Bernd Förtsch: Wer braucht noch Staatsanle...

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Bernd Förtsch: Wer braucht noch Staatsanle...

 
23.07.03 15:14

 Von Bernd Förtsch, Herausgeber des Börsenmagazins DER AKTIONÄR. 

Seit dem Ende des Krieges gegen den Irak ist die Börsenwelt in zwei Lager geteilt. Auf der einen Seite stehen die Optimisten, die an einen wirtschaftlichen Wiederaufschwung glauben und Aktien als Kernbestandteil eines Vermögensaufbaus favorisieren. Auf der anderen Seite stehen die Konjunkturskeptiker, die befürchten, dass die US-Wirtschaft in eine Deflationsspirale abrutschen könnte. Sie empfehlen Rentenpapiere zum Kauf.

Den tiefen Riss durch die Investmentgemeinschaft kann man daran erkennen, dass seit einiger Zeit beide Anlageklassen zulegen können. Dieser offensichtliche Wiederspruch lässt sich nur so erklären, dass beide Lager die Wirtschaft unter einem unterschiedlichen Zeithorizont betrachten. Während Aktienanleger eher einen längerfristigen Zeithorizont wählen und auf eine konjunkturelle Erholung in 2004 spekulieren,  richten sich Rentenfans eher an kurz- bis mittelfristigen Einflussfaktoren aus, also an Leitzinssenkungen und zurückliegenden Konjunkturdaten. 

Da aber die in den letzten Monaten bekannt gegeben Wirtschaftsdaten alles andere als eindeutig waren und auch Notenbanker Alan Greenspan zu keiner klaren Aussage zu bewegen war, konnten sich sowohl Aktien- wie auch Rentenanhänger die Welt so zurechtbiegen, wie es ihnen am ehesten zusagte. Die Aktionäre fühlten sich bestätigt, weil es die ein oder andere positive Wirtschaftszahl gab und Greenspan immer wieder versicherte, dass die Notenbank am Wideraufschwung arbeiten würde; die „Rentner“ klatschten Applaus, weil das Thema Deflation in der Presse ein Comeback feierte.

Doch sicher ist, dass nur eine der beiden Parteien Recht haben kann. Welche das sein könnte, davon konnte man sich vor einigen Tagen ein erstes Bild machen, als Greenspan die Leitzinsen auf ein Prozent senkte. Während nämlich die Aktienmärkte leicht stiegen, brach der Rentenmarkt regelrecht zusammen. Die Rendite zehn-jähriger US-Staatsanleihen zog von 3,27 auf 3,53 Prozent an. Sollte es nun in den nächsten Wochen zu weiteren positiven Konjunkturmeldungen kommen, ist davon auszugehen, dass das Rentenlager sein Geld zusehends in den Aktienmarkt umschichten wird. Denn wenn eine Anlage in Aktien derzeit schon über die Dividendenrendite vier Prozent bringt – Aktienkursgewinne sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt – wer braucht da noch Staatsanleihen?  

 

Ihr Bernd Förtsch   

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