Anlegerverhalten:
An der Börse gewinnt, wer schnell handelt. So wollen es uns die Börsenzpocker zumindest Glauben machen. Mit Online-Geschäften, Day-Trading und spekulativen Transaktionen wollen sie die schnelle Mark machen - und verlieren. Hin und Her macht Taschen leer, sagt eine alte Börsenweisheit. Denn die meisten Anleger überschätzen ihre Börsen-Kenntnisse maßlos. Am Ende verdienen vor allem die Banken an den Gebühren für jedes Aktiengeschäft.
Wer viel handelt, schadet seinem Vermögen. Aber das wollen viele Aktionäre nicht wahr haben und spekulieren. Wissenschaftler der Universität Mannheim und der University of California haben Depotdaten von 60 000 Kunden eines amerikanischen Discount-Brokers untersucht. Die 20 Prozent der Haushalte, die am häufigsten handelten, verbuchten nach Abzug der Bankgebühren einen Wertzuwachs ihres Depots um 10 Prozent. Nicht sonderlich viel, denn im Vergleich stieg der Marktindex um 17,1 Prozent.
Bei der Untersuchung sind auch Unterschiede im Anlegeverhalten von Männern und Frauen deutlich geworden. Männer handeln weitaus öfter als Frauen. Sie schichten innerhalb eines Jahres im Schnitt drei Viertel Ihres Aktiendepots um, Frauen nur rund die Hälfte. Die Nettorendite der Männer fiel dabei um 2,3 Prozent niedriger aus, als die der Frauen.
Hauptursache für die vergleichsweise schlechte Rendite bei Anlegern, die ihre Aktien oft kaufen und verkaufen, sind die Bankgebühren, die bei jeder Transaktion anfallen.
Außerdem überschätzen die Anleger ihre Kenntnisse und Fähigkeiten bei weitem.
- Herausragende Nachrichten, wie zum Beispiel wie Umsatzeinbrüche oder Unternehmensübernahmen bewerten Anleger zu stark und überlagern eher abstrakte Bilanzkennzahlen.
- Je lauter und bestimmter Informationen verbreitet werden, desto stärker gewichtet der Anlegern sie.
- Die erste Information oder Einschätzung dient den Anlegern oft als "Anker" und ist damit wegweisend. Nachfolgende Kenntnisse werden nicht mehr gleichberechtigt gewertet.
Durch solche verzerrten Informationswahrnehmungen führen unter anderem dazu, dass der Anleger seine Erfolgsaussichten an der Börse falsch einschätzt und vor allem überschätzt. Er ist sich seiner Sache zu sicher. Das unterscheidet ihn vom wahren Experten. Der weiß nämlich nicht nur viel, er weiß auch, was er nicht weiß.
An der Universität Mannhein erforscht die Behavioral Finance Group das Anlegerverhalten. Das Institut ist erreichbar unter der Anschrift:
Behavioral Finance Group
C/o Prof. Dr. Martin Weber
Lehrstuhl für Angewandte Betriebswirtschaftslehre
Universität Mannheim
68131 Mannheim
Tel. 0621 - 181 15 32
Internet: www.behavioral-finance.de/ target="_new" rel="nofollow">www.behavioral-finance.de
In den USA untersucht vor allem Terrance Odean von der University of California seit langem das Anlegerverhalten. Seine Forschungsergebnisse und Aufsätze sind als
faculty.gsm.ucdavis.edu/~odean/ target="_new" rel="nofollow">pdf-Datei im Internet abrufbar.