Broadvision Jahresrückblick

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Broadvision Jahresrückblick

 
18.11.00 20:06
Die Aktie der Woche

Broadvision

von Ole Mörk

Wer in den letzten 12 Monaten Broadvision im Depot hatte, musste gute Nerven haben. Das Wertpapier stand vor einem Jahr noch bei 30 Dollar - in den folgenden Monaten explodierte der Kurs aber förmlich. 93 US-Dollar war der vorläufige Höchstkurs Anfang März. Die Herbst- und Frühjahrseuphorie im Technologiebereich katapultierte den Wert des Unternehmens in Höhen, die fundamental nicht mehr zu vertreten waren. Die Folge war ein herber Absturz. Wie die meisten Aktie musste auch Broadvision einen rasanten Kursverfall hinnehmen. Bis auf 17 Dollar wurde der Kurs geprügelt. Wer oben eingestiegen ist, den befriedigt es kaum, dass ein Firmenanteil jetzt schon wieder zu 36 Dollar gehandelt wird.

Wer also vor einem Jahr in das Unternehmen investiert hat, hat 20% Gewinn gemacht. Alles in allem ein überdurchschnittlich gutes Investment. Wer den Kurs allerdings täglich beobachtet hat, musste den Eindruck gewinnen, dass es sich hier um einen Spielball handelt. Kostolany hatte eben doch recht, als er sagte, man solle Aktien kaufen und nicht so oft hinschauen.

Welche Firma verbirgt sich nun hinter diesen Kursbewegungen?

Die zunehmende Vernetzung über das Internet führt zu grundlegenden Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Seit einigen Jahren sind wir auf dem Weg in eine Online-Welt. In Zukunft werden die Unternehmen ihren Ein- und Verkauf aus Kostengründen immer mehr über Internet-Plattformen abwickeln.

In diesem Bereich will Broadvision am Marktwachstum teilhaben. Das Unternehmen entwickelt, vermarktet und unterstützt Software-Lösungen für das One-To-One Relationship Management. Das heißt soviel, dass man die Grundlagen dafür schafft, dass Unternehmen in Internet kommunizieren und handeln können. Mit Hilfe der Software-Lösungen können sie z.B. den direkten Zugriff auf den Online-Kundendienst nutzen oder den Einkauf managen.

Die Individualsoftware von Broadvision soll Unternehmen befähigen, ihre Kommunikation und Transaktionen auf die eigenen Kunden zuzuschneiden. Deren Bedürfnisse sollen möglichst gut erkannt und befriedigt werden. Auf diesem Gebiet ist die deutsche Intershop der größte Konkurrent von Broadvision. Kleiner Unterschied ist jedoch, dass Intershop ein mehr oder weniger standardisiertes Produkt mit wenigen Modifikationen anbietet. Broadvision dagegen schneidert die Software dem Kunden auf den Leib.

Broadvision erzielt seine Einnahmen zum einen durch Softwarelizenzen und zum anderen durch Servicedienstleistungen. Das Unternehmen verfügt über ein weltweites Vertriebs- und Servicenetz. Mittlerweile hat es mehr als 500 Kunden im Business-to-Business (B2B) Bereich. Zu den Abnehmern der Software-Lösungen gehören unter anderem so bekannte Namen wie Hewlett-Packard, British Telecom, Vodafone-Airtouch, American-Airlines und Toyota.

Man konnte auf seinem Gebiet in der Vergangenheit sehr gut Wirtschaften. Der Umsatz verdoppelte sich in etwa im Jahrestakt. Der Gründer und CEO Pehong Chen dürfte schon alleine wegen seines 23prozentigen Anteils an Broadvision mit Nachdruck daran arbeiten, dass es weiter aufwärts geht.

Als globaler Marktführer kann der Anbieter von Softwarelösungen auf ein sehr großes Servicenetzwerk zurückgreifen. Zudem verfügt das Unternehmen über einen wachsenden Kundenstamm und zunehmende Erfahrung.

Nach dem Vorstoß in die Gewinnzone im Jahre 1998 waren die Vorraussetzungen für eine langfristig erfolgreiche Firma sehr gut. Leider rutschte man in den letzten zwei Quartalen wieder in die Verlustzone.
Die Bruttomarge liegt trotzdem bei etwa 75%, die Betriebsergebnismarge war zuletzt mit 13,2 Prozent ebenfalls überaus zufriedenstellend.

Werden die Anleger Broadvision in Zukunft zu weiteren Höhenflügen verhelfen?

Das ist fraglich, aber nicht unmöglich. Nach klassischen Bewertungsmaßstäben ist das Unternehmen überbewertet. Fast 10 Milliarden US-Dollar ist die Firma momentan an der Börse wert. Teilt man diese 10 Mrd. durch den Umsatz kommt man auf ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von immerhin 30.
Das ist relativ hoch. "Normale" Technologietitel haben ein KUV von durchschnittlich 20 - was auch schon hoch ist!
Wie bei allen Revolutionären liegen Chancen und Risiken auch bei Broadvision sehr nahe beieinander.

Dem Kurs helfen wird sicherlich auch die erfolgte Aufnahme in den S&P 500. Der Standard and Poors Index ist der Aktienindex der 500 größten der kleinen Unternehmen in den USA. Er ist der eigentliche Hauptindikator der US-Börsen, da er breit gestreut ist und nicht so sehr von Überspekulation geprägt ist wie der Nasdaq-Index. Der Dow Jones Index wird ohnehin nach einer Art berechnet, die kaum aussagekräftig ist.

Werte, die im Index gelistet sind, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit der Anleger. Fondsmanagern und Großanlegern können nur eine begrenzte Anzahl von Aktien beobachten und handeln. Rückt eine Aktie in einen prominenten Index auf, so kommt der Wert automatisch auf die Watchlist der Großanleger. Das wiederum fordert die Liquidität (also Handelbarkeit) des Wertpapiers. Das wiederum ruft weitere sogenannte institutionelle Anleger auf den Plan.
Zudem sind passive Fonds (das sind Fonds, die stur einen Index abbilden) gezwungen, die Neuaufnahme im Index auch in ihr Depot aufzunehmen. Das erzeugt einen erhöhte Nachfrage und somit steigende Aktienpreise.

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