Kirch-Deal: Das sagen die übertragenden Sender
Im Pay-TV ist zukünftig eine von der DFL selbst produzierte Sendung zu erwarten, im Free-TV wackelt die «Sportschau» um 18.30 Uhr mehr als zuvor. Wie reagieren die Sender auf die außergewöhnlichen Pläne der Liga?
Leo Kirch ist wieder da – und das mächtiger als von allen Experten erwartet. Ab 2009 hat er sechs Jahre lang das Sagen, wo, wann und vermutlich auch wie der Ball rollt. Mit seiner Firma Sirius wird er die Inlandsvermarktung der Bundesliga übernehmen. Heißt konkret: Er alleine bestimmt, welcher Sender wann die Spiele zeigen darf. Dafür garantiert die Firma in den sechs Jahren drei Milliarden Euro – das entspricht einem Erlös von 500 Millionen pro Spielzeit.
Darüber hinaus ist es geplant, dass Sirius und die DFL eine eigene Produktionsfirma gründen, die künftig Berichte und Live-Spiele der Bundesliga produziert. Derzeit ist es vorgesehen, dass die Liveübertragungen, die im Pay-TV zu sehen sein werden, komplett von dieser Firma angeliefert werden. Anders als bisher wäre es diesem Modell zu Folge also nicht mehr möglich, dass Premiere eine eigene Übertragung auf die Beine stellt. Beim Münchener Fernsehsender zeigt man sich überrascht angesichts dieser Entwicklungen. „Bislang waren wir ein Garant für journalistische Unabhängigkeit – das wusste auch die DFL stets zu schätzen“, erklärte Unternehmenssprecherin Dr. Cristina Bacher im Gespräch mit Quotenmeter.de. „Wir sind daher schon erstaunt, weil wir bislang für eine qualitativ sehr hochwertige Berichterstattung bekannt waren.“
Am Dienstagabend stieß dieses Modell auf wenig Gegenliebe bei Sport-Vorstand Carsten Schmidt. "Ein solches Modell hätte es nicht gebraucht", sagte er der Agentur Dow Jones. Auch zukünftig wolle man eine eigene journalistische Leistung einbringen. Ob man für ein derartiges Szenario mit komplett eingekaufter Übertragung überhaupt mit bieten werde, sei aktuell noch nicht klar. „Wir können uns alle schwer ausmalen, was sich die DFL darunter vorstellt“, erklärte Bacher. Dies müsste nun in gemeinsamen Gesprächen geklärt werden, hieß es am Mittwoch aus München. Erfreut zeigte man sich bei Premiere über die Aussagen, die den Verbleib der «Sportschau» betreffen. Diese ist nach diesem Modell in der jetzigen Form wohl kaum mehr aufrecht zu erhalten.
„Für erhöhte Exklusivität werden wir mehr Geld zahlen“, erklärte Cristina Bacher. „Und die DFL hat klar gezeigt, dass man auch mehr Geld durch TV-Rechte einnehmen möchte. Das kommt uns sehr entgegen“, so die Unternehmenssprecherin. Wie hoch die Chancen sind, die DFL von ihren Plänen abzubringen und so zu gewährleisten, die Spiele auch nach 2009 selbst zu übertragen, wollte sie am Mittwoch nicht einschätzen.
Eng wird es de facto für die «Sportschau». Um überhaupt mit einem Plus aus der Sache herauszugehen, muss die Firma Sirius 500 Millionen Euro pro Saison für die TV-Rechte bekommen. Bislang erhält man aus dem Pay-TV-Bereich rund 220 Millionen, etwas mehr als 100 Millionen kommen von ARD und DSF. Dementsprechend geschockt dürfte man derzeit beim WDR in Köln sein, wo man bis zuletzt darauf hoffte, dass die DFL wirklich an das Wohlergehen der Fans – und vor allem der jungen Fans – denkt.
Offen kritisiert hat der Deutsche Journalisten Verband (DJV) das Vorhaben der Liga, die Berichterstattung in Zukunft selbst zu übernehmen. Die journalistische Unabhängigkeit sei – auch mit Mehrheitsbeteiligung von Sirius an der Produktionsfirma – gefährdet. Dem stimmt Christian Sprenger, ehemaliger Premiere-Moderator und arena-Kommentator, nicht ganz zu. „Es wird sich nichts ändern“, sagt er im Quotenmeter.de-Interview. „Ein gutes Spiel bleibt ein gutes und ein schlechtes Spiel bleibt ein schlechtes.“ Und in der Tat: Auch jetzt werden wirklich brisante Themen – wie Gewalt im Stadion oder Doping im Fußball – von den zuständigen Redaktionen nicht angepackt. Wohl aus Angst sich Feinde in der Liga zu machen und somit bei der nächsten Rechtevergabe den Kürzeren zu ziehen.
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Gruss
thg
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