Verhandlungen über Babcock-Rettung gehen weiter
Köln, 07. Jul (Reuters) - Banken, Eigentümer und die nordrhein-westfälische Landesregierung haben am Wochenende ihre Verhandlungen über eine Rettung des von der Insolvenz bedrohten Babcock-Konzerns fortgesetzt.
Statt in der ganzen Gruppe versuchten die Beteiligten in Einzelgesprächen an verschiedenen Orten einer Lösung für den angeschlagenen Anlagenbauer näher zu kommen, sagte ein Sprecher der Düsseldorfer Staatskanzlei am Samstag. Am Freitagabend hatte Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) ANZEIGE
nach dreitägigen intensiven Verhandlungen von einem gewissen Fortschritt in dem Bemühen berichtet, einen Sanierungsplan für Babcock aufzustellen.
Clement zufolge haben die WestLB (Düsseldorf: 812090.D - Nachrichten) und die Deutsche Bank (Xetra:
514000.DE - Nachrichten - Forum) bereits einem Finanzierungsplan über rund 750 Millionen Euro zugestimmt. Der Ministerpräsident hatte zuletzt den Babcock-Finanzbedarf mit ebenfalls 750 Millionen Euro beziffert. Nun müssten noch die restlichen vier der so genannten Kernbanken den Plan unterstützen. Dann könnte der am Donnerstag beim Duisburger Landgericht eingereichte Insolvenzantrag wieder zurückgezogen werden, hatte Clement gesagt.
Unterdessen berichtet die "Welt am Sonnntag" vorab, vor allem die Commerzbank (Xetra: 803200.DE - Nachrichten - Forum) und die HypoVereinsbank sperrten sich noch gegen die von ihnen geforderten Finanzhilfen. In Bankenkreisen heißt es, die Commerzbank sei bislang die größte Kreditgeberin von Babcock gewesen.
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) verteidigte bei einer Wahlkampfveranstaltung in Stuttgart die vom Bund zugesagten Bürgschaften für Babcock. Man wolle verhindern, dass in einer ohnehin von Arbeitslosigkeit gebeutelten Stadt wie Oberhausen, noch mehr Menschen ihre Arbeit verlören, sagte er. Bund und das Land Nordrhein-Westfalen wollen nach jüngsten Aussagen Clements Bürgschaften im Volumen von 430 Millionen Euro bereitstellen.
FORTSCHRITTE ERZIELT
Gesichert ist nach Clements Angaben die dringend benötigte Aufstockung des Eigenkapitals um 200 Millionen Euro. Diese Summe wollten die Babcock-Gesellschafter WestLB und die TUI AG (früher Preussag (Xetra:
695200.DE - Nachrichten - Forum) ) sowie der US-Finanzinvestor One Equtiy Partners (OEP) im Zuge einer Kapitalerhöhung erbringen. OEP sei auch als strategischer Partner einer künftig völlig neu aufgestellten Babcock denkbar. Verhandelt worden sei in diesem Zusammenhang auch über die Übernahme des US-Geschäfts von Babcock durch OEP. Der zur US-Gesellschaft Bank One gehörende Investor war erstmals im März einer breiten deutschen Öffentlichkeit bekannt geworden, als er einen Teil der Babcock-Beteiligung an der Kieler Werft HDW erwarb. Der Beginn der Trennung vom lukrativen Schiffbaugeschäft gilt vielen Branchenexperten zufolge als Auslöser für die aktuellen Existenzsorgen bei Babcock.
VERTRAUEN SCHAFFEN
Die Wiedergewinnung des verloren gegangenen Vertrauens der Banken in Babcock bezeichnete Clement am Freitag als vorrangige Aufgabe in Verhandlungen über die Babcock-Rettung. Clement hatte sich am Mittwoch in die bis dahin fest gefahrenen Gespräche eingeschaltet. Geplant sei auch die Etablierung einer ganz neuen Führungsmannschaft, sagte Clement. Er ließ offen, wer künftig an der Spitze bei Babcock arbeiten soll. Nach dem Weggang des umstrittenen Chefs Klaus Lederer hatte der Aufsichtsrat den Steag-Chef Jochen Melchior berufen. Melchior wollte aber erst kommen, wenn die Sanierung perfekt sei. Inzwischen wird in der Presse spekuliert, Melchior habe kein Interesse mehr, nach Oberhausen zu wechseln.
Ziel sei die Schaffung eines neuen Babcock-Konzerns, erklärte Clement. Wie das neue Gebilde konkret aussehen soll, sagte er aber nicht. OEP könnte nach seiner Einschätzung bei der Gestaltung der neuen Babcock eine bedeutende Rolle spielen. Das vom Unternehmensberater Roland Berger erarbeitete Sanierungskonzept für Babcock hat Bankenkreisen zufolge inzwischen ausgedient. Grundlage der Diskussion sei ein von der WestLB auf Basis der Vorschläge aller übrigen beteiligten erstelltes Finanzierungskonzept.
Die WestLB hat Clement zufolge auf Bankenseite inzwischen die Führungsrolle übernommen. Die übrigen Banken hatten dies mit Blick auf die traditionell enge Bindung zwischen WestLB und Babcock seit Bekanntwerden des Finanznotstands vor rund zwei Wochen gefordert.
In der Belegschaft von Babcock werden die jüngsten Bemühungen um die Rettung des Konzerns überwiegend skeptisch bewertet. Die Ungewissheit über die Zukunft sei da, auch wenn es ab und zu positive Signale aus Düsseldorf gebe, sagte ein Mitarbeiter der Verwaltung am Samstag. Aus dem Betriebsrat hieß es, die Meisten seien inzwischen vor Hoffen und Bangen so erschöpft, dass sie erst einmal bloß ein Ende der andauernden Zitterpartie erhofften. Babcock beschäftigt weltweit rund 22.000 Mitarbeiter, 13.000 davon in Deutschland. Die Mitarbeiter hatten schon drei Tage nach Bekanntwerden der Zahlungsnot ein Hilfspaket geschnürt, bei dem durch Lohnverzicht 50 Millionen Euro eingespart werden sollten.