Amgen ist den Kinderschuhen endgültig entwachsen
17. Dez. 2001 TMT, New Economy, Biotechnologie - drei Bergriffe, ein gemeinsamer Nenner: Die Anleger waren und sind zumindest teilweise immer noch bereit, für Unternehmen in diesem Bereich hohe Preise zu bezahlen, weil sie von hohen Wachstums- und Gewinnchancen ausgehen. Hat sich die Euphorie im Telekommunikations- und Internetbereich mittlerweile wieder etwas gelegt, so rückt die Fantasie im Biotech-Bereich wieder etwas mehr ins Zentrum.
Gute Nachrichten wie etwa die überraschend schnelle Zulassung eines Medikamentes zu weiteren Testphasen, beispielsweise bei Genmab, führen zu Kursgewinnen. Allerdings muss bei aller Fantasie und starken Kursbewegungen immer die Relation berücksichtigt werden. Denn große Wachstumsraten, sei es bei Umsatz oder auch Gewinn, treten in der Regel nur bei relativ kleinen Unternehmen auf. Über längere Zeit sind sie kaum aufrecht zu erhalten.
Reife Unternehmen wachsen langsamer
Denn einmal steigen bei starkem Wachstum und zunehmender „Reife“ des Unternehmens die Ansprüche an das Management überproportional an, zum anderen nimmt der bürokratische Aufwand zu und macht es immer unflexibler und - zum dritten - wird irgendwann der Markt enger, so dass Wachstumsraten nur noch mit erhöhtem Marketingaufwand oder gar durch Fusionen und Übernahmen aufrecht erhalten werden können. Immer verbunden mit entsprechenden Kosten und Risiken.
Das dürfte auch ein Grund sein, wieso Anleger zunächst eher negativ auf die Übernahme von Immunex durch Amgen reagierten. Die Aktie fiel von über 60 Dollar auf etwa 57 Dollar. Denn mit einem Transaktionsvolumen von 16 Milliarden Dollar ist das die größte Übernahme aller Zeiten im Biotech-Bereich und führt insgesamt zu einem Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 75 Milliarden Dollar. Damit schlägt es locker „kleinere“ etablierte Unternehmen der Pharmabranche. Zum Beispiel Roche mit einer Kapitalisierung von „nur“ 61 Milliarden Dollar, eine Novartis kommt auf 90 Milliarden Dollar.
Noch gibt es Bewertungsunterschiede
Damit verschwimmen die Proportionen zwischen „traditionellen“ Pharmaunternehmen und Biotech-Firmen. Was allerdings bleibt, das sind Bewertungsunterschiede. Während Amgen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 48 gehandelt wird, liegt eine Pfizer bei 30, Novartis und Roche dagegen knapp über 20. Die Prämie dürfte angesichts einer vielversprechenden Palette noch junger Produkte und entsprechender Märkte gerechtfertigt sein. So halten Analysten den für Immunex bezahlten Preis mit 0,44 Amgen-Aktien und 4,50 Dollar je Aktie für hoch, allerdings kommt das Unternehmen mit dem Rheumamittel Enbrel zu einem viel versprechenden neuen Produkt, das schon im kommenden Jahr 900 Millionen bis 1,3 Milliarden Dollar umsetzen soll.
Das Problem dürfte allerdings in der Prognose der weiteren Umsatzentwicklung liegen. „Strategisch passen Immunex und Amgen gut zusammen, aber der für Immunex bezahlte Preis unterstellt eine ziemlich optimistische Entwicklung“ sagt zum Beispiel Libbe Englander von BioPharma Advisors. Längerfristig dürfte Konkurrenz sehr wahrscheinlich sein und damit das Gewinnpotenzial zumindest deckeln.
Ist Amgen mehr wert als "traditionelle" Pharmawerte?
Alles in allem dürfte sich das Unternehmen auf der Basis junger Produkte noch dynamisch entwickeln, aber zunehmend reifer werden und sich damit der „Entwicklungsgeschwindigkeit“ etablierter Pharmaunternehmen anpassen. Die große Frage dürfte sein, ob dieses Szenario schon „eingepreist“ ist. Denn zumindest seit Anfang 2000 hat die Aktie charttechnisch die Phase des rasanten Kurswachstums abgeschlossen und befindet sich in einer Seitwärtsbewegung mit starken Kursausschlägen. Sie dürfte eher für trading-orientierte Anleger geeignet sein.
www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/inc/in/...B79}&mode=picture" style="max-width:560px" >
Der Chart zeigt die Entwicklung der Amgen-Aktie seit Anfang 1997
Text: @cri
17. Dez. 2001 TMT, New Economy, Biotechnologie - drei Bergriffe, ein gemeinsamer Nenner: Die Anleger waren und sind zumindest teilweise immer noch bereit, für Unternehmen in diesem Bereich hohe Preise zu bezahlen, weil sie von hohen Wachstums- und Gewinnchancen ausgehen. Hat sich die Euphorie im Telekommunikations- und Internetbereich mittlerweile wieder etwas gelegt, so rückt die Fantasie im Biotech-Bereich wieder etwas mehr ins Zentrum.
Gute Nachrichten wie etwa die überraschend schnelle Zulassung eines Medikamentes zu weiteren Testphasen, beispielsweise bei Genmab, führen zu Kursgewinnen. Allerdings muss bei aller Fantasie und starken Kursbewegungen immer die Relation berücksichtigt werden. Denn große Wachstumsraten, sei es bei Umsatz oder auch Gewinn, treten in der Regel nur bei relativ kleinen Unternehmen auf. Über längere Zeit sind sie kaum aufrecht zu erhalten.
Reife Unternehmen wachsen langsamer
Denn einmal steigen bei starkem Wachstum und zunehmender „Reife“ des Unternehmens die Ansprüche an das Management überproportional an, zum anderen nimmt der bürokratische Aufwand zu und macht es immer unflexibler und - zum dritten - wird irgendwann der Markt enger, so dass Wachstumsraten nur noch mit erhöhtem Marketingaufwand oder gar durch Fusionen und Übernahmen aufrecht erhalten werden können. Immer verbunden mit entsprechenden Kosten und Risiken.
Das dürfte auch ein Grund sein, wieso Anleger zunächst eher negativ auf die Übernahme von Immunex durch Amgen reagierten. Die Aktie fiel von über 60 Dollar auf etwa 57 Dollar. Denn mit einem Transaktionsvolumen von 16 Milliarden Dollar ist das die größte Übernahme aller Zeiten im Biotech-Bereich und führt insgesamt zu einem Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 75 Milliarden Dollar. Damit schlägt es locker „kleinere“ etablierte Unternehmen der Pharmabranche. Zum Beispiel Roche mit einer Kapitalisierung von „nur“ 61 Milliarden Dollar, eine Novartis kommt auf 90 Milliarden Dollar.
Noch gibt es Bewertungsunterschiede
Damit verschwimmen die Proportionen zwischen „traditionellen“ Pharmaunternehmen und Biotech-Firmen. Was allerdings bleibt, das sind Bewertungsunterschiede. Während Amgen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 48 gehandelt wird, liegt eine Pfizer bei 30, Novartis und Roche dagegen knapp über 20. Die Prämie dürfte angesichts einer vielversprechenden Palette noch junger Produkte und entsprechender Märkte gerechtfertigt sein. So halten Analysten den für Immunex bezahlten Preis mit 0,44 Amgen-Aktien und 4,50 Dollar je Aktie für hoch, allerdings kommt das Unternehmen mit dem Rheumamittel Enbrel zu einem viel versprechenden neuen Produkt, das schon im kommenden Jahr 900 Millionen bis 1,3 Milliarden Dollar umsetzen soll.
Das Problem dürfte allerdings in der Prognose der weiteren Umsatzentwicklung liegen. „Strategisch passen Immunex und Amgen gut zusammen, aber der für Immunex bezahlte Preis unterstellt eine ziemlich optimistische Entwicklung“ sagt zum Beispiel Libbe Englander von BioPharma Advisors. Längerfristig dürfte Konkurrenz sehr wahrscheinlich sein und damit das Gewinnpotenzial zumindest deckeln.
Ist Amgen mehr wert als "traditionelle" Pharmawerte?
Alles in allem dürfte sich das Unternehmen auf der Basis junger Produkte noch dynamisch entwickeln, aber zunehmend reifer werden und sich damit der „Entwicklungsgeschwindigkeit“ etablierter Pharmaunternehmen anpassen. Die große Frage dürfte sein, ob dieses Szenario schon „eingepreist“ ist. Denn zumindest seit Anfang 2000 hat die Aktie charttechnisch die Phase des rasanten Kurswachstums abgeschlossen und befindet sich in einer Seitwärtsbewegung mit starken Kursausschlägen. Sie dürfte eher für trading-orientierte Anleger geeignet sein.
www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/inc/in/...B79}&mode=picture" style="max-width:560px" >
Der Chart zeigt die Entwicklung der Amgen-Aktie seit Anfang 1997
Text: @cri