Börsenausblick:

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15.09.02 22:16

Irak-Krise hält Finanzmärkte in Atem

Die weltpolitischen Entwicklungen werden auch in dieser Woche die Richtung vorgeben. Der drohende Konflikt zwischen den USA und Irak schürt weiterhin die Unsicherheit der Investoren, was sich tendenziell in schwächeren Aktienkursen ausdrücken wird.

Als Höhepunkt wird von einigen Akteuren das Treffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) eingestuft. Ob die Opec allerdings in der Lage sein wird, ein Emporschnellen des Ölpreises im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Vereinigten Staaten und Irak zu verhindern, wird weithin bezweifelt. Wenig Impulse erwarten sich die Experten hingegen von den anstehenden Bundestagswahlen.

Für den Anleihemarkt erwarten Experten im derzeitigen Umfeld weitere Kurssteigerungen. Die ersten Investmenthäuser senken bereits ihre mittelfristigen Renditeprognosen für die Bondmärkte beiderseits des Atlantiks. Am Devisenmarkt leidet der Dollar unter den Intentionen der Amerikaner im Hinblick auf den Irak. Internationale Anleger beginnen tendenziell bei steigender Risikoaversion damit, Gelder in ihr Heimatland zurückzuholen.


Im Wochenvergleich schlossen die großen Aktienindizes allesamt im Minus. An der Wall Street verlor der Dow Jones 1,4 Prozent, der S&P 500 gab 0,5 Prozent ab. Auch in Europa ging es abwärts. Der Deutsche Aktienindex Dax schloss 3,6 Prozent unter Vorwochenniveau, der Stoxx 50 lag 3,2 Prozent im Minus.


Unsicherheit dominiert

"Ich erwarte in dieser Woche keine steigenden Kurse", sagte Andreas Schneller. Der Aktienhändler von Merck Finck & Co führt weiter aus: "Die Stimmung ist schlechter als die realen Zahlen." Auch Volker Borghoff, Stratege bei HSBC Trinkaus, ist pessimistisch gestimmt: "Die derzeitige Situation ist unkalkulierbar." Insbesondere konjunkturabhängige Werte würden in einem solchen Umfeld belastet. "Versorger oder Pharmawerte dürften sich halten, aber ich sehe keine Gründe für Kursgewinne."


Für Tim Sommer, Stratege der ING-BHF Bank, ist das Vertrauen der Anleger in den Markt komplett verschwunden. Obwohl der Aktienmarkt schon günstig bewertet sei, drohte noch immer die Gefahr weiterer Kurseinbrüche.



"Dreifacher Hexensabbat"

Für zusätzliche Volatilität könnte diese Woche auch der anstehende "Dreifache Hexensabatt" sorgen. Kommenden Freitag verfallen an der Terminbörse Eurex gehandelte Optionen, Futures und Futures auf Optionen auf deutsche Aktien und Indizes. Im Vorfeld eines solchen Verfallstermins schlagen die betroffenen Papiere oft heftige Kapriolen. Rolf Elgeti von der Commerzbank erwartet Ausschläge von zehn bis 15 Prozent.


Der Konjunkturindikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), der am Dienstag auf der Agenda steht, ist diese Woche die einzige Veröffentlichung, die das Potenzial hat, eine Marktreaktion auszulösen. Der Indikator wird allgemein als guter Vorläufer des deutschen Ifo-Index angesehen, der kommende Woche bekannt gegeben wird.



Nur wenig Konjunkturdaten

Auch in den USA ist die Konjunkturagenda diese Woche relativ leer. Die monatlichen Zahlen zur Industrieproduktion werden am Dienstag veröffentlicht, am Mittwoch die Handelsbilanz für Juli und die August-Inflationsrate. Volkswirte erwarten jedoch keine nennenswerten Marktreaktionen auf diese Daten. Am Donnerstag gibt die Notenbank von Philadelphia einen Einblick in den Zustand des industriellen Sektors in ihrer Region.


Erst kommende Woche tritt der Offenmarktausschuss der US-Notenbank wieder zusammen, doch die Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung sind spätestens seit der Rede des Fed-Präsidenten Alan Greenspan am vergangenen Donnerstag verpufft. Laut Ed McKelvey, Volkswirt bei Goldman Sachs, hat die Fed zwar bei ihrer letzten Sitzung, in der sie die rezessionären Gefahren betonte, "alle Türen für eine Zinssenkung offen gelassen. Doch deutete die Stellungnahme auch an, dass sie es keineswegs eilig damit hat."



Kaum Bilanzzahlen

Zahlreiche Unternehmen dürften Prognosen über die Geschäftsentwicklung im dritten Quartal abgeben. Doch nur wenige Firmen stellen ihre Bilanzzahlen vor. Darunter sind die Investmentbanken Morgan Stanley und Bear Stearns, die Lebensmittelkonzerne General Mills und ConAgra, sowie das Softwarehouse Oracle, Netzausrüster 3Com, Turnschuhhersteller Nike, Paketdienst FedEx und Einzelhändler Circuit City Stores.


Jim Volk, Händler bei D.A. Davidson, erwartet für diese Woche keine größeren Kursausschläge: "Die Wall Street wird eine gewisse Reaktion zeigen, wenn die Zeichen vermehrt in Richtung Krieg weisen. Aber im großen und ganzen ist diese Gefahr schon in die Aktienkurse eingepreist."



Bondrenditen sinken weiter

Am Bondmarkt dürften sich die deutlichen Renditerückgänge, die gegen Ende der vergangenen Handelswoche zu beobachten waren, nach Einschätzung von Strategen weiter fortsetzen. Das Zusammenspiel von schwachen Aktienmärkten, enttäuschenden Konjunkturdaten und geopolitischen Unsicherheiten treiben Investoren auch weiterhin in den vermeintlich sicheren Hafen Rentenmarkt. Die Analysten von Dresdner Kleinwort Wasserstein haben vor diesem Hintergrund ihre Renditeprognosen für die USA und die Euro-Zone nach unten angepasst. Die Strategen erwarten, dass sich die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen beiderseits des Atlantiks für längere Zeit nahe der Vier-Prozent-Marke aufhalten werden.


Der Dollar legte zwar am Freitag gegen Euro und Yen noch einmal einen Wochenendspurt ein. Allgemein prognostizieren die Strategen jedoch mittelfristig weitere Verluste für den Greenback. Insbesondere ein länger anhaltender Krieg am Golf wird als Auslöser für massive Kapitalumschichtungen aus den USA und damit für fallende Dollarkurse genannt.


Beim Yen sorgten am Freitag Interventionsgerüchte dafür, dass die japanische Währung gegen den Dollar auf den tiefsten Stand seit 11 Monaten fiel. Vize-Finanzminister Haruhiko Kuroda hatte zuvor gesagt, nur "massive Yen-Verkäufe" könnten die Deflation umkehren und die japanischen Exporte ankurbeln.



Irak-Krise bestimmt den Goldhandel


Von Wolfgang Wrzesniok-Roßbach

Erneut haben politische Faktoren das Geschehen am Goldmarkt diktiert. Die Angst vor Zwischenfällen am Jahrestag der Terroranschläge trieb den Goldpreis bereits am vergangenen Montag auf ein Wochenhoch von 324 $ je Feinunze.

Die New Yorker Comex verzeichnete einen starken Anstieg bei Pluspositionen. Nachdem der 11. September ohne Zwischenfälle verlief, fiel Gold wieder zurück bis auf das Wochentief bei 314,70 $. Unterstützung erhielt das Edelmetall am Donnerstag im Vorfeld der Rede von US-Präsident George W. Bush vor den Vereinten Nationen zum Thema Irak und notierte erneut zeitweise bei 320 $. Bis Wochenschluss verlor Gold aber wieder bis auf 316,50 $.

Die südafrikanische Goldproduktion sinkt unterdessen weiter. Gegenüber dem Vorjahr meldete "Statistics South Africa" für den Zeitraum Januar bis Juli eine Verringerung der Produktion um 0,8 Prozent.


In dieser Woche bleibt Gold im Spannungsfeld der unsicheren politischen Lage und eigener Fundamentaldaten. Da die unverändert positiven Impulse von politischer Seite bereits teilweise eingepreist sind, dürfte Gold zwischen 312 und 321 $ notieren. Analysten schließen aber auch einen Test des unteren Endes der Handelsspanne nicht aus.


Silber folgte im Wochenverlauf der Entwicklung am Goldmarkt. Ungeachtet durchwachsener Konjunkturdaten und der Verbilligung der Buntmetalle nach der Bush-Rede stieg Silber im Wochenvergleich auf Basis des Londoner Fixings um 0,06 auf 4,59 $.


Die Industrie beginnt jetzt, ihren Platinbedarf für die nächsten Monate abzusichern, wodurch das Edelmetall bis auf 561,50 $ kletterte. Derzeit scheint sich Platin zwischen 540 und 560 $ einzupendeln. Händler berichten von stabiler Nachfrage durch die chinesische Schmuckindustrie, die die schlechten Autoverkaufszahlen und den somit sinkenden Platinverbrauch ausgleichen dürften. Von der am Montag in New York beginnenden Platinwoche werden Erkenntnisse über die Förderquotenpläne der Minengesellschaften erwartet.


Palladium bewegte sich kaum. Marktteilnehmer rechnen wegen der lange zurückgehaltenen russischen Exporte mit Verlusten bis unter 300 $. Am Freitag schloss Palladium mit 333 $.


Wolfgang Wrzesniok-Roßbach leitet den Edelmetall- und Rohstoffhandel bei Dresdner Kleinwort Wasserstein.
ftd.





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