Logistiker diskutieren Auswege. Die Verlagerung auf Schienen und Kanäle spielt eine Hauptrolle
Heute und morgen ist Karnevalspause. Spätestens ab Dienstag aber herrscht auf Nordrhein-Westfalens Straßen und Autobahnen wieder, was dort immer herrscht: das Chaos. Täglich droht der akute Verkehrsinfarkt. Staumeldungen addieren sich zeitweise bis in den 300-Kilometer-Bereich.
Eine Lösung ist noch lange nicht in Sicht. Der ADAC geht davon aus, dass sich die Lage in NRW frühestens im Jahr 2012 entspannt - unter der Voraussetzung, dass schon heute sinnvolle Maßnahmen getroffen werden. An intelligenten Ideen dazu mangelt es nicht, nur geht deren praktische Umsetzung - wenn überhaupt - nur schleppend voran. Beispiel Ruhrgebiet. Staumeldungen von der A52 und der A40 gehören zum Alltag. Chancen zum Ausbau der Autobahnen gibt es nur noch wenige, etwa am einspurigen Übergang der A52 auf die A40 in Essen, außerdem an wenigen Teilstücken der A40. Lösungen sind in Essen beispielsweise aber Jahrzehnte am Streit über einen Tunnelbau für die A52 Richtung Norden gescheitert.
Alle reden davon, die Autofahrer zum Umsteigen auf die Schiene zu motivieren - Busse und Bahnen statt Autostaus. Doch auch hier ist das Ruhrgebiet festgefahren. Allein 19 kommunale Verkehrsbetriebe gibt es in der Region, die auf teils unterschiedlichen Spuren fahren. Selbst ein Metrorapid allein rettet da wenig.
Gigantisch wächst der Güterverkehr auf der Straße. Ab auf die Schiene? Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 300 Millionen Tonnen Güter mit der Bahn transportiert, davon allein 40 Prozent in NRW. Und das Bahnnetz im Land ist damit nicht ausgelastet. Das nutzen immer mehr Unternehmen. So fährt die Deutsche-Post-Tochter Danzas mit ihrem "Parcel Inter City" auf der Schiene seit Januar 2000 mehrere Nord-Süd- und Nord-West-Routen, etwa von Köln über Hagen nach Berlin beziehungsweise München. Bis Mitte des nächsten Jahres sollen weitere Linien in Betrieb gehen. "Danzas ersetzt damit 100.000 Lkw", sagt Hanjo Schneider, der Sprecher der Geschäftsführung von Danzas Deutschland.
Ein ähnliches Projekt mit dem Namen "Rhein-Ruhr-Shuttle" wurde am Dienstag gestartet. Die RAG Bahn und Hafen GmbH hat eine neue Bahn-Transportstrecke zwischen Hamm-Uentrop und dem Duisburger Hafen in Betrieb genommen. Damit würden die Ruhrgebietsautobahnen jährlich um 800.000 Lkw-Kilometer entlastet, hieß es bei der Tochter der Essener RAG Coal International. Im Güterverkehr schlummert aus Sicht der Bahn noch viel Potenzial. Darum will der Konzern in den kommenden Jahren 4,8 Milliarden Euro investieren, etwa in neue Lokomotiven, damit Züge auch grenzüberschreitend fahren können.
Ob solche Ankündigungen die Logistiker in NRW beruhigen werden, die der Bahn oft vorwerfen, sie sei zu teuer und zu unflexibel, wird sich noch in diesem Monat zeigen. Am 20. und 21. Februar veranstaltet die Bundesvereinigung Logistik (BVL) zum dritten Mal ein Logistik-Forum im Landschaftspark Duisburg-Nord. Bis zu 800 Teilnehmer werden erwartet. Diskutiert werden neben den Ausweichmöglichkeiten auf die Schiene weitere Ansätze für eine effektivere Nutzung der Verkehrswege. Den Standort Duisburg hat sich die BVL nicht zufällig ausgesucht. In einem Radius von 500 Kilometern um Duisburg ist jeder vierte Einwohner Europas zu erreichen. Hier kreuzen sich wichtige Autobahnen und die wichtigsten Bahntrassen der Region. Zudem verfügt Duisburg über den größten europäischen Binnenhafen. Das alles qualifiziert die Stadt zur Europa-Drehscheibe.
BVL-Geschäftsführer Thomas Wimmer wird auf dem Forum unter anderem zu einer intensiveren Verlagerung von Gütern auf die NRW-Wasserlinien aufrufen, um die Asphaltpisten zu entlasten. Auch Prof. Herbert Baum, Leiter des Instituts für Verkehrswissenschaft an der Universität Köln, plädiert für den Ausbau der Güterverteilung per Schiff. "Die Binnenschifffahrt ist noch nicht genug eingebunden in den Verkehr", kritisiert der Wissenschaftler.
Die aktuellen Zahlen der NRW-Binnenhäfen zeigen dieses Manko. Laut Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik wurden von Januar bis September des vergangenen Jahres 89,4 Millionen Tonnen umgeschlagen - 3,7 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Allein in Duisburg ging der Umschlag um 5,6 Prozent auf 35,5 Millionen Tonnen zurück.
Ein Beispiel für ausgefeilte Logistik bietet dagegen die Region östlich von Dortmund. Dort haben sich 1000 Speditionen und Lagerfirmen angesiedelt mit insgesamt 23.000 Arbeitsplätzen. Rewe, Ikea, Lidl und Plus liefern von dort aus. Allein im zentralen Deutschland-Warenverteilzentrum von Karstadt in Unna arbeiten 1800 Menschen. Jeder Lastwagen, jeder Güterwaggon wird von dort aus perfekt (und Kosten sparend) ausgelastet. Ein Modell zur Regeneration vom Verkehrsinfarkt in NRW.
Heute und morgen ist Karnevalspause. Spätestens ab Dienstag aber herrscht auf Nordrhein-Westfalens Straßen und Autobahnen wieder, was dort immer herrscht: das Chaos. Täglich droht der akute Verkehrsinfarkt. Staumeldungen addieren sich zeitweise bis in den 300-Kilometer-Bereich.
Eine Lösung ist noch lange nicht in Sicht. Der ADAC geht davon aus, dass sich die Lage in NRW frühestens im Jahr 2012 entspannt - unter der Voraussetzung, dass schon heute sinnvolle Maßnahmen getroffen werden. An intelligenten Ideen dazu mangelt es nicht, nur geht deren praktische Umsetzung - wenn überhaupt - nur schleppend voran. Beispiel Ruhrgebiet. Staumeldungen von der A52 und der A40 gehören zum Alltag. Chancen zum Ausbau der Autobahnen gibt es nur noch wenige, etwa am einspurigen Übergang der A52 auf die A40 in Essen, außerdem an wenigen Teilstücken der A40. Lösungen sind in Essen beispielsweise aber Jahrzehnte am Streit über einen Tunnelbau für die A52 Richtung Norden gescheitert.
Alle reden davon, die Autofahrer zum Umsteigen auf die Schiene zu motivieren - Busse und Bahnen statt Autostaus. Doch auch hier ist das Ruhrgebiet festgefahren. Allein 19 kommunale Verkehrsbetriebe gibt es in der Region, die auf teils unterschiedlichen Spuren fahren. Selbst ein Metrorapid allein rettet da wenig.
Gigantisch wächst der Güterverkehr auf der Straße. Ab auf die Schiene? Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 300 Millionen Tonnen Güter mit der Bahn transportiert, davon allein 40 Prozent in NRW. Und das Bahnnetz im Land ist damit nicht ausgelastet. Das nutzen immer mehr Unternehmen. So fährt die Deutsche-Post-Tochter Danzas mit ihrem "Parcel Inter City" auf der Schiene seit Januar 2000 mehrere Nord-Süd- und Nord-West-Routen, etwa von Köln über Hagen nach Berlin beziehungsweise München. Bis Mitte des nächsten Jahres sollen weitere Linien in Betrieb gehen. "Danzas ersetzt damit 100.000 Lkw", sagt Hanjo Schneider, der Sprecher der Geschäftsführung von Danzas Deutschland.
Ein ähnliches Projekt mit dem Namen "Rhein-Ruhr-Shuttle" wurde am Dienstag gestartet. Die RAG Bahn und Hafen GmbH hat eine neue Bahn-Transportstrecke zwischen Hamm-Uentrop und dem Duisburger Hafen in Betrieb genommen. Damit würden die Ruhrgebietsautobahnen jährlich um 800.000 Lkw-Kilometer entlastet, hieß es bei der Tochter der Essener RAG Coal International. Im Güterverkehr schlummert aus Sicht der Bahn noch viel Potenzial. Darum will der Konzern in den kommenden Jahren 4,8 Milliarden Euro investieren, etwa in neue Lokomotiven, damit Züge auch grenzüberschreitend fahren können.
Ob solche Ankündigungen die Logistiker in NRW beruhigen werden, die der Bahn oft vorwerfen, sie sei zu teuer und zu unflexibel, wird sich noch in diesem Monat zeigen. Am 20. und 21. Februar veranstaltet die Bundesvereinigung Logistik (BVL) zum dritten Mal ein Logistik-Forum im Landschaftspark Duisburg-Nord. Bis zu 800 Teilnehmer werden erwartet. Diskutiert werden neben den Ausweichmöglichkeiten auf die Schiene weitere Ansätze für eine effektivere Nutzung der Verkehrswege. Den Standort Duisburg hat sich die BVL nicht zufällig ausgesucht. In einem Radius von 500 Kilometern um Duisburg ist jeder vierte Einwohner Europas zu erreichen. Hier kreuzen sich wichtige Autobahnen und die wichtigsten Bahntrassen der Region. Zudem verfügt Duisburg über den größten europäischen Binnenhafen. Das alles qualifiziert die Stadt zur Europa-Drehscheibe.
BVL-Geschäftsführer Thomas Wimmer wird auf dem Forum unter anderem zu einer intensiveren Verlagerung von Gütern auf die NRW-Wasserlinien aufrufen, um die Asphaltpisten zu entlasten. Auch Prof. Herbert Baum, Leiter des Instituts für Verkehrswissenschaft an der Universität Köln, plädiert für den Ausbau der Güterverteilung per Schiff. "Die Binnenschifffahrt ist noch nicht genug eingebunden in den Verkehr", kritisiert der Wissenschaftler.
Die aktuellen Zahlen der NRW-Binnenhäfen zeigen dieses Manko. Laut Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik wurden von Januar bis September des vergangenen Jahres 89,4 Millionen Tonnen umgeschlagen - 3,7 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Allein in Duisburg ging der Umschlag um 5,6 Prozent auf 35,5 Millionen Tonnen zurück.
Ein Beispiel für ausgefeilte Logistik bietet dagegen die Region östlich von Dortmund. Dort haben sich 1000 Speditionen und Lagerfirmen angesiedelt mit insgesamt 23.000 Arbeitsplätzen. Rewe, Ikea, Lidl und Plus liefern von dort aus. Allein im zentralen Deutschland-Warenverteilzentrum von Karstadt in Unna arbeiten 1800 Menschen. Jeder Lastwagen, jeder Güterwaggon wird von dort aus perfekt (und Kosten sparend) ausgelastet. Ein Modell zur Regeneration vom Verkehrsinfarkt in NRW.