Alte und neue Techs
Von Carsten Jansing
Der Technologie-Crash scheint vorüber, doch so richtige Kauflaune für Aktien der New Economy will nicht aufkommen.
Nach einer Phase beispielloser Euphorie und einer ebenso tiefgreifenden Ernüchterung sehen wir seit einigen Monaten eine Seitwärtsbewegung an der Nasdaq, der weltweit wichtigsten Technologiebörse.
Die schlechten Meldungen über die früher gefeierten Tech-Unternehmen sind aus der Presse nicht mehr wegzudenken, und das Wort "Aktie" ruft bei vielen Menschen inzwischen schmerzverzerrte Gesichter hervor. Doch genau dieses Stimmungstief könnte der richtige Zeitpunkt sein, um wieder in Technologieaktien zu investieren.
Wir bei Hornblower erwarten eine Stabilisierung der US-High-tech-Konjunktur noch in der zweiten Jahreshälfte. Insbesondere die "Old Technology" könnte zu den ersten Gewinnern einer Tech-Rally gehören. Zur "Old Technology" zählen wir alle Unternehmen, die in den klassischen Branchen der Informationstechnologie tätig und etabliert sind: Chipproduzenten, Hersteller von Unternehmenssoftware und Computern.
Diese Firmen werden nach unserer Einschätzung die ersten Profiteure der Erholung sein. Nachdem im Vorjahr stark in "hippe" E-Businessanwendungen investiert wurde, rücken nun wieder Programme zur Effizienzsteigerung in den Blickpunkt der Entscheider. In der "Old Technology" gab es im letzten Jahr erhebliche Investitionszurückhaltung bis hin zu einem Stau. Davor wurden bei den Investitionsausgaben Wachstumsraten von 15 bis 20 Prozent erzielt, die auch in Zukunft wieder erreicht werden können. Die Verantwortlichen präferieren in Zeiten konjunktureller Unsicherheit, in klassische Technologien zu investieren. Hier hat man bereits einen Track Record für ähnliche Investitionen und der Return on Investment wird leichter ermittelt. Er ist dem Vorstandsvorsitzenden im Zweifel leichter vermittelbar als die neueste virtuelle Marktplatzanbindung.
Unternehmen, die uns in diesem Sektor besonders gefallen sind SAP, Microsoft und ASM Lithographie. Ein weiteres Feld, für das wir eine schnelle Erholung erwarten, ist der Ausbau des Breitband-Internetanschlusses für Endkunden. Hier besteht seitens der Kunden eine große Nachfrage. In den USA sind erst rund 5 Prozent der Internetanschlüsse breitbandig, in Europa liegt der Wert nur bei 2 Prozent. Die letzte Meile wird in Europa vorwiegend über DSL und in den USA über Kabelnetze abgedeckt. In diesem Sektor finden wir Chiphersteller wie Broadcom oder DSL-Ausrüster wie Alcatel interessant.
Carsten Jansing ist Aktienanalyst bei Hornblower Research.