T-Online will Geld für Inhalte
Mit einer breiten Angebotsoffensive will die defizitäre T-Online auf Gewinnkurs kommen. Die neuen Leistungen sollen extra kosten.
Berlin - Der Vorstandsvorsitzende von T-Online, Thomas Holtrop, sagte bei der Präsentation der Strategie am Dienstag in Berlin, das Unternehmen habe Nachholbedarf, sei aber bestens gerüstet, in den Wettbewerb einzutreten. Bis 2004 soll T-Online 30 Prozent des Umsatzes aus dem Portalbereich erwirtschaften - mehr als doppelt so viel, wie Ende 2000.
Die mit Spannung erwartete Strategie enthält maßgeschneiderte Bündelangebote für spezifische Zielgruppen. Diese sollen 2002 starten und kostenpflichtig sein. T-Online werde künftig den Schwerpunkt klar auf Rentabilität und Professionalität legen, sagte der seit Januar amtierende Holtrop zur künftigen Marschrichtung. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom-Tochter - ohne Berücksichtigung von Steuern, Zinsen und Abschreibungsaufwendungen - einen Verlust von 125 Millionen Euro eingefahren.
Experten bemängelten den Vorstoß Holtrops als "zu zahm". Analyst Theo Kitz von Merck Finck sagte, das angestrebte Umsatzwachstum im Portalgeschäft sei zu gering. Die Erlöse müssten sich nicht verdoppeln, sondern verdreifachen. Ferner kritisierte Kitz, dass Holtrop keine exklusiven Partnerschaften ankündigte.
Im Einzelnen will T-Online beim Zukauf neuer Inhalte nicht auf die Zusammenarbeit mit nur einem einzigen großen Anbieter setzen, sondern mit einer Vielzahl von Content-Lieferanten kooperieren. Eine Verbindung wie die zwischen dem US-Konkurrenten AOL und Time Warner werde nicht angestrebt, sagte Holtrop. Im Service-Bereich soll außerdem zur Computermesse Cebit in der kommenden Woche einen "Produktfeuerwerk" gezündet werden.
"Es gilt, unsere Kundenbeziehungen stärker als bisher in Mark und Pfennig umzumünzen", sagte Holtrop. So sollen neue Internet-Erlebniswelten, Mobilzugang zum Netz und interaktives Fernsehen geboten werden. Zum Beispiel sollen User ihre Lieblingsstars tagelang beobachten können - etwa beim Fußballtraining, auf Tournee oder in der Kneipe.
Gemeinsam mit T-Motion will T-Online für Handy-Nutzer ein mobiles WAP-Portal bereitstellen. Die Beteiligung an T-Motion soll außerdem den Markt in Großbritannien und Osteuropa eröffnen. E-Mail oder Homebanking über Fernsehen wird Holtrop zufolge voraussichtlich erst ab 2003 Bedeutung erlangen.
In der Internationalisierung setzt das bislang nur in Frankreich, Spanien/Portugal, Schweiz und Österreich präsente Unternehmen auf Profitabilität und Größeneffekte. Dabei kommen auch Zukäufe in Frage, wobei die Geschäfte per Aktientausch abgewickelt werden sollen. Die künftigen Engagements im Ausland müssen laut Holtrop vier wesentlichen Kriterien entsprechen: Die Beteiligungen sollen zu den ersten drei Marktteilnehmern gehören, mittelfristig Gewinn bringen, rasch deutliche Synergien ermöglichen und strategisch wie kulturell in den Gesamtkonzern passen.