INTERVIEW - Zapf setzt auf größeren Umsatz mit kleinerer Puppe
- Von Alexander Hübner -
Rödental, 04. Dez (Reuters) - Die Konsumflaute in den USA und in Deutschland könnte in diesem Jahr die Ergebnisziele des vor der Aufnahme in den MDax stehenden Puppenherstellers Zapf Creation durchkreuzen. Vorstandschef Thomas Eichhorn sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag, der November sei etwas hinter den Erwartungen zurück geblieben. Daher habe der Hersteller von Deutschlands umsatzstärkster Spielzeugpuppe "Baby Born" sein Umsatzziel auf knapp 200 Millionen Euro von zuletzt bis zu 210 Millionen Euro nach unten korrigiert. Auch hinter die anvisierte Spanne beim Gewinn setzte Eichhorn vor den umsatzstärksten Wochen des Jahres ein Fragezeichen: "Ich glaube nicht, dass wir 31 Millionen Euro schaffen werden. 28 Millionen sind aber erreichbar."
Im nächsten Jahr soll der Einstieg von Zapf in das Segment der Kleinpuppen nach Eichhorns Worten noch mehr Umsatz bringen. Wie viel die vor Weihnachten eingeführte "Mini Baby Born" zum angepeilten Umsatz von mehr als 230 Millionen Euro beitragen soll, wollte Eichhorn mit Verweis auf die Konkurrenzsituation nicht sagen. Die zwölf Zentimeter große Puppe soll rund fünf Euro kosten, einen Bruchteil jener 45 Euro, für die die große "Baby Born" über die Ladentheken geht. Eichhorn setzt auf die Sammelleidenschaft kleiner Mädchen, die nach seiner Vorstellung gleich mehrere der Kleinpuppen aus dem fränkischen Rödental bei Coburg kaufen sollen.
Am Spielzeugpuppenmarkt sind Kleinpuppen mit zehn Prozent das kleinste Segment. Dominierend ist auf dem Markt derzeit der US-Konzern Mattel, der mit seiner "Barbie" vor allem im von Zapf unbesetzten größten Segment der Modepuppen vertreten ist, auf das rund 50 Prozent des weltweiten Puppen-Marktvolumens von zwei Milliarden Euro entfallen.
Im Vorweihnachtsgeschäft leide Zapf Creation vor allem unter der Zurückhaltung der Händler in den USA, die mit Nachbestellungen zögerten. "Die ordern jetzt noch mehr just-in-time (kurzfristig)", sagte der Vorstandschef. Damit drohten ausverkaufte Läden. Gleiches gelte für Deutschland. Zapf hoffe nun auf den Januar, der sich durch die zunehmenden Geldgeschenke zu Weihnachten zum drittstärksten Monat des Jahres entwickelt habe.
Mit einem erwarteten Umsatzzuwachs von 20 Prozent in diesem Jahr sei Zapf mit Blick auf die schwache Konjunktur zufrieden. "Wir hatten ehrgeizige Ziele, und seit dem Oktober hat sich im Konsumklima doch einiges geändert", sagte der Vorstandschef. Die strategischen Ziele auf den wichtigsten Märkten werde Zapf 2001 erreichen: Der Umsatz im Ausland werde um 30 Prozent steigen, in den USA allein werde sich der Marktanteil auf rund fünf Prozent verdoppeln. Die neue Funktionspuppe "Rock-a-bye Chou Chou", die einschläft, wenn sie in den Armen gewiegt wird, sei dort vor Weihnachten einer der gefragtesten Artikel. In Großbritannien sei der Marktanteil von Zapf schneller als erwartet auf 30 von 24 Prozent gestiegen.
Die Expansion in Europa und in den USA will Eichhorn nach eigenen Worten auch weiter aus eigener Kraft schaffen. Zukäufe seien derzeit nicht geplant, auch wenn Zapf immer wieder Objekte prüfe. Bei einer stärkeren Ausdehnung nach Asien könnte sich an dieser Einstellung etwas ändern, sagte er. Der Puppen-Markt in Deutschland sei zwischen Mattel und Zapf verteilt, die zusammen auf 70 Prozent kämen. Expansionschancen sieht Eichhorn hier mit Spielzeug rund um die Puppe.
Die Zapf-Aktie wird am 27. Dezember in den MDax aufgenommen. Der Mischkonzern Triumph-Adler hatte seine restlichen 17,5 Prozent an Zapf in diesem Jahr verkauft. Am Dienstag legte die Aktie um 5,6 Prozent auf 27.20 Euro zu.
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