Zweiter Anlauf für das Kabelnetz

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Zweiter Anlauf für das Kabelnetz

 
26.02.02 20:56
Telekom nach Kartellamts-Absage an Liberty auf Suche nach neuen Käufern
AFP Bonn - Das Bundeskartellamt hat das Verbot des Verkaufs der Telekom-Kabelnetze an den US-Konzern Liberty Media mit drohenden Nachteilen für die Verbraucher begründet. Die Übernahme durch Liberty verschlechterte die Wettbewerbsstruktur auf den deutschen Kabelmärkten deutlich, erklärte Kartellamtspräsident Ulf Böge am Dienstag in Bonn. Dies sei «für die Verbraucher insgesamt schlechter», als wenn die Deutsche Telekom vorerst Eigentümer des Netzes bleibe. Die Telekom kündigte an, sich nun auf die Suche nach einem neuen Käufer für ihre Kabelnetze zu machen. Gelingt dies nicht, droht ein Verzug beim Schuldenabbau.

Liberty wollte der Telekom für 5,5 Milliarden Euro (10,8 Mrd. DM) ihre sechs verbleibenden Kabelnetze mit mehr als zehn Millionen Kunden abkaufen. Damit hätte Liberty 60 Prozent des deutschen Kabelmarktes kontrolliert. Böge kritisierte unter anderem, dass Liberty für den Kabelempfang eigene Decoder einsetzen wollte, die mit anderen Anbietern nicht kompatibel gewesen wären. Die Chancen für einen offenen Kabelzugang wären laut Böge dadurch von vornherein verbaut.

Zudem war bei den Bonner Wettbewerbshütern auf Bedenken gestoßen, dass Liberty bei einem Einstieg ins deutsche Kabelnetz gleichzeitig Netzbetreiber und Anbieter von Inhalten gewesen wäre. Liberty-Chef John Malone hält unter anderem Beteiligungen an dem Einkaufssender QVC, dem Lern- und Abenteuerkanal Discovery Channel und dem Medienkonzernen AOL Time Warner.

Das Bundeskartellamt hatte Liberty schon Ende Januar eine Abmahnung erteilt, aber bei Nachbesserungen eine Zustimmung in Aussicht gestellt. Dazu hätte Liberty zusichern müssen, die TV-Kabelnetze schnell auch für die Nutzung des Internets und für Telefongespräche auszubauen. Dies hatte das US-Unternehmen abgelehnt, das damit zu einem Konkurrenten der Telekom geworden wäre. Eine Ministererlaubnis, um das Votum des Kartellamtes zu umgehen, will Liberty allerdings nicht beantragen.

Die Telekom werde nun Ausschau nach neuen Interessenten halten, sagte ein Telekom-Sprecher. Bisher sei dies nicht möglich gewesen, weil mit Liberty exklusive Verhandlungen vereinbart gewesen seien. «Wir wollen das Kabel weiter verkaufen, das steht weiter auf der Verkaufsliste», bekräftigte der Firmenvertreter. Ob ein Verkauf noch in diesem Jahr erfolgen könnte, ließ das Unternehmen offen. «Wir beginnen praktisch neu», sagte der Sprecher. «Man muss sehen, wie sich das entwickelt.»

Kommt der Verkauf nicht mehr in diesem Jahr zustande, kann die Telekom ihr Ziel kaum mehr einhalten, ihre Schulden wie geplant bis Ende Dezember von 65 Milliarden Euro auf 50 Milliarden Euro zu senken. Die Milliarden aus den Kabelnetzen waren dafür fest eingeplant. Das Unternehmen sei nun aber «nicht unter Druck», andere Dinge wie Immobilien zu verkaufen, um die Lücke zu füllen, hieß es bei der Telekom.

Könnten die 5,5 Milliarden Euro notfalls noch ersetzt werden, wäre es bei der zweiten Baustelle des Bonner Konzerns schon schwieriger. Telekom-Chef Ron Sommer hatte in der vergangenen Woche nicht mehr ausgeschlossen, dass der für Juni oder November geplante Börsengang der Tochter T-Mobile verschoben wird. Dann fehlten nochmals zehn Milliarden Euro in der Telekom-Kasse, die gleichfalls für die Schuldentilgung vorgesehen waren.

Angesichts der Unsicherheit über den Schuldenabbau muss die Telekom nun damit rechnen, dass Kredite für sie teurer werden. Nach der US-Ratingagentur Moody's am Montag kündigte auch Standard and Poor's nun an, die bestehenden Noten zur Kreditwürdigkeit der Deutschen Telekom würden genau überprüft.
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