HANDELSBLATT, Montag, 06. März 2006, 07:39 Uhr | ||||||
Übernahmen Bosch liebäugelt mit Delphi Von Marcello Berni, Martin-W. Buchenau und Carsten Herz Der Autozulieferer Bosch hat Interesse am insolventen US-Konkurrenten Delphi angemeldet. Aber auch andere Großakquisitionen schließen die Suttgarter nicht aus. Das Geld für die Übernahme hätten die Stuttgarter nach eigenem Bekunden. Denn sie sind erfolgreich unterwegs.
DÜSSELDORF/STUTTGART/FRANKFURT. Man sähe sich derzeit „alles sehr genau an, was international auf den Markt kommt“, sagte der Robert-Bosch-Geschäftsführungsvorsitzende Franz Fehrenbach dem Handelsblatt. Genügend Liquidität für Zukäufe sei im Hause vorhanden. Komponentenwerke von VW interessieren ihn nach eigenen Worten dagegen nicht. „Wir sind eher an Software, Elektronik und Sensorik interessiert, die unsere Systemkompetenz ergänzen.“ Die Konsolidierungswelle in der Branche gewinnt nach Einschätzung zahlreicher Branchenanalysten weiter an Fahrt. Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental aus Hannover hatte vor zwei Wochen bis zu vier Mrd. Euro für Akquisitionen in Aussicht gestellt. Nach Worten von Conti-Chef Manfred Wennemer verhandeln die Hannoveraner mit Delphi bereits über Teile des Auslandsgeschäfts. Der Autozulieferer ZF hatte zudem erst kürzlich Interesse an einer Übernahme von Teilen der VW-Komponentenwerke signalisiert. VW-Markenchef Wolfgang Bernhard sucht derzeit Partner für diese unrentablen Konzernteile. Vor allem die Schieflage vieler großer US-Zulieferer im Sog der Krise von General Motors und Ford bringt neue Bewegung in die Branche. Erst am Freitag hatte der große amerikanische Autoteilehersteller Dana mit Sitz in Toledo/Ohio ein Insolvenzverfahren für seine US-Gesellschaften beantragt. Zuvor hatten sich bereits amerikanische Wettbewerber wie Tower Automotive und Collins & Aikman unter den Gläubigerschutz nach Chapter 11 stellen lassen. Auch der größte US-Automobilzulieferer Delphi ist seit dem vergangenen Jahr insolvent. Nach einem dreistelligen Millionenverlust will die Nummer zwei der Branche nun durch drastische Kostensenkungen wieder auf die Beine kommen. Dabei hat der Konzern nicht nur angekündigt, Personal abzubauen und Löhne zu senken. Auch große Teile der US-Fertigungsaktivitäten sollen verkauft, konsolidiert oder stillgelegt werden. Doch Umsatz um jeden Preis will Bosch durch die geplanten Akquisitionen keineswegs hinzukaufen. „Entweder geht es um den Ausbau regionaler Märkte oder um technische Portfolio-Ergänzungen“, erläutert Fehrenbach. Erst vor zwei Wochen hatte Bosch gemeinsam mit Mann + Hummel als Partner die US-Filtersparte des Konkurrenten Arvin Meritor übernommen. Lesen Sie weiter auf Seite 2: Bosch ist die Nummer eins unter den Zulieferern.-->
Bosch verteidigte im abgelaufenen Jahr mit einem Umsatzwachstum von vier Prozent auf 26 Mrd. Euro erneut die Spitzenposition in der Zuliefererbranche. In der Krise der US-Konkurrenz sieht Bosch jedoch vor allem eine Gefahr. „Jedes Wettbewerbsumfeld, das sich abrupt und tiefgreifend ändert, birgt für die gesunden Firmen neben Chancen auch Risiken“, warnt der Vorsitzende des Geschäftsbereichs Kraftfahrzeugtechnik, Bernd Bohr. „Wenn jemand ums Überleben kämpft, macht er manchmal Dinge, die sich langfristig betriebswirtschaftlich nicht rechnen und sich negativ auswirken können.“ Bosch will in Zukunft seine Abhängigkeit von der Sparte Kraftfahrttechnik verringern und sein Geschäft regional und sektoral besser ausbalancieren. Derzeit macht die Sparte Kraftfahrzeugtechnik noch 63 Prozent des Gesamtumsatzes aus, in fünf bis zehn Jahren sollen es lediglich noch 50 Prozent sein. Das Hauptaugenmerk der schon seit längerem betriebenen Akquisitionspolitik (siehe Kasten) liege deshalb eher auf den anderen Sparten im Konzern. „Wir werden sicherlich im Automobilbereich keine interessante Gelegenheit ausschlagen, nur weil wir in den anderen Geschäftszweigen in den nächsten Jahren stärker wachsen wollen“, stellte Fehrenbach aber klar. Bosch kauft ein 2001 Mannesmann Rexroth, ein führender Anbieter von Antriebs- und Steuerungstechnik 2003 Buderus, führender Anbieter von Heizungsprodukten 2004 Unternehmensbereich Verpackungsmaschinen SIG Pack der Schweizer SIG Holding 2005 Mehrere Übernahmen in der Industrietechnik. Zudem Übernahme des führenden indischen Bremsenherstellers Kalyani Brakes. 2006 Kauf des US-Marktführers bei Autofiltern, Purolator, gemeinsam mit Mann+ Hummel | ||||||