05.04.2001
Börse: Geht's noch billiger?
Je länger die Krise dauert, um so schwerer wiegen Schulden,
meint Rainer Sommer
Wer heute noch Aktien hat, kann wenigstens in einer Hinsicht
sicher sein: So viel wie vor einem Jahr kann er an der Börse heute
nicht mehr in den Sand setzen. Denn so viel, wie die meisten
Aktien im letzten Jahr verloren haben, sind sie heute bei weitem
nicht einmal mehr wert. Höchst unsicher ist demgegenüber, wann
endlich die herbeigesehnten nachhaltigen Kurserholungen
kommen werden. Die professionellen Auguren scheinen jedenfalls
heute ebenso schwarz zu sehen, wie sie in Boomzeiten an
immerwährende Kursgewinne geglaubt hatten – was von Zynikern
durchaus als Einstiegssignal gewertet wird. Denn nach dem
irrationalen Überschwang schlägt die Übertreibung inzwischen
nach unten aus – sollte der grosse Zusammenbruch der Wirtschaft
ausbleiben.
Besonders an den Technologiebörsen werden derzeit die
durchaus noch bestehenden Wachstumschancen ignoriert und
sogar die Marktführer, die mittelfristig wohl von der Krise
profitieren werden, ebenso gnadenlos verkauft wie die
berüchtigten Dot.coms, die statt Umsätzen oder Gewinnen nur
vage Ankündigungen und heisse Luft bringen.
Allerdings sind die Geschäfte der meisten
Technologieunternehmen in den USA vor einigen Monaten
tatsächlich von einem Moment auf den anderen zum Stillstand
gekommen. Und dass die USA diese Krise rasch überwinden
können, ist noch lange nicht heraussen. Denn je länger die Krise
andauert, um so mehr werden die in den Boomzeiten massiv
angeschwollenen Schulden von Unternehmen wie Konsumenten
wirksam. Das könnte durchaus eine langjährige Abwärtsspirale
auslösen. Aber obwohl derzeit niemand von einer grossen
Depression wie in den 30er-Jahren sprechen will – auch dieser
war ein zehnjähriger Technologieboom vorangegangen. Und das
wirtschaftlich nun schon seit einem Jahrzehnt schwer kranke
Japan hatte die zehn Jahre vor dem Ausbruch der Krise als
unbesiegbarer Business-Weltmeister gegolten.
Kommen nun die USA in eine vergleichbare Bredouille, dann ist
an den US-Börsen noch auf Jahrzehnte hinaus nicht viel zu holen.
Dass die Aktienmärkte und vor allem die reale Wirtschaft Europas
dann mit einem blauen Auge davonkommen würden, ist zwar
höchst unwarscheinlich – europäische Anleger können aber
immerhin das Währungsrisiko begrenzen und im Euro-Raum
investieren.
Börse: Geht's noch billiger?
Je länger die Krise dauert, um so schwerer wiegen Schulden,
meint Rainer Sommer
Wer heute noch Aktien hat, kann wenigstens in einer Hinsicht
sicher sein: So viel wie vor einem Jahr kann er an der Börse heute
nicht mehr in den Sand setzen. Denn so viel, wie die meisten
Aktien im letzten Jahr verloren haben, sind sie heute bei weitem
nicht einmal mehr wert. Höchst unsicher ist demgegenüber, wann
endlich die herbeigesehnten nachhaltigen Kurserholungen
kommen werden. Die professionellen Auguren scheinen jedenfalls
heute ebenso schwarz zu sehen, wie sie in Boomzeiten an
immerwährende Kursgewinne geglaubt hatten – was von Zynikern
durchaus als Einstiegssignal gewertet wird. Denn nach dem
irrationalen Überschwang schlägt die Übertreibung inzwischen
nach unten aus – sollte der grosse Zusammenbruch der Wirtschaft
ausbleiben.
Besonders an den Technologiebörsen werden derzeit die
durchaus noch bestehenden Wachstumschancen ignoriert und
sogar die Marktführer, die mittelfristig wohl von der Krise
profitieren werden, ebenso gnadenlos verkauft wie die
berüchtigten Dot.coms, die statt Umsätzen oder Gewinnen nur
vage Ankündigungen und heisse Luft bringen.
Allerdings sind die Geschäfte der meisten
Technologieunternehmen in den USA vor einigen Monaten
tatsächlich von einem Moment auf den anderen zum Stillstand
gekommen. Und dass die USA diese Krise rasch überwinden
können, ist noch lange nicht heraussen. Denn je länger die Krise
andauert, um so mehr werden die in den Boomzeiten massiv
angeschwollenen Schulden von Unternehmen wie Konsumenten
wirksam. Das könnte durchaus eine langjährige Abwärtsspirale
auslösen. Aber obwohl derzeit niemand von einer grossen
Depression wie in den 30er-Jahren sprechen will – auch dieser
war ein zehnjähriger Technologieboom vorangegangen. Und das
wirtschaftlich nun schon seit einem Jahrzehnt schwer kranke
Japan hatte die zehn Jahre vor dem Ausbruch der Krise als
unbesiegbarer Business-Weltmeister gegolten.
Kommen nun die USA in eine vergleichbare Bredouille, dann ist
an den US-Börsen noch auf Jahrzehnte hinaus nicht viel zu holen.
Dass die Aktienmärkte und vor allem die reale Wirtschaft Europas
dann mit einem blauen Auge davonkommen würden, ist zwar
höchst unwarscheinlich – europäische Anleger können aber
immerhin das Währungsrisiko begrenzen und im Euro-Raum
investieren.