Arbomedia habe ich gestern wohl zu früh gekauft! o.T.

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preisfuchs:

Arbomedia habe ich gestern wohl zu früh gekauft! o.T.

 
10.05.00 16:04
short-seller:

Das dachte ich mir auch gerade, aber ...

 
10.05.00 16:24
ein tolles Interview gab mir wieder neuen Auftrieb. Ist zwar ein endlos langer Text, aber das Lesen lohnt sich wirklich, um die Feinheiten "zwischen den Zeilen" zu erkennen. Besonders bemerkenswert ist die niedrige Bewertung mit einem KUV von unter 1. Ich bin übrigens erst heute mit 48,50 rein gegangen.

Grüße
Shorty

Und hier noch der Text für geduldige Leser:

Instock sprach mit dem geschäftsführenden Gründungsmitglied Harald Albrecht.

Instock:
Warum geht ein Anzeigenvertreter an die Börse?

Albrecht:
Wir kommen ja aus dem klassischen Anzeigengeschäft. Hier sind wir
auch sehr profitabel. Jetzt bietet sich für uns mit der Übernahme von
Admaster die strategische Chance, uns auch den Internet-Werbemarkt
zu erschließen. Dafür benötigen wir Kapital. Mit dem Börsengang sind
wir in der Lage, das klassische Anzeigengeschäft in TV, Radio und
Printmedien mit dem Online-Geschäft zu verbinden. Wir werden so auch
zu einem unabhängigen europaweit aufgestellten Internetunternehmen.

Instock:
Bisher sind Sie aber hauptsächlich in Osteuropa tätig. Wie kam es
dazu?

Albrecht:
Wir als Gründer der Arbo sind ja ursprünglich Filmhändler gewesen.
Hätte es vor über zehn Jahren schon den Neuen Markt gegeben, wer
weiß, wo wir heute wären. Unsere Chance haben wir dann mit dem Fall
der Mauer gesehen. Schon 1990 haben wir mit verschiedenen
osteuropäischen Staats-Fernsehsendern Verträge zur Vermarktung von
Werbeflächen abgeschlossen. Wie sich diese Zusammenarbeit
entwickelt hat, wird am Beispiel Tschechiens deutlich. 1990 betrug der
Umsatz mit dem staatlichen Fernsehen 13 Millionen Kronen. Bereits
1992 setzten wir eine Milliarde Kronen um. Das entspricht bei einen in

etwa stabilen Kurs von 18,5 Kronen für eine Mark rund 54 Millionen Mark.
Der ganz große Aufschwung kam dann in Folge der Zusammenarbeit mit
IP S.A.. Allerdings schlossen die damaligen Verträge eine Tätigkeit von
Arbo in Westeuropa und in Deutschland eindeutig aus. So konzentrierten
wir uns ganz auf den osteuropäischen Markt. Hier sind wir
marktbeherrschend.

Instock:
Wie kann man in Osteuropa marktbeherrschend sein, ohne den
russischen oder den ukrainischen Markt zu bedienen?

Albrecht:
Unsere Unternehmensstrategie ist ja, über die Medien Zugang zu den
jeweiligen Märkten zu bekommen. Wir bieten dann unsererseits den
Agenturen die Werbeflächen an. Das geht aber nur bei einem offenen
Markt. Die Strukturen in Rußland sind andere. Auch in der Ukraine ist es
sehr schwierig. Wir waren hier von 1990 bis 1995/96 schon am Markt
tätig, haben uns dann aber zurückgezogen.

Instock:
Wann erfolgte dann der Schritt über die Oder?

Albrecht:
Nach der Trennung von IP im Jahr 1998 wurden auch entsprechende
Vereinbarungen hinfällig. Wir begannen sofort mit der Erschließung
hiesiger Märkte.

Instock:
Wenn man sich ansieht, mit welchen Fernsehsendern Sie in
Deutschland zusammenarbeiten, scheint das nicht sehr erfolgreich
gewesen zu sein?

Albrecht:
Das sehe ich ganz anders. Auch hier noch ein Wort zu unserer
Vorgehensweise: Wir bündeln Werbeflächen zielgruppenorientiert zu
nationalen Paketen und bieten die dann beispielsweise Agenturen an.
So haben wir es auch mit hiesigen türkischsprachigen Sendern getan
und uns damit einen sehr lukrativen Markt erschlossen.

Instock:
Mit dem Erwerb von Admaster haben Sie den Schritt hin zu Internet
vollzogen. Was hat Sie dazu veranlaßt?

Albrecht:
Wir sind der einzige Werbevermarkter, der europaweit sowohl in den
klassischen Werbemedien als auch im Internet aktiv ist. Für uns ist
dieser Schritt um so bedeutender, als wir vor allem über das Internet
wachsen wollen. Lediglich in Skandinavien und in Großbritannien
werden wir über Akquisitionen auf den dortigen Märkten Fuß fassen. Hier
ist ein Markteintritt anders kaum noch möglich. In allen anderen
westeuropäischen Ländern sind oder werden wir mit eigenen
Niederlassungen vertreten sein. Ende 2000 wird es in 14 Ländern
Admaster-Niederlassungen geben.

Instock:
Wieso gründen Sie Admaster-Niederlassungen in Ländern, in denen
Sie ohnehin schon präsent sind?

Albrecht:
Neben juristischen Gründen ist es vor allem die Tatsache, dass auch
noch heute die klassischen Werbemedien und das Internet zwei Welten
sind. Doch wir werden auf Synergien nicht verzichten. So werden die
Büros immer am gleichen Standort angesiedelt sein. So können wir, was
Verwaltung und Technik angeht, diese gemeinsam nutzen.

Instock:
Der Kunde will in der Regel aber doch alles aus einer Hand haben.

Albrecht:
Da soll es auch hingehen. Wir werden alles daran setzen, es unseren
Kunden so einfach wie möglich zu machen.

Instock:
Sie setzen stark aufs Internet. Wollen Sie hier mehr als nur die
Vermarktung von Werbeflächen bieten?

Albrecht:
Nicht mehr, aber anders. Wir werden eine eigene Internet-Plattform zur
Versteigerung von Werbeflächen einrichten. Hier bieten wir gebündelt
Werbeflächen an, die dann von der Werbewirtschaft ersteigert werden
können. Darunter sind sicher keine Top-Flächen. Doch gerade diese
nicht so stark beachteten, wiederum nach Zielgruppen gebündelten
Flächen, sind sehr interessant für die Wirtschaft. Andererseits haben so
auch unsere Mandanten die Möglichkeit, nicht so lukrative Plätze doch
gewinnbringend zu platzieren.

Instock:
Wie zu lesen war, planen Sie die Entwicklung neuer, experimenteller
Werbeflächen. Was ist darunter zu verstehen?

Albrecht:
Wir wollen überall da, wo Bildschirme sind, zielgruppenorientiert
Werbung platzieren. Wir denken da an Discos, Autobahnraststätten,
Geschäfte, Verkehrsmittel und ähnliches.

Instock:
Das ist ja eigentlich schon ein recht alter Hut. Wo bleibt das Neue?

Albrecht:
Neu ist die Dialogwerbung. Hier wird Werbung individuell nach einem
bestimmten Kundenprofil angeboten. Das heißt, wenn jemand sich für
das Thema Garten interessiert, so wird die Werbung auf seinem
Bildschirm genau dazu Angebote machen.

Instock:
Die Werbung im Internet brummt momentan nicht so, wie man sich
das landläufig gedacht hat. Ein Problem für Sie?

Albrecht:
Überhaupt nicht. Die Studien sagen auch das ganze Gegenteil, gehen
von einem enormen Wachstumspotential aus. Richtig ist, dass viele sich
zu große Hoffnungen, was die Werbung auf ihren Seiten angeht,
gemacht haben. Die Frage ist einfach, wer bekommt was vom großen
Kuchen ab? Doch das ist eine für uns nicht neue Situation. Wir stehen ja
zwischen unseren Mandanten und der Werbewirtschaft, vermitteln
zwischen beiden.

Instock:
Sie erwarten nach eigenen Angaben ein Umsatzwachstum von 89
Prozent pro Jahr, bei einem allgemeinen Marktwachstum bei 20
Prozent. Wie realistisch ist Ihre Prognose?

Albrecht:
Sie ist absolut realistisch. Wir werden im klassischen Markt ein
Wachstum von 79 Prozent und in der Online-Werbung ein Wachstum von
265 Prozent haben. Momentan beträgt der Anteil der Online-Werbung am
Gesamtumsatz 10 Prozent. Bis zum Jahr 2005 soll der Anteil bei 50
Prozent liegen.

Instock:
Wieso ist Ihre Provisionssatz mit derzeit 12 Prozent niedriger als bei
jedem Anzeigenvertreter?

Albrecht:
Das ist in der Tat so. Der Grund für diesen niedrigeren Satz hängt mit der
Staffelung bei den einzelnen Medien zusammen. Im Bereich Fernsehen,
in dem wir 90 Prozent unseres momentanen Umsatzes erzielen, liegt der
Provisionssatz bei 8 bis 10 Prozent. Im Radio-Bereich sind es schon 15
bis 25 und im Online-Geschäft 40 bis 50 Prozent. Bei den Sätzen für
Online-Werbung gehen wir mittelfristig allerdings von einer Erosion aus.
Dennoch wird es auf Grund der schon angesprochenen
Anteilsverschiebung zwischen klassischer und Online-Werbung zu
einem insgesamt höheren Provisionssatz kommen.

Instock:
Sie rechnen in diesem Jahr mit einer EBIT-Marge von nur 6 Prozent.
Wieso ist die so niedrig?

Albrecht:
Das scheint nur so, weil bei der Berechnung vom Werbe- und nicht vom
Provisionsumsatz ausgegangen wird. Unser Vorteil ist, wie ich schon
sagte, dass wir sehr profitabel sind. Nachteilig für uns ist, dass wir keine
langfristigen Werte schaffen.

Instock:
Wollen Sie das mit dem Eintritt in andere Bereiche wie Druck,
Druckvorbereitung oder ähnlichem kompensieren?

Albrecht:
Nein, wir bleiben bei unserem Geschäft. Wir wollen nicht in anderen
Bereichen wildern.

Instock:
Allgemein sind Börsengänge auch immer Ausgangspunkt für mehr
oder weniger große Akquisitionen. Was können wir hier bei Ihnen
erwarten?

Albrecht:
Von uns können Sie in Sachen Akquisition überhaupt nichts erwarten.
Wenn es irgendwie möglich ist, wollen wir aus eigener Kraft wachsen.

Instock:
Wäre nicht Adlink, die fast zeitgleich mit Ihnen an die Börse gehen, ein
geeigneter Kandidat?

Albrecht:
Sicherlich nicht. Aber ich finde es ganz interessant, das beide
Börsengänge so dicht beieinander liegen. Unsere Erstnotiz ist ja zwei
Tage vor der von Adlink. Die sind aber im Gegensatz zu uns nur auf
Internet-Werbung fixiert.

Instock:
Ist diese zeitliche Nähe Zufall?

Albrecht:
Es gibt immer Gerüchte in der Branche. Man weiß vieles voneinander.

Instock:
In einer Studie gibt die BHF-Bank den fairen Wert Ihrer Aktie mit 34 bis
43 Euro an. Sieht so Ihre Traum-Preisspanne aus?

Albrecht:
Die Commerzbank geht in Ihrer Analyse noch darüber hinaus und
prognostiziert eine Spanne von 40 bis 48 Euro. Da aber die BHF-Bank
unsere Leaderbank ist, wird es wohl eher bei deren Wert bleiben. Ich
halte das auch wirklich für eine faire Bewertung. Wir haben dann ein
Kurs-Umsatz-Verhältnis von unter eins.

Instock:
Herr Albrecht, vielen Dank für das Interview.  
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