Agrarterrorismus

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Agrarterrorismus

 
13.11.01 01:11
Agrarterrorismus

Fachleute warnen schon seit langem vor einer neuen Form des Terrorismus. Nicht mit Bomben sondern mit Viren und Bakterien könnten in Zukunft ganze Staaten erschüttert werden.

Insbesondere Agrarexperten in den USA warnen vor einem möglichen Agrarterrorismus, der die Tier- und Pflanzenproduktion sowie die Nahrungsmittelindustrie lahm legen könne. Täter könnten versuchen, die Maul- und Klauenseuche unter den Tieren des Landes zu verbreiten oder mit Braunfäule infizierte Saat auf den Felder zu verteilen. Insbesondere bei der Massentierhaltung lauerten Gefahren. Rinderställe und Hühnerfarmen seien leicht zugänglich, so dass sich Krankheiten schnell ausbreiteten könnten.

Die Bedrohung durch Bio-Waffen ist nicht neu. Durch die Anschläge vom 11. September 2001 wurde die Gefahr stärker in das Bewusstsein gerufen. Seit Menschen Krieg führen, werden immer wieder biologische Waffen benutzt. Meist richtete sich der Angriff gegen die Landwirtschaft.

Biologische Waffen sind in jedem Fall geeignet, ein Bedrohungspotential aufzubauen, da sie leicht zu beschaffen sind und die Nahrungsgrundlagen einer Bevölkerung angreifen können. Im 20. Jahrhundert hatten alle kriegführenden Nationen Biowaffenprogramme. Erst 1969 kam die Wende. Richard Nixon, damaliger Präsident der Vereinigten Staaten verkündete ein alleiniges Biowaffen-Moratorium. Seitdem haben sich 141 Staaten dem Moratorium angeschlossen.

Es sind vorwiegend natürliche Erreger, wie die Maul -und Klauenseuche (MKS), die als Biowaffe missbraucht werden können. Bei Massentierhaltung und Monokulturen sind diese Erreger, schon wenn sie natürlich auftreten, eine ernste Bedrohung. In den Händen von Terroristen allerdings sind sie ein probates Mittel, um ein gesamtes Staatswesen zu erschüttern. Darüber hinaus fällt es nicht schwer, in ihren Besitz zu kommen.



Weitere Informationen unter:


Die "Ad-hoc-Gruppe" des Genfer Biowaffen-Übereinkommens hat eine Liste von 16 potentiellen Krankheitserregern aufgestellt, die in der Lage sind, die Ernte von Kulturpflanzen zu schädigen.


ErregerKrankheitPlanze
Colletotrichum coffeanum var. virulusBrennfleckenkrankheitKaffee
Mycosphaerella piniNadelschütteKiefer
Erwinia amylovoraFeuerbrandKernobst
Ralstonia solanacearumSchleimkrankheitKartoffeln
Puccinia graminis SchwarzrostGetreide
Puccinia striiformisGelbrostGetreide
Pyricularia oryzae BlattbrandReis 
Zuckerrohr-Fidschi-Krankheits-VirusFidschi-KrankheitZuckerrohr
Tilletia indicaIndischer WeizenbrandWeizen
Ustilago maydisBeulenbrandMais
Xanthomonas albilineansBlattstreifigkeitZuckerrohr
Xanthomonas campestris pv. citriZitruskrebsZitrusfrüchte
Xanthomonas campestris pv. oryzaeWeißblättrigkeitReis
Sclerotinia sclerotiorumSklerotienfäuleSalat
Peronospora tabacinaBlauschimmelTabak
Claviceps purpureaMutterkornRoggen



Das Bio-Waffen-Abkommen



Hinter dieser Kurzform verbirgt sich die "Konvention über das Verbot und die Lagerung bakteriologischer (biologischer) Waffen und über ihre Vernichtung". Abgeschlossen im April 1972, trat das Abkommen im März 1975 in Kraft. Seitdem haben es mehr als 140 Staaten unterzeichnet, teilweise jedoch noch nicht ratifiziert. Die Bundesrepublik ratifizierte den Vertrag im April 1983. Sie hatte bereits in den Pariser Verträgen vom 1954 einseitig und freiwillig auf die Herstellung von atomaren, biologischen und chemischen Waffen verzichtet.

Seit November 2001 beschäftigen sich die Vertragsstaaten des Biowaffenabkommens mit den Problemen des Agrarterrorismus. Neben intensiveren Kontrollen im Bereich der Forschung müssten auch Frühwarnprogramme ausgebaut werden. Wichtiger scheint es jedoch alte Dogmen im Bereich der tierischen Seuchenbekämpfung zu überprüfen. Tiere gegen MKS nicht zu impfen, um den freien Welthandel nicht zu gefährden, scheint bei der aktuellen Bedrohungslage kaum mehr aufrecht zu erhalten sein.


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