Zertifikate: Auszeit im Spätsommer
Es gibt Investoren, für die ist ein Dax-Stand von über 8 000 Punkten nur eine Reminiszenz an verrückte Börsentage, an denen die Deutsche Telekom einmal über 100 Euro notierte und Infineon den Charakter einer Volksaktie besaß. Und es gibt solche, für die ist ein Indexstand von 8 184 Punkten die Realität im Depot.
DÜSSELDORF. Zum Beispiel für jene Investoren, die im Jahr 2000 bei der Emission des Best-Season-Zertifikats von ABN Amro zugegriffen haben.
Das Papier bildet die Kursentwicklung des Deutschen Aktienindex (Dax) ab, pausiert allerdings mit der Indexinvestition in den historisch schwachen Börsenmonaten August bis Oktober. In dieser Zeit wird das Zertifikat unverändert mit dem letzten Schlusskurs des Monats Juli gehandelt, um dann ab dem 1. November wieder den Dax abzubilden. Derzeit notiert das Zertifikat bei einem Kurs von 81,84 Euro, während ein klassisches Indexzertifikat auf den Dax analog zum Indexstand von rund 5 600 Punkten bei 56 Euro notiert.
„Erbsenzählerei“ lautet der Vorwurf, den Kritiker gegenüber solchen Strategien erheben. Doch in der Praxis gehört die Investition anhand saisonaler Muster zu den verlässlichsten Strategien überhaupt. Wer demnach in den vergangenen zehn Jahren in den historisch schwachen Börsenmonaten August bis Oktober an der Seitenlinie des deutschen Aktienmarkts war, umschiffte gleich vier Perioden, in denen der Dax mehr als 15 Prozent abgab. Umgekehrt konnte der Dax in diesen zehn Zeiträumen nie um mehr als zehn Prozent zulegen.
Die Deutsche Börse stellt für einen von ihr eigens berechneten Saisonindex „Dax Seasonal Strategy“ sogar folgende Berechnung an: Wer seit dem ersten Handelstag des Dax im Jahr 1988 immer voll in den Index investiert war, hat sein Kapital bis heute verfünfeinhalbfacht. Wer hingegen in den Monaten August und September eine Auszeit für seine Indexanlage nahm, hat sein Kapital bis heute verzweiundzwanzigfacht. Analysten der Fondsboutique Loys kamen im Rahmen von Rückrechnungen für deutsche Standardwerte bis in das Jahr 1953 zurück zu ähnlichen Ergebnissen und entkräfteten damit den Vorwurf, die Überlegungen stützten sich auf zu kurze Betrachtungszeiträume.
Lange Zeit war die Investition anhand der Saisonstrategie für private Investoren nicht darstellbar, da ihnen die Transaktionskosten und die Spekulationssteuer einen kräftigen Strich durch die Renditerechnung gemacht hätten. Das hat sich geändert: Das ABN-Saison-Zertifikat hat keine Laufzeitbegrenzung, ist gebührenfrei und berücksichtigt anfallende Dividenden. Das Europa-Saison-Zertifikat der HVB verbrieft die Strategie der Spätsommerpause für den Euro Stoxx 50 inklusive aller Dividenden. Dafür fällt eine jährliche Managementgebühr von 0,5 Prozent an.
Eine Gewinngarantie besitzen diese Zertifikate freilich nicht. Sie sorgen in diesen unruhigen Börsenwochen jedoch für einen guten Schlaf.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 11. August 2006, 06:18 Uhr
Euer
Einsamer Samariter
Es gibt Investoren, für die ist ein Dax-Stand von über 8 000 Punkten nur eine Reminiszenz an verrückte Börsentage, an denen die Deutsche Telekom einmal über 100 Euro notierte und Infineon den Charakter einer Volksaktie besaß. Und es gibt solche, für die ist ein Indexstand von 8 184 Punkten die Realität im Depot.
DÜSSELDORF. Zum Beispiel für jene Investoren, die im Jahr 2000 bei der Emission des Best-Season-Zertifikats von ABN Amro zugegriffen haben.
Das Papier bildet die Kursentwicklung des Deutschen Aktienindex (Dax) ab, pausiert allerdings mit der Indexinvestition in den historisch schwachen Börsenmonaten August bis Oktober. In dieser Zeit wird das Zertifikat unverändert mit dem letzten Schlusskurs des Monats Juli gehandelt, um dann ab dem 1. November wieder den Dax abzubilden. Derzeit notiert das Zertifikat bei einem Kurs von 81,84 Euro, während ein klassisches Indexzertifikat auf den Dax analog zum Indexstand von rund 5 600 Punkten bei 56 Euro notiert.
„Erbsenzählerei“ lautet der Vorwurf, den Kritiker gegenüber solchen Strategien erheben. Doch in der Praxis gehört die Investition anhand saisonaler Muster zu den verlässlichsten Strategien überhaupt. Wer demnach in den vergangenen zehn Jahren in den historisch schwachen Börsenmonaten August bis Oktober an der Seitenlinie des deutschen Aktienmarkts war, umschiffte gleich vier Perioden, in denen der Dax mehr als 15 Prozent abgab. Umgekehrt konnte der Dax in diesen zehn Zeiträumen nie um mehr als zehn Prozent zulegen.
Die Deutsche Börse stellt für einen von ihr eigens berechneten Saisonindex „Dax Seasonal Strategy“ sogar folgende Berechnung an: Wer seit dem ersten Handelstag des Dax im Jahr 1988 immer voll in den Index investiert war, hat sein Kapital bis heute verfünfeinhalbfacht. Wer hingegen in den Monaten August und September eine Auszeit für seine Indexanlage nahm, hat sein Kapital bis heute verzweiundzwanzigfacht. Analysten der Fondsboutique Loys kamen im Rahmen von Rückrechnungen für deutsche Standardwerte bis in das Jahr 1953 zurück zu ähnlichen Ergebnissen und entkräfteten damit den Vorwurf, die Überlegungen stützten sich auf zu kurze Betrachtungszeiträume.
Lange Zeit war die Investition anhand der Saisonstrategie für private Investoren nicht darstellbar, da ihnen die Transaktionskosten und die Spekulationssteuer einen kräftigen Strich durch die Renditerechnung gemacht hätten. Das hat sich geändert: Das ABN-Saison-Zertifikat hat keine Laufzeitbegrenzung, ist gebührenfrei und berücksichtigt anfallende Dividenden. Das Europa-Saison-Zertifikat der HVB verbrieft die Strategie der Spätsommerpause für den Euro Stoxx 50 inklusive aller Dividenden. Dafür fällt eine jährliche Managementgebühr von 0,5 Prozent an.
Eine Gewinngarantie besitzen diese Zertifikate freilich nicht. Sie sorgen in diesen unruhigen Börsenwochen jedoch für einen guten Schlaf.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 11. August 2006, 06:18 Uhr
Euer
Einsamer Samariter