Zum Zinsentscheid

Beitrag: 1
Zugriffe: 442 / Heute: 1
positiver:

Zum Zinsentscheid

 
25.10.01 14:41
  Heute  14:19 Uhr

 
SPOTANALYSE - Volkswirte zur EZB Zinsentscheidung  

Frankfurt, 25. Okt (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen in der Euro-Zone entgegen der Erwartung einer knappen Analysten-Mehrheit unverändert gelassen und damit auch dem politischen Druck nicht nachgegeben. Der für die Refinanzierung der Geschäftsbanken maßgebliche Mindestbietungssatz beim Zinstender betrage weiterhin 3,75 Prozent, teilte die EZB am Donnerstag in Frankfurt mit. Den Zinskorridor für den Geldmarkt ließ die Zentralbank ebenfalls unverändert. Die Sätze dafür betragen weiterhin 2,75 Prozent für Übernachteinlagen der Banken bei der EZB (Einlagenfazilität) und 4,75 Prozent für Übernachtkredite (Spitzenrefinanzierungsfazilität). Volkswirte sagten dazu in ersten Reaktionen:

JULIAN VON LANDESBERGER, HYPOVEREINSBANK:
"Ich bin enttäuscht, wir hatten mit einer Senkung um 25 Basispunkte gerechnet. Der Druck von den Märkten und der Politik auf die EZB wird größer werden. Es ist gar keine Frage, dass auf einer der kommenden Sitzungen eine Senkung vorgenommen wird. Ökonomisch gerechtfertigt scheint eine Zinssenkung wohl allen Beteiligten. Das wäre heute ein guter Zeitpunkt gewesen, vor dem Hintergrund, dass morgen sehr hohe Geldmengenwachstumszahlen veröffentlicht werden dürften, Finanzminister Hans Eichel wohl von seiner standhaften Haltung abweichen wird, eine Senkung am 8. November direkt nach der Fed-Entscheidung am 6. November folgen würde und dass die Gefahr einer erneuten Unterbietung beim Zinstender mit jedem Termin wächst."

JEREMY HAWKINS, BANK OF AMERICA

"Es ist wahrscheinlich das zweite aufeinanderfolgende Treffen, dessen Entscheidung nicht so sehr eine Überraschung ist, als vielmehr eine Enttäuschung. Jetzt richten sich alle Augen auf (das nächste Treffen am) 8. November, aber wie es im Moment aussieht, hinken sie zunehmend hinter den Ereignissen her."

KELLY TONKIN, LEHMAN BROTHERS, LONDON:
"Die EZB glaubt wahrscheinlich, dass wegen den September-Ereignissen noch nicht ausreichend Daten vorhanden sind, um sich schon jetzt zu bewegen, und dass es eleganter wäre, wenn ein Schritt mit einer Pressekonferenz zusammenfällt. Deshalb gibt es vielleicht beim nächsten Treffen eine Chance."

VOLKER NITSCH, BANKGESELLSCHAFT BERLIN:
"Aus meiner Sicht ist das die beste Entscheidung, die die EZB jetzt treffen konnte. Wir hatten ohnehin nicht mit einer Zinsänderung gerechnet. Die Datenlage ist derzeit schwer durchschaubar - auf der einen Seite der deutlich negative Ifo-Index, auf der anderen Seite die überraschend hohen Verbraucherausgaben im September in Frankreich. Zudem ist die Geldpolitik ohnehin schon leicht expansiv. Deshalb ist eine kleinere Adjustierung, wie sie die erwartete Zinssenkung um 25 Basispunkte darstellen würde, nicht so drängend. Alles hat ja schon vorher eher auf den 8. November hingewiesen. Das die EZB jetzt die Zinsen nicht gesenkt hat, heisst somit, aufgehoben ist nicht aufgeschoben".

KLAUS SCHRÜFER, SEB:
"Die EZB hat dem politischen Druck nicht nachgegeben. Das ist sicher ein Zeichen, dass sie Eigenständigkeit bewahren möchte. Für die konjunkturelle Entwicklung ist das eher schädlich, weil wir gegenwärtig eine ganz klare Abschwächung haben, speziell im größten Euro-Zonen-Land Deutschland. Deswegen ist eine monetäre Unterstützung von Seiten der EZB zwingend notwendig. Ich hatte fest darauf gesetzt, dass sie etwas macht. Spielraum für eine Leitzinssenkung ist auf Grund des nachlassenden Preisdrucks eindeutig gegeben. Damit ist die von vielen erwartete Leitzinssenkung auf den 8. November verschoben."

MICHAEL SCHUBERT, COMMERZBANK:
"Ich bin enttäuscht. Ich habe mit einer engen Entscheidung gerechnet, aber dennoch auf eine Senkung gehofft. Damit hätte die EZB sich den Einschätzungen von Wirtschaftsforschungsinstituten angeschlossen, die ihr Spielraum für eine Senkung bescheinigt hatten. Ein Grund dafür, dass heute nichts kam, könnte eine deutliche Beschleunigung des Geldmengenwachstums sein. Diese Daten wird die EZB am Freitag veröffentlichen, kennt sie aber schon. Jetzt ist die Senkung am 8. November um 25 Basispunkte auf dann 3,50 Prozent im Schlüsselzins eigentlich programmiert."

sme/sam/fgc/fun



Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--