Mitarbeiter des Discountbrokers DAB kämpfen mit massiven Schuldenproblemen. 40 von ihnen wollen jetzt Klage gegen den Arbeitgeber einreichen. Ihr Vorwurf: Mit großzügigen Krediten ohne Sicherheiten-Check hätte sie das Management der HypoVereinsbank-Tochter zum Zocken verführt.
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Die Glückspilze bei der DAB haben mit kreditfinanzierten Aktien mehrere hunderttausend Euro erlöst. Die Pechvögel haben nicht verkauft - und damit eine Aktie im Depot, die nach einem Höchststand von mehr als 60 Euro nur noch zwei Euro wert ist. Pikant ist, dass es sich dabei um das Wertpapier des Hauses, die DAB-Aktie, handelt.
Nach Ansicht des Münchener Rechtsanwalts Volker Thieler trägt das Management der HVB-Tochter eine erhebliche Mitschuld am Finanzdebakel eines Großteils der DAB-Mitarbeiter, von denen einige laut Thieler jetzt "kurz vor der persönlichen Insolvenz" stehen.
"In Rundschreiben an die Belegschaft hat die DAB dazu geraten, auf Kredit gekaufte Aktien nicht zu verkaufen. Und zwar zu einem Zeitpunkt, als der Kurs sich bereits vervielfacht hatte", so Thieler. Der Anwalt will beim Arbeitsgericht München im Auftrag von 40 DAB-Mitarbeitern Klage einreichen.
Universität München erstellt Rechtsgutachten
Dazu hat der Jurist nach eigenen Angaben auch ein Rechtsgutachten von der Universität München zu dem Fall erstellen lassen. Das Ergebnis, so Thieler, bestärke ihn in seiner Einschätzung, dass das Mitarbeitermodell der DAB "ein einmaliger Fall in Deutschland" sei.
Begonnen hatte der Fall im Herbst 1999. Zum Börsengang der DAB bekam jeder der damals 500 Mitarbeiter Aktien geschenkt - insgesamt 1,441 Millionen Anteile wurden unter der Belegschaft und dem Vorstand verteilt. Der Verteilungsschlüssel: Von der studentischen Aushilfskraft bis zu den damaligen Vorständen Matthias Kröner und Roland Folz (heute bei der DaimlerChrysler Bank) bekam jeder Aktien (Ausgabekurs: 12,50 Euro) im Wert von meist mehr als einem Jahresgehalt gratis ins Depot gelegt.
123 Kredite von Mitarbeitern und Ex-Angestellten fällig
Solche Geschenke im Rahmen von Family-and-Friends-Programmen erhalten die Freundschaft. Das Gegenteil allerdings bewirkte die DAB durch großzügige Kreditvergaben an jene Mitarbeiter, die noch mehr kaufen wollten: Aktien im Gegenwert eines Jahresgehalts gab es auf Pump.
Anwalt Thieler behauptet, dass die DAB für diese auf - drei Jahre befristeten - Kredite keine Sicherheiten verlangte, beziehungsweise die geschenkten Aktienpakete als Sicherheiten ansah. Weshalb er seinem Klageantrag beim Arbeitsgericht noch den Vorwurf beifügt, die DAB habe als Arbeitgeber ihre Fürsorgepflicht verletzt.