Kommentar vom 23.04.2001
Alfred Maydorn
Vorsicht Falle!
Noch vor zwei Wochen waren sich fast alle Marktbeobachter einig: Eine schnelle Erholung ist bei Technologieaktien nicht zu erwarten, wenn überhaupt, dann gibt es beim Nasdaq eine kleine technische Gegenbewegung von maximal zehn Prozent. Weit gefehlt – in den letzten elf Handelstagen schoss der Composite um schier unglaubliche 32 Prozent in die Höhe und notierte zeitweise sogar über der Marke von 2.200 Punkten. Noch nie in seiner 30jährigen Geschichte gab es einen auch nur annähernd starken Anstieg in so kurzer Zeit. Bei einigen Einzelwerten beliefen sich die Kurszuwächse sogar auf mehr als 100 Prozent.
Je stärker die Kurse in den letzten Tagen anzogen, desto optimistischer wurden die Kommentare. Mittlerweile gilt es als sicher, dass Technologieaktien ihre Tiefststände gesehen haben. „Der Boden ist gefunden“ und „Die Bullen sind zurück“ lauten die Schlagzeilen in diesen Tagen. Es gibt ja auch genug Gründe für den zurückgekehrten Optimismus: Die überraschende Zinssenkung der US-Notenbank und positive Unternehmensergebnisse sorgten für eine geballte Nachfrage nach den verprügelten Technologietiteln, die noch vor zwei Wochen niemand haben wollte.
Es sind sogar wieder Anflüge von Euphorie zu spüren. Angst haben zurzeit nur diejenigen, die zu wenig oder sogar überhaupt keine Aktien besitzen. Sie haben Angst, etwas zu verpassen. Die Folge: Trotz der gewaltigen Kurssteigerungen wird fleißig weiter gekauft. Aber wer jetzt einsteigt sollte wissen, dass er sich auf ein sehr dünnes Eis begibt. Auch wenn es viele nicht wahr haben wollen: trotz der historischen Ausmaße war der Anstieg der letzten beiden Wochen nicht mehr als eine „Bear-Market-Rallye“, eine kurzzeitige Aufwärtsbewegung in einem langfristigen Abwärtstrend.
Ein amerikanischer Kolumnist ging sogar noch weiter und spöttelte über diese „Suckers-Rallye“, zu deutsch etwa „Lutscher-Rallye“. Was er damit meinte, kann man sich vorstellen. Die Bezeichnung ist sicherlich überzogen, ganz unrecht hat er aber nicht. Denn die fundamentalen Rahmenbedingungen für Technologieaktien haben sich nicht wirklich verbessert.
Allein die Tatsache, dass viele Unternehmen ihre größtenteils stark reduzierten Umsatz- und Gewinnprognosen erreicht haben, bedeutet noch lange keine Trendwende. Die erneute Leitzinssenkung hat zwar ihre kurzfristige Wirkung getan – damit dürfte die US-Notenbank aber ihr Pulver auch schon verschossen haben.
Nur eine umfassende Verbesserung der Unternehmensprognosen könnte zu einer Fortsetzung der jüngsten Kursrallye führen, doch darauf werden die Anleger wohl noch eine ganze Weile warten müssen. Und so fehlt der Zündstoff, damit aus der „Lutscher-Rallye“ eine solide und langfristige Aufwärtsbewegung werden kann.
In diesem Sinne,
Alfred Maydorn
Alfred Maydorn
Vorsicht Falle!
Noch vor zwei Wochen waren sich fast alle Marktbeobachter einig: Eine schnelle Erholung ist bei Technologieaktien nicht zu erwarten, wenn überhaupt, dann gibt es beim Nasdaq eine kleine technische Gegenbewegung von maximal zehn Prozent. Weit gefehlt – in den letzten elf Handelstagen schoss der Composite um schier unglaubliche 32 Prozent in die Höhe und notierte zeitweise sogar über der Marke von 2.200 Punkten. Noch nie in seiner 30jährigen Geschichte gab es einen auch nur annähernd starken Anstieg in so kurzer Zeit. Bei einigen Einzelwerten beliefen sich die Kurszuwächse sogar auf mehr als 100 Prozent.
Je stärker die Kurse in den letzten Tagen anzogen, desto optimistischer wurden die Kommentare. Mittlerweile gilt es als sicher, dass Technologieaktien ihre Tiefststände gesehen haben. „Der Boden ist gefunden“ und „Die Bullen sind zurück“ lauten die Schlagzeilen in diesen Tagen. Es gibt ja auch genug Gründe für den zurückgekehrten Optimismus: Die überraschende Zinssenkung der US-Notenbank und positive Unternehmensergebnisse sorgten für eine geballte Nachfrage nach den verprügelten Technologietiteln, die noch vor zwei Wochen niemand haben wollte.
Es sind sogar wieder Anflüge von Euphorie zu spüren. Angst haben zurzeit nur diejenigen, die zu wenig oder sogar überhaupt keine Aktien besitzen. Sie haben Angst, etwas zu verpassen. Die Folge: Trotz der gewaltigen Kurssteigerungen wird fleißig weiter gekauft. Aber wer jetzt einsteigt sollte wissen, dass er sich auf ein sehr dünnes Eis begibt. Auch wenn es viele nicht wahr haben wollen: trotz der historischen Ausmaße war der Anstieg der letzten beiden Wochen nicht mehr als eine „Bear-Market-Rallye“, eine kurzzeitige Aufwärtsbewegung in einem langfristigen Abwärtstrend.
Ein amerikanischer Kolumnist ging sogar noch weiter und spöttelte über diese „Suckers-Rallye“, zu deutsch etwa „Lutscher-Rallye“. Was er damit meinte, kann man sich vorstellen. Die Bezeichnung ist sicherlich überzogen, ganz unrecht hat er aber nicht. Denn die fundamentalen Rahmenbedingungen für Technologieaktien haben sich nicht wirklich verbessert.
Allein die Tatsache, dass viele Unternehmen ihre größtenteils stark reduzierten Umsatz- und Gewinnprognosen erreicht haben, bedeutet noch lange keine Trendwende. Die erneute Leitzinssenkung hat zwar ihre kurzfristige Wirkung getan – damit dürfte die US-Notenbank aber ihr Pulver auch schon verschossen haben.
Nur eine umfassende Verbesserung der Unternehmensprognosen könnte zu einer Fortsetzung der jüngsten Kursrallye führen, doch darauf werden die Anleger wohl noch eine ganze Weile warten müssen. Und so fehlt der Zündstoff, damit aus der „Lutscher-Rallye“ eine solide und langfristige Aufwärtsbewegung werden kann.
In diesem Sinne,
Alfred Maydorn