Zeitarbeit: eine Wette auf den Aufschwung

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Zeitarbeit: eine Wette auf den Aufschwung

 
02.01.02 20:21
Zeitarbeit: eine Wette auf den Aufschwung  
Rasante Kursrallye der Leiharbeitsfirmen in den vergangenen Monaten. Analysten favorisieren Weltmarktführer Adecco

Die Börse kennt bei den Zeitarbeitsfirmen nur einen Weg: nach oben     
Berlin - Zeitarbeitsfirmen sind Börsensensibelchen. Trübt sich die Konjunktur ein, gehören sie zu den ersten Notierungen, die zitternd in die Knie gehen. Denn im Falle von Massenentlassungen trennen sich Unternehmen meist zunächst von Mitarbeitern auf Zeit. Andersherum: Am Anfang einer konjunkturellen Erholung steigt zunächst die Nachfrage nach flexiblen Arbeitskräften. Die Folge: Die Anleger berauschen sich an den großartigen Wachstumsaussichten, und die Aktien steigen und steigen und steigen.
Diese Berg- und Talfahrt ließ sich in den vergangenen Monaten sehr gut nachvollziehen. Seit Anfang 2001 stürzten die Titel - gedrückt von immer tristeren Konjunkturmeldungen - regelrecht ab. Dieser Negativtrend verstärkte sich noch mit den Terroranschlägen vom 11. September. Die Schockwellen drückten die Aktien auf langjährige Tiefstände. Die Titel des Schweizer Weltmarktführers Adecco fanden sich am Tag des absoluten Ausverkaufs, am 21. September, bei knapp 50 Euro wieder. Damit hatten die Aktien seit Jahresanfang die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Kaum besser sah es bei der Konkurrenz aus. Bei den Niederländern Randstad und Vedior standen Kursverluste von Januar bis September von 39 beziehungsweise 28 Prozent zu Buche. Der US-Marktführer Manpower verlor 36 Prozent, und auch der kleine deutsche Mitbewerber DIS musste 40 Prozent Federn lassen.

Noch auf diesen beeindruckenden Absturz folgte ein noch bestechenderes Comeback in den vergangenen drei Monaten - auch wenn die Unternehmensausblicke für das vierte Quartal alles andere als euphorisch ausfielen. Dennoch legten die Titel von Randstad, Vedior und Manpower jeweils locker über 40 Prozent zu. Adecco-Titel schossen seit Ende September sogar um 80 Prozent nach oben.
"Der Kursaufschwung beruht auf der Hoffnung einer starken weltweiten Konjunkturerholung noch in diesem Jahr", meint Klaudia Agbaba, Analystin bei Sal. Oppenheim. Auch wenn sie den Konjunkturoptimismus teilt, warnt sie gleichzeitig vor allzu rosaroten Prognosen. Schließlich könne sich die Erholung durchaus noch eine Weile verzögern. Dennoch attestiert die Analystin vor allem Adecco ein großes Kurspotenzial in den kommenden zwei Jahren.
Auch Marc Marcon vom US-Investmenthaus Wachovia Securities sieht trotz des gewaltigen Kursaufschwungs der vergangenen Monate Kurs-Chancen bei Zeitarbeitstiteln. "Anleger sollten weiter zukaufen", lautet sein Rat. Seiner Meinung nach hat die Vergangenheit gezeigt, dass Zeitarbeitsfirmen früher als andere von einer konjunkturellen Erholung profitieren. "Und dieser starke fundamentale Auftritt hält dann mindestens zwei bis drei Jahre an." Von daher sei nicht nur die jüngste kurzfristige Outperformance gerechtfertigt, sondern auch die Chancen auf eine anhaltende überdurchschnittliche Kursentwicklung stünden gut. "Anleger sollten aber nicht zu lange auf positive Signale vom Arbeitsmarkt warten. Denn sonst verpassen sie gute Einstiegsmöglichkeiten." Neben einer Kaufempfehlung für Manpower hat Marcon zuletzt die Aktien der US-Anbieter Robert Half und Hall Kinion von "Marketperform" auf "Kaufen" gestuft.
Europäischer Favorit bei den Analysten ist der Schweizer Zeitarbeitskonzern Adecco. "Dieser Titel ist für uns die zyklische Schlüsselaktie", meint Richard Bennett von Morgan Stanley. Sein Kollege Rolf Kunz von der Züricher Kantonalbank rechnet damit, dass Adecco gestärkt aus der jetzigen Konjunkturschwäche herausgehen wird. "Adecco ist ein attraktiver, zyklischer Wachstumstitel, wenn man auf einen wirtschaftlichen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte setzen will."
Kritischer gehen die Fachleute dagegen mit dem niederländischen Anbieter Randstad um. Das Unternehmen hatte für das dritte Quartal einen Ergebniseinbruch von 45 Prozent gemeldet und tut sich zudem nach wie vor schwer mit der Eingliederung des Mitbewerbers Timepower. "Randstad ist zu sehr vom gesättigten niederländischen Markt abhängig", sagt Petra Rinsma vom Investmenthaus SNS Securities. Langfristig rät er eher zum Rivalen Vedior, der sich vor allem in Frankreich tummelt. "Hier sind die Wachstumsaussichten deutlich besser." Zum anderen konzentriere sich Vedior auf höher spezialisiertes Personal.
Auf Fachkräfte hat es auch der deutsche Vermittler DIS abgesehen. Das Unternehmen rechnet bis 2006 mit einer Verdreifachung des Zeitarbeitsmarktes in Deutschland. Einen kräftigen Impuls könnte zudem das zum Jahresanfang in Kraft getretene Job-Aktiv-Gesetz bringen, das eine Verlängerung der Überlassungsdauer für Zeitarbeitskräfte auf zwei Jahre vorsieht. Anleger sind aber noch vorsichtig: Die Kurserholung bei DIS von 22 Prozent seit Ende September hinkt deutlich hinter den größeren Konkurrenten hinterher.
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