- Nur was ist das, ein "Substanzwert" ?
Mir ist in der letzten Zeit aufgefallen, daß dieser Begriff gerne verwendet wird, um ein Papier als "gut" darzustellen und andere als Müll. Nun, jeder, der eine Aktie kauft, tut dies aus Überzeugung - damit wird der Begriff "Substanzwert" als Unterscheidungsmerkmal substanzlos.
Wollen wir also ein Unterscheidungsmerkmal definieren zwischen Aktien, bei denen wir davon ausgehen, daß die "Substanz" erhalten bleibt und nur die Geschwindigkeit des Wachstums variiert, und solchen, bei denen das Risiko besteht, daß Substanz verzehrt wird, diesem Risiko aber ein gewaltiges Wachstumspotenzial gegenübersteht, so sollten wir uns über Kennzahlen Gedanken machen, an denen wir das ablesen können.
Ich versuchs mal:
Wenn ich eine "sichere" Geldanlage suche, dann halte ich mich am besten an Anleihen. Diese liefern eine bestimmte Rendite ab. Damit ist der vorsichtige Anleger zufrieden - dafür will er ruhig schlafen. Investiert er stattdessen in ein Unternehmen (da meine ich nicht nur Aktien, sondern z.B. auch die Entscheidung selbst unternehmerisch aktiv zu werden), so tut er dies offensichtlich in der Erwartung, mehr rauszuholen als bei der Anleihe. Die Rendite der eingesetzten eigenen Kohle sollte also MINDESTENS in der gleichen Größenordnung liegen wie bei der Anleihe. Hat unser Unternehmer nun noch mehr Zuversicht, so nimmt er auch noch Fremdkapital auf, in der Hoffnung, damit mehr zu verdienen als er dafür an Zinsen berappen muß. Um wieviel mehr ? - Orientieren wir uns an den Banken: Die verkaufen uns Sparbriefe (nehmen Fremdkapital auf) und leihen die Kohle aus. Zwischen Sollzins und Habenzins gibt es eine satte Differenz (ca. 2%), an denen die Bank verdient und ihr Kreditausfallsrisiko bewältigt. Unser Unternehmer tut also gut daran, sich an den Banken zu orientieren (die haben da Erfahrung), und von seinem Fremdkapitaleinsatz eine mindestens gleiche Rendite zu erwarten, ansonsten die Finger davon zu lassen.
Betrachten wir nun eine virtuelle Sparschwein AG mit 40% Eigenkapital, so erwarten wir auf das Eigenkapital derzeit eine Rendite von mindestens 5%, vom Fremdkapital mindestens 2%, also gesamte Rendite bezogen auf das Eigenkapital = Eigenkapitalrendite von mindestens 8%. Dann stimmt auch der Fremdkapitalhebel.
Weiter sollte es ein Eigenkapitalminimum geben. Da halten wir uns wieder an die Banken: Sollzins ist teuerer als Habenzins. Vorsichtigerweise gehen wir davon aus, daß die Gesamtkapitalrendite des zu kreditierenden Unternehmns in der Höhe des Habenzins liegen wird. Es braucht also zusätzlich zum Kredit eine gewisse Eigenkapitaldecke um von dessen Habenzins die Differenz des teuereren Sollzinses auf den Kredit bezahlen zu können, sonst gerät es, wenn die Planungen nicht ganz aufgehen, leicht in die Verschuldungskette.
Derzeit sollten wir von einer Eigenkapitaldecke von min. 30% unseres Unternehmens ausgehen.
Unser Unternehmen besitzt auch Finanzanlagen. Diese sollten nach Möglichkeit durch Eigenkapital gedeckt sein, da wir kein Unternehmen kaufen wollen, das unser Geld als Sicherheit nimmt, um damit auf Pump zu zocken. Halten wir uns wieder an unsere Bank: Diese erteilt Wertpapierkredit nur für 60% der Geldanlagen. Also: wir ziehen vom Ek. unseres Unternehmens 40% des Finanzanlagenvolumens ab, ebenso vom Gesamtkapital, und berechnen den verbleibenden Ek.-Anteil am verbleibenden Gesamtvermögen - dieser sollte über 30% liegen. (Für Banken geht das so nicht, weil hier weitere Absicherungsinstrumente existieren, die diesen zusätzlichen Sicherheitsschritt m.E. unnötig machen)
Mit obigen Merkmalen denke ich, liegt man bezüglich des Risikos eines Substanzverlustes schon mal auf der richtigen Seite.
Unternehmen, die obige Merkmale erfüllen, gehören normalerweise zur eher "langweiligen" Sparte, d.h. sie sitzen schon mit festem Anteil im Markt und erwirtschaften dort laufende Gewinne. Davon will ich als Aktionär dann aber auch was sehen. Ich erwarte also, daß es sowas altmodisches gibt wie Dividende. Wenn die Ek.-Renditen genau da liegen, wo ich oben die Minima definiert habe, so sollte das Unternahmen davon nur soviel einbehalten, wie für das Mitwachsen im Markt (konstanter Marktanteil) erforderlich ist. Nur wenn die Ek.-Rendite über den oben genannten Größen liegt, macht es Sinn, einen größeren Anteil einzubehalten, um den Marktanteil zu vergrößern. Wichtig ist in jedem Fall, daß die Ertragsdynamik des Unternehmens mit dem einbehaltenen Anteil der Gewinne mithalten kann (sonst wird nur Kohle verschürt. Wachstum um jeden Preis ist Blödsinn).
Obige Kriterien taugen NICHT als Bewertungsmaßstab, ob ein Investment nun lukrativ ist oder nicht. Es geht hier lediglich um die Risiko-Frage. Obiger Zustand läßt sich offensichtlich über Jahrzehnte aufrechterhalten, ein davon abweichender nicht. Der abweichende Zustand muß zu Gewinnzuwächsen führen, die deutlich oberhalb der Ek.-Rendite liegen, um über einen begrenzten Zeitraum zum Erreichen obiger Kriterien zu führen. Sowohl bei Neulingen, als auch bei Wachstumswerten als auch bei gefallenen Engeln ist also sehr streng auf den Zeitplan zu achten, innerhalb dessen bestimmte Zielgrößen erreicht werden sollen - und es ist gnadenlos abzustrafen, wenn diese nicht erreicht werden, weil das Unternehmen sich sonst als Cashburner entpuppen könnte.
Mir ist in der letzten Zeit aufgefallen, daß dieser Begriff gerne verwendet wird, um ein Papier als "gut" darzustellen und andere als Müll. Nun, jeder, der eine Aktie kauft, tut dies aus Überzeugung - damit wird der Begriff "Substanzwert" als Unterscheidungsmerkmal substanzlos.
Wollen wir also ein Unterscheidungsmerkmal definieren zwischen Aktien, bei denen wir davon ausgehen, daß die "Substanz" erhalten bleibt und nur die Geschwindigkeit des Wachstums variiert, und solchen, bei denen das Risiko besteht, daß Substanz verzehrt wird, diesem Risiko aber ein gewaltiges Wachstumspotenzial gegenübersteht, so sollten wir uns über Kennzahlen Gedanken machen, an denen wir das ablesen können.
Ich versuchs mal:
Wenn ich eine "sichere" Geldanlage suche, dann halte ich mich am besten an Anleihen. Diese liefern eine bestimmte Rendite ab. Damit ist der vorsichtige Anleger zufrieden - dafür will er ruhig schlafen. Investiert er stattdessen in ein Unternehmen (da meine ich nicht nur Aktien, sondern z.B. auch die Entscheidung selbst unternehmerisch aktiv zu werden), so tut er dies offensichtlich in der Erwartung, mehr rauszuholen als bei der Anleihe. Die Rendite der eingesetzten eigenen Kohle sollte also MINDESTENS in der gleichen Größenordnung liegen wie bei der Anleihe. Hat unser Unternehmer nun noch mehr Zuversicht, so nimmt er auch noch Fremdkapital auf, in der Hoffnung, damit mehr zu verdienen als er dafür an Zinsen berappen muß. Um wieviel mehr ? - Orientieren wir uns an den Banken: Die verkaufen uns Sparbriefe (nehmen Fremdkapital auf) und leihen die Kohle aus. Zwischen Sollzins und Habenzins gibt es eine satte Differenz (ca. 2%), an denen die Bank verdient und ihr Kreditausfallsrisiko bewältigt. Unser Unternehmer tut also gut daran, sich an den Banken zu orientieren (die haben da Erfahrung), und von seinem Fremdkapitaleinsatz eine mindestens gleiche Rendite zu erwarten, ansonsten die Finger davon zu lassen.
Betrachten wir nun eine virtuelle Sparschwein AG mit 40% Eigenkapital, so erwarten wir auf das Eigenkapital derzeit eine Rendite von mindestens 5%, vom Fremdkapital mindestens 2%, also gesamte Rendite bezogen auf das Eigenkapital = Eigenkapitalrendite von mindestens 8%. Dann stimmt auch der Fremdkapitalhebel.
Weiter sollte es ein Eigenkapitalminimum geben. Da halten wir uns wieder an die Banken: Sollzins ist teuerer als Habenzins. Vorsichtigerweise gehen wir davon aus, daß die Gesamtkapitalrendite des zu kreditierenden Unternehmns in der Höhe des Habenzins liegen wird. Es braucht also zusätzlich zum Kredit eine gewisse Eigenkapitaldecke um von dessen Habenzins die Differenz des teuereren Sollzinses auf den Kredit bezahlen zu können, sonst gerät es, wenn die Planungen nicht ganz aufgehen, leicht in die Verschuldungskette.
Derzeit sollten wir von einer Eigenkapitaldecke von min. 30% unseres Unternehmens ausgehen.
Unser Unternehmen besitzt auch Finanzanlagen. Diese sollten nach Möglichkeit durch Eigenkapital gedeckt sein, da wir kein Unternehmen kaufen wollen, das unser Geld als Sicherheit nimmt, um damit auf Pump zu zocken. Halten wir uns wieder an unsere Bank: Diese erteilt Wertpapierkredit nur für 60% der Geldanlagen. Also: wir ziehen vom Ek. unseres Unternehmens 40% des Finanzanlagenvolumens ab, ebenso vom Gesamtkapital, und berechnen den verbleibenden Ek.-Anteil am verbleibenden Gesamtvermögen - dieser sollte über 30% liegen. (Für Banken geht das so nicht, weil hier weitere Absicherungsinstrumente existieren, die diesen zusätzlichen Sicherheitsschritt m.E. unnötig machen)
Mit obigen Merkmalen denke ich, liegt man bezüglich des Risikos eines Substanzverlustes schon mal auf der richtigen Seite.
Unternehmen, die obige Merkmale erfüllen, gehören normalerweise zur eher "langweiligen" Sparte, d.h. sie sitzen schon mit festem Anteil im Markt und erwirtschaften dort laufende Gewinne. Davon will ich als Aktionär dann aber auch was sehen. Ich erwarte also, daß es sowas altmodisches gibt wie Dividende. Wenn die Ek.-Renditen genau da liegen, wo ich oben die Minima definiert habe, so sollte das Unternahmen davon nur soviel einbehalten, wie für das Mitwachsen im Markt (konstanter Marktanteil) erforderlich ist. Nur wenn die Ek.-Rendite über den oben genannten Größen liegt, macht es Sinn, einen größeren Anteil einzubehalten, um den Marktanteil zu vergrößern. Wichtig ist in jedem Fall, daß die Ertragsdynamik des Unternehmens mit dem einbehaltenen Anteil der Gewinne mithalten kann (sonst wird nur Kohle verschürt. Wachstum um jeden Preis ist Blödsinn).
Obige Kriterien taugen NICHT als Bewertungsmaßstab, ob ein Investment nun lukrativ ist oder nicht. Es geht hier lediglich um die Risiko-Frage. Obiger Zustand läßt sich offensichtlich über Jahrzehnte aufrechterhalten, ein davon abweichender nicht. Der abweichende Zustand muß zu Gewinnzuwächsen führen, die deutlich oberhalb der Ek.-Rendite liegen, um über einen begrenzten Zeitraum zum Erreichen obiger Kriterien zu führen. Sowohl bei Neulingen, als auch bei Wachstumswerten als auch bei gefallenen Engeln ist also sehr streng auf den Zeitplan zu achten, innerhalb dessen bestimmte Zielgrößen erreicht werden sollen - und es ist gnadenlos abzustrafen, wenn diese nicht erreicht werden, weil das Unternehmen sich sonst als Cashburner entpuppen könnte.