AOL stoppt Flatrate
Von Andreas Albert, Hamburg
AOL hat seinen Internet-Pauschaltarif vorübergehend eingefroren. Seit Mittwoch nimmt der Online-Dienst keine neuen Kunden für die Flatrate bei Analog- und ISDN-Anschlüssen mehr an.
AOL will nach Angaben von Pressesprecher Jens Nordlohne sein Netzwerk ausbauen. So lange würden keine neuen Kunden aufgenommen werden. Ein massiver Andrang mache die Aufrüstung nötig. Seit T-Online Anfang März seine Flatrate aus Kostengründen eingestellt hat, wurde immer wieder darüber spekuliert, dass AOL als einziger bundesweiter Flatrate-Anbieter den pauschalen Internetzugang ebenfalls abschaffen würde. AOL dementiert dies heftig. "Wir bleiben definitiv bei der Flatrate," sagte Nordlohne. Noch im Lauf dieses Jahres will AOL wieder neue Nutzer aufnehmen. Für die Altkunden werde sich nichts ändern, so Nordlohne. Auch der Preis von 78 DM im Monat stehe derzeit nicht zur Debatte. Eine eventuelle neue Preisgestaltung halte sich das Unternehmen jedoch offen.
"Wir wollen nicht, dass unsere Kunden durch zu geringe Kapazitäten Probleme bei der Einwahl bekommen oder die Übertragungsgeschwindigkeit leidet", begründete Nordlohne den Netzwerkausbau. Er sei eine Investition in die Zukunft. AOL bleibe bei der Einstellung, dass die Flatrate sich durchsetzen werde.
Verluste durch die Flatrate
Dass der Online-Dienst durch die Flatrate zunächst Verluste hinnehmen müsse, nehme man in Kauf. "Wir verdienen nicht nur über den Internet-Zugang", sagt Nordlohne. AOL will mit Werbeeinnahmen und E-Commerce verstärkt Umsatz generieren. Hinter AOL Deutschland stehe darüber hinaus ein finanzkräftiges Mutterhaus.
Nordlohne erneuerte seine Forderung an die Telekom, eine Großhandels-Flatrate einzuführen. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) habe sich mit ihrem Urteil klar für den Verbraucher entschieden. Die Regulierungsbehörde hatte die Telekom im November 2000 dazu verpflichtet, allen Wettbewerbern eine so genannte Vorleistungs-Flatrate anzubieten. Die Telekom hatte dagegen geklagt. Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Münster muss die Telekom die Behörden-Anordnung nun nicht sofort umsetzen.
Arcor will profitieren
Mitbewerber Arcor, der eine Flatrate in Kombination mit einem ISDN-Anschluss anbietet, will von dem vorübergehenden Kundenstopp profitieren. "Unsere Kunden haben ein reges Interesse an der Flatrate", sagte Pressesprecher Jens Wagner. Arcor plant, bis Ende des Jahres einen Zugang in 125 Städten anbieten zu können. Wagner sieht vor allem die hohe Wechselgebühr als Haupthindernis für die Durchsetzung der Flatrate. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post schrieb die Wechselgebühren, die Wettbewerber an die Telekom zahlen müssen, auf 181,09 DM fest. Für einen erneuten Wechsel des Kunden vom Wettbewerber zur Telekom kassiert das ehemalige Staatsunternehmen 74,45 DM. Arcor klagt gegen die Entscheidung.
AOL Deutschland liegt mit zwei Millionen Nutzern in Deutschland hinter dem Marktführer T-Online. Zur Zahl der Flatrate-Kunden wollte AOL keine Angaben machen. T-Online machte den im Mai 2000 eingeführten Pauschaltarif für einen Großteil des Verlusts von 125 Mio. Euro im vergangenen Jahr verantwortlich.
© 2001 Financial Times Deutschland
Von Andreas Albert, Hamburg
AOL hat seinen Internet-Pauschaltarif vorübergehend eingefroren. Seit Mittwoch nimmt der Online-Dienst keine neuen Kunden für die Flatrate bei Analog- und ISDN-Anschlüssen mehr an.
AOL will nach Angaben von Pressesprecher Jens Nordlohne sein Netzwerk ausbauen. So lange würden keine neuen Kunden aufgenommen werden. Ein massiver Andrang mache die Aufrüstung nötig. Seit T-Online Anfang März seine Flatrate aus Kostengründen eingestellt hat, wurde immer wieder darüber spekuliert, dass AOL als einziger bundesweiter Flatrate-Anbieter den pauschalen Internetzugang ebenfalls abschaffen würde. AOL dementiert dies heftig. "Wir bleiben definitiv bei der Flatrate," sagte Nordlohne. Noch im Lauf dieses Jahres will AOL wieder neue Nutzer aufnehmen. Für die Altkunden werde sich nichts ändern, so Nordlohne. Auch der Preis von 78 DM im Monat stehe derzeit nicht zur Debatte. Eine eventuelle neue Preisgestaltung halte sich das Unternehmen jedoch offen.
"Wir wollen nicht, dass unsere Kunden durch zu geringe Kapazitäten Probleme bei der Einwahl bekommen oder die Übertragungsgeschwindigkeit leidet", begründete Nordlohne den Netzwerkausbau. Er sei eine Investition in die Zukunft. AOL bleibe bei der Einstellung, dass die Flatrate sich durchsetzen werde.
Verluste durch die Flatrate
Dass der Online-Dienst durch die Flatrate zunächst Verluste hinnehmen müsse, nehme man in Kauf. "Wir verdienen nicht nur über den Internet-Zugang", sagt Nordlohne. AOL will mit Werbeeinnahmen und E-Commerce verstärkt Umsatz generieren. Hinter AOL Deutschland stehe darüber hinaus ein finanzkräftiges Mutterhaus.
Nordlohne erneuerte seine Forderung an die Telekom, eine Großhandels-Flatrate einzuführen. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) habe sich mit ihrem Urteil klar für den Verbraucher entschieden. Die Regulierungsbehörde hatte die Telekom im November 2000 dazu verpflichtet, allen Wettbewerbern eine so genannte Vorleistungs-Flatrate anzubieten. Die Telekom hatte dagegen geklagt. Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Münster muss die Telekom die Behörden-Anordnung nun nicht sofort umsetzen.
Arcor will profitieren
Mitbewerber Arcor, der eine Flatrate in Kombination mit einem ISDN-Anschluss anbietet, will von dem vorübergehenden Kundenstopp profitieren. "Unsere Kunden haben ein reges Interesse an der Flatrate", sagte Pressesprecher Jens Wagner. Arcor plant, bis Ende des Jahres einen Zugang in 125 Städten anbieten zu können. Wagner sieht vor allem die hohe Wechselgebühr als Haupthindernis für die Durchsetzung der Flatrate. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post schrieb die Wechselgebühren, die Wettbewerber an die Telekom zahlen müssen, auf 181,09 DM fest. Für einen erneuten Wechsel des Kunden vom Wettbewerber zur Telekom kassiert das ehemalige Staatsunternehmen 74,45 DM. Arcor klagt gegen die Entscheidung.
AOL Deutschland liegt mit zwei Millionen Nutzern in Deutschland hinter dem Marktführer T-Online. Zur Zahl der Flatrate-Kunden wollte AOL keine Angaben machen. T-Online machte den im Mai 2000 eingeführten Pauschaltarif für einen Großteil des Verlusts von 125 Mio. Euro im vergangenen Jahr verantwortlich.
© 2001 Financial Times Deutschland