauf, dass der Standard eingehalten wird. „Man kann schlecht rückwirkend auf Systeme zugreifen, die seit 20 Jahren bestehen“, sagte Klaus Petri, Sprecher von Philips Consumer Electronics Deutschland, gegenüber WirtschaftsWoche heute. Das seien "Experimente am Kunden".
Gerry Wirtz, General Manager des Philips-Copyright-Büros, geht sogar noch weiter. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters drohte er damit, den Musiklabels das CD-Logo zu entziehen.
Damit begab sich Philips auf vermintes Gelände. Nach Angaben Petris sei Philips wiederholt unterstellt worden, es unterstütze Musik-Piraterie. Petri möchte zu dem Thema am liebsten gar nichts mehr sagen, nur so viel: „Wir sind dafür, dass die Rechte der Musiker bewahrt bleiben, aber nicht auf Kosten der Verbraucher.“ Petri: „Wenn Tankstellen auf einmal Zapfpistolen einführen, die in keinen Tank mehr passen, ist das dann ein Problem der Autohersteller oder der Tankstellen? Wir meinen, der Tankstellen.“
Zu Lebzeiten der klassischen Audio-CD wird der Konflikt wohl nicht mehr zu schlichten sein. Das Online-Magazin Wired.com spekuliert bereits über einen Kampf der Giganten – einen Rechtsstreit zwischen Philips und Universal. Daneben würden sich die bisherigen Napster-Klagen ausnehmen wie Scharmützel im Sandkasten. Doch Petri bemüht sich, den Ball flach zu halten: „Wir sind für eine praktikable Lösung und wollen nicht zu Rechtsmitteln greifen.“
Vieles spricht dafür, dass sich alle Beteiligten mit dem derzeitigen Status Quo durchwursteln, bis sich ein Standard für ein neues Trägermedium durchsetzen wird – diesmal mit einer ausgeklügelten Rechtevergabe. So wird die Online-Tauschbörse Napster, wenn sie dereinst wieder ins Netz gehen wird, alle Musikdateien mit einem so genannten „Digital Right Management System“ flankieren, in dem definiert werden kann, wer, wann, wo, wie oft ein Nutzer ein Stück hören, kopieren oder weitergeben kann.
Quelle: wiwo.de / HON
05.02.2002 17:05:36
Immer mehr neuerschienene Silberscheiben kommen in einer kopiergeschützten Fassung in den Handel. Solche CDs können in der Regel nicht von CD-Rom-Laufwerken von Computern abgespielt werden. So wollen die Musikkonzerne die größte Quelle von Raubkopien ausschalten.
Dabei gibt es zwei Methoden des Kopierschutz: Zum einen werden gezielt Fehler in den Musikdateien eingebaut. Eher grobgestrickte Laufwerke aus der Unterhaltungselektronik schlucken das, während Computer-Laufwerke, bei denen es auf jedes Bit ankommt, streiken.
Die andere Methode ist, bei den Meta-Informationen einer CD zu lügen. Dort wird dem Abspielgerät mitgeteilt, welche Art von Daten er vor sich hat. Wenn dort wahrheitswidrig behauptet wird: „Hier gibt es überhaupt keine Musikdateien“, dann bemüht sich das Laufwerk auch nicht weiter.
Bei solche Tricksereien versagen allerdings auch zahlreiche normale CD-Spieler. Besonders schwer tun sich die so genannten „Konvergenz-Geräte“: MP3-Spieler mit CD-Laufwerk, Autoradios, die neben der Musik- auch Navigations-CDs einlesen und so weiter.
Das ist Philips ein Dorn im Auge. Schließlich hat das Unternehmen gemeinsam mit Sony das Speichermedium 1980 aus der Taufe gehoben. Nun pocht Philips darauf, dass der Standard eingehalten wird. „Man kann schlecht rückwirkend auf Systeme zugreifen, die seit 20 Jahren bestehen“, sagte Klaus Petri, Sprecher von Philips Consumer Electronics Deutschland, gegenüber WirtschaftsWoche heute. Das seien "Experimente am Kunden".
Gerry Wirtz, General Manager des Philips-Copyright-Büros, geht sogar noch weiter. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters drohte er damit, den Musiklabels das CD-Logo zu entziehen.
Damit begab sich Philips auf vermintes Gelände. Nach Angaben Petris sei Philips wiederholt unterstellt worden, es unterstütze Musik-Piraterie. Petri möchte zu dem Thema am liebsten gar nichts mehr sagen, nur so viel: „Wir sind dafür, dass die Rechte der Musiker bewahrt bleiben, aber nicht auf Kosten der Verbraucher.“ Petri: „Wenn Tankstellen auf einmal Zapfpistolen einführen, die in keinen Tank mehr passen, ist das dann ein Problem der Autohersteller oder der Tankstellen? Wir meinen, der Tankstellen.“
Zu Lebzeiten der klassischen Audio-CD wird der Konflikt wohl nicht mehr zu schlichten sein. Das Online-Magazin Wired.com spekuliert bereits über einen Kampf der Giganten – einen Rechtsstreit zwischen Philips und Universal. Daneben würden sich die bisherigen Napster-Klagen ausnehmen wie Scharmützel im Sandkasten. Doch Petri bemüht sich, den Ball flach zu halten: „Wir sind für eine praktikable Lösung und wollen nicht zu Rechtsmitteln greifen.“
Vieles spricht dafür, dass sich alle Beteiligten mit dem derzeitigen Status Quo durchwursteln, bis sich ein Standard für ein neues Trägermedium durchsetzen wird – diesmal mit einer ausgeklügelten Rechtevergabe. So wird die Online-Tauschbörse Napster, wenn sie dereinst wieder ins Netz gehen wird, alle Musikdateien mit einem so genannten „Digital Right Management System“ flankieren, in dem definiert werden kann, wer, wann, wo, wie oft ein Nutzer ein Stück hören, kopieren oder weitergeben kann.
Quelle: wiwo.de / HON
05.02.2002 17:05:36