Wohin mit dem Geld?

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Wohin mit dem Geld?

 
10.11.01 15:44
Wohin mit dem Geld?

Von Horst Fugger

Durch die Zinssenkungen der Notenbanken wurde viel billiges Geld in die Märkte gepumpt, das bislang vor allem in Rentenanlagen floss. Doch allmählich wird es Zeit, von Anleihen in Aktien umzuschichten.

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Siemens-- Potent: Trotz der jüngsten Erholung notiert der Titel noch immer gut 50 Prozent unter dem historischen Höchstkurs von 127,12 Euro. Konzernchef Pierer treibt den Umbau des Konzerns weiter voran.

Niedrige Zinsen, so weiß jeder Börsianer, sind der beste Nährboden für steigende Aktienkurse. Die Gründe sind vielfältig: Die Zinsbelastung der Unternehmen sinkt, Anleihen verlieren wegen fallender Renditen im Vergleich zu Aktien an Attraktivität, vor allem aber sorgt billiges Geld für die nötige Liquidität, ohne die noch keine Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten zustande gekommen ist.

Insofern ist die aktuelle Situation nicht uninteressant: Am 6. November hat die US-Notenbank zum zehnten Mal in Folge die Leitzinsen gesenkt. Der Tagesgeldsatz in den USA hat den niedrigsten Stand seit 40 Jahren erreicht. Auch die EZB hat wegen der äußerst flauen Konjunktur den Zinszügel um 50 Basispunkte auf 3,25 Prozent gelockern. Häuslebauer können Kredite zu Konditionen aufnehmen, von denen sie noch vor zwei, drei Jahren kaum zu träumen gewagt hätten, und die Anleihenrenditen sind schon fast auf Sparbuchniveau gesunken. Vor allem Anleihen mit langen Laufzeiten sind mittlerweile so teuer, dass ein Kapitalabfluss vom Renten- in den Aktienmarkt vorprogrammiert erscheint. Die Ankündigung des US-Schatzamts, keine 30-jährigen Treasury-Bonds mehr zu emittieren, hat kurzfristig zu Knappheitspreisen geführt, die nicht von Dauer sein werden (siehe dazu auch die Kolumne "Long View " in der nebenstehenden Randspalte).


Salami-Crash


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Philips-- Beliebt: Ein Lieblingstitel antizyklischer Anleger. In den vergangenen Jahren hat es sich stets ausgezahlt, die Philips-Aktie nach so heftigen Kurseinbrüchen wie in den vergangenen Monaten zu kaufen.

Bislang ist die durch die zahlreichen Leitzinssenkungen geschaffene Liquidität also vorwiegend in den Rentenmarkt geflossen. Die freundliche Aktienmarkttendenz der vergangenen Wochen darf über einen wichtigen Umstand nicht hinwegtäuschen: Letztlich handelt es sich dabei um eine technische Reaktion auf den Salami-Crash, der im März 2000 begonnen hat und an den Tagen nach dem 11. September in einer finalen Verkaufspanik endete. Die Kursgewinne seit den Tiefstständen vom 21. September darf man als Zeichen dafür werten, dass die eingepreisten Weltuntergangsszenarien nun allmählich wieder einer nüchternen, sachlichen Bewertung Platz machen. Vom Beginn einer neuen, tragfähigen Aufwärtsbewegung kann aber noch keine Rede sein.


Im historischen Vergleich waren Phasen massiver Leitzinssenkungen stets gute Zeiten für Aktienkäufe. Dieser Zusammenhang war in der jüngsten Vergangenheit zwar nicht mehr so deutlich wie in den 60er oder 70er Jahren, aber gültig blieb er dennoch. Die Lehre aus der Börsengeschichte lautet, dass sich eine Politik des billigen Geldes mit einer Verzögerung von sechs bis zwölf Monaten auf die Börsen auswirkt.


Mangel an Logistik


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Boeing-- Preiswert: Die Aktie des weltgrößten Flugzeugbauers war selten so billig wie heute. Anleger, die sich für den Blue Chip entscheiden, sollten jedoch etwas Geduld mitbringen.

Die Anleger neigen allerdings dazu, in Extremsituationen solche logischen Zusammenhänge zu vernachlässigen. Verständlich, dass viele nach den extremen Kursverlusten seit März 2000 den Aspekt der Sicherheit höher bewerteten als die Rendite und Anleihen gegenüber Aktien bevorzugten. Die vorhandene Liquidität hat folglich eine von kaum jemandem erwartete Hausse an den Rentenmärkten ausgelöst.


In den vergangenen Wochen war jedoch ein interessantes Phänomen zu beobachten, das für eine Trendwende an den Aktienmärkten als typisch gelten darf: Etliche Unternehmen haben schwache Ergebnisse vorgelegt und gewarnt, auch in absehbarer Zukunft sei wenig Erfreuliches zu erwarten. Die Aktien dieser Unternehmen haben kaum oder gar nicht unter solchen Hiobsbotschaften gelitten, weil die schlechten Zahlen längst eingepreist waren. Um die Bedeutung dieser Entwicklung einzuschätzen, genügt es, sich an die Situation von vor einem Jahr zu erinnern: Noch im Herbst 2000 reichte ein enttäuschendes Quartalsergebnis, um die betreffende Aktie um 20 oder 30 Prozent in den Keller zu schicken.


Wenn schlechte Nachrichten nicht mehr zu Kursverlusten führen, kann man einigermaßen beruhigt kaufen. Die jüngste Erholung der wichtigsten Aktienmärkte darf man zwar nicht überbewerten, aber sie zeigt doch, dass genügend Liquidität vorhanden ist und dass das Kapital zwar bislang vor allem in Anleihen, allmählich aber auch wieder in Aktien fließt.



Hoffen auf Stabilisierung



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Philip Morris-- Konstant: Der Tabak- und Lebensmittelkonzern weist schon seit Jahren stabile Umsatz-  Gewinn-und Dividendensteigerungen auf. Mit einem KGV von 10,8 ist die Aktie relativ preiswert.

In Situationen wie der jetzigen bedarf es vor allem eines Faktors, um eine nachhaltige Trendwende einzuleiten: Eine Verbesserung der Wirtschaftsdaten nach all den Horrormeldungen der letzten Monate könnte den Umschwung auslösen. Vor allem gilt dies für die USA. Und die massiven Leitzinssenkungen durch die Fed werden sicherlich nicht ohne Auswirkungen bleiben. In diesem Fall dürfte es zu massiven Umschichtungen von den Renten- in die Aktienmärkte kommen, weil sich die Gewinnperspektiven für die Unternehmen verbessern und der Renditeaspekt gegenüber dem Sicherheitsbedürfnis der Kapitalanleger wieder an Bedeutung gewinnt.


In solchen Situationen profitieren erfahrungsgemäß zunächst die hochkapitalisierten Standardwerte. Es spricht also einiges dafür, nach dem Motto "Big is beautiful" vorzugehen. Im Dax, im Dow Jones und im EuroStoxx 50 gibt es etliche Aktien, die trotz der jüngsten Kurserholung im historischen Vergleich derzeit sehr günstig bewertet sind - Boeing und Siemens etwa oder Philips und Philip Morris.
ftd.




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