Publikumsfonds im Trend
Anleger bauen Depots um
Immer mehr institutionelle Investoren strukturieren ihre Vermögen um. So schloss vor kurzem der Energieversorger EnBW Energie Baden-Württemberg den Umbau seines 5,3 Mrd. Euro großen Rückstellungsvermögens auf neue Anlageformen ab.
FRANKFURT. „Der Trend geht dabei in Richtung Publikumsfonds und börsengehandelter Indexfonds“, sagt Ingo Peter Voigt, Leiter Konzernfinanzen bei EnBW. Motoren dieser Entwicklung sind bilanzierungstechnische Vorteile, geringere Kosten und bessere Streuungsmöglichkeiten.
Consultants, die institutionelle Anleger bei ihren Investments beraten, registrieren zunehmend diese Art von Neuausrichtung. „Die Kunden sind offener geworden, gleichzeitig ist das Produktangebot bei Indexfonds und den auf Institutionelle ausgerichteten Publikumsfonds gewachsen“, sagt Hans-Jürgen Reinhart, Geschäftsführer von RMC Risk-Management-Consulting. Entsprechende Ergebnisse ergab auch eine Umfrage der Analysefirma Südprojekt: Knapp zwei Drittel der zu Jahresanfang befragten Institutionellen gaben an, ihre Bestände an Publikumsfonds erhöhen zu wollen.
Voigt hatte nach dem Zusammenschluss mehrerer regionaler Versorger zur EnBW die Vermögensverwaltungen der Einzelgesellschaften übernommen. „Das waren durchweg Spezialfonds als gemischte Mandate für Standardaktien und Anleihen, so dass man am Ende keinen Streuungseffekt erzielte und diese Depots wegen des aktiven Managements auch noch sehr teuer waren“, blickt er zurück. Bei den genannten 5,3 Mrd. Euro geht es um Gelder aus Pensionsrückstellungen und kerntechnischen Rückstellungen für die Entsorgung unter anderem von alten Atomkraftwerken.
In der neuen Struktur verdoppelte sich die Zahl der Vermögensverwalter auf über 30. Während vorher nur nationale Manager beschäftigt waren, hat Voigt jetzt zur Hälfte ausländische Häuser unter Vertrag. „Wir unterscheiden außerdem klar zwischen aktiven und passiven, also Index nachbildenden Strategien, und wir werden künftig auch alternative Investments einsetzen“, sagt Voigt.
Ein Schwerpunkt war der Schwenk von Spezialfonds zu Publikumsfonds. Hier sieht sich der EnBW-Mann in einer Pionierrolle. Fast eine Milliarde Euro hat er schon investiert. Nach den neuen IFRS-Bilanzregeln werden Publikumsfonds wie ein Wertpapier behandelt, während bei Spezialfonds jeder darin enthaltene Einzeltitel und auch jeder Umsatz ausgewiesen werden muss. Voigt und andere Großinvestoren finden die erste Variante attraktiver. „Dieser Trend ist klar bilanzgetrieben“, sagt Joachim Meyer, Vorstand der Consultingfirma Complementa, die EnBW beim Umbau beriet. Schätzungen zufolge sind Institutionelle bei den großen deutschen Investmentgesellschaften bereits für die Hälfte der Nettozuflüsse in Publikumsfonds verantwortlich.
Wie man ein Musterportfolio aufbaut
Ursprünglich sind Publikumsfonds für Privatanleger konzipiert und bei den laufenden Gebühren teurer als die auf Institutionelle zielenden Spezialfonds. „Aber viele Anbieter führen jetzt bei den Publikumsfonds Anteilsklassen extra für die Großkunden ein und belegen diese mit geringeren Gebühren“, sagt Reinhart von RMC. Einem anderen Branchenkenner zufolge ist den Anbietern diese Entwicklung durchaus recht. „Die Auflage eines eigenen Spezialfonds für einen Einzelkunden deckt bei kleinen Summen von 20 bis 30 Millionen Euro nicht die Kosten“, sagt er.
In einigen Fällen setzt Voigt börsengehandelte Indexfonds ein, so genannte ETF’s. Ihn reizen die unter anderem die sehr geringen Gebühren, die jederzeitige Handelbarkeit zum aktuellen Preis und die Transparenz eines Indexproduktes. Der EnBW-Mann greift deshalb gerne zu, wenn er die Quote etwa von europäischen Aktien erhöhen will. „Mit einem ETF kann ich den neuen Anteil sofort realisieren und mir anschließend bei der Suche nach einem passenden aktiven Manager in diesem Segment Zeit lassen“, sagt er. Reinhart von RMC geht weiter und sieht eine große Zukunft für ETF’s als Anlageprodukte: „Die werden Standardfonds zunehmend ersetzen.“
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 24. August 2006, 12:29 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Anleger bauen Depots um
Immer mehr institutionelle Investoren strukturieren ihre Vermögen um. So schloss vor kurzem der Energieversorger EnBW Energie Baden-Württemberg den Umbau seines 5,3 Mrd. Euro großen Rückstellungsvermögens auf neue Anlageformen ab.
FRANKFURT. „Der Trend geht dabei in Richtung Publikumsfonds und börsengehandelter Indexfonds“, sagt Ingo Peter Voigt, Leiter Konzernfinanzen bei EnBW. Motoren dieser Entwicklung sind bilanzierungstechnische Vorteile, geringere Kosten und bessere Streuungsmöglichkeiten.
Consultants, die institutionelle Anleger bei ihren Investments beraten, registrieren zunehmend diese Art von Neuausrichtung. „Die Kunden sind offener geworden, gleichzeitig ist das Produktangebot bei Indexfonds und den auf Institutionelle ausgerichteten Publikumsfonds gewachsen“, sagt Hans-Jürgen Reinhart, Geschäftsführer von RMC Risk-Management-Consulting. Entsprechende Ergebnisse ergab auch eine Umfrage der Analysefirma Südprojekt: Knapp zwei Drittel der zu Jahresanfang befragten Institutionellen gaben an, ihre Bestände an Publikumsfonds erhöhen zu wollen.
Voigt hatte nach dem Zusammenschluss mehrerer regionaler Versorger zur EnBW die Vermögensverwaltungen der Einzelgesellschaften übernommen. „Das waren durchweg Spezialfonds als gemischte Mandate für Standardaktien und Anleihen, so dass man am Ende keinen Streuungseffekt erzielte und diese Depots wegen des aktiven Managements auch noch sehr teuer waren“, blickt er zurück. Bei den genannten 5,3 Mrd. Euro geht es um Gelder aus Pensionsrückstellungen und kerntechnischen Rückstellungen für die Entsorgung unter anderem von alten Atomkraftwerken.
In der neuen Struktur verdoppelte sich die Zahl der Vermögensverwalter auf über 30. Während vorher nur nationale Manager beschäftigt waren, hat Voigt jetzt zur Hälfte ausländische Häuser unter Vertrag. „Wir unterscheiden außerdem klar zwischen aktiven und passiven, also Index nachbildenden Strategien, und wir werden künftig auch alternative Investments einsetzen“, sagt Voigt.
Ein Schwerpunkt war der Schwenk von Spezialfonds zu Publikumsfonds. Hier sieht sich der EnBW-Mann in einer Pionierrolle. Fast eine Milliarde Euro hat er schon investiert. Nach den neuen IFRS-Bilanzregeln werden Publikumsfonds wie ein Wertpapier behandelt, während bei Spezialfonds jeder darin enthaltene Einzeltitel und auch jeder Umsatz ausgewiesen werden muss. Voigt und andere Großinvestoren finden die erste Variante attraktiver. „Dieser Trend ist klar bilanzgetrieben“, sagt Joachim Meyer, Vorstand der Consultingfirma Complementa, die EnBW beim Umbau beriet. Schätzungen zufolge sind Institutionelle bei den großen deutschen Investmentgesellschaften bereits für die Hälfte der Nettozuflüsse in Publikumsfonds verantwortlich.
Wie man ein Musterportfolio aufbaut
Ursprünglich sind Publikumsfonds für Privatanleger konzipiert und bei den laufenden Gebühren teurer als die auf Institutionelle zielenden Spezialfonds. „Aber viele Anbieter führen jetzt bei den Publikumsfonds Anteilsklassen extra für die Großkunden ein und belegen diese mit geringeren Gebühren“, sagt Reinhart von RMC. Einem anderen Branchenkenner zufolge ist den Anbietern diese Entwicklung durchaus recht. „Die Auflage eines eigenen Spezialfonds für einen Einzelkunden deckt bei kleinen Summen von 20 bis 30 Millionen Euro nicht die Kosten“, sagt er.
In einigen Fällen setzt Voigt börsengehandelte Indexfonds ein, so genannte ETF’s. Ihn reizen die unter anderem die sehr geringen Gebühren, die jederzeitige Handelbarkeit zum aktuellen Preis und die Transparenz eines Indexproduktes. Der EnBW-Mann greift deshalb gerne zu, wenn er die Quote etwa von europäischen Aktien erhöhen will. „Mit einem ETF kann ich den neuen Anteil sofort realisieren und mir anschließend bei der Suche nach einem passenden aktiven Manager in diesem Segment Zeit lassen“, sagt er. Reinhart von RMC geht weiter und sieht eine große Zukunft für ETF’s als Anlageprodukte: „Die werden Standardfonds zunehmend ersetzen.“
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 24. August 2006, 12:29 Uhr
Euer
Einsamer Samariter