Die Nachricht traf per Fax im Frankfurter Hilton ein und DIE TELEBÖRSE gehörte zu den ersten, die es erfuhr: Zwei Wochen früher als erwartet hat die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA mit dem IPM Wound Gel das erste Produkt aus dem Haus LAM Pharmaceuticals zugelassen. Acht Jahre lang hat LAM auf diesen Tag hingearbeitet, nun könnte aus dem Forschungsunternehmen eine richtige Pharmafirma werden.
Erfolg mit häuslicher Pflege
Doch vor den Erfolg haben auch hier die Götter weiteren Schweiß gesetzt. Denn der Markt für das Medikament muss erst noch erschlossen werden. Eine wichtige Voraussetzung besteht darin, dass das IPM Wound Gel für das Medicare-Homecare-Programm erstattungsfähig geworden ist. Das Produkt dient der Heilung von Geschwüren, in erster Linie diabetischen Ursprungs und richtet sich so hauptsächlich an die Zielgruppe der Über-55jährigen. Ab dem Alter von 65 ist aber jeder US-Bürger automatisch über Medicare zwangsversichert. Ursprünglich ein reines Krankenhausprogramm, setzt man auch in den USA seit einiger Zeit zwecks Kostendämpfung auf ambulante Behandlung. Deren Möglichkeiten werden durch das IPM Wound Gel verbessert, argumentiert LAM, so dass man sich Hoffnungen machen kann, hier eine Ertragsquelle zu erschließen.
Online- und anderes Marketing
Auf einer zweiten Vermarktungsschiene arbeitet man mit RxCentric zusammen. Dieses, einst von Michael Dell gegründete Unternehmen ist auf die Online-Vermarktung von Medikamenten bei Ärzten spezialisiert. Lässt sich deren Verschreibungsverhalten beeinflussen, winken auch hier Erträge. In einem dritten Schritt soll eine Vertreterbasis geschaffen werden.
Weniger lukrativ erscheint dagegen der geplante Eigenvertrieb via Internet - trotz der Zusammenarbeit mit etablierten Pharmazieseiten. Daher denkt man auch bei LAM weiter und will Gespräche mit der größten Drogeriekette Walgreens führen, um das Wundgel in den Läden populär zu machen.
Für die Zukunft hat man weitere Produkte in Vorbereitung, teils in Zusammenarbeit mit Lizenznehmern wie Church&Dwight, teils in Eigenregie. Zu den zu bekämpfenden Gesundheitsproblemen gehören Ekzeme, sexuelle Funktionsstörungen oder die Reisekrankheit. Die Vielfalt wird dadurch ermöglicht, dass die Produktbasis die Art und Weise der Verabreichung darstellt. Die Polymer-Technik IPM erhöht die Hautdurchlässigkeit und damit die Effektivität auf diesem Weg verabreichter Medikamente.
Raus aus der Bulletion Board-Falle
Die Vermarktung des Wundgels startet am 3. Juni. In diesem Jahr sollen die Erlöse noch vernachlässigbar sein, aber im kommenden auf 32 und 2004 auf über 70 Millionen Dollar steigen. Das 2003er KGV läge gemäß Busienessplan bei ca. 2. Das klingt gut, basiert aber immer noch nur auf Projektionen. Tatsache ist dagegen, dass LAM in nächster Zeit erst einmal wenigstens sieben Millionen Dollar braucht, bis das Unternehmen auf eigenen Füßen stehen kann. Denn man plant weiter, als sich die nächsten Monate durchzuwurschteln. Das Betriebskapital soll aufgestockt werden, um die Anforderungen für ein Listing im NASDAQ SmallCap-Segment zu erfüllen und das OTC Bulletin Board möglichst schnell verlassen zu können.
Denn hier hat man schlechte Erfahrungen gemacht. Ursprünglich einmal zu acht Dollar gestartet, drückten Leerverkäufe zu Beginn des letzten Jahres den Kurs von sechs Dollar brutal bis auf 51 Cents. Hausgemachte Probleme kamen hinzu: Zum einen bedeutet die - obgleich bislang vorsichtig in Anspruch genommene - Aktienkreditlinie eine latente Belastung. Zum anderen waren die Versuche des Unternehmens, den Kurs zu stützen eher unbeholfen und wenig zur Vertrauensbildung geeignet. CEO Alan Drizen kaufte Aktien auf eigene Rechnung, nutzte dazu aber geliehenes Geld aus der Firmenkasse. Außerdem versäumte er über 600 solcher Insider-Transaktionen der Börsenaufsicht zu melden. Dieses Chaos wurde erst mit dem Anfang April vorgelegten Jahresbericht entwirrt.
Gelegenheit mit Risiko
LAM erscheint derzeit als nahezu ideale Gelegenheit, praktisch vom ersten Moment an von einem Markterfolg zu profitieren. Allerdings darf man die Risiken nicht außer Acht lassen. Ein Erfolg des Wundgels ist keineswegs garantiert. Der Kapitalbedarf des Unternehmens dürfte die Kapitalbasis weiter verwässern. Das könnte den Kurs am Boden halten. Spekulative Käufe würden dagegen die Bewertung erhöhen. In Anbetracht der unsicheren Kapitalbasis sowie der Abhängigkeit von einem einzigen Produkt muss aber ein erheblicher Bewertungsabschlag eingepreist werden.
19.4.2002, Martin Hock
Erfolg mit häuslicher Pflege
Doch vor den Erfolg haben auch hier die Götter weiteren Schweiß gesetzt. Denn der Markt für das Medikament muss erst noch erschlossen werden. Eine wichtige Voraussetzung besteht darin, dass das IPM Wound Gel für das Medicare-Homecare-Programm erstattungsfähig geworden ist. Das Produkt dient der Heilung von Geschwüren, in erster Linie diabetischen Ursprungs und richtet sich so hauptsächlich an die Zielgruppe der Über-55jährigen. Ab dem Alter von 65 ist aber jeder US-Bürger automatisch über Medicare zwangsversichert. Ursprünglich ein reines Krankenhausprogramm, setzt man auch in den USA seit einiger Zeit zwecks Kostendämpfung auf ambulante Behandlung. Deren Möglichkeiten werden durch das IPM Wound Gel verbessert, argumentiert LAM, so dass man sich Hoffnungen machen kann, hier eine Ertragsquelle zu erschließen.
Online- und anderes Marketing
Auf einer zweiten Vermarktungsschiene arbeitet man mit RxCentric zusammen. Dieses, einst von Michael Dell gegründete Unternehmen ist auf die Online-Vermarktung von Medikamenten bei Ärzten spezialisiert. Lässt sich deren Verschreibungsverhalten beeinflussen, winken auch hier Erträge. In einem dritten Schritt soll eine Vertreterbasis geschaffen werden.
Weniger lukrativ erscheint dagegen der geplante Eigenvertrieb via Internet - trotz der Zusammenarbeit mit etablierten Pharmazieseiten. Daher denkt man auch bei LAM weiter und will Gespräche mit der größten Drogeriekette Walgreens führen, um das Wundgel in den Läden populär zu machen.
Für die Zukunft hat man weitere Produkte in Vorbereitung, teils in Zusammenarbeit mit Lizenznehmern wie Church&Dwight, teils in Eigenregie. Zu den zu bekämpfenden Gesundheitsproblemen gehören Ekzeme, sexuelle Funktionsstörungen oder die Reisekrankheit. Die Vielfalt wird dadurch ermöglicht, dass die Produktbasis die Art und Weise der Verabreichung darstellt. Die Polymer-Technik IPM erhöht die Hautdurchlässigkeit und damit die Effektivität auf diesem Weg verabreichter Medikamente.
Raus aus der Bulletion Board-Falle
Die Vermarktung des Wundgels startet am 3. Juni. In diesem Jahr sollen die Erlöse noch vernachlässigbar sein, aber im kommenden auf 32 und 2004 auf über 70 Millionen Dollar steigen. Das 2003er KGV läge gemäß Busienessplan bei ca. 2. Das klingt gut, basiert aber immer noch nur auf Projektionen. Tatsache ist dagegen, dass LAM in nächster Zeit erst einmal wenigstens sieben Millionen Dollar braucht, bis das Unternehmen auf eigenen Füßen stehen kann. Denn man plant weiter, als sich die nächsten Monate durchzuwurschteln. Das Betriebskapital soll aufgestockt werden, um die Anforderungen für ein Listing im NASDAQ SmallCap-Segment zu erfüllen und das OTC Bulletin Board möglichst schnell verlassen zu können.
Denn hier hat man schlechte Erfahrungen gemacht. Ursprünglich einmal zu acht Dollar gestartet, drückten Leerverkäufe zu Beginn des letzten Jahres den Kurs von sechs Dollar brutal bis auf 51 Cents. Hausgemachte Probleme kamen hinzu: Zum einen bedeutet die - obgleich bislang vorsichtig in Anspruch genommene - Aktienkreditlinie eine latente Belastung. Zum anderen waren die Versuche des Unternehmens, den Kurs zu stützen eher unbeholfen und wenig zur Vertrauensbildung geeignet. CEO Alan Drizen kaufte Aktien auf eigene Rechnung, nutzte dazu aber geliehenes Geld aus der Firmenkasse. Außerdem versäumte er über 600 solcher Insider-Transaktionen der Börsenaufsicht zu melden. Dieses Chaos wurde erst mit dem Anfang April vorgelegten Jahresbericht entwirrt.
Gelegenheit mit Risiko
LAM erscheint derzeit als nahezu ideale Gelegenheit, praktisch vom ersten Moment an von einem Markterfolg zu profitieren. Allerdings darf man die Risiken nicht außer Acht lassen. Ein Erfolg des Wundgels ist keineswegs garantiert. Der Kapitalbedarf des Unternehmens dürfte die Kapitalbasis weiter verwässern. Das könnte den Kurs am Boden halten. Spekulative Käufe würden dagegen die Bewertung erhöhen. In Anbetracht der unsicheren Kapitalbasis sowie der Abhängigkeit von einem einzigen Produkt muss aber ein erheblicher Bewertungsabschlag eingepreist werden.
19.4.2002, Martin Hock