Wohin geht der Markt?

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calexa:

Wohin geht der Markt?

 
21.04.03 10:19
Die Gretchenfrage des Jahres lautet: "Werden wir in eine Rezession schlittern oder nicht? Wer diese Frage beantworten kann, der kennt wohl auch den mittelfristigen Trend der Aktienmärkte. Wusstet Ihr, dass die Aktienmärkte erfahrungsgemäß ihren Boden bilden, wenn die Rezession zu sehen ist? Per Definition sprechen wir von einer Rezession, wenn wir zwei negative Quartale in Folge zählen können.

Wann können wir frühestens...

...zwei negative Quartale in Folge zählen? Ich würde sagen im Oktober, wenn wir die Zahlen für das dritte Quartal auf den Tisch bekommen. Angenommen das zweite Quartal wird negativ, dann würde ein negatives drittes Quartal die Rezession sichtbar machen, was eben im Oktober dieses Jahres wäre. Es gibt jedoch genügend Anhänger der Theorie, dass wir keine Rezession mehr sehen werden, da wir dank Irakkrieg und niedriger Zinsen unmittelbar vor einem Aufschwung stehen.

Erfüllen wir denn die Voraussetzungen...

...für einen Aufschwung in der USA? Was ist Aufschwung überhaupt und wer finanziert solche Veranstaltungen? Blicken wir nach Amerika, können wir feststellen, dass Aufschwung zu 2/3 etwas mit dem Konsumentenverhalten zu tun hat. Wenn der Amerikaner mehr ausgibt als im Vorjahr, dann klappt es auch mit dem Aufschwung. Nun gibt es zwei Gründe, weshalb der Amerikaner mehr ausgeben kann. Entweder er verdient mehr, oder er geht an seine Ersparnisse ran.

Was ersteres angeht...

...ist zu sagen, dass der amerikanische Konsument nicht in einer Zeit enormer Lohnsteigerungen lebt. Die Arbeitsmarktsituation ist sehr angespannt und der Arbeitgeber schafft mehr an, als je zuvor. Wir zählen 5,8 % Arbeitslose in der USA, oder sagen wir Mal Menschen die offiziell nach Arbeit suchen. Zählt man jene dazu, die zwar keine Arbeit besitzen, aber auch keine Anstalten machen eine zu suchen, kommen wir auf 8,8 %.

Wirtschaftaufschwung kann es...

...also nur geben, wenn sich der amerikanische Konsument neu verschuldet. Jetzt haben wir jedoch das Problem, dass der amerikanische Konsument bereits eine Rekordlast an Schulden trägt. Die Sparquote ist negativ und mehr als 40 % aller privaten Haushalte sind praktisch bankrott! Der Rest lebt zwar auch von Schulden, doch er hat als Gegenwert eine Immobilie im Petto, die ihn in den letzten 3 Jahren wohlhabender gemacht hat und von diesem neuen Reichtum gibt man gerne etwas aus.

Folglich sind die Hypothekenverbindlichkeiten...

...auch auf einem historisch Rekordhoch. 2002 haben die Amerikaner ihre Hypothekenverbindlichkeiten um 700 Mrd. USD gesteigert. Wow, oder? Amerika ist eben das Land der Rekorde, Rekordwachstum, Rekordschulden, Rekordkriegsgeschwindigkeit und natürlich Rekordbärenmarkt. Und wo bleibt die Rekordrezession? Die haben wir noch nicht gesehen, doch aus welchem Grund sollten wir annehmen, dass der Faden der Kausalität an jener Stelle reißen sollte, die uns am meisten Schmerz zubereiten könnte.

Sollten wir wirklich glauben,

dass wir so viel Glück haben werden. Ist es nicht so, als würde man ein Flugzeug abstürzen sehen und hoffen, dass die Schwerkraft aussetzt, damit es unversehrt bleibt? Ich frage nur, weil ich es selber nicht weiß. Ich höre viele Volkswirte sagen, dass der Irakkrieg alles richten wird. Ein niedriger Ölpreis und der Wiederaufbau des Landes werden zu einem Wirtschaftsaufschwung in Amerika führen. So die Optimisten unter den Volkswirten.

Also doch Aufschwung!

Nun ja, aber was ist mit der Tatsache, dass die Grundlage für einen nachhaltigen Aufschwung nicht gegeben ist? In den Aufschwüngen der Vergangenheit hat man immer wieder gesehen, dass sich die Privathaushalte konsolidiert haben und somit Platz für eine Neuverschuldung und den vermeintlichen Aufschwung war. Heute stehen die Zeichen von dieser Seite eher auf Rekordrezession.

Die Immobilienpreise...

...sind die Grundlage der Hypothekenverschuldung. An ihnen wird die Beleihungsgrenze festgemacht. Der US-Immobiliemarkt unterliegt einem typischen Schweinezyklus und auf eine Rekordserie an satten Jahren, stehen uns nun magere Jahre aus. Die Preise für private Wohnimmobilien sind längst aus ihrem langfristigen Aufwärtstrend nach unten ausgebrochen und es ist nur eine Frage von Monaten und nicht Jahren, bis die ersten Banken reagieren.

Fallen die Immobilienpreise,

so fallen auch die Beleihungsgrenzen und ist man der Ansicht, dass der Rückgang noch andauern könnte, senkt man die Beleihungsgrenze überproportional. Banken werden bald dazu gezwungen sein, Kredite zurückzufordern, wenn diese über der neuen Beleihungsgrenze liegen. Es ist ein Spiel mit dem Feuer und am Ende werden sich die meisten ihre Finger verbrannt haben.

Die US-Notenbank weiß das...

...und als Reaktion darauf leugnet sie die Immobilien- & Kreditblase. Offensichtlich muss sie es leugnen, denn was uns da um die Ohren fliegt ist gut für die saftigste und schwerste Rezession seit den 30er Jahren. Eine Verzögerung dieser Rezession kann nur durch Neuverschuldung erreicht werden und dieses Verzögerungsmoment verleiht ihr immer mehr Größe. Je länger es also dauert, bis die Rezession kommt, desto größer und gewaltiger wird sie sein.

Der Irakkrieg ist in der Lage...

...einen Teil dieser Rezession aufzufangen, oder sagen wir Mal, die Rezession zu verkürzen. Die Rezession sollte dazu führen, dass sich der private Haushalt konsolidiert und das kann Jahre dauern. Im Zuge dessen wird es meines Erachtens eine Unmenge an Bankenpleiten geben und wenn wir das alles hinter uns haben, dann könnte die Stunde 0 kommen und wir könnten für einen neuen und nachhaltigen Aufschwung gerüstet sein.

Wir allen kennen wohl...

Die große Schulter-Kopf-Schulter Formation im S&P500, welche sich über die letzten 6 Jahre ausgebildet hat und mit dem Durchbruch der Nackenlinie im Jahre 2002 als abgeschlossen gilt. Diese S-K-S diktiert dem S&P500 ein Mindestkursziel von 620 Punkten. Da waren wir noch nicht. Nachdem wir durch die Nackenlinie gerauscht sind, bilden wir seit 8 Monaten ein Dreieck im SPX.

Die Nackenlinie ist bei 950 Punkten...

...und nun stellt sich die Frage, ob dieses Dreieck nach oben, oder nach unten ausbrechen wird. Wenn Sie an einen Wirtschaftsaufschwung im großen Stil glauben, sollten Sie unbedingt von einem nachhaltigen Ausbruch nach oben ausgehen, aufhören den Khayat zu lesen und sich in bekannten Aktien positionieren.

Sollten Sie jedoch...

...nicht an den Aufschwung glauben, dann tun Sie sehr gut daran, einen Ausbruch nach unten zu erwarten und sich in langfristigen Putoptionen, sog. LEAPS oder CASH zu positionieren. Ich rate von kurzen Laufzeiten in Optionen ab, da man wohl an den letzten Wochen erkennen kann, zu was das gegebenenfalls führt. Der Markt legt eben immer wieder Rallyes hin und manche erkennt man eben nicht. In diesem Fall geht die mittelfristige Tradingthese dennoch auf, wenn man sich bei der Auswahl der Optionen genügend Zeit kauft.

Ich habe mich mit den Jahren...

...daran gewöhnt, dass ich manche Moves verpasse und wie ich mit der Sache umgehe, sollte klar sein. Ich gehen davon aus, dass der SPX einen nachhaltigen Ausbruch nach unten haben wird und wir noch im laufenden Jahr frische Tiefs im SPX bilden werden. Darauf habe ich mich positioniert und je mehr wir in den oberen Bereich des Dreiecks kommen, desto stärker lehne ich mich auf die kurze Seite.

Ich kann Euch nicht verraten,

ob wir von hier aus abbrechen werden, oder an den oberen Bereich des Dreiecks bei 940 Punkten laufen werden. Ich werde das ganze vom FSI (Fondex Sentiment Indikator)und den Candlesticks abhängig machen. Sobald der FSI bei 90 ist (akt. 80 ) und ich ein Verkaufssignal auf Candlestickbasis erhalte, werde ich mich mit maximaler Kraft auf die kurze Seite lehnen.

Zu guter Letzt...

...muss jeder seinen eigenen Weg gehen und ich kann Euch nicht verspreche, dass mein Weg der richtige ist. Es ist lediglich der Weg, den ich am besten gehen kann. Der Unterschied zwischen einem Verlust und einem noch nicht eingefahrenen Gewinn ist oft nur die zeitliche Perspektive. Deshalb rate ich zu Leaps oder Endloszertifikaten mit großem Platz zur Knockoutschwelle, denn damit kann man warten, bis sich die These ausspielt!
(Quelle: wallstreet-online.de)

So long,
Calexa
www.investorweb.de
cashmoney:

Angst und Bange kann einem werden,

 
21.04.03 10:49
hoffen wir auf die positive Marktpsychologie, die den vielen zuvor genannten
negativen Aussichten entgegenwirkt, vielleicht nach oben aushebelt und in eine positive Stimulanz konvertiert!
Wenn nicht? Dann sehe ich schwarz für unseren Wohlstand und für den Weltfrieden!
Aus diesen Gründen wurde in der Vergangenheit Kriege geführt.
"Krieg ist die Fortstezung der Politik mit anderen Mitteln"
Dann gibt es nur noch eines:
Puts kaufen und sich das Elend nicht mehr anschauen.
calexa:

Schwarz sehe ich auch.... o. T.

 
21.04.03 15:29
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