Ärger über Billigpreis für ConSors

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Ärger über Billigpreis für ConSors

 
30.04.02 12:38
Die französische Großbank BNP will ConSors zu einem Preis übernehmen, der gravierend unter dem Börsenwert liegt - zum Leidwesen der Minderheitsaktionäre. Außerdem wird der Online-Broker nun doch umbenannt.

Paris/Nürnberg - Anfang 2000 sah ConSors-Gründer Karl Matthäus Schmidt noch aus wie ein Internet-Visionär und ConSors wirkte wie ein Käufer, nicht wie ein Übernahmekandidat. Rund 150 Euro mussten Investoren am Neuen Markt damals für eine einzige ConSors-Aktie zahlen. Heute ist der defizitäre Broker aus Nürnberg an der Börse insgesamt nur noch 590 Millionen Euro wert, die Aktie notierte am Dienstag Morgen bei 12,27 Euro.
Die Franzosen von BNP Paribas, die am Ende offenbar als einziger ernsthafter Interessent an ConSors übrig blieben, aber haben den Kaufpreis erfolgreich nach unten gehandelt: Nach eigenen Angaben wollen sie 485 Millionen Euro für sämtliche ConSors-Aktien bezahlen. Die bisherige ConSors-Mutter, die angeschlagene SchmidtBank, soll gar nur 287 Millionen Euro für ihren 66,4-Prozent-Anteil an ConSors erhalten. Das entspricht 9,08 Euro Aktie.

857 Euro pro Kunde

Den anderen Aktionären will BNP Paribas ein Übernahmeangebot von 12,40 Euro pro Aktie machen - ein Wert, der nur minimal über dem Kurs vom Dienstagmorgen und weit unter den Höchstständen liegt. BNP teilte mit, dieses Gebot entspreche dem Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Insgesamt würde BNP so 857 Euro pro Kunde zahlen.

Wenn die Minderheitsaktionäre anbeißen, kann BNP für diese Summe den größten Online-Broker Europas für Privatkunden aufbauen. ConSors soll dafür mit der BNP-Online-Tochter Cortal zusammengelegt werden. Nach Angaben von BNP Paribas wird das neue Unternehmen zunächst den Namen "CortalConsors" tragen. Es verfügt über rund 1,2 Millionen Kunden, davon 630.000 bei Cortal und 566.000 bei ConSors.

"Extrem billig"

Einige Analysten bezeichneten das BNP-Angebot an die Minderheitsaktionäre als zu gering. Johannes Thormann von der WestLB etwa sagte, "12,40 Euro ist zu niedrig und 9,08 Euro für jede Aktie aus dem SchmidtBank-Anteil sind ebenfalls extrem billig. Ich gehe nicht davon aus, dass sie die Aktien von privaten Investoren für 12,40 Euro bekommen - sie werden letztlich mehr zahlen." Aleksej Wunrau, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg, hält den Kaufpreis dagegen für fair. Er sagte aber auch, BNP habe keineswegs zu viel bezahlt.

ConSors stand seit November vergangenen Jahres zum Verkauf, nachdem die SchmidtBank in finanzielle Schwierigkeiten geraten war und von einem Bankenkonsortium aufgefangen werden musste. Die SchmidtBank hat 2001 voraussichtlich einen Verlust von 1,3 Milliarden Euro erlitten. ConSors verbuchte vor Steuern einen Fehlbetrag von 212,8 Millionen Euro. Zu den Kaufinteressenten sollen zu verschiedenen Zeitpunkten E-Trade, Société Generale und die Commerzbank gehört haben.

spiegel.de
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