Billig oder teuer?

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Billig oder teuer?

 
17.10.04 13:34
Für eine erste Einschätzung eines Aktienkurses hat sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) als einfache Hilfestellung bewährt.

Das KGV gibt an, in welchem Verhältnis die aktuelle Börsenbewertung zum Gewinn der Gesellschaft steht. Es errechnet sich aus dem aktuellen Börsenkurs geteilt durch den Gewinn pro Aktie. Je höher der Kurs und je geringer der Gewinn, desto höher also das KGV und desto höher bewertet die Aktie. Wird kein Gewinn erzielt, lässt sich natürlich auch kein KGV errechnen. Aber welches KGV ist „normal“, und ab wann gilt eine Aktie als teuer?

KGV-Niveau variiert mit der Marktphase

Dazu ist ein Blick auf die langfristige Entwicklung des KGV hilfreich. Die langfristigsten Daten liegen für den amerikanischen S&P 500-Index vor. Das durchschnittliche KGV der vergangenen 70 Jahre liegt hier bei 14,7.

Seit dem Jahr 1980 als der Dax noch ein KGV von von 7,6 aufwieß konnten man einen deutlich ansteigenden Trend erkennen, der die zunehmende Akzeptanz der Aktie als Anlageobjekt widerspiegelt. Verblüffenderweise liegt das durchschnittliche KGV für die gesamte Periode ebenfalls bei 14,66. Die Schwankungen sind dabei allerdings enorm. Es gibt Börsenphasen, an denen sich niemand um das KGV zu scheren scheint. Ende 1993 gab es mit einem KGV von 24 ein Zwischenhoch, das bis Anfang 1995 wieder auf 15 zurückfiel. Im Februar 2000 wurde kurzzeitig ein Rekord-KGV von 33,7 erreicht, mehr als der doppelte Wert des langjährigen Durchschnitts; der traurige Rest ist bekannt.

KGV - Niveau variiert mit der Branche

Doch auch je nach Branche variiert das KGV-Niveau stark. Da gibt es zum einen Mauerblümchen, die etwa wegen unsicherer Geschäftsaussichten ihrer Branche oder einer geringen Marktkapitalisierung kaum jemals über ein KGV von zehn hinauskommen.

Andererseits gibt es Branchen, in denen ein deutlich überdurchschnittliches KGV langfristig akzeptiert wird. Da ist etwa die Versicherungsbranche, bei der das erhebliche Beteiligungsvermögen eine Bewertung allein nach dem Gewinn unzureichend werden lässt.

Bei so genannten Wachstumsbranchen wird ein hohes KGV-Niveau dagegen mit den außergewöhnlichen Wachstumsaussichten begründet.

KGV/Wachstumsverhältnis als Hilfestellung bei Wachstumswerten

Bei Firmen mit zweistelligen prozentualen Wachstumsaussichten behilft man sich deswegen auch gerne mit dem Kurs-Gewinn-/Wachstumsverhältnis (KGV/W, englisch PEG, für „Price Earnings/Growth Ratio“). Dieses teilt das KGV nochmals durch das erwartete Gewinnwachstum. Je höher also das erwartete Wachstum, desto geringer der Wert des KGV/W. Bei Blue Chips liegt das KGV/W meist etwa bei eins. Als Faustregel gilt, dass eine Aktie mit einem Wert unterhalb von eins möglicherweise unterbewertet ist.

Wenig aussagekräftig ist das KGV zudem auch bei Firmen, die gerade knapp die Gewinnschwelle erreichen. Beispielsweise führt ein Gewinn von wenigen Cents pro Aktie zu einem exorbitant hohen KGV, das sich in den Folgejahren, etwa bei einem Gewinn von einem Euro je Aktie, deutlich zurückbildet.

Zugrunde liegende Schätzungen sind das A und O

Eines darf der Investor aber nie vergessen: Die Aussagekraft des KGV steht und fällt mit der Qualität der zugrunde liegenden Gewinnschätzungen. Die meisten KGVs, die etwa in Tageszeitungen veröffentlicht werden, beruhen ja noch nicht auf tatsächlichen Geschäftsergebnissen, sondern geben die Gewinnerwartungen bestimmter Analysten für das laufende Jahr und kommende Jahre wieder. Sind diese übertrieben optimistisch, ist das KGV letztlich das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist

xpfuture
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