Kommentar
Zehn Unternehmen, über die man nachdenken sollte
Von David Wilson, Bloomberg
3. Jan. 2002 Folgende zehn amerikanische Unternehmen könnten sich 2002 als interessante Investments entpuppen. Zumindest brodeln bei diesen Gesellschaften interessante Geschichten mit vielen Fragezeichen, deren Antworten aber keineswegs eindeutig sind.
Amazon.com: Seit Monaten verspricht das in Seattle ansässige Unternehmen für das vierte Quartal einen Gewinn. Die Analysten sind da anderer Meinung und erwarten einen Verlust. Kann Amazon.com den Zweifler das Gegenteil beweisen? Selbst wenn, so könnten sich die im dritten Quartal angehäuften Verluste in Höhe von 2,87 Milliarden Dollar doch noch als zu große Last erweisen.
Comcast: Der drittgrößte US-Betreiber von Kabel-TV-Systemen, dessen stimmrechtslose Aktien im letzten Jahr 14 Prozent abgeben mussten, möchte mit dem Erwerb der Kabel-TV-Sparte der AT&T für 69 Milliarden Dollar in Aktien und übernommenen Schulden zur Nummer eins aufsteigen. Ob Gewinn und Kurs von Comcast durch diese Übernahme auf ähnliche Weise profitieren werden? Oder wird das in Philadelphia angesiedelte Unternehmen diese Sparte letztendlich genauso unprofitabel finden wie AT&T?
Conseco: Mit der Ernennung von Gary Wendt als neuer Chief Executive Officer vor 18 Monaten sollte der Versicherer und Konsumfinanzierer mit Sitz in Carmel, Indiana, einen neuen Auftrieb erfahren. Und doch verloren die Conseco-Aktien im vergangenen Jahr satte 66 Prozent und fielen sogar noch unter den Kurs, der vor dem Einstand des früheren Leiters der Finanzabteilung bei General Elektric registriert wurde. Ob Wendt die Trendwende wohl für 2001 geschafft hat? Wenn nicht, was wird dann aus dem Unternehmen - und aus ihm?
Dynegy: Ursprünglich wollte der Houstoner Energiehändler seinen Stadtrivalen Enron aufkaufen. Dann überlegte er es sich anders. Im vergangenen Jahr nun brach der Kurs der Dynegy-Aktien um 55 Prozent ein. Wird der Streit zwischen den beiden Unternehmen andauern? Oder wird das Unternehmen endlich das bekommen, was es immer wollte - nämlich die Kontrolle über Enrons nördliche Ergas-Pipeline, und sonst nichts weiter?
ESpeed: Die Terroranschläge vom 11. September forderten ihren Blutzoll von ESpeed, dem elektronischen Bond-Händler von Cantor Fitzgerald LP. Der Zusammenbruch des World Trade Center kostete 180 von insgesamt 486 Mitarbeitern das Leben und zerstörte die Unternehmenszentrale. Für das Gesamtjahr büßten die Aktien 47 Prozent ein. Sind noch weitere Kursverluste zu erwarten? Oder wird ESpeed, der das US-Staatsanleihen-Geschäft von Cantor übernommen hat, einen für das vierte Quartal versprochenen Gewinn liefern und entsprechend darauf aufbauen?
Hewlett-Packard: Der Vorschlag von Carly Fiorina, CEO des zweitgrößten Computerherstellers, zur Übernahme der Compaq für 22 Milliarden Dollar in Aktien kam nicht gut an. Die Hewletts und die Packards, die ungefähr 18 Prozent am Aktienkapital halten, votierten gegen diese Übernahmeofferte. Im letzten Jahr fiel der Kurs der HP-Aktien um 35. Wird das Übernahmegebot in diesem Jahr die Hürde der Aktionärsabstimmung nehmen? Wenn nicht, bleibt Fiorina dann noch im Amt? Wird sich das endgültige Ergebnis - egal welcher Art - günstig auf den Aktienkurs auswirken?
Krispy Kreme: Jeder, der sich einer Sache sicher ist, kann „Dollars gegen Doughnuts“ wetten. Die Kursperformance der Aktien des in Winston-Salem, North Carolina, angesiedelten Unternehmens hat diesem Spruch eine völlig neue Bedeutung gegeben. Ende letzten Jahres wurde Krispy Kreme mit dem 72-fachen der durchschnittlichen Gewinnschätzung je Aktie für 2002 gehandelt - so Thomson Financial/First Call. Ende 2000 war es noch das 63-fache. Wird Krispy Kreme diese hohe Bewertung aufrechterhalten können oder schließlich doch noch in die Knie gehen?
Lucent Technologies: Nach einem Einbruch um 81 Prozent in 2000 büßten die Aktien des größten US-Herstellers von Telefongeräten im vergangenen Jahr 53 Prozent ein. CEO Henry Schacht erklärte im letzten Monat, dass sich die Umsätze im laufenden Quartal besser entwickeln würden als im gerade abgelaufenen Vorquartal; im Vergleich zu den drei vorangegangenen Monaten musste hier ein Umsatzrückgang um ganze 35 Prozent ausgewiesen werden. Wie wird es weitergehen? Wird sich der Aktienkurs nach diesen Ankündigungen entsprechend erholen können? Oder wird Lucent, und seine Anleger, weitere Rückschläge verkraften müssen?
US Airways Group: Die Flugzeuggesellschaft musste ihren Weg alleine fortsetzen, nachdem die geplante Übernahme durch UAL auf Vorbehalte der US-Kartellbehörde gestoßen war. Nach den Terrorattacken vom 11. September brach dann auch noch der Flugverkehr ein; und CEO Rakesh Gangwal verließ das Unternehmen. Auf Jahresbasis brach der Wert der US Airways-Aktien um 84 Prozent weg. Wird sich der in Arlington, Virginia, angesiedelte Flieger im Rahmen eines branchenweiten Aufschwungs erholen können? Oder werden die mit den Anschlägen verbundenen Verluste ihm endgültig das Genick brechen?
U.S. Steel: Nach fast zwei Jahrzehnten der Einigkeit gehen der landesweit größte Stahlproduzent und die Marathon Oil nun getrennte Wege. Die am Montag aus U.S. Steel ausgegliederte USX firmiert nun unter Marathons Namen. Das in Pittsburgh ansässige Stahlunternehmen verhandelt gerade über den Kauf von drei Rivalen - Bethlehem Steel, der Unternehmensbereich National Steel der japanischen NKK und die Wheeling-Pittsburgh-Sparte der WHX. - mit dem Ziel, seine Schlagkraft gegenüber der ausländischen Konkurrenz zu erhöhen. Im vergangenen Jahr stieg die USX-Aktie unter der Schirmherrschaft von U.S. Steel um 0,6 Prozent. Wird die Belohnung in diesem Jahr höher ausfallen? Oder werden sich die Hoffnungen auf weitere Kursanstiege zerschlagen?
Die Antwort auf diese Fragen entscheidet darüber, welches dieser zehn Unternehmen als Kursverlierer oder als Kursgewinner hervorgehen wird. Es lohnt sich auf jeden Fall, einen Moment über sie nachzudenken.
Text: Bloomberg
Bildmaterial: laif/wegner
Zehn Unternehmen, über die man nachdenken sollte
Von David Wilson, Bloomberg
3. Jan. 2002 Folgende zehn amerikanische Unternehmen könnten sich 2002 als interessante Investments entpuppen. Zumindest brodeln bei diesen Gesellschaften interessante Geschichten mit vielen Fragezeichen, deren Antworten aber keineswegs eindeutig sind.
Amazon.com: Seit Monaten verspricht das in Seattle ansässige Unternehmen für das vierte Quartal einen Gewinn. Die Analysten sind da anderer Meinung und erwarten einen Verlust. Kann Amazon.com den Zweifler das Gegenteil beweisen? Selbst wenn, so könnten sich die im dritten Quartal angehäuften Verluste in Höhe von 2,87 Milliarden Dollar doch noch als zu große Last erweisen.
Comcast: Der drittgrößte US-Betreiber von Kabel-TV-Systemen, dessen stimmrechtslose Aktien im letzten Jahr 14 Prozent abgeben mussten, möchte mit dem Erwerb der Kabel-TV-Sparte der AT&T für 69 Milliarden Dollar in Aktien und übernommenen Schulden zur Nummer eins aufsteigen. Ob Gewinn und Kurs von Comcast durch diese Übernahme auf ähnliche Weise profitieren werden? Oder wird das in Philadelphia angesiedelte Unternehmen diese Sparte letztendlich genauso unprofitabel finden wie AT&T?
Conseco: Mit der Ernennung von Gary Wendt als neuer Chief Executive Officer vor 18 Monaten sollte der Versicherer und Konsumfinanzierer mit Sitz in Carmel, Indiana, einen neuen Auftrieb erfahren. Und doch verloren die Conseco-Aktien im vergangenen Jahr satte 66 Prozent und fielen sogar noch unter den Kurs, der vor dem Einstand des früheren Leiters der Finanzabteilung bei General Elektric registriert wurde. Ob Wendt die Trendwende wohl für 2001 geschafft hat? Wenn nicht, was wird dann aus dem Unternehmen - und aus ihm?
Dynegy: Ursprünglich wollte der Houstoner Energiehändler seinen Stadtrivalen Enron aufkaufen. Dann überlegte er es sich anders. Im vergangenen Jahr nun brach der Kurs der Dynegy-Aktien um 55 Prozent ein. Wird der Streit zwischen den beiden Unternehmen andauern? Oder wird das Unternehmen endlich das bekommen, was es immer wollte - nämlich die Kontrolle über Enrons nördliche Ergas-Pipeline, und sonst nichts weiter?
ESpeed: Die Terroranschläge vom 11. September forderten ihren Blutzoll von ESpeed, dem elektronischen Bond-Händler von Cantor Fitzgerald LP. Der Zusammenbruch des World Trade Center kostete 180 von insgesamt 486 Mitarbeitern das Leben und zerstörte die Unternehmenszentrale. Für das Gesamtjahr büßten die Aktien 47 Prozent ein. Sind noch weitere Kursverluste zu erwarten? Oder wird ESpeed, der das US-Staatsanleihen-Geschäft von Cantor übernommen hat, einen für das vierte Quartal versprochenen Gewinn liefern und entsprechend darauf aufbauen?
Hewlett-Packard: Der Vorschlag von Carly Fiorina, CEO des zweitgrößten Computerherstellers, zur Übernahme der Compaq für 22 Milliarden Dollar in Aktien kam nicht gut an. Die Hewletts und die Packards, die ungefähr 18 Prozent am Aktienkapital halten, votierten gegen diese Übernahmeofferte. Im letzten Jahr fiel der Kurs der HP-Aktien um 35. Wird das Übernahmegebot in diesem Jahr die Hürde der Aktionärsabstimmung nehmen? Wenn nicht, bleibt Fiorina dann noch im Amt? Wird sich das endgültige Ergebnis - egal welcher Art - günstig auf den Aktienkurs auswirken?
Krispy Kreme: Jeder, der sich einer Sache sicher ist, kann „Dollars gegen Doughnuts“ wetten. Die Kursperformance der Aktien des in Winston-Salem, North Carolina, angesiedelten Unternehmens hat diesem Spruch eine völlig neue Bedeutung gegeben. Ende letzten Jahres wurde Krispy Kreme mit dem 72-fachen der durchschnittlichen Gewinnschätzung je Aktie für 2002 gehandelt - so Thomson Financial/First Call. Ende 2000 war es noch das 63-fache. Wird Krispy Kreme diese hohe Bewertung aufrechterhalten können oder schließlich doch noch in die Knie gehen?
Lucent Technologies: Nach einem Einbruch um 81 Prozent in 2000 büßten die Aktien des größten US-Herstellers von Telefongeräten im vergangenen Jahr 53 Prozent ein. CEO Henry Schacht erklärte im letzten Monat, dass sich die Umsätze im laufenden Quartal besser entwickeln würden als im gerade abgelaufenen Vorquartal; im Vergleich zu den drei vorangegangenen Monaten musste hier ein Umsatzrückgang um ganze 35 Prozent ausgewiesen werden. Wie wird es weitergehen? Wird sich der Aktienkurs nach diesen Ankündigungen entsprechend erholen können? Oder wird Lucent, und seine Anleger, weitere Rückschläge verkraften müssen?
US Airways Group: Die Flugzeuggesellschaft musste ihren Weg alleine fortsetzen, nachdem die geplante Übernahme durch UAL auf Vorbehalte der US-Kartellbehörde gestoßen war. Nach den Terrorattacken vom 11. September brach dann auch noch der Flugverkehr ein; und CEO Rakesh Gangwal verließ das Unternehmen. Auf Jahresbasis brach der Wert der US Airways-Aktien um 84 Prozent weg. Wird sich der in Arlington, Virginia, angesiedelte Flieger im Rahmen eines branchenweiten Aufschwungs erholen können? Oder werden die mit den Anschlägen verbundenen Verluste ihm endgültig das Genick brechen?
U.S. Steel: Nach fast zwei Jahrzehnten der Einigkeit gehen der landesweit größte Stahlproduzent und die Marathon Oil nun getrennte Wege. Die am Montag aus U.S. Steel ausgegliederte USX firmiert nun unter Marathons Namen. Das in Pittsburgh ansässige Stahlunternehmen verhandelt gerade über den Kauf von drei Rivalen - Bethlehem Steel, der Unternehmensbereich National Steel der japanischen NKK und die Wheeling-Pittsburgh-Sparte der WHX. - mit dem Ziel, seine Schlagkraft gegenüber der ausländischen Konkurrenz zu erhöhen. Im vergangenen Jahr stieg die USX-Aktie unter der Schirmherrschaft von U.S. Steel um 0,6 Prozent. Wird die Belohnung in diesem Jahr höher ausfallen? Oder werden sich die Hoffnungen auf weitere Kursanstiege zerschlagen?
Die Antwort auf diese Fragen entscheidet darüber, welches dieser zehn Unternehmen als Kursverlierer oder als Kursgewinner hervorgehen wird. Es lohnt sich auf jeden Fall, einen Moment über sie nachzudenken.
Text: Bloomberg
Bildmaterial: laif/wegner