Bashneft Joint Stock Petroleum Company
WKN: 722777
RTS-Code: BANE
Shares: 167,7 Mio. im Oktober 2002
Marktkapitalisierung: 429,3 Mio. EUR (Kurs GDR: 12,8 EUR 17.1.2003)
Börsenplätze: RTS, Berlin
Berlin handelt GDRs, welche 5 Originalaktien verbriefen.
Charts:
RTS: www.rts.ru/....cfm?issue=BANE&day2d=17&day2m=01&day2y=02&price
=open%2C+high%2C+low%2C+close&day1d=17&day1m=01&day1y=03&graf=1&id=2775&tot=&tabl=
Berliner Börse:
www.berlinerboerse.de/stocks/chart.html?ID_OSI=7259439
Vorsicht: wegen geringen Umsätzen Käufe auf jeden Fall streng limitieren!
Überblick und Historisches
Legt man die geförderten barrels im Jahr 2001 zugrunde, ist Bashneft die neuntgrößte Öl-Company Russlands.
Gegründet wurde die Gesellschaft 1932. Entsprechend alt und ausgebeutet sind die Ölfelder, die Basneft in Bashkortostan, Tatarstan und Udmurtia hält. Das Equipment stammt meist noch aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das dort geförderte Öl ist heute von sehr schlechter Qualität (hoher Wasser- und Sulfit-Anteil, etwa wie bei Tatneft) und die Produktionsmengen dieser Felder sind stetig fallend.
Bashneft deckt die gesamte Wertschöpfungskette von Exploration bis zum Verkauf von raffinierten Produkten ab. Die Gesellschaft ist in 69 Organisationseinheiten gegliedert. Es bestehen langjährige Wirtschaftsbeziehungen in die USA, nach Frankreich, Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Finnland und Kanada.
Nach der Wende und während der Öffnung Russlands für westliche Investoren und den Kapitalismus hat Bashneft sich diesen Entwicklungen versperrt. Als bedeutender Wirtschaftsfaktor in Bashkortostan hat die dortige Regierung (die über ihre Tochter OAO Bashkir Fuel Company und mittels eigener Anteile mehr als 66% der Bashneft-Anteile kontrolliert) den Versuchungen widerstanden, schnelles Geld durch den Verkauf der Anteile zu machen. Man hat keine englischen Internet-Seiten aufgebaut, man hat die RTS-Anforderungen nicht erfüllt, man war recht selbst-genügsam. Der Kurs dümpelte dahin...
Reserven
Ungeprüfte Reserven der alten Felder werden mit 2,7 Mrd. Barrel (1999) oder auch 2,4 Mrd. Barrel (2001) angegeben. In Westsibirien wurden Ölfelder mit 180 Mio. Barrel erschlossen (siehe unten). Kazachstan macht weitere 2,2 Mrd. Barrel aus. (Diese Angabe habe ich aus einem Brokerreport. In News zu den Aktivitäten Basnefts in Kazachstan werden jedoch keine Zahlen genannt).
Förderkosten pro Barrel werden bei 4,5 USD angegeben. Ich kann nicht sagen, ob diese Zahl verlässlich ist.
Diversifikation nach West-Sibirien und Kazachstan
Das nahende Ende der Öl-Ära Bashkortostans konnte man nicht länger ignorieren, musste man mit ansehen, dass die Produktion von etwa 460 kbpd (Tausend barrel pro Tag) in 1992 auf nur mehr etwa 235 kbpd in 2001 abflaute.
Die erste Gegenmaßnahme gegen weiteren Verfall der Aktivitäten stellt die Diversifikation nach West-Sibirien in 1998/99 dar. Nach Erschließung der dortigen Felder in der Khanty-Mansii-Region kamen 2001 schon 9 kbpd zustande, die man in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln will. Diese Felder können die Entwicklung aber nur mildern, nicht jedoch nachhaltig umkehren.
So hat man sich um eine Explorations- und Förder-Lizenz von Ölfeldern im benachbarten Kazachstan bemüht. 2001 erhielt man von der kazachischen Regierung den Zuschlag für neun Ölfelder in West-Kazachstan (u.a. in der Aktyubinsk-Region). Erste Förderungen sollen noch 2003 erfolgen.
Eine Zahl von 2,2 Mrd. Barrel Ölvorkommen steht im Raum, aber es gibt noch keine gesicherten Erkenntnisse. Meine Recherchen ergaben geschätzte Ölvorkommen in der Aktyubinsk-Region von ca. 5 Mrd. Barrel, so dass die 2,2 Mrd. Barrel nicht ganz aus der Luft gegriffen erscheinen. In den kommenden 5 Jahren werden notwendige Investitionen in Höhe von 500 Mio. USD erwartet. Diese müssen angeblich von außen finanziert werden. Dies macht mich ein wenig stutzig, da das Ergebnis 2001 für Investitionen dieser Höhe weit ausreichen würden.
Der strategische Kniff dieser Neuausrichtung ist, dass Personal und Equipment aus Bashkortostan verwendet werden können und das Öl durch eine schon bestehende Pipeline nach Ufa gepumpt werden kann, wo die momentanen Hauptabnehmer von Bashnefts Rohöl sitzen.
Verkaufspläne/Attraktivitätssteigerung
Die Zeiten ändern sich auch in Bashkortostan selbst: die Regierung in Ufa hat im August 2002 beschlossen, dass die staatlichen Gesellschaften Anteile an Tochtergesellschaften verkaufen können. Nach Kommentaren der einschlägigen Presse zielt dieser Schritt vor allem auf die Bashneft-Anteile, möglicherweise gar zur Finanzierung des nächsten Wahlkampfs.
Des weiteren wird berichtet, dass der Präsident von Bashkortostan, Murtaza Rakimov, bald seinen Sohn Ural ins Amt heben will. Dieser gewinne seit einiger Zeit Einfluss in der Wirtschaftspolitik der Region und ist treibende Kraft hinter den Privatisierungsplänen.
Wie viele Prozent der Anteile verkauft werden sollen ist noch nicht klar, es ist aber zu erwarten, dass man eine Kontrollmehrheit nur gegen sehr viel Geld aufgeben würde.
Seitens Bashneft selbst wurden Schritte zur Steigerung von Erträgen und Attraktivität für mögliche Investoren angekündigt: so sollen die Belegschaft um 1/3 reduziert, Tochtergesellschaften verkauft und unrentable Aktivitäten eingestellt werden. Insgesamt Kostensenkungen um etwa 20-25%. Daneben strebt man eine bessere Kommunikation mit westlichen Investoren an. In dem Zusammenhang wurde die bisherige 10%-Begrenzung der Anteile, welche Ausländer an Bashneft halten dürfen, ausgesetzt. Leider habe ich darüber hinaus nichts dergleichen gesehen, ob Bashneft in Zukunft nach IAS bilanzieren würde oder wann eine englischsprachige Berichterstattung gestartet würde. Dies wären sicherlich weitere positive Signale für potentielle Investoren.
Das GDR-Programm, welches zum Bashneft-Listing in Berlin führte, wurde durch die Deutsche Bank und UFG initiiert. Letztere sind Minderheitsaktionäre von Bashneft, welche selbst wiederum nicht an dem Programm beteiligt sind, die aber durch die Öffnung der 10%-Klausel ein solches Programm erst möglich gemacht haben.
Übrigens gab es schon 1998 Pläne über den Verkauf von Bashneft-Anteilen. TNK und Lukoil waren als Wunsch-Käufer im Gespräch, die Gesellschaften hatten sich jedoch zurückgehalten...
Zahlen
2002 (11 Monate): 1,4% Mengenzuwachs in der Produktion (vs. 2001) – der Rückgang konnte also in 2002 gestoppt werden. 0,54 der 11,11 Mio. Tonnen geförderten Öls kommen aus West-Sibirien. Ohne West-Sibirien hätte der fallende Trend fortbestanden (-2%).
Das Öl wird v.a. an Raffinerien in Bashkortostan verkauft. Daneben wurden in 2002 38% des produzierten Öls exportiert (im Vorjahr noch unter 30% Exportanteil). Transneft, der Pipeline-Betreiber kassiert von Bashneft wegen der schlechten Qualität des Öls eine Extra-Gebühr.
Letzte Zahlen: Halbjahreszahlen 2002 nach RU-GAAP.
in TUSD (zu 31,8 RUR/USD)
2000
Q1 2001
2001
Q1 2002
Umsätze
1.261.236
336.123
1.442.119
250.563
Umsatzkosten
738.157
221.039
960.190
206.833
Rohertrag
523.079
115.084
481.929
43.730
41%
34%
33%
17%
Ergebnis vor Steuern
518.679
132.658
452.475
25.033
Ergebnis nach Steuern
387.261
107.024
377.569
18.904
31%
32%
26%
8%
Anzahl Aktien
167.743.783
167.743.783
167.743.783
167.743.783
Ergebnis/Aktie
2,31
0,64
2,25
0,11
Anzahl produzierter bbl in 1000
84.542
42.028
85.442
43.121
Umsatz $/bbl
14,9
8,0
16,9
5,8
Kosten $/bbl
8,7
5,3
11,2
4,8
Bashneft besitzt keine eigenen Raffinerien und ist damit mangels Puffer den Preisänderungen auf dem russischen Ölmarkt besonders stark ausgesetzt. Das erste Halbjahr 2002 war daher besonders schlecht, durch die steigenden Ölpreise wird man aber im zweiten Halbjahr 2002 wieder besser abgeschnitten haben.
Die Gesellschaft finanziert sich aktuell nicht über langfristiges Fremdkapital, muss daher auch keine Zinsen abstottern; so wird das Ölpreisrisiko nicht durch zusätzliche Finanzierungsrisiken gehebelt.
Bewertung
Der Preis pro GDR in Berlin liegt bei EUR 12,80 (17.1.2003).
Die Bewertung von Bashneft-Anteilen möchte ich nicht wie üblich auf DCF-Basis sondern im Vergleich zu den Peers vornehmen. Im Durchschnitt besitzen die Russen-Oilies Multiplikatoren von etwa 6,5 (Price/Earning), 1,2 (USD/Barrel Reserven) und 28 (USD/geförderte Barrel 2001). Bashneft liegt bei etwa 2,0 / 0,2 / 5,6. Im Vergleich: Tatneft bei 3,4 / 0,3 / 10,2. Das Price/Earning-Verhältnis der großen westlichen Ölkonzerne liegt im Schnitt bei 16.
Meines Erachtens sollte die Neuausrichtung auf investorenfreundliche Politik zu einer Bewertung der ‚alten’ Ressourcen in eine Größenordnung der Multiplikatoren von Tatneft führen. Höhere operative Risiken seitens Bashneft würde ich somit implizit den finanziellen Risiken von Tatneft gleichsetzen.
Pro Aktie besitzt man etwa 14 bbl in den alten Feldern, so dass man bei einem Multiplikator 0,3 auf EUR 4,30 (EUR 21,50 pro GDR) kommen würde (+68%). Die Kazachstan-Chancen und die qualitativ guten Sibirien-Felder sind damit noch gar nicht berücksichtigt.
Würde man diese Entwicklungen mit einbeziehen, so würde ich die alten Felder mit 0,26, Sibirien mit 1,2 und Kazachstan aufgrund Risikoabschlag mit 0,15 (USD/bbl) zugrunde legen; so käme ich auf knapp EUR 7 pro Aktie oder EUR 35 pro GDR (+174%).
Auf Basis der historischen geförderten Barrel ergibt sich bei knapp einem halben Barrel pro Jahr und Aktie bei Unterstellung einer Wertaufholung auf Tatneft-Niveau ein Preis von EUR 5 (EUR 25 pro GDR) (+95%).
Fazit
Meines Erachtens stellt Bashneft eine wirklich billige und aussichtsreiche Alternative dar, wenn man in der zweiten Reihe in Russland investieren möchte. Die eingeleiteten Entwicklungen zur Öffnung zum Kapitalmarkt sowie zur Diversifikation der Ressourcen sind m.E. ein positiver Start und noch nicht wirklich in dem Kursen eingepreist. Es könnte sein, dass der Bashneft-Kurs die Entwicklung von Tatneft seit 1999 nachvollzieht!
Risiken
Die Risiken einer Investition in russische Aktien sollten hinlänglich bekannt sein. Trotzdem noch mal diese vier speziellen Bashneft-Risiken (mehr zu den Risiken bei den weiteren Russenaktien in Sarge’s Russland-Sektion).
Verquickung mit der Regional-Regierung: Bashneft wird nach wie vor von der Regionalregierung kontrolliert. Die kürzlich eingetretene Öffnung des Unternehmens könnte rückgängig gemacht werden oder solcher Art sein, dass nur die Regionalregierung selbst von der Öffnung profitiert.
Unsicherheit zum Ressourcen-Bestand: Bashneft verfügt nicht wie andere Ölgesellschaften über ein unabhängiges Gutachten über die Menge der ‚proven and probable Ressources’. Zumindest ist mir keines bekannt.
Verlässlichkeit der Unternehmenszahlen: Ich kann nicht sagen, wie sich eine Umstellung auf IAS auf die Unternehmenszahlen auswirken würde. Die Qualität der RU-GAAP-Bilanzierung entzieht sich meinen Kenntnissen.
Finanzierungsrisiken: Bashneft könnte ein Problem mit der Finanzierung der Kazachstan-Aktivitäten bekommen wenn der operative Cashflow nicht zur Finanzierung ausreicht. Eine Fremdfinanzierung würde das Kapitalstruktur-Risiko erhöhen, Eigenkapitalfinanzierung zur Verwässerung führen.
Allgemeine Risiken in Russland durch Unsicherheit über die politische und soziale Entwicklung sowie Währungsrisiken sind natürlich nicht zu vernachlässigen, so wie dies für alle Anlagen im russischen Wirtschaftsraum gelten muss.
Disclaimer
Die vorliegenden Aussagen habe ich nach bestem Wissen und Gewissen getroffen. Dies bedeutet nicht, dass ich mich dabei nicht irren könnte, falsche Schlüsse gezogen habe oder Rechnungen nicht korrekt vorgenommen habe. Meine Aussagen sind insbesondere weder Aufruf noch Empfehlung zum Kauf von Aktien der genannten Firmen. Jeder ist für seine Investitionsentscheidungen selbst verantwortlich!
Mein Depot enthält zu einem wesentlichen Anteil Aktien der Gesellschaft Bashneft.
Im übrigen ist der Disclaimer von Sarge’s Emerging Market Sites (www.zeke.de/emboerse/copyright.htm) zu beachten!
Zu meinen Informationen zählen folgende Quellen:
NIK-Oil Company Profile, 8. Mai 2002
Crude Oil Exports Summary, Russian State Customs Committee
Bashneft Stock Company Review, Aiaks Capital 20. Juli 2001
Bashneft, Interfax News Agency, 3. Oktober 2002
Sowie diverse Meldungen verschiedener Nachrichtenanbieter.
Farang, 21. Januar 2003
WKN: 722777
RTS-Code: BANE
Shares: 167,7 Mio. im Oktober 2002
Marktkapitalisierung: 429,3 Mio. EUR (Kurs GDR: 12,8 EUR 17.1.2003)
Börsenplätze: RTS, Berlin
Berlin handelt GDRs, welche 5 Originalaktien verbriefen.
Charts:
RTS: www.rts.ru/....cfm?issue=BANE&day2d=17&day2m=01&day2y=02&price
=open%2C+high%2C+low%2C+close&day1d=17&day1m=01&day1y=03&graf=1&id=2775&tot=&tabl=
Berliner Börse:
www.berlinerboerse.de/stocks/chart.html?ID_OSI=7259439
Vorsicht: wegen geringen Umsätzen Käufe auf jeden Fall streng limitieren!
Überblick und Historisches
Legt man die geförderten barrels im Jahr 2001 zugrunde, ist Bashneft die neuntgrößte Öl-Company Russlands.
Gegründet wurde die Gesellschaft 1932. Entsprechend alt und ausgebeutet sind die Ölfelder, die Basneft in Bashkortostan, Tatarstan und Udmurtia hält. Das Equipment stammt meist noch aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das dort geförderte Öl ist heute von sehr schlechter Qualität (hoher Wasser- und Sulfit-Anteil, etwa wie bei Tatneft) und die Produktionsmengen dieser Felder sind stetig fallend.
Bashneft deckt die gesamte Wertschöpfungskette von Exploration bis zum Verkauf von raffinierten Produkten ab. Die Gesellschaft ist in 69 Organisationseinheiten gegliedert. Es bestehen langjährige Wirtschaftsbeziehungen in die USA, nach Frankreich, Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Finnland und Kanada.
Nach der Wende und während der Öffnung Russlands für westliche Investoren und den Kapitalismus hat Bashneft sich diesen Entwicklungen versperrt. Als bedeutender Wirtschaftsfaktor in Bashkortostan hat die dortige Regierung (die über ihre Tochter OAO Bashkir Fuel Company und mittels eigener Anteile mehr als 66% der Bashneft-Anteile kontrolliert) den Versuchungen widerstanden, schnelles Geld durch den Verkauf der Anteile zu machen. Man hat keine englischen Internet-Seiten aufgebaut, man hat die RTS-Anforderungen nicht erfüllt, man war recht selbst-genügsam. Der Kurs dümpelte dahin...
Reserven
Ungeprüfte Reserven der alten Felder werden mit 2,7 Mrd. Barrel (1999) oder auch 2,4 Mrd. Barrel (2001) angegeben. In Westsibirien wurden Ölfelder mit 180 Mio. Barrel erschlossen (siehe unten). Kazachstan macht weitere 2,2 Mrd. Barrel aus. (Diese Angabe habe ich aus einem Brokerreport. In News zu den Aktivitäten Basnefts in Kazachstan werden jedoch keine Zahlen genannt).
Förderkosten pro Barrel werden bei 4,5 USD angegeben. Ich kann nicht sagen, ob diese Zahl verlässlich ist.
Diversifikation nach West-Sibirien und Kazachstan
Das nahende Ende der Öl-Ära Bashkortostans konnte man nicht länger ignorieren, musste man mit ansehen, dass die Produktion von etwa 460 kbpd (Tausend barrel pro Tag) in 1992 auf nur mehr etwa 235 kbpd in 2001 abflaute.
Die erste Gegenmaßnahme gegen weiteren Verfall der Aktivitäten stellt die Diversifikation nach West-Sibirien in 1998/99 dar. Nach Erschließung der dortigen Felder in der Khanty-Mansii-Region kamen 2001 schon 9 kbpd zustande, die man in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln will. Diese Felder können die Entwicklung aber nur mildern, nicht jedoch nachhaltig umkehren.
So hat man sich um eine Explorations- und Förder-Lizenz von Ölfeldern im benachbarten Kazachstan bemüht. 2001 erhielt man von der kazachischen Regierung den Zuschlag für neun Ölfelder in West-Kazachstan (u.a. in der Aktyubinsk-Region). Erste Förderungen sollen noch 2003 erfolgen.
Eine Zahl von 2,2 Mrd. Barrel Ölvorkommen steht im Raum, aber es gibt noch keine gesicherten Erkenntnisse. Meine Recherchen ergaben geschätzte Ölvorkommen in der Aktyubinsk-Region von ca. 5 Mrd. Barrel, so dass die 2,2 Mrd. Barrel nicht ganz aus der Luft gegriffen erscheinen. In den kommenden 5 Jahren werden notwendige Investitionen in Höhe von 500 Mio. USD erwartet. Diese müssen angeblich von außen finanziert werden. Dies macht mich ein wenig stutzig, da das Ergebnis 2001 für Investitionen dieser Höhe weit ausreichen würden.
Der strategische Kniff dieser Neuausrichtung ist, dass Personal und Equipment aus Bashkortostan verwendet werden können und das Öl durch eine schon bestehende Pipeline nach Ufa gepumpt werden kann, wo die momentanen Hauptabnehmer von Bashnefts Rohöl sitzen.
Verkaufspläne/Attraktivitätssteigerung
Die Zeiten ändern sich auch in Bashkortostan selbst: die Regierung in Ufa hat im August 2002 beschlossen, dass die staatlichen Gesellschaften Anteile an Tochtergesellschaften verkaufen können. Nach Kommentaren der einschlägigen Presse zielt dieser Schritt vor allem auf die Bashneft-Anteile, möglicherweise gar zur Finanzierung des nächsten Wahlkampfs.
Des weiteren wird berichtet, dass der Präsident von Bashkortostan, Murtaza Rakimov, bald seinen Sohn Ural ins Amt heben will. Dieser gewinne seit einiger Zeit Einfluss in der Wirtschaftspolitik der Region und ist treibende Kraft hinter den Privatisierungsplänen.
Wie viele Prozent der Anteile verkauft werden sollen ist noch nicht klar, es ist aber zu erwarten, dass man eine Kontrollmehrheit nur gegen sehr viel Geld aufgeben würde.
Seitens Bashneft selbst wurden Schritte zur Steigerung von Erträgen und Attraktivität für mögliche Investoren angekündigt: so sollen die Belegschaft um 1/3 reduziert, Tochtergesellschaften verkauft und unrentable Aktivitäten eingestellt werden. Insgesamt Kostensenkungen um etwa 20-25%. Daneben strebt man eine bessere Kommunikation mit westlichen Investoren an. In dem Zusammenhang wurde die bisherige 10%-Begrenzung der Anteile, welche Ausländer an Bashneft halten dürfen, ausgesetzt. Leider habe ich darüber hinaus nichts dergleichen gesehen, ob Bashneft in Zukunft nach IAS bilanzieren würde oder wann eine englischsprachige Berichterstattung gestartet würde. Dies wären sicherlich weitere positive Signale für potentielle Investoren.
Das GDR-Programm, welches zum Bashneft-Listing in Berlin führte, wurde durch die Deutsche Bank und UFG initiiert. Letztere sind Minderheitsaktionäre von Bashneft, welche selbst wiederum nicht an dem Programm beteiligt sind, die aber durch die Öffnung der 10%-Klausel ein solches Programm erst möglich gemacht haben.
Übrigens gab es schon 1998 Pläne über den Verkauf von Bashneft-Anteilen. TNK und Lukoil waren als Wunsch-Käufer im Gespräch, die Gesellschaften hatten sich jedoch zurückgehalten...
Zahlen
2002 (11 Monate): 1,4% Mengenzuwachs in der Produktion (vs. 2001) – der Rückgang konnte also in 2002 gestoppt werden. 0,54 der 11,11 Mio. Tonnen geförderten Öls kommen aus West-Sibirien. Ohne West-Sibirien hätte der fallende Trend fortbestanden (-2%).
Das Öl wird v.a. an Raffinerien in Bashkortostan verkauft. Daneben wurden in 2002 38% des produzierten Öls exportiert (im Vorjahr noch unter 30% Exportanteil). Transneft, der Pipeline-Betreiber kassiert von Bashneft wegen der schlechten Qualität des Öls eine Extra-Gebühr.
Letzte Zahlen: Halbjahreszahlen 2002 nach RU-GAAP.
in TUSD (zu 31,8 RUR/USD)
2000
Q1 2001
2001
Q1 2002
Umsätze
1.261.236
336.123
1.442.119
250.563
Umsatzkosten
738.157
221.039
960.190
206.833
Rohertrag
523.079
115.084
481.929
43.730
41%
34%
33%
17%
Ergebnis vor Steuern
518.679
132.658
452.475
25.033
Ergebnis nach Steuern
387.261
107.024
377.569
18.904
31%
32%
26%
8%
Anzahl Aktien
167.743.783
167.743.783
167.743.783
167.743.783
Ergebnis/Aktie
2,31
0,64
2,25
0,11
Anzahl produzierter bbl in 1000
84.542
42.028
85.442
43.121
Umsatz $/bbl
14,9
8,0
16,9
5,8
Kosten $/bbl
8,7
5,3
11,2
4,8
Bashneft besitzt keine eigenen Raffinerien und ist damit mangels Puffer den Preisänderungen auf dem russischen Ölmarkt besonders stark ausgesetzt. Das erste Halbjahr 2002 war daher besonders schlecht, durch die steigenden Ölpreise wird man aber im zweiten Halbjahr 2002 wieder besser abgeschnitten haben.
Die Gesellschaft finanziert sich aktuell nicht über langfristiges Fremdkapital, muss daher auch keine Zinsen abstottern; so wird das Ölpreisrisiko nicht durch zusätzliche Finanzierungsrisiken gehebelt.
Bewertung
Der Preis pro GDR in Berlin liegt bei EUR 12,80 (17.1.2003).
Die Bewertung von Bashneft-Anteilen möchte ich nicht wie üblich auf DCF-Basis sondern im Vergleich zu den Peers vornehmen. Im Durchschnitt besitzen die Russen-Oilies Multiplikatoren von etwa 6,5 (Price/Earning), 1,2 (USD/Barrel Reserven) und 28 (USD/geförderte Barrel 2001). Bashneft liegt bei etwa 2,0 / 0,2 / 5,6. Im Vergleich: Tatneft bei 3,4 / 0,3 / 10,2. Das Price/Earning-Verhältnis der großen westlichen Ölkonzerne liegt im Schnitt bei 16.
Meines Erachtens sollte die Neuausrichtung auf investorenfreundliche Politik zu einer Bewertung der ‚alten’ Ressourcen in eine Größenordnung der Multiplikatoren von Tatneft führen. Höhere operative Risiken seitens Bashneft würde ich somit implizit den finanziellen Risiken von Tatneft gleichsetzen.
Pro Aktie besitzt man etwa 14 bbl in den alten Feldern, so dass man bei einem Multiplikator 0,3 auf EUR 4,30 (EUR 21,50 pro GDR) kommen würde (+68%). Die Kazachstan-Chancen und die qualitativ guten Sibirien-Felder sind damit noch gar nicht berücksichtigt.
Würde man diese Entwicklungen mit einbeziehen, so würde ich die alten Felder mit 0,26, Sibirien mit 1,2 und Kazachstan aufgrund Risikoabschlag mit 0,15 (USD/bbl) zugrunde legen; so käme ich auf knapp EUR 7 pro Aktie oder EUR 35 pro GDR (+174%).
Auf Basis der historischen geförderten Barrel ergibt sich bei knapp einem halben Barrel pro Jahr und Aktie bei Unterstellung einer Wertaufholung auf Tatneft-Niveau ein Preis von EUR 5 (EUR 25 pro GDR) (+95%).
Fazit
Meines Erachtens stellt Bashneft eine wirklich billige und aussichtsreiche Alternative dar, wenn man in der zweiten Reihe in Russland investieren möchte. Die eingeleiteten Entwicklungen zur Öffnung zum Kapitalmarkt sowie zur Diversifikation der Ressourcen sind m.E. ein positiver Start und noch nicht wirklich in dem Kursen eingepreist. Es könnte sein, dass der Bashneft-Kurs die Entwicklung von Tatneft seit 1999 nachvollzieht!
Risiken
Die Risiken einer Investition in russische Aktien sollten hinlänglich bekannt sein. Trotzdem noch mal diese vier speziellen Bashneft-Risiken (mehr zu den Risiken bei den weiteren Russenaktien in Sarge’s Russland-Sektion).
Verquickung mit der Regional-Regierung: Bashneft wird nach wie vor von der Regionalregierung kontrolliert. Die kürzlich eingetretene Öffnung des Unternehmens könnte rückgängig gemacht werden oder solcher Art sein, dass nur die Regionalregierung selbst von der Öffnung profitiert.
Unsicherheit zum Ressourcen-Bestand: Bashneft verfügt nicht wie andere Ölgesellschaften über ein unabhängiges Gutachten über die Menge der ‚proven and probable Ressources’. Zumindest ist mir keines bekannt.
Verlässlichkeit der Unternehmenszahlen: Ich kann nicht sagen, wie sich eine Umstellung auf IAS auf die Unternehmenszahlen auswirken würde. Die Qualität der RU-GAAP-Bilanzierung entzieht sich meinen Kenntnissen.
Finanzierungsrisiken: Bashneft könnte ein Problem mit der Finanzierung der Kazachstan-Aktivitäten bekommen wenn der operative Cashflow nicht zur Finanzierung ausreicht. Eine Fremdfinanzierung würde das Kapitalstruktur-Risiko erhöhen, Eigenkapitalfinanzierung zur Verwässerung führen.
Allgemeine Risiken in Russland durch Unsicherheit über die politische und soziale Entwicklung sowie Währungsrisiken sind natürlich nicht zu vernachlässigen, so wie dies für alle Anlagen im russischen Wirtschaftsraum gelten muss.
Disclaimer
Die vorliegenden Aussagen habe ich nach bestem Wissen und Gewissen getroffen. Dies bedeutet nicht, dass ich mich dabei nicht irren könnte, falsche Schlüsse gezogen habe oder Rechnungen nicht korrekt vorgenommen habe. Meine Aussagen sind insbesondere weder Aufruf noch Empfehlung zum Kauf von Aktien der genannten Firmen. Jeder ist für seine Investitionsentscheidungen selbst verantwortlich!
Mein Depot enthält zu einem wesentlichen Anteil Aktien der Gesellschaft Bashneft.
Im übrigen ist der Disclaimer von Sarge’s Emerging Market Sites (www.zeke.de/emboerse/copyright.htm) zu beachten!
Zu meinen Informationen zählen folgende Quellen:
NIK-Oil Company Profile, 8. Mai 2002
Crude Oil Exports Summary, Russian State Customs Committee
Bashneft Stock Company Review, Aiaks Capital 20. Juli 2001
Bashneft, Interfax News Agency, 3. Oktober 2002
Sowie diverse Meldungen verschiedener Nachrichtenanbieter.
Farang, 21. Januar 2003