des Amoklaufs von Erfurt
Das Foto des Amokläufers von Erfurt, Robert Steinhäuser, liegt mit der Überschrift "Mörder" und der Frage "Warum hast Du das getan?" inmitten des Blumenmeers vor dem Gutenberg-Gymnasium. Tausende von Schülern und Lehrern versammelten sich vor der Schule, um der Opfer des Amoklaufes zu gedenken.
Erfurt (dpa) - Am ersten Schultag nach dem Amoklauf im Erfurter Gutenberg-Gymnasium haben zehntausende Menschen in Deutschland der Opfer gedacht. Vor dem Gymnasium lagen sich Schüler über einem Meer aus Blumen und Kerzen weinend in den Armen. Die Bundesregierung will nach dem beispiellosen Verbrechen mit 17 Toten das Mindestalter für den Besitz von Waffen heraufsetzen und gegen Gewalt in den Medien vorgehen. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und andere Politiker mahnten aber auch zum Innehalten nach dem Schock: «Hektische Reaktionen und Vorschläge helfen uns nicht weiter.»
Schröder sprach sich für «gravierende Veränderungen» des Waffenrechts aus, das erst am Freitag vom Bundestag verschärft wurde. Mehrere Länder forderten in einer dpa-Umfrage eine Anhebung des Mindestalters von 18 auf 21 Jahre für den Besitz und das Führen von Waffen. Unklar blieb am Montag, ob eine geplante Novelle des Jugendschutzrechts und damit eine Eindämmung von Gewalt in Computer- und Videospielen in dieser Legislaturperiode in Kraft treten kann.
Bundesweit gedachten Lehrer und Schüler um 11.05 Uhr mit einer Schweigeminute der Opfer. Bei mehreren Trauermärschen in Erfurt zogen tausende Schüler mit Blumen in den Händen durch die Innenstadt. Weinend suchten Schüler und Lehrer des Gutenberg-Gymnasiums im Rathaus gemeinsam mit Eltern Rat bei Psychologen.
In den Erfurter Kirchen kamen Tausende zu stillem Gedenken zusammen. Mehr als 5000 Menschen drückten in Kondolenzbüchern ihr Entsetzen aus. Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) und CDU-Chefin Angela Merkel legten am Tatort Blumen nieder. Auf dem Domplatz ließen viele Menschen über Lautsprecher ihren Gefühlen freien Lauf, es wurde erste Kritik an der großen Medienpräsenz laut.
Der 19-jährige Ex-Schüler Robert Steinhäuser hatte am Freitag während der Abiturprüfungen zwölf Lehrer, zwei Schüler, eine Sekretärin, einen Polizisten und sich selbst erschossen. Der Unterricht für die Schüler des Gutenberg-Gymnasiums soll in der kommenden Woche in einer anderen Schule weitergehen. Unklar war, wie die Betroffenen zum Abitur kommen können. Thüringens Kultusminister Michael Krapp (CDU) sagte im MDR-Fernsehen: «Es ist mein Ziel und fester Wille, den Schülern unter diesen besonderen Umständen zu einem bundesweit anerkannten Abschluss zu verhelfen.»
In den Schulen Thüringens sprachen Lehrer mit Schülern über Trauer, Angst und Entsetzen nach den Ereignissen. «Diese Gespräche sollen den Kindern wieder Zuversicht und Kraft geben», sagte Gabriele Wrede, Direktorin einer Grundschule in Jena. Mehrere Schüler der Erfurter Partnerschule in den USA, der Bowling Green High School im Bundesstaat Kentucky, drückten ihren Freunden in Erfurt telefonisch ihr Mitgefühl aus.
Bei der Polizei sagten Zeugen aus, dass der Täter sie per Handy- Kurzmitteilung (SMS) davor gewarnt habe, am Freitag in die Schule zu gehen. Belege dafür gibt es bisher nicht. «Wir prüfen, ob die Tat geplant war», sagte Erfurts Polizeichef Rainer Grube.
Nach dem vorläufigen Obduktionsergebnis tötete Steinhäuser seine Opfer durch Kopf-, Bauch- und Rückenschüsse aus seiner Neun-Millimeter-Pistole. Er feuerte dabei 40 Schüsse ab. Seine Pumpgun benutzte er nicht. Der Geschichtslehrer Rainer Heise, der den Täter einsperrte und damit vermutlich weitere Morde verhinderte, wurde von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen.
Politiker, Kirchenvertreter und Experten forderten ein schärferes Vorgehen gegen Gewaltmedien. «Es ist eine höhere Intoleranz notwendig gegen Gewaltverherrlichung und die Akzeptanz von Gewalt in unserer Gesellschaft», sagte Stoiber in Erfurt. Schröder lud die Intendanten der Rundfunk- und Fernsehanstalten zu Gesprächen über Wirkungen von Gewaltdarstellungen ein. Steinhäuser soll Killerspiele auf dem Computer gespielt und Gewaltvideos geguckt haben, während seine Eltern dachten, er lerne fürs Abitur.
Der saarländische Ministerpräsident und Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Peter Müller (CDU), lud wegen des Amoklaufs in Erfurt zu einer Sonderkonferenz. Die Länderchefs wollen am 9. Mai in Berlin die Ursachen des Amoklaufs analysieren und über Konsequenzen beraten.
Mehrere Politiker mahnten auch zu Besonnenheit. «Ich glaube, wir brauchen einen Moment des Innehaltens», sagte der Bundeskanzler. Er warnte nach einer Sitzung des SPD-Vorstands ebenso wie FDP, Grüne und PDS vor einem Parteienstreit. «Wir trauern mit den Betroffenen und Angehörigen. Sie wollen jetzt, dass wir alle zusammenrücken.» Indirekt kritisierte er damit Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU). Dieser hatte der Bundesregierung zuvor «skandalöse Untätigkeit» vorgehalten.
Wie eine dpa-Umfrage ergab, wird in den Schulbehörden der Länder als Reaktion auf den Amoklauf geprüft, die schulpsychologische Beratung auszubauen, um auffälliges Verhalten früh zu erkennen. Viele Lehrer treten nach Angaben des Verbandes Bildung und Erziehung mit großer Angst vor die Klassen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, die zu den Schweigeminuten aufgerufen hatte, forderte eine breite Debatte über Gewalt an Schulen.
Das Foto des Amokläufers von Erfurt, Robert Steinhäuser, liegt mit der Überschrift "Mörder" und der Frage "Warum hast Du das getan?" inmitten des Blumenmeers vor dem Gutenberg-Gymnasium. Tausende von Schülern und Lehrern versammelten sich vor der Schule, um der Opfer des Amoklaufes zu gedenken.
Erfurt (dpa) - Am ersten Schultag nach dem Amoklauf im Erfurter Gutenberg-Gymnasium haben zehntausende Menschen in Deutschland der Opfer gedacht. Vor dem Gymnasium lagen sich Schüler über einem Meer aus Blumen und Kerzen weinend in den Armen. Die Bundesregierung will nach dem beispiellosen Verbrechen mit 17 Toten das Mindestalter für den Besitz von Waffen heraufsetzen und gegen Gewalt in den Medien vorgehen. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und andere Politiker mahnten aber auch zum Innehalten nach dem Schock: «Hektische Reaktionen und Vorschläge helfen uns nicht weiter.»
Schröder sprach sich für «gravierende Veränderungen» des Waffenrechts aus, das erst am Freitag vom Bundestag verschärft wurde. Mehrere Länder forderten in einer dpa-Umfrage eine Anhebung des Mindestalters von 18 auf 21 Jahre für den Besitz und das Führen von Waffen. Unklar blieb am Montag, ob eine geplante Novelle des Jugendschutzrechts und damit eine Eindämmung von Gewalt in Computer- und Videospielen in dieser Legislaturperiode in Kraft treten kann.
Bundesweit gedachten Lehrer und Schüler um 11.05 Uhr mit einer Schweigeminute der Opfer. Bei mehreren Trauermärschen in Erfurt zogen tausende Schüler mit Blumen in den Händen durch die Innenstadt. Weinend suchten Schüler und Lehrer des Gutenberg-Gymnasiums im Rathaus gemeinsam mit Eltern Rat bei Psychologen.
In den Erfurter Kirchen kamen Tausende zu stillem Gedenken zusammen. Mehr als 5000 Menschen drückten in Kondolenzbüchern ihr Entsetzen aus. Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) und CDU-Chefin Angela Merkel legten am Tatort Blumen nieder. Auf dem Domplatz ließen viele Menschen über Lautsprecher ihren Gefühlen freien Lauf, es wurde erste Kritik an der großen Medienpräsenz laut.
Der 19-jährige Ex-Schüler Robert Steinhäuser hatte am Freitag während der Abiturprüfungen zwölf Lehrer, zwei Schüler, eine Sekretärin, einen Polizisten und sich selbst erschossen. Der Unterricht für die Schüler des Gutenberg-Gymnasiums soll in der kommenden Woche in einer anderen Schule weitergehen. Unklar war, wie die Betroffenen zum Abitur kommen können. Thüringens Kultusminister Michael Krapp (CDU) sagte im MDR-Fernsehen: «Es ist mein Ziel und fester Wille, den Schülern unter diesen besonderen Umständen zu einem bundesweit anerkannten Abschluss zu verhelfen.»
In den Schulen Thüringens sprachen Lehrer mit Schülern über Trauer, Angst und Entsetzen nach den Ereignissen. «Diese Gespräche sollen den Kindern wieder Zuversicht und Kraft geben», sagte Gabriele Wrede, Direktorin einer Grundschule in Jena. Mehrere Schüler der Erfurter Partnerschule in den USA, der Bowling Green High School im Bundesstaat Kentucky, drückten ihren Freunden in Erfurt telefonisch ihr Mitgefühl aus.
Bei der Polizei sagten Zeugen aus, dass der Täter sie per Handy- Kurzmitteilung (SMS) davor gewarnt habe, am Freitag in die Schule zu gehen. Belege dafür gibt es bisher nicht. «Wir prüfen, ob die Tat geplant war», sagte Erfurts Polizeichef Rainer Grube.
Nach dem vorläufigen Obduktionsergebnis tötete Steinhäuser seine Opfer durch Kopf-, Bauch- und Rückenschüsse aus seiner Neun-Millimeter-Pistole. Er feuerte dabei 40 Schüsse ab. Seine Pumpgun benutzte er nicht. Der Geschichtslehrer Rainer Heise, der den Täter einsperrte und damit vermutlich weitere Morde verhinderte, wurde von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen.
Politiker, Kirchenvertreter und Experten forderten ein schärferes Vorgehen gegen Gewaltmedien. «Es ist eine höhere Intoleranz notwendig gegen Gewaltverherrlichung und die Akzeptanz von Gewalt in unserer Gesellschaft», sagte Stoiber in Erfurt. Schröder lud die Intendanten der Rundfunk- und Fernsehanstalten zu Gesprächen über Wirkungen von Gewaltdarstellungen ein. Steinhäuser soll Killerspiele auf dem Computer gespielt und Gewaltvideos geguckt haben, während seine Eltern dachten, er lerne fürs Abitur.
Der saarländische Ministerpräsident und Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Peter Müller (CDU), lud wegen des Amoklaufs in Erfurt zu einer Sonderkonferenz. Die Länderchefs wollen am 9. Mai in Berlin die Ursachen des Amoklaufs analysieren und über Konsequenzen beraten.
Mehrere Politiker mahnten auch zu Besonnenheit. «Ich glaube, wir brauchen einen Moment des Innehaltens», sagte der Bundeskanzler. Er warnte nach einer Sitzung des SPD-Vorstands ebenso wie FDP, Grüne und PDS vor einem Parteienstreit. «Wir trauern mit den Betroffenen und Angehörigen. Sie wollen jetzt, dass wir alle zusammenrücken.» Indirekt kritisierte er damit Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU). Dieser hatte der Bundesregierung zuvor «skandalöse Untätigkeit» vorgehalten.
Wie eine dpa-Umfrage ergab, wird in den Schulbehörden der Länder als Reaktion auf den Amoklauf geprüft, die schulpsychologische Beratung auszubauen, um auffälliges Verhalten früh zu erkennen. Viele Lehrer treten nach Angaben des Verbandes Bildung und Erziehung mit großer Angst vor die Klassen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, die zu den Schweigeminuten aufgerufen hatte, forderte eine breite Debatte über Gewalt an Schulen.