BVR: EZB sollte Zinswende im Frühjahr einleiten
Von der hohen und weiter steigenden Liquidität im Euroraum geht nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) die größte Gefahr für die Preisstabilität in Europa aus. Daher sollte die Europäische Zentralbank (EZB), auch vor dem Hintergrund der sich aufhellenden Konjunkturperspektiven, die Zinswende noch im Frühjahr dieses Jahres einleiten, rät der BVR in seinem jüngsten Konjunkturbericht.Die Geldmenge M3 habe zum Jahresbeginn - gemessen an der realen Geldlücke - um rund 450 Milliarden Euro über dem Niveau gelegen, das mit dem mittelfristigen Ziel der Preisstabilität vereinbar ist. Damit befänden sich liquide Mittel in Höhe von sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes mehr innerhalb der Volkswirtschaft, als trendmäßig zu Transaktions- oder kurzfristigen Anlagezwecken gehalten werden. Auf mittlere bis lange Sicht sei ein zu hohes Geldmengenwachstum die entscheidende Ursache für Inflation.
Derzeit gingen von der Überschussliquidität allerdings noch keine inflationären Gefahren aus. Zu schwach sei bislang die konjunkturelle Dynamik im Euroraum, zu weit sei die Produktion von einer Vollauslastung der Kapazitäten entfernt. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde die Konjunktur im Euroraum aber ihre Erholung in diesem Jahr fortsetzen. Für das Gesamtjahr sei von einem moderaten Wirtschaftswachstum zwischen 1,5 und zwei Prozent auszugehen. Im Verlauf des Jahres sei mit einer Belebung der Binnennachfrage zu rechnen, die die Erholung festigen werde. In diesem Fall könnte die freie Liquidität zunehmend nachfragewirksam eingesetzt werden und mittelfristig das Stabilitätsziel der EZB gefährden.
Das Inflationspotenzial der hohen Liquidität darf nicht unterschätzt werden, warnt der BVR. Etwa die Hälfte des Geldüberschusses - rund 230 Milliarden Euro - lasse sich nicht durch vorübergehende Mittelverlagerungen erklären und könne bei einer stärkeren Belebung der Eurokonjunktur nachfragewirksam verwendet werden. Würde die Überschussgeldmenge innerhalb von drei Jahren vollständig auf die Inflation durchschlagen, würde die Teuerungsrate in diesem Zeitraum um gut einen Prozentpunkt steigen.
Besorgnis erregend sei aber nicht allein der bereits aufgelaufene Geldüberschuss, sondern auch die spürbare Zunahme des monetären Wachstums in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres. Trotz der Rückverlagerungen von Finanzmitteln aus M3 in andere Anlageformen nehme der inflationsrelevante Geldüberschuss unter dem Einfluss der lockeren Geldpolitik weiterhin zu. Im Dezember habe die Jahreswachstumsrate von M3 mit 6,4 Prozent mehr als eineinhalb Prozentpunkte über dem EZB-Referenzwert, der Richtschnur für eine stabilitätsgerechte monetäre Expansion gelegen.Nach Ansicht des BVR müssen die erforderlichen Zinserhöhungen stärker ausfallen als bislang von den Märkten erwartet.
Derzeit herrscht an den Terminmärkten die Erwartung vor, dass die Leitzinsen in der ersten Hälfte dieses Jahres unverändert bei 2,0 Prozent bleiben und bis zum Ende des Jahres um 25 bis 50 Basispunkte ansteigen. Aufgrund der langen und variablen Zeitverzögerung in der Geldpolitik sollte die EZB bereits im Frühjahr den Leitzins um 25 Basispunkte erhöhen, selbst wenn die Konjunktur nur zögerlich Fahrt aufnimmt. In der zweiten Jahreshälfte sollte der Zinssatz je nach Stärke der konjunkturellen Dynamik um weitere 50 bis 75 Basispunkte auf 2,75 bis drei Prozent angehoben werden. Die Geldpolitik wäre dann nur noch schwach expansiv ausgerichtet.
Quelle: Bankmagazin
...be invested
Der Einsame Samariter
Von der hohen und weiter steigenden Liquidität im Euroraum geht nach Ansicht des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) die größte Gefahr für die Preisstabilität in Europa aus. Daher sollte die Europäische Zentralbank (EZB), auch vor dem Hintergrund der sich aufhellenden Konjunkturperspektiven, die Zinswende noch im Frühjahr dieses Jahres einleiten, rät der BVR in seinem jüngsten Konjunkturbericht.Die Geldmenge M3 habe zum Jahresbeginn - gemessen an der realen Geldlücke - um rund 450 Milliarden Euro über dem Niveau gelegen, das mit dem mittelfristigen Ziel der Preisstabilität vereinbar ist. Damit befänden sich liquide Mittel in Höhe von sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes mehr innerhalb der Volkswirtschaft, als trendmäßig zu Transaktions- oder kurzfristigen Anlagezwecken gehalten werden. Auf mittlere bis lange Sicht sei ein zu hohes Geldmengenwachstum die entscheidende Ursache für Inflation.
Derzeit gingen von der Überschussliquidität allerdings noch keine inflationären Gefahren aus. Zu schwach sei bislang die konjunkturelle Dynamik im Euroraum, zu weit sei die Produktion von einer Vollauslastung der Kapazitäten entfernt. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde die Konjunktur im Euroraum aber ihre Erholung in diesem Jahr fortsetzen. Für das Gesamtjahr sei von einem moderaten Wirtschaftswachstum zwischen 1,5 und zwei Prozent auszugehen. Im Verlauf des Jahres sei mit einer Belebung der Binnennachfrage zu rechnen, die die Erholung festigen werde. In diesem Fall könnte die freie Liquidität zunehmend nachfragewirksam eingesetzt werden und mittelfristig das Stabilitätsziel der EZB gefährden.
Das Inflationspotenzial der hohen Liquidität darf nicht unterschätzt werden, warnt der BVR. Etwa die Hälfte des Geldüberschusses - rund 230 Milliarden Euro - lasse sich nicht durch vorübergehende Mittelverlagerungen erklären und könne bei einer stärkeren Belebung der Eurokonjunktur nachfragewirksam verwendet werden. Würde die Überschussgeldmenge innerhalb von drei Jahren vollständig auf die Inflation durchschlagen, würde die Teuerungsrate in diesem Zeitraum um gut einen Prozentpunkt steigen.
Besorgnis erregend sei aber nicht allein der bereits aufgelaufene Geldüberschuss, sondern auch die spürbare Zunahme des monetären Wachstums in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres. Trotz der Rückverlagerungen von Finanzmitteln aus M3 in andere Anlageformen nehme der inflationsrelevante Geldüberschuss unter dem Einfluss der lockeren Geldpolitik weiterhin zu. Im Dezember habe die Jahreswachstumsrate von M3 mit 6,4 Prozent mehr als eineinhalb Prozentpunkte über dem EZB-Referenzwert, der Richtschnur für eine stabilitätsgerechte monetäre Expansion gelegen.Nach Ansicht des BVR müssen die erforderlichen Zinserhöhungen stärker ausfallen als bislang von den Märkten erwartet.
Derzeit herrscht an den Terminmärkten die Erwartung vor, dass die Leitzinsen in der ersten Hälfte dieses Jahres unverändert bei 2,0 Prozent bleiben und bis zum Ende des Jahres um 25 bis 50 Basispunkte ansteigen. Aufgrund der langen und variablen Zeitverzögerung in der Geldpolitik sollte die EZB bereits im Frühjahr den Leitzins um 25 Basispunkte erhöhen, selbst wenn die Konjunktur nur zögerlich Fahrt aufnimmt. In der zweiten Jahreshälfte sollte der Zinssatz je nach Stärke der konjunkturellen Dynamik um weitere 50 bis 75 Basispunkte auf 2,75 bis drei Prozent angehoben werden. Die Geldpolitik wäre dann nur noch schwach expansiv ausgerichtet.
Quelle: Bankmagazin
...be invested
Der Einsame Samariter