10.06.2002
Zuviel des Schlechten
Wenn es regnet, dann schüttet es." Dieses englische Sprichwort faßt die
erste Juniwoche nicht nur für das New Yorker Wetter, sondern auch für die
Börse am treffendsten zusammen. Der Wassermangel, unter dem die
Finanzmetropole seit Jahresbeginn aufgrund des mildesten Winters in hundert
Jahren litt, wurde durch ausgiebige Regengüsse entscheidend entschärft.
Gleichzeitig wurde Wall Street von Katastrophenmeldungen geradezu
überflutet.
Bereits am Montag gab es das erste Gewitter, als der Mischkonzern Tyco
International den Rücktritt seines Vorstandsvorsitzenden bekanntgab. Der 55
Jahre alte Dennis Kozlowski hatte vor zehn Jahren die Führung des
Unternehmens übernommen und es mit einer aggressiven Übernahmestrategie zu
einem der Stars an Wall Street gemacht. Sein Vorbild war General Electric
und der Vorstandvorsitzende, Jack Welch, der bis zu seinem Ausscheiden im
vergangenen Jahr als der erfolgreichste amerikanische Unternehmer gefeiert
wurde. Allein in den vergangenen drei Jahren übernahm Tyco rund 700
Unternehmen, die zum überdurchschnittlichen Wachstum beitragen sollten.
Gleichzeitig stieg jedoch auch die Verschuldung, die seit Jahresbeginn
unter starkem Beschuß steht. Der Aktienkurs von 60 Dollar war bis Ende
April auf 15 Dollar eingebrochen, bevor er sich im Mai wieder bis auf 25
Dollar erholte. Am Montag fiel die Aktie um mehr als 25 Prozent, nachdem
der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Kozlowski am Wochenende vom
Aufsichtsrat zum Rücktritt gezwungen worden war. Dieser Kursverlust
bedeutete einen Schwund in der Marktkapitalisierung des Unternehmens von 12
Milliarden Dollar.
Gleichzeitig löste dies einen allgemeinen Verkaufsdruck aus, der Wall
Street rund 250 Milliarden Dollar kostete. Kozlowski soll beim Erwerb von
Gemälden im Wert von 13,5 Millionen Dollar für seine 18,5 Millionen Dollar
teure New Yorker Privatwohnung an der prestigeträchtigen Fifth Avenue
Umsatzsteuer von einer Million Dollar hinterzogen haben. So gesehen, wäre
dies sicherlich der teuerste Kunsterwerb der Weltgeschichte. Im Falle einer
Verurteilung muß Kozlowski mit einer Gefängnisstrafe von bis zu vier Jahren
rechnen. Der seit fast 25 Jahren für Tyco International tätige Kozlowski
hatte allein in den vergangenen vier Jahren über 300 Millionen Dollar
verdient. Kein Wunder, daß Wall Street seit Monaten unter erheblichem
Imageverlust leidet.
Auch die restliche Woche stand unter einem ungünstigen Stern. Nachdem
Merrill Lynch am Donnerstag den Halbleitersektor herabstufte und damit
einen erneuten Verkaufsdruck auslöste, gab Intel nachbörslich bekannt, daß
die Umsätze aufgrund schwacher Absätze in Europa im zweiten Quartal unter
den ursprünglichen Schätzungen liegen würden. Daraufhin fiel der Aktienkurs
am Freitag um 20 Prozent. Der Biotechnologiewert BioGen sprach ebenfalls
von einem niedrigeren Ergebnis, was auch diesen Aktienkurs um fast 20
Prozent drückte. Tyco machte erneut Schlagzeilen, als seine
Kreditwürdigkeit auf Ramschpapierstatus herabgestuft wurde und der
Aktienkurs am Wochenschluß nochmals um 30 Prozent nachgab.
Selbst der Rückgang der Arbeitslosenrate um 0,2 Prozent auf 5,8 Prozent
beruhigte die nervösen Marktteilnehmer nicht, da die Zahl der neu
geschaffenen Arbeitsplätze mit 41 000 niedriger als erhofft ausfiel. Gleich
zur Eröffnung verlor der Dow-Jones-Index 150 Punkte. Jedoch kam es im
Tagesverlauf zu einer spürbaren Erholung, wobei die Umsätze mit fast 1,8
Milliarden Aktien an der New Yorker Börse das zweithöchste Volumen in
diesem Jahr erreichten und damit ein gutes Omen für die kommende Woche sein
könnten. Selbst der bis dahin stark gestiegene Goldpreis konnte seinen
Aufwärtstrend nicht fortsetzen. Auch der Dollar fiel auf einen 17monatigen
Tiefstand gegenüber dem Euro und ist von der Parität nur noch sechs Prozent
entfernt. Während der Wochenverlust beim Dow-Jones-Index fast 3,5 Prozent
erreichte, lag er beim Freiverkehrsmarkt sogar bei fünf Prozent. Der
Standard & Poor's-500-Index liegt mit 1028 auf dem niedrigsten Niveau seit
acht Monaten, ähnlich bescheiden sieht es beim Freiverkehrsmarkt aus. Nur
der Dow-Jones-Index steht noch deutlich über dem Tiefstand vom vergangenen
September. Da nach Regen bekanntlich Sonnenschein folgt, hoffen Börsianer,
daß das freundliche Wochenendwetter ein Zeichen für ein besseres
Börsenklima ist.
Zuviel des Schlechten
Wenn es regnet, dann schüttet es." Dieses englische Sprichwort faßt die
erste Juniwoche nicht nur für das New Yorker Wetter, sondern auch für die
Börse am treffendsten zusammen. Der Wassermangel, unter dem die
Finanzmetropole seit Jahresbeginn aufgrund des mildesten Winters in hundert
Jahren litt, wurde durch ausgiebige Regengüsse entscheidend entschärft.
Gleichzeitig wurde Wall Street von Katastrophenmeldungen geradezu
überflutet.
Bereits am Montag gab es das erste Gewitter, als der Mischkonzern Tyco
International den Rücktritt seines Vorstandsvorsitzenden bekanntgab. Der 55
Jahre alte Dennis Kozlowski hatte vor zehn Jahren die Führung des
Unternehmens übernommen und es mit einer aggressiven Übernahmestrategie zu
einem der Stars an Wall Street gemacht. Sein Vorbild war General Electric
und der Vorstandvorsitzende, Jack Welch, der bis zu seinem Ausscheiden im
vergangenen Jahr als der erfolgreichste amerikanische Unternehmer gefeiert
wurde. Allein in den vergangenen drei Jahren übernahm Tyco rund 700
Unternehmen, die zum überdurchschnittlichen Wachstum beitragen sollten.
Gleichzeitig stieg jedoch auch die Verschuldung, die seit Jahresbeginn
unter starkem Beschuß steht. Der Aktienkurs von 60 Dollar war bis Ende
April auf 15 Dollar eingebrochen, bevor er sich im Mai wieder bis auf 25
Dollar erholte. Am Montag fiel die Aktie um mehr als 25 Prozent, nachdem
der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Kozlowski am Wochenende vom
Aufsichtsrat zum Rücktritt gezwungen worden war. Dieser Kursverlust
bedeutete einen Schwund in der Marktkapitalisierung des Unternehmens von 12
Milliarden Dollar.
Gleichzeitig löste dies einen allgemeinen Verkaufsdruck aus, der Wall
Street rund 250 Milliarden Dollar kostete. Kozlowski soll beim Erwerb von
Gemälden im Wert von 13,5 Millionen Dollar für seine 18,5 Millionen Dollar
teure New Yorker Privatwohnung an der prestigeträchtigen Fifth Avenue
Umsatzsteuer von einer Million Dollar hinterzogen haben. So gesehen, wäre
dies sicherlich der teuerste Kunsterwerb der Weltgeschichte. Im Falle einer
Verurteilung muß Kozlowski mit einer Gefängnisstrafe von bis zu vier Jahren
rechnen. Der seit fast 25 Jahren für Tyco International tätige Kozlowski
hatte allein in den vergangenen vier Jahren über 300 Millionen Dollar
verdient. Kein Wunder, daß Wall Street seit Monaten unter erheblichem
Imageverlust leidet.
Auch die restliche Woche stand unter einem ungünstigen Stern. Nachdem
Merrill Lynch am Donnerstag den Halbleitersektor herabstufte und damit
einen erneuten Verkaufsdruck auslöste, gab Intel nachbörslich bekannt, daß
die Umsätze aufgrund schwacher Absätze in Europa im zweiten Quartal unter
den ursprünglichen Schätzungen liegen würden. Daraufhin fiel der Aktienkurs
am Freitag um 20 Prozent. Der Biotechnologiewert BioGen sprach ebenfalls
von einem niedrigeren Ergebnis, was auch diesen Aktienkurs um fast 20
Prozent drückte. Tyco machte erneut Schlagzeilen, als seine
Kreditwürdigkeit auf Ramschpapierstatus herabgestuft wurde und der
Aktienkurs am Wochenschluß nochmals um 30 Prozent nachgab.
Selbst der Rückgang der Arbeitslosenrate um 0,2 Prozent auf 5,8 Prozent
beruhigte die nervösen Marktteilnehmer nicht, da die Zahl der neu
geschaffenen Arbeitsplätze mit 41 000 niedriger als erhofft ausfiel. Gleich
zur Eröffnung verlor der Dow-Jones-Index 150 Punkte. Jedoch kam es im
Tagesverlauf zu einer spürbaren Erholung, wobei die Umsätze mit fast 1,8
Milliarden Aktien an der New Yorker Börse das zweithöchste Volumen in
diesem Jahr erreichten und damit ein gutes Omen für die kommende Woche sein
könnten. Selbst der bis dahin stark gestiegene Goldpreis konnte seinen
Aufwärtstrend nicht fortsetzen. Auch der Dollar fiel auf einen 17monatigen
Tiefstand gegenüber dem Euro und ist von der Parität nur noch sechs Prozent
entfernt. Während der Wochenverlust beim Dow-Jones-Index fast 3,5 Prozent
erreichte, lag er beim Freiverkehrsmarkt sogar bei fünf Prozent. Der
Standard & Poor's-500-Index liegt mit 1028 auf dem niedrigsten Niveau seit
acht Monaten, ähnlich bescheiden sieht es beim Freiverkehrsmarkt aus. Nur
der Dow-Jones-Index steht noch deutlich über dem Tiefstand vom vergangenen
September. Da nach Regen bekanntlich Sonnenschein folgt, hoffen Börsianer,
daß das freundliche Wochenendwetter ein Zeichen für ein besseres
Börsenklima ist.