Die Regierungszeit begann turbulent: Wenige Monate nach der Machtübernahme tritt der SPD-Parteichef und Finanzminister Oskar Lafontaine überraschend von seinen Ämtern zurück. Querelen auch um Arbeitsminister Walter Riester: Immer wieder müssen seine Reformpläne nachgebessert werden. Erst als Kanzler Gerhard Schröder angesichts der Holzmann-Pleite als Retter von Arbeitsplätzen auftritt, kann die Regierung punkten. Und auch der CDU-Spendenskandal kommt für Rot-Grün zur rechten Zeit.
Nach dem schwierigen Start wurde eine neue Parole ausgegeben: Sparen und Steuern senken. Die Bundesregierung verknüpfte ein milliardenschweres Sparpaket mit ihrer ehrgeizigen dreistufigen "Steuerreform 2000". Nach den Plänen der Regierung werden Bürger und Unternehmer ab dem Jahr 2005 gegenüber 1999 jährlich um 56 Millionen Euro entlastet.
Eines der wichtigsten Projekte der Koalition: die Rentenreform und der Einstieg in die staatlich geförderte private Altersvorsorge. Doch die Nachfrage nach der Riester-Rente hält sich bislang in Grenzen. Und inzwischen drohen die Rentenbeiträge zu steigen - trotz Milliardenzuflüssen durch die Ökosteuer.
Sparminister unter Druck
Der strikte Kurs der Haushaltskonsolidierung machte Finanzminister Eichel populär. "Hans im Glück" wird er genannt, nicht zuletzt angesichts der Milliarden-Einnahmen durch die Versteigerung der UMTS-Mobilfunk- Lizenzen. Doch der Glanz des Obersparers der Republik verblasst. Der angekündigte Wirtschaftsaufschwung bleibt aus. Deutschland ist Wachstums-Schlusslicht in der Euro-Zone. Nur Eichels Versprechen, bis 2004 einen "nahezu" ausgeglichenen Staatshaushalt vorzulegen, verhinderte einen "Blauen Brief" aus Brüssel. Auch im Bundeshaushalt 2003 kalkuliert Eichel mit äußerst optimistischen Wirtschaftsdaten.
Keine durchschlagenden Reformen
Vier Millionen Menschen sind ohne Arbeit; Schröder hat sein Versprechen, die Arbeitslosenzahl unter 3,5 Millionen zu senken, nicht eingelöst. Für das Scheitern macht die Regierung die weltweit flaue Konjunktur und die Terroranschläge vom 11. September verantwortlich. Zusätzlich erschütterte im Januar dieses Jahres der Eklat um gefälschte Vermittlungsstatistiken in den Arbeitsämtern das Vertrauen in die Arbeitsmarktpolitik.
Durchschlagende Reformen sind ausgeblieben. Das Job-Aqtiv-Gesetz am Ende der Legislaturperiode, das Arbeitslose stärker fördern und fordern soll, hat daran bislang nichts geändert. Ein letzter möglicher Trumpf für Rot-Grün im Kampf um Arbeitsplätze: Ein radikales Konzept gegen die Arbeitslosigkeit, entworfen durch eine von der Regierung eingesetzte Kommission unter der Leitung von VW-Vorstandsmitglied Peter Hartz. Nach dessen These könnte die Arbeitslosigkeit binnen drei Jahren halbiert werden.
Profil und Erfolge
Ein Aushängeschild der Regierung: Innenminister Otto Schily. Bei der inneren Sicherheit, einem der großen Themen nach den Terroranschlägen, hat er hart durchgegriffen und zwei Gesetzes-Pakete auf den Weg gebracht - darunter die umstrittene Rasterfahndung nach möglichen Terroristen, eine Ausweitung der Befugnisse des Bundesamts für Verfassungsschutz und verstärkte Sicherheitsüberprüfungen. Die Bundeswehr-Beteiligung an der internationalen Terrorbekämpfung wurde zu einer der Zerreißproben zwischen Rot-Grün. Kanzler Schröder stellte die Vertrauensfrage.
Auch die Bundeswehrreform reagiert auf die neuen Anforderungen. Bis 2006 ist der bislang größte Umbau der deutschen Streitkräfte geplant. Die Zahl wird von rund 340.000 auf etwa 280.000 Soldaten reduziert, Bundeswehrstandorte werden aufgelöst. Künftig sollen vor allem internationale Einsätze eine größere Bedeutung haben.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik soll es ein Zuwanderungsgesetz und damit ein umfassendes Einwanderungsrecht für Ausländer geben, die nicht aus EU-Mitgliedsstaaten kommen. Aufgehoben wird damit der Anwerbestopp der sogenannten "Gastarbeiter" von 1973. Vor rund drei Jahren hatte Schily das neue Staatsbürgerschaftsrecht über die Hürden geschoben. Das Ende März beschlossene Reformgesetz begrenzt die Zuwanderung und richtet sich nach den Erfordernissen des Arbeitsmarktes. Gleichzeitig vereinfacht es das Ausländerrecht. Ob das Gesetz Bestand hat, wird sich nach der Klage der Union vor dem Bundesverfassungsgericht erweisen müssen.
Als große innenpolitische Leistung verbucht die Koalition auch den Atomausstieg. Nach jahrelangen politischen und gesellschaftlichen Debatten stand Ende vergangenen Jahres fest: Bis 2020 sollen alle Kernkraftwerke abgeschaltet sein. Stattdessen setzt die Regierung auf erneuerbare Energien, auch wenn diese noch eine eher untergeordnete Rolle bei der Stromerzeugung spielen und am Tropf staatlicher Subventionen hängen.
Der Nitrofen-Skandal im Frühjahr 2002 brachte die Öko-Branche in Verruf das Symbol der rot-grünen neuen Agrarpolitik. Dem Höhepunkt der BSE- Krise vor zwei Jahren war der spektakuläre Rücktritt von Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke und Gesundheitsministerin Andrea Fischer vorausgegangen. Die neue Verbraucherschutzministerin Renate Künast beschwörte daraufhin die Agrarwende - bis 2010 soll der Marktanteil der Öko-Produkte 20 Prozent betragen. Die Agrarlobby wirft ihr einseitige Interessenpolitik vor. Zuletzt scheiterte Künasts geplantes Verbraucherschutzgesetz an den Gegenstimmen der Union.
Stolpersteine
Dann sorgte der ehemalige Minister Lafontaine wieder für Wirbel. Drei Jahre lang hatte er sich politisch eher zurückgehalten. Mit seinen Forderungen nach "mehr sozialer Gerechtigkeit" brüskierte er die Genossen und begeisterte seine Anhänger. Der linke Charismatiker prangert eine "falsche Politik" der Regierung an und verschärft den Richtungsstreit in der SPD.
Acht Minister - mehr als die Hälfte der Regierungsmannschaft - hat Kanzler Schröder entlassen. Der letzte in der Reihe der rot-grünen Ex-Minister ist Rudolf Scharping. Gleich mehrere Affären brachten ihn ins Stolpern: Ein Panzer-Deal mit den Vereinigten Arabischen Emiraten im Jahr 2000, Badefotos mit Lebensgefährtin auf Mallorca, umstrittene Reisen mit der Flugbereitschaft oder die Zusage für 73 Airbus-Transporter. Doch erst die umstrittenen Kontakte zum PR-Berater Moritz Hunzinger kosteten Scharping schließlich das Amt als Verteidigungsminister.
Nach dem schwierigen Start wurde eine neue Parole ausgegeben: Sparen und Steuern senken. Die Bundesregierung verknüpfte ein milliardenschweres Sparpaket mit ihrer ehrgeizigen dreistufigen "Steuerreform 2000". Nach den Plänen der Regierung werden Bürger und Unternehmer ab dem Jahr 2005 gegenüber 1999 jährlich um 56 Millionen Euro entlastet.
Eines der wichtigsten Projekte der Koalition: die Rentenreform und der Einstieg in die staatlich geförderte private Altersvorsorge. Doch die Nachfrage nach der Riester-Rente hält sich bislang in Grenzen. Und inzwischen drohen die Rentenbeiträge zu steigen - trotz Milliardenzuflüssen durch die Ökosteuer.
Sparminister unter Druck
Der strikte Kurs der Haushaltskonsolidierung machte Finanzminister Eichel populär. "Hans im Glück" wird er genannt, nicht zuletzt angesichts der Milliarden-Einnahmen durch die Versteigerung der UMTS-Mobilfunk- Lizenzen. Doch der Glanz des Obersparers der Republik verblasst. Der angekündigte Wirtschaftsaufschwung bleibt aus. Deutschland ist Wachstums-Schlusslicht in der Euro-Zone. Nur Eichels Versprechen, bis 2004 einen "nahezu" ausgeglichenen Staatshaushalt vorzulegen, verhinderte einen "Blauen Brief" aus Brüssel. Auch im Bundeshaushalt 2003 kalkuliert Eichel mit äußerst optimistischen Wirtschaftsdaten.
Keine durchschlagenden Reformen
Vier Millionen Menschen sind ohne Arbeit; Schröder hat sein Versprechen, die Arbeitslosenzahl unter 3,5 Millionen zu senken, nicht eingelöst. Für das Scheitern macht die Regierung die weltweit flaue Konjunktur und die Terroranschläge vom 11. September verantwortlich. Zusätzlich erschütterte im Januar dieses Jahres der Eklat um gefälschte Vermittlungsstatistiken in den Arbeitsämtern das Vertrauen in die Arbeitsmarktpolitik.
Durchschlagende Reformen sind ausgeblieben. Das Job-Aqtiv-Gesetz am Ende der Legislaturperiode, das Arbeitslose stärker fördern und fordern soll, hat daran bislang nichts geändert. Ein letzter möglicher Trumpf für Rot-Grün im Kampf um Arbeitsplätze: Ein radikales Konzept gegen die Arbeitslosigkeit, entworfen durch eine von der Regierung eingesetzte Kommission unter der Leitung von VW-Vorstandsmitglied Peter Hartz. Nach dessen These könnte die Arbeitslosigkeit binnen drei Jahren halbiert werden.
Profil und Erfolge
Ein Aushängeschild der Regierung: Innenminister Otto Schily. Bei der inneren Sicherheit, einem der großen Themen nach den Terroranschlägen, hat er hart durchgegriffen und zwei Gesetzes-Pakete auf den Weg gebracht - darunter die umstrittene Rasterfahndung nach möglichen Terroristen, eine Ausweitung der Befugnisse des Bundesamts für Verfassungsschutz und verstärkte Sicherheitsüberprüfungen. Die Bundeswehr-Beteiligung an der internationalen Terrorbekämpfung wurde zu einer der Zerreißproben zwischen Rot-Grün. Kanzler Schröder stellte die Vertrauensfrage.
Auch die Bundeswehrreform reagiert auf die neuen Anforderungen. Bis 2006 ist der bislang größte Umbau der deutschen Streitkräfte geplant. Die Zahl wird von rund 340.000 auf etwa 280.000 Soldaten reduziert, Bundeswehrstandorte werden aufgelöst. Künftig sollen vor allem internationale Einsätze eine größere Bedeutung haben.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik soll es ein Zuwanderungsgesetz und damit ein umfassendes Einwanderungsrecht für Ausländer geben, die nicht aus EU-Mitgliedsstaaten kommen. Aufgehoben wird damit der Anwerbestopp der sogenannten "Gastarbeiter" von 1973. Vor rund drei Jahren hatte Schily das neue Staatsbürgerschaftsrecht über die Hürden geschoben. Das Ende März beschlossene Reformgesetz begrenzt die Zuwanderung und richtet sich nach den Erfordernissen des Arbeitsmarktes. Gleichzeitig vereinfacht es das Ausländerrecht. Ob das Gesetz Bestand hat, wird sich nach der Klage der Union vor dem Bundesverfassungsgericht erweisen müssen.
Als große innenpolitische Leistung verbucht die Koalition auch den Atomausstieg. Nach jahrelangen politischen und gesellschaftlichen Debatten stand Ende vergangenen Jahres fest: Bis 2020 sollen alle Kernkraftwerke abgeschaltet sein. Stattdessen setzt die Regierung auf erneuerbare Energien, auch wenn diese noch eine eher untergeordnete Rolle bei der Stromerzeugung spielen und am Tropf staatlicher Subventionen hängen.
Der Nitrofen-Skandal im Frühjahr 2002 brachte die Öko-Branche in Verruf das Symbol der rot-grünen neuen Agrarpolitik. Dem Höhepunkt der BSE- Krise vor zwei Jahren war der spektakuläre Rücktritt von Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke und Gesundheitsministerin Andrea Fischer vorausgegangen. Die neue Verbraucherschutzministerin Renate Künast beschwörte daraufhin die Agrarwende - bis 2010 soll der Marktanteil der Öko-Produkte 20 Prozent betragen. Die Agrarlobby wirft ihr einseitige Interessenpolitik vor. Zuletzt scheiterte Künasts geplantes Verbraucherschutzgesetz an den Gegenstimmen der Union.
Stolpersteine
Dann sorgte der ehemalige Minister Lafontaine wieder für Wirbel. Drei Jahre lang hatte er sich politisch eher zurückgehalten. Mit seinen Forderungen nach "mehr sozialer Gerechtigkeit" brüskierte er die Genossen und begeisterte seine Anhänger. Der linke Charismatiker prangert eine "falsche Politik" der Regierung an und verschärft den Richtungsstreit in der SPD.
Acht Minister - mehr als die Hälfte der Regierungsmannschaft - hat Kanzler Schröder entlassen. Der letzte in der Reihe der rot-grünen Ex-Minister ist Rudolf Scharping. Gleich mehrere Affären brachten ihn ins Stolpern: Ein Panzer-Deal mit den Vereinigten Arabischen Emiraten im Jahr 2000, Badefotos mit Lebensgefährtin auf Mallorca, umstrittene Reisen mit der Flugbereitschaft oder die Zusage für 73 Airbus-Transporter. Doch erst die umstrittenen Kontakte zum PR-Berater Moritz Hunzinger kosteten Scharping schließlich das Amt als Verteidigungsminister.