Die Börsenkrise hat die in Deutschland notierten Maklergesellschaften massiv unter Druck gebracht. Der Grund: Mit dem sinkenden Handelsvolumen ist ihre wichtigste Einnahmequelle eingebrochen – die Gebühren aus dem Wertpapierhandel. Doch rote Zahlen, Entlassungen und neue Unternehmensstrategien sind erst der Anfang. Eine Welle von Fusionen und Übernahmen in der Branche hat bereits begonnen. Abgesehen von Spekulationen auf Zusammenschlüsse sind die Aussichten für die Branche jedoch verhalten.
Fressen oder gefressen werden. Auf diese Formel lässt sich die Zukunft der in Deutschland notierten Börsenmakler gegenwärtig reduzieren. Zum Beispiel das Wertpapierhaus Spütz: Im Herbst hat der britische Risikokapitalgeber New Media Spark mehr als die Hälfte seines Grundkapitals übernommen. Der Bereich Private Banking fällt der angekündigten Neuausrichtung zum Opfer, voraussichtlich erhält Spütz auch einen neuen Namen. Die Briten wollen über die Düsseldorfer ins deutsche Wagniskapital-Geschäft expandieren. Sie sind wohl nicht die ersten Interessenten: Angeblich soll Spütz schon eine geraume Zeit zuvor mit möglichen Partnern gesprochen haben.
Das Beispiel zeigt: Börsenmakler stecken in einer Existenzkrise – viele kleinere Anbieter können wohl langfristig nicht alleine überleben. „Der Markt wird in den nächsten sechs bis zwölf Monaten extrem konsolidieren“, sagte Dirk Schaper, Vorstandschef bei Concord Effekten, im sharper.de-Interview.
Börsenmaklern bricht das Geschäft weg
Der Grund: Ihnen bricht in der Börsenflaute die wichtigste Einnahmequelle weg. Gemeint ist die Courtage aus dem Ordergeschäft, also die Gebühr für das Vermitteln zwischen Aktienkäufern und Verkäufern. Der zweite wesentliche Bereich ist die Skontroführung. Der Makler stellt hier exklusiv den Preis von Aktien und Optionsscheinen im Parketthandel eines bestimmten Börsenplatzes fest und kassiert die Courtage dafür.
Das Problem sinkender Gebühren besteht nicht erst seit gestern: Schwieriger wurde die Situation der Makler bereits mit der Einführung des elektronischen Handelssystems Xetra 1997. Der Handel verlagerte sich zunehmend auf die neue Plattform – damit brachen die Courtageeinnahmen der Anbieter ein. Das gilt nicht nur für das Ordergeschäft, sondern auch für die Skontroführung – werden doch gerade die umsatzstarken Werte zunehmend auf Xetra gehandelt.
Die Börsenkrise hat die Rahmenbedingungen für die Makler jetzt zusätzlich verschärft. Ihr Ausweg heißt: Flucht in die Breite, in neue Geschäftsfelder. Beteiligungsgeschäft, Neuemissionen, Vermögensverwaltung schreiben sich Wertpapierhandelshäuser wie Baader, Börsenmakler Schnigge oder Kling Jelko seit einiger Zeit auf die Fahnen. Mehr oder weniger erfolgreich. Tatsächlich aber haben sie keine andere Wahl. Metehan Sen, Bankenanalyst bei Sal. Oppenheim: „Den Wertpapierhandelshäusern bleibt nicht viel anderes übrig, weil ihr Kommissions- und das Skontrogeschäft wegbricht.“
Der nächste Keulenschlag steht kurz bevor
Doch das ist nicht alles. Denn das Vierte Finanzmarktförderungsgesetz, das im kommenden Jahr in Kraft treten soll, wird die Lage zusätzlich erschweren. Der Gesetzesentwurf sieht unter anderem eine Flexibilisierung der Marktsegmente vor. Das bedeutet: Die Wertpapierhandels-Zulassung und das Feststellen des Preises sollen entkoppelt werden. Faktische Folge wäre ein Wegfall des amtlichen Kurses – Kursmakler ade.
Zudem plant die Bundesregierung, die Segmente Amtlicher Handel, Geregelter Markt und Freiverkehr auf zwei öffentlich-rechtliche Börsensegmente mit einheitlichen Publizitätspflichten zu fusionieren. Das dürfte gerade die Bedingungen im Freiverkehr mit seinen bislang weniger strengen Zulassungsvoraussetzungen erschweren. Sen: „Dann werden viele ausländische Werte aus dem Freiverkehr verschwinden.“ Das wäre ärgerlich für die Makler – in diesem Falle hätten sie noch geringere Erträge als Skontroführer.
Mit anderen Worten: Das Kerngeschäft der Makler wird ab dem kommenden Jahr noch stärker kränkeln. Aber halten die zusätzlichen Geschäftsfelder, was sie versprechen? Bislang nicht, denn auch sie sind abhängig vom Börsenumfeld. So liegt das Emissionsgeschäft, in dem sich Baader ebenso wie Concord Effekten oder Kling Jelko tummelt, in der Neuemissionsflaute brach. Die Aussichten im Beteiligungsgeschäft sind nicht viel besser. Denn in der Börsenkrise bricht der Wert der Aktienpakete ein – damit belasten hohe Abschreibungen auf die Beteiligungsportfeuilles die ohnehin gebeutelten Anbieter.
Neue Geschäftsfelder bringen nicht die Rettung
Auch der Bereich Designated Sponsoring bringt in der Kapitalmarktflaute nichts als Ärger. Hier sorgt der Makler für einen liquiden Handel in einem bestimmten Wert, indem er gegen eine jährliche Gebühr selbst An- und Verkaufskurse stellt. Die Crux: Der Designated Sponsor muss dafür einen bestimmten Aktienbestand vorhalten – geht die Aktie in den Keller, verliert er sein Geld.
Ein Rettungsanker ist auch die viel beschworene Vermögensverwaltung (Asset Management) nicht. „Für sehr kleine Anbieter ist das Asset Management ausgesprochen schwer“, sagt Analyst Sen. Der Grund: Die Kosten fallen unabhängig von der Höhe des verwalteten Geldes an. In der Börsenkrise schmilzt das verwaltete Vermögen bei Maklern wie großen Vermögensverwaltern zusammen. Mit dem Unterschied, dass die Großen dieses Geschäft billiger betreiben können.
Auch das Finanzmarktanalyse-Institut Independent Research kommt zu dem Schluss, dass die meisten Wertpapierhandelshäuser angesichts der großen Konkurrenz durch etablierte Vermögensverwalter hier nur in Marktnischen erfolgreich agieren können.
Große und Nischenanbieter werden überleben
Wer dürfte also die Branchenflaute und die damit einhergehende Konsolidierung überleben? In erster Linie größere Häuser, die im europäischen Vergleich noch immer sehr klein sindDazu zählen Concord Effekten, die sich innerhalb von drei Jahren vom Börsenmakler zur Investmentbank gewandelt haben, die Gontard & Metallbank und Baader. Ein Rezept: „Wir suchen nach Geschäftsfeldern, die sich antizyklisch zum Aktienmarkt entwickeln“, so Concord-Effekten Chef Schaper. Beispielsweise läuft das Anleihengeschäft gut, wenn die Aktienmärkte am Boden sind. Dennoch: Auch die Investmentbank schreibt rote Zahlen, entlässt Mitarbeiter.
Nicht nur die Großen werden voraussichtlich heil davonkommen. Aber auch Nischenanbieter wie der Stuttgarter Derivate-Spezialist Euwax dürften sich behaupten. Der deutsche Marktführer im Bereich Optionsscheine und Zertifikate schreibt schwarze Zahlen – im Gegensatz zu vielen anderen Wertpapierhäusern. Kleinere Makler dagegen können unter die Räder geraten. Wie die BAV Börsenmakler und Beteiligungs AG, deren Insolvenzverfahren seit dem 26. Oktober läuft.
Kurzum: Die Aktien der Wertpapierhandelshäuser haben auf längere Sicht kein Potenzial, da ein Ende der Branchen-Krise nicht abzusehen ist. Kleinere Anbieter können allenfalls im Zuge von Übernahmegerüchten zulegen, aber diese Aussicht ist sehr spekulativ.
Gruß
Happy End
Fressen oder gefressen werden. Auf diese Formel lässt sich die Zukunft der in Deutschland notierten Börsenmakler gegenwärtig reduzieren. Zum Beispiel das Wertpapierhaus Spütz: Im Herbst hat der britische Risikokapitalgeber New Media Spark mehr als die Hälfte seines Grundkapitals übernommen. Der Bereich Private Banking fällt der angekündigten Neuausrichtung zum Opfer, voraussichtlich erhält Spütz auch einen neuen Namen. Die Briten wollen über die Düsseldorfer ins deutsche Wagniskapital-Geschäft expandieren. Sie sind wohl nicht die ersten Interessenten: Angeblich soll Spütz schon eine geraume Zeit zuvor mit möglichen Partnern gesprochen haben.
Das Beispiel zeigt: Börsenmakler stecken in einer Existenzkrise – viele kleinere Anbieter können wohl langfristig nicht alleine überleben. „Der Markt wird in den nächsten sechs bis zwölf Monaten extrem konsolidieren“, sagte Dirk Schaper, Vorstandschef bei Concord Effekten, im sharper.de-Interview.
Börsenmaklern bricht das Geschäft weg
Der Grund: Ihnen bricht in der Börsenflaute die wichtigste Einnahmequelle weg. Gemeint ist die Courtage aus dem Ordergeschäft, also die Gebühr für das Vermitteln zwischen Aktienkäufern und Verkäufern. Der zweite wesentliche Bereich ist die Skontroführung. Der Makler stellt hier exklusiv den Preis von Aktien und Optionsscheinen im Parketthandel eines bestimmten Börsenplatzes fest und kassiert die Courtage dafür.
Das Problem sinkender Gebühren besteht nicht erst seit gestern: Schwieriger wurde die Situation der Makler bereits mit der Einführung des elektronischen Handelssystems Xetra 1997. Der Handel verlagerte sich zunehmend auf die neue Plattform – damit brachen die Courtageeinnahmen der Anbieter ein. Das gilt nicht nur für das Ordergeschäft, sondern auch für die Skontroführung – werden doch gerade die umsatzstarken Werte zunehmend auf Xetra gehandelt.
Die Börsenkrise hat die Rahmenbedingungen für die Makler jetzt zusätzlich verschärft. Ihr Ausweg heißt: Flucht in die Breite, in neue Geschäftsfelder. Beteiligungsgeschäft, Neuemissionen, Vermögensverwaltung schreiben sich Wertpapierhandelshäuser wie Baader, Börsenmakler Schnigge oder Kling Jelko seit einiger Zeit auf die Fahnen. Mehr oder weniger erfolgreich. Tatsächlich aber haben sie keine andere Wahl. Metehan Sen, Bankenanalyst bei Sal. Oppenheim: „Den Wertpapierhandelshäusern bleibt nicht viel anderes übrig, weil ihr Kommissions- und das Skontrogeschäft wegbricht.“
Der nächste Keulenschlag steht kurz bevor
Doch das ist nicht alles. Denn das Vierte Finanzmarktförderungsgesetz, das im kommenden Jahr in Kraft treten soll, wird die Lage zusätzlich erschweren. Der Gesetzesentwurf sieht unter anderem eine Flexibilisierung der Marktsegmente vor. Das bedeutet: Die Wertpapierhandels-Zulassung und das Feststellen des Preises sollen entkoppelt werden. Faktische Folge wäre ein Wegfall des amtlichen Kurses – Kursmakler ade.
Zudem plant die Bundesregierung, die Segmente Amtlicher Handel, Geregelter Markt und Freiverkehr auf zwei öffentlich-rechtliche Börsensegmente mit einheitlichen Publizitätspflichten zu fusionieren. Das dürfte gerade die Bedingungen im Freiverkehr mit seinen bislang weniger strengen Zulassungsvoraussetzungen erschweren. Sen: „Dann werden viele ausländische Werte aus dem Freiverkehr verschwinden.“ Das wäre ärgerlich für die Makler – in diesem Falle hätten sie noch geringere Erträge als Skontroführer.
Mit anderen Worten: Das Kerngeschäft der Makler wird ab dem kommenden Jahr noch stärker kränkeln. Aber halten die zusätzlichen Geschäftsfelder, was sie versprechen? Bislang nicht, denn auch sie sind abhängig vom Börsenumfeld. So liegt das Emissionsgeschäft, in dem sich Baader ebenso wie Concord Effekten oder Kling Jelko tummelt, in der Neuemissionsflaute brach. Die Aussichten im Beteiligungsgeschäft sind nicht viel besser. Denn in der Börsenkrise bricht der Wert der Aktienpakete ein – damit belasten hohe Abschreibungen auf die Beteiligungsportfeuilles die ohnehin gebeutelten Anbieter.
Neue Geschäftsfelder bringen nicht die Rettung
Auch der Bereich Designated Sponsoring bringt in der Kapitalmarktflaute nichts als Ärger. Hier sorgt der Makler für einen liquiden Handel in einem bestimmten Wert, indem er gegen eine jährliche Gebühr selbst An- und Verkaufskurse stellt. Die Crux: Der Designated Sponsor muss dafür einen bestimmten Aktienbestand vorhalten – geht die Aktie in den Keller, verliert er sein Geld.
Ein Rettungsanker ist auch die viel beschworene Vermögensverwaltung (Asset Management) nicht. „Für sehr kleine Anbieter ist das Asset Management ausgesprochen schwer“, sagt Analyst Sen. Der Grund: Die Kosten fallen unabhängig von der Höhe des verwalteten Geldes an. In der Börsenkrise schmilzt das verwaltete Vermögen bei Maklern wie großen Vermögensverwaltern zusammen. Mit dem Unterschied, dass die Großen dieses Geschäft billiger betreiben können.
Auch das Finanzmarktanalyse-Institut Independent Research kommt zu dem Schluss, dass die meisten Wertpapierhandelshäuser angesichts der großen Konkurrenz durch etablierte Vermögensverwalter hier nur in Marktnischen erfolgreich agieren können.
Große und Nischenanbieter werden überleben
Wer dürfte also die Branchenflaute und die damit einhergehende Konsolidierung überleben? In erster Linie größere Häuser, die im europäischen Vergleich noch immer sehr klein sindDazu zählen Concord Effekten, die sich innerhalb von drei Jahren vom Börsenmakler zur Investmentbank gewandelt haben, die Gontard & Metallbank und Baader. Ein Rezept: „Wir suchen nach Geschäftsfeldern, die sich antizyklisch zum Aktienmarkt entwickeln“, so Concord-Effekten Chef Schaper. Beispielsweise läuft das Anleihengeschäft gut, wenn die Aktienmärkte am Boden sind. Dennoch: Auch die Investmentbank schreibt rote Zahlen, entlässt Mitarbeiter.
Nicht nur die Großen werden voraussichtlich heil davonkommen. Aber auch Nischenanbieter wie der Stuttgarter Derivate-Spezialist Euwax dürften sich behaupten. Der deutsche Marktführer im Bereich Optionsscheine und Zertifikate schreibt schwarze Zahlen – im Gegensatz zu vielen anderen Wertpapierhäusern. Kleinere Makler dagegen können unter die Räder geraten. Wie die BAV Börsenmakler und Beteiligungs AG, deren Insolvenzverfahren seit dem 26. Oktober läuft.
Kurzum: Die Aktien der Wertpapierhandelshäuser haben auf längere Sicht kein Potenzial, da ein Ende der Branchen-Krise nicht abzusehen ist. Kleinere Anbieter können allenfalls im Zuge von Übernahmegerüchten zulegen, aber diese Aussicht ist sehr spekulativ.
Gruß
Happy End