ROUNDUP3: 'Schwarzer Montag' erschüttert US-Banken - Finanzkrise auf Höhepunkt
19:50 15.09.08
NEW YORK/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Finanzkrise hat am "schwarzen Montag" in der US-Bankenwelt einen neuen Höhepunkt erreicht. Als Folge der US-Immobilienkrise scheiterten zwei der größten und traditionsreichsten US-Investmentbanken: Nach vergeblichen Rettungsversuchen musste die über 150 Jahre alte Bank Lehman Brothers (Profil) Insolvenz anmelden. Die drittgrößte Investmentbank Merrill Lynch (Profil) wurde von der Bank of America (Profil) aufgekauft. Die Hiobsbotschaften lösten weltweit Schocks an den Börsen aus. "Die Vertrauenskrise ist wieder da", hieß es.
Notenbanken und Finanzbehörden griffen zur Stabilisierung der Märkte ein. Zehn internationale Bankkonzerne, darunter die Deutsche Bank, legten einen 70 Milliarden Dollar schweren Unterstützungsfonds auf, um sich gegenseitig auszuhelfen. Verbraucherschützer in Deutschland, Bundesregierung und hiesige Finanzaufsicht beruhigten die Bankkunden. Es gebe "keinen Grund zur Panik". US-Präsident George W. Bush sagte am Montag in Washington zu den Auswirkungen auf die Finanzmärkte, "kurzfristig mögen diese Anpassungen schmerzhaft sein". Mit Blick auf die langfristige Zukunft sei er jedoch optimistisch, dass die Kapitalmärkte ausreichend flexibel seien, um diese Anpassungen meistern zu können.
DAX ZEITWEISE UNTER 6.000 PUNKTE
Der Deutsche Aktienindex DAX (Profil) schloss auf dem tiefsten Stand seit Oktober 2006 mit 6.064,16 Punkten, ein Minus von 2,74 Prozent. Im Handelsverlauf war der DAX sogar unter die wichtige Marke von 6.000 Punkten gefallen. Noch vor gut einem Jahr hatte er bei knapp über 8.150 Punkten einen Rekordstand erreicht. Besonders Banken- und Versicherungstitel verbuchten hohe Verluste. Aktien der Commerzbank, Käufer der Dresdner, brachen um über 9 Prozent ein. Die Börsen in Frankreich, Zürich, Großbritannien und Russland verloren kräftig. Auch die Wall Street eröffnete am Montag schwach. Seit mehr als anderthalb Jahren haben Spekulationen in zigfacher Milliardenhöhe mit faulen Hypotheken am US-Immobilienmarkt die Finanzmärkte in Turbulenzen gestürzt und Riesenlöcher in Bankbilanzen verursacht.
ZENTRALBANKEN PUMPEN GELD IN DEN MARKT
Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of England pumpten am Montag zusammen 36,3 Milliarden Euro in den Geldmarkt, um kurzfristig eine Kreditklemme zu verhindern. EZB-Präsident Jean- Claude Trichet erklärte, die EZB werde "außergewöhnlich wachsam" sein und alles tun, um ein ordentliches Funktionieren der Finanzmärkte sicherzustellen. Der frühere US-Notenbank-Chef Alan Greenspan nannte die Finanzkrise ein "Jahrhundertereignis". "Das übertrifft ohne Zweifel alles, was ich je gesehen habe - und es ist längst noch nicht überwunden", sagte er im US-Fernsehen.
Das Gesicht der amerikanischen Finanzbranche veränderte sich am Montag schlagartig: An der Wall Street gibt es nunmehr mit Goldman Sachs (Profil) und Morgan Stanley nur noch zwei funktionsfähige Investmentbanken statt fünf vor einem halben Jahr. Lehman Brothers, die viertgrößte amerikanische Investmentbank, beantragte Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechts. In dem Verfahren kann sie zunächst einmal ihre Geschäfte weiterführen, ohne von ihren Geldgebern überrannt zu werden. Die verzweifelten Rettungsbemühungen für Lehman scheiterten letztlich daran, dass die US-Regierung in anderen Fällen geleistete Staatshilfen ausschloss und die Branche nicht bereit war, die milliardenschweren Risiken zu übernehmen. Grund des Kollapses war auch bei Lehman vor allem die vom Ausfall bedrohten Kreditpapiere aus dem Immobiliensektor.
LAGE BEI MERRILL NICHT SO AKUT
Die drittgrößte Investmentbank Merrill Lynch wurde in der Nacht zum Montag von der Bank of America aufgefangen. Die Lage bei Merrill war nicht so akut wie bei Lehman Brothers, sie litt jedoch auch unter Milliardenverlusten und fallenden Aktienkursen. Die Bank of America, die lange auch als Retter für Lehman umworben wurde, zahlt für Merrill Lynch rund 50 Milliarden Dollar in Aktien.
Nach Einschätzung von Finanzexperten wird die Bankenkrise in den USA keine Pleitewelle im deutschen Bankensystem hervorrufen, aber weitere Zusammenschlüsse wie die geplante Fusion von Dresdner und Commerzbank. "Die Banken in Deutschland und Europa werden zwar weitere Abschreibungen vornehmen müssen - da können sich ganz große Milliardenlöcher auftun", sagte der Professor an der TU Darmstadt, Dirk Schiereck in einem dpa-Gespräch. "Die Fusionen werden zunehmen." Nach Ansicht des Professors an der Frankfurter School of Finance, Martin Faust, werden auch Europas Banken nicht ungeschoren davonkommen: "Wir werden in den kommenden Quartalen noch hohe Abschreibungen sehen."
MINISTERIUM: KRISE FÜR DEUTSCHLAND VERKRAFTBAR
Bundesfinanzministerium, Finanzaufsicht BaFin und Bundesbank beruhigten in einer gemeinsamen Erklärung: Die Auswirkungen der Krise auf den deutschen Markt seien "verkraftbar". Ministerium, BaFin und Bundesbank stünden in engem Kontakt mit den internationalen Partnerbehörden und den Spitzen der deutschen Kreditwirtschaft. Die weitere Entwicklung werde "sehr genau" beobachtet. Eine akute Gefahr, dass sich die Bankenkrise in den USA auf das deutsche Wirtschaftswachstum und damit auf den deutschen Haushalt auswirkt, sieht das Bundesfinanzministerium nicht.
Bankkunden in Deutschland sind nach Ansicht von Verbraucherschützern von der Zuspitzung der Finanzkrise kaum betroffen. "Es gibt für normale Bankkunden derzeit überhaupt keinen Grund zur Panik", versicherte der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Niels Nauhauser, im dpa- Gespräch. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat unterdessen weitere Geschäfte der deutschen Konzerntochter Lehman Brothers Bankhaus AG blockiert. Die Einlagen der Kunden seien im Rahmen des Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetzes geschützt.
Unterdessen kündigt sich das nächste Drama beim amerikanischen Versicherungsriesen American International Group (AIG) (Profil) an. Der American International Group (AIG), einer der weltgrößten Versicherer, habe die US-Notenbank um einen Überbrückungskredit von 40 Milliarden Dollar gebeten, berichtete die "New York Times". Damit solle eine Herabstufung des Kreditratings verhindert werden, das den Versicherer in weitere Finanzierungsschwierigkeiten stürzen würde.
HILFE FÜR AIG
Am Abend lockerte dann der Staat new York die Kreditbedingungen für den kriselnden Versicherer. AIG dürfe ab sofort Vermögenswerte seiner Töchter in Höhe von 20 Milliarden Dollar als Sicherheiten bei der Aufnahme neuer Darlehen verwenden, sagte der für die behördliche Aufsicht zuständige Gouverneur, David Paterson. Angesichts eines dramatischen Kursverfalls von AIG forderte Paterson zudem die Regierung in Washington zu zusätzlicher Unterstützung des Konzerns auf.
Paterson nannte AIG ein "gesundes Unternehmen", das derzeit allerdings Liquiditätsschwierigkeiten habe. Der Aktienkurs von AIG brach am Montag bis Mittag um zeitweise mehr als 60 Prozent ein. Seit Jahresbeginn verlor die Gesellschaft mehr als 90 Prozent ihres Börsenwerts./bb/so/DP/she
Quelle: dpa-AFX
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