Mann kann es drehen und wenden wie man will,
doch da draußen braut sich etwas zusammen und jeden Tag kommen neue Puzzlestücke hinzu, die in ihrer Gesamtheit ein düsteres Bild andeuten, wenngleich es sich nur um Fragmente handelt.
Vor guten zwei Wochen begann eine Rallye am Aktienmarkt,
die praktisch aus dem Nichts kam. Sicher hat man es an technischen Signalen sehen können, ich weiß. Es waren jene Signale, die im Rahmen des vorhergehenden Downtrends immer wieder versagt haben und irgendwann musste der Markt eben drehen und dann haben sie eben wieder funktioniert. Ich halte sehr wenig von diesen DAS HÄTTE MAN DOCH SEHEN MÜSSEN Parolen. Alles was man vor gut zwei Wochen sah war, dass ein Bounce überfällig ist, mehr nicht. Die Psychologie war weder in einem bullischen Extrem, noch hat man im Vorfeld der Bewegung einen Selloff, Kapitulation oder gar Akkumulation über mehrere Tage gesehen.
Die Rallye ging los, weil...
...sich die Britten etwas in ihrer Meinung von den Amerikanern entfernten und der Krieg unwahrscheinlicher zu sein schien und sie setzte sich fort, weil ein unmittelbarer Kriegsbeginn absehbar war. Paradox, ich weiß. Es war eine jener Rallyes, von der man wusste, dass nicht viele Trader aufgesprungen sind. Viele mir bekannte Hedgfondsmanager waren zu keiner Zeit long, als die Rallye lief und auch ich bin short geblieben und habe meine Shortpositionen vor wenigen Tagen in manchen Strategien aufgestockt.
Ich besitze so viel Cash...
...wie zu keiner Zeit des gesamten Bärenmarktes, da ich auch keine Wette auf antikorrelierende Sektoren laufen habe. Die Zeiten sind einfach zu verrückt und alles was ich mir selbst abringen kann, ist einfach nur eine bärische Haltung. Wir alle dachten, dass die Zeiten der Unsicherheit vorbei sein werden, wenn der Krieg erst Mal begonnen hat. Heut müssen wir jedoch feststellen, dass der Krieg zu einem sehr riskanten Unterfangen geworden ist.
Das Blatt hat sich vor einer Woche gewendet.
Ist man vor Beginn des Krieges noch davon ausgegangen, dass es ein harter, aber auch schneller Ritt wird, müssen wir uns heute eingestehen, dass die Sache bei Leibe nicht nach Plan läuft. Die Iraker leisten wesentlich mehr Widerstand, als jemals von Seiten der WILLIGEN angenommen worden ist. Ging man noch davon aus, dass vor allem die Scheiten sofort auf Seiten der WILLIGEN gegen Saddam Hussein kämpfen werden, muss man sich heute eingestehen, dass man 1991 tiefe Wunden hinterlassen hat.
Seinerzeit wurden die Scheiten zur Revolution...
...gegen Saddam aufgerufen und anschließend verabschiedeten sich die Amerikaner aus dem Land. Saddams Vetter Ali Hassan schlug die Aufstände nieder und veranstaltete Messenhinrichtungen von unvorstellbarem Ausmaß. Die Scheiten sahen sich von Vater Bush vorgeführt und verraten und das haben sie sich offensichtlich gut gemerkt. Ich schreibe hier nicht, um mich irgendwelchen Perspektiven anzuschließen, sondern versuche lediglich, Perspektiven zu beleuchten.
In diesem Zusammenhang...
...habe ich darüber nachgedacht, wie die Perspektive eines damals betroffenen Scheiten aussehen muss, der bei der Niederschlagung des Aufstandes Familienangehörige oder Freunde verloren hat. Wie muss er anschließend über die Amerikaner gedacht haben und welche Gefühle haben sich im Rahmen dieser Erfahrung in ihm festgesetzt. Ich würde sagen, dass es sich um Hass handelt und aus der Perspektive dieses Scheiten muss es so aussehen, als hätte er die Wahl zwischen einem berechenbaren Barbaren und Peiniger, Saddam Hussein und einem unberechenbaren Opportunisten. Dieser Opportunist ist in seinen Augen nicht weniger barbarisch, denn er hat die Scheiten in den Tod getrieben.
Saddam war nur der Henker!
So meine sehr verehrten Damen und Herren könnte wohl die Perspektive eines solchen Scheiten aussehen und das stellt ein gewaltiges Problem im Rahmen dieses Krieges dar. Vorher ist man von Seiten der WILLIGEN davon ausgegangen, dass man durch eine sog. "Shock and Awe" Strategie Druck auf das Saddam Regime auswirken kann um anschließend den Sturz von innen herbeizuführen. Man bombardiert praktisch eine Stadt wie Basra, die von Scheiten dominiert wird. Dabei geht man davon aus, dass die Bombardements derart gewaltig und furchteinflössend sind, dass das Regime als geschwächt gilt und die Scheiten im Handumdrehen die Stadt übernehmen, um anschließend ans Schloss zu eilen und den Befreiern die Tür zu öffnen.
Heute müssen wir leider feststellen,
dass es eine reine Illusion war. Es sieht eher so aus, dass sich die WILLIGEN auf einen Guerillakrieg in den Städten einlassen müssen und zwar mit einem Gegner, der praktisch unsichtbar ist und auf jede Art von Kriegskonvention pfeift. Vietnam lässt grüßen! Die einzige Lösung für dieses Problem und ich hoffe, dass es eine Fehleinschätzung meinerseits ist, liegt im breitflächigen bombardieren der Städte. Berlin lässt grüßen! Nun sind die WILLIGEN aber die BEFREIER des irakischen Volkes. Um dieses Volk zu befreien muss man es jedoch töten und da beginnt die Sache besonders makaber zu werden.
Bevor der Krieg angefangen hat,
war ich auch der Meinung, das ein Regime wie Saddams unbedingt abgesetzt werden muss und so sehe ich die Sache noch heute. Dass dies im Rahmen eines Krieges geschehen muss, sehe ich heute nicht mehr so und ich muss zugeben, dass ich einen naiven Blick hatte, der durch negative persönliche Erfahrungen getrübt war. Erst heute hörte ich, dass man Syrien vorwirft, Waffen an den Irak geliefert zu haben. Hmm, da sind wohl im Rahmen der Kampfhandlungen Waffen auf irakischer Seite aufgetaucht, mit denen man nicht gerechnet hat? Syrien? Wenn das stimmt, dann heißt es, dass der Irak in den letzten 9 Jahren aufgerüstet hat und von wem hat Syrien diese Waffen bekommen? Russland? Frankreich? Deutschland? Oder sogar der USA?
Haben wir da vielleicht den Bullen genährt,
den wir anschließend in unserer eigenen Arena erlegen wollen. Ist Mr. Bush ein verkappter Torero und die friedlichen Europäer nichts weiter als die Stalljungen, die den Futtertrog regelmäßig gefüllt haben? Ich frage nur, weil ich es nicht weiß und indem ich die Frage aufwerfe, möchte ich nicht den Eindruck erwecken, dass ich es so sehe. Bitte erlaubt mir das bisschen Satire in schweren Zeiten, in Zeiten, wo man nicht weiß, wie die Welt von morgen aussieht. Ob wir tatsächlich die Büchse der Pandora geöffnet haben, als wir im Irak einmarschiert sind? Ich kann Euch nur sagen, dass mein Blick getrübt ist und so scheint es auch der Börse zu gehen.
Die Rallye, welche vor zwei Wochen...
...losgetreten worden ist, war eine Sauerei und ich möchte nun keine PPT (Plunge Protection Team) Thesen aufstellen. Ich kann nur sagen, dass der Effekt ausgeblieben ist. Wer auch immer dieses Windei ausgelöst hat, hoffte, dass es als Initialzündung für etwas großes taugen wird. Wer auch immer das hoffte, muss mit einer völlig anderen Entwicklung im Irakkrieg gerechnet haben. Sicherlich gibt es Zeiten, in denen Anleger die Unsicherheit kaufen und der Markt praktisch die Mauer der Sorgen besteigt.
Was wir jedoch im Moment vorfinden ist keine Mauer der Sorgen, sondern vielmehr der Schleier der Ungewissheit und den will die Börse nicht einmal geschenkt haben!
Quelle: wallstreet-online.de
So long,
Calexa
www.investorweb.de
doch da draußen braut sich etwas zusammen und jeden Tag kommen neue Puzzlestücke hinzu, die in ihrer Gesamtheit ein düsteres Bild andeuten, wenngleich es sich nur um Fragmente handelt.
Vor guten zwei Wochen begann eine Rallye am Aktienmarkt,
die praktisch aus dem Nichts kam. Sicher hat man es an technischen Signalen sehen können, ich weiß. Es waren jene Signale, die im Rahmen des vorhergehenden Downtrends immer wieder versagt haben und irgendwann musste der Markt eben drehen und dann haben sie eben wieder funktioniert. Ich halte sehr wenig von diesen DAS HÄTTE MAN DOCH SEHEN MÜSSEN Parolen. Alles was man vor gut zwei Wochen sah war, dass ein Bounce überfällig ist, mehr nicht. Die Psychologie war weder in einem bullischen Extrem, noch hat man im Vorfeld der Bewegung einen Selloff, Kapitulation oder gar Akkumulation über mehrere Tage gesehen.
Die Rallye ging los, weil...
...sich die Britten etwas in ihrer Meinung von den Amerikanern entfernten und der Krieg unwahrscheinlicher zu sein schien und sie setzte sich fort, weil ein unmittelbarer Kriegsbeginn absehbar war. Paradox, ich weiß. Es war eine jener Rallyes, von der man wusste, dass nicht viele Trader aufgesprungen sind. Viele mir bekannte Hedgfondsmanager waren zu keiner Zeit long, als die Rallye lief und auch ich bin short geblieben und habe meine Shortpositionen vor wenigen Tagen in manchen Strategien aufgestockt.
Ich besitze so viel Cash...
...wie zu keiner Zeit des gesamten Bärenmarktes, da ich auch keine Wette auf antikorrelierende Sektoren laufen habe. Die Zeiten sind einfach zu verrückt und alles was ich mir selbst abringen kann, ist einfach nur eine bärische Haltung. Wir alle dachten, dass die Zeiten der Unsicherheit vorbei sein werden, wenn der Krieg erst Mal begonnen hat. Heut müssen wir jedoch feststellen, dass der Krieg zu einem sehr riskanten Unterfangen geworden ist.
Das Blatt hat sich vor einer Woche gewendet.
Ist man vor Beginn des Krieges noch davon ausgegangen, dass es ein harter, aber auch schneller Ritt wird, müssen wir uns heute eingestehen, dass die Sache bei Leibe nicht nach Plan läuft. Die Iraker leisten wesentlich mehr Widerstand, als jemals von Seiten der WILLIGEN angenommen worden ist. Ging man noch davon aus, dass vor allem die Scheiten sofort auf Seiten der WILLIGEN gegen Saddam Hussein kämpfen werden, muss man sich heute eingestehen, dass man 1991 tiefe Wunden hinterlassen hat.
Seinerzeit wurden die Scheiten zur Revolution...
...gegen Saddam aufgerufen und anschließend verabschiedeten sich die Amerikaner aus dem Land. Saddams Vetter Ali Hassan schlug die Aufstände nieder und veranstaltete Messenhinrichtungen von unvorstellbarem Ausmaß. Die Scheiten sahen sich von Vater Bush vorgeführt und verraten und das haben sie sich offensichtlich gut gemerkt. Ich schreibe hier nicht, um mich irgendwelchen Perspektiven anzuschließen, sondern versuche lediglich, Perspektiven zu beleuchten.
In diesem Zusammenhang...
...habe ich darüber nachgedacht, wie die Perspektive eines damals betroffenen Scheiten aussehen muss, der bei der Niederschlagung des Aufstandes Familienangehörige oder Freunde verloren hat. Wie muss er anschließend über die Amerikaner gedacht haben und welche Gefühle haben sich im Rahmen dieser Erfahrung in ihm festgesetzt. Ich würde sagen, dass es sich um Hass handelt und aus der Perspektive dieses Scheiten muss es so aussehen, als hätte er die Wahl zwischen einem berechenbaren Barbaren und Peiniger, Saddam Hussein und einem unberechenbaren Opportunisten. Dieser Opportunist ist in seinen Augen nicht weniger barbarisch, denn er hat die Scheiten in den Tod getrieben.
Saddam war nur der Henker!
So meine sehr verehrten Damen und Herren könnte wohl die Perspektive eines solchen Scheiten aussehen und das stellt ein gewaltiges Problem im Rahmen dieses Krieges dar. Vorher ist man von Seiten der WILLIGEN davon ausgegangen, dass man durch eine sog. "Shock and Awe" Strategie Druck auf das Saddam Regime auswirken kann um anschließend den Sturz von innen herbeizuführen. Man bombardiert praktisch eine Stadt wie Basra, die von Scheiten dominiert wird. Dabei geht man davon aus, dass die Bombardements derart gewaltig und furchteinflössend sind, dass das Regime als geschwächt gilt und die Scheiten im Handumdrehen die Stadt übernehmen, um anschließend ans Schloss zu eilen und den Befreiern die Tür zu öffnen.
Heute müssen wir leider feststellen,
dass es eine reine Illusion war. Es sieht eher so aus, dass sich die WILLIGEN auf einen Guerillakrieg in den Städten einlassen müssen und zwar mit einem Gegner, der praktisch unsichtbar ist und auf jede Art von Kriegskonvention pfeift. Vietnam lässt grüßen! Die einzige Lösung für dieses Problem und ich hoffe, dass es eine Fehleinschätzung meinerseits ist, liegt im breitflächigen bombardieren der Städte. Berlin lässt grüßen! Nun sind die WILLIGEN aber die BEFREIER des irakischen Volkes. Um dieses Volk zu befreien muss man es jedoch töten und da beginnt die Sache besonders makaber zu werden.
Bevor der Krieg angefangen hat,
war ich auch der Meinung, das ein Regime wie Saddams unbedingt abgesetzt werden muss und so sehe ich die Sache noch heute. Dass dies im Rahmen eines Krieges geschehen muss, sehe ich heute nicht mehr so und ich muss zugeben, dass ich einen naiven Blick hatte, der durch negative persönliche Erfahrungen getrübt war. Erst heute hörte ich, dass man Syrien vorwirft, Waffen an den Irak geliefert zu haben. Hmm, da sind wohl im Rahmen der Kampfhandlungen Waffen auf irakischer Seite aufgetaucht, mit denen man nicht gerechnet hat? Syrien? Wenn das stimmt, dann heißt es, dass der Irak in den letzten 9 Jahren aufgerüstet hat und von wem hat Syrien diese Waffen bekommen? Russland? Frankreich? Deutschland? Oder sogar der USA?
Haben wir da vielleicht den Bullen genährt,
den wir anschließend in unserer eigenen Arena erlegen wollen. Ist Mr. Bush ein verkappter Torero und die friedlichen Europäer nichts weiter als die Stalljungen, die den Futtertrog regelmäßig gefüllt haben? Ich frage nur, weil ich es nicht weiß und indem ich die Frage aufwerfe, möchte ich nicht den Eindruck erwecken, dass ich es so sehe. Bitte erlaubt mir das bisschen Satire in schweren Zeiten, in Zeiten, wo man nicht weiß, wie die Welt von morgen aussieht. Ob wir tatsächlich die Büchse der Pandora geöffnet haben, als wir im Irak einmarschiert sind? Ich kann Euch nur sagen, dass mein Blick getrübt ist und so scheint es auch der Börse zu gehen.
Die Rallye, welche vor zwei Wochen...
...losgetreten worden ist, war eine Sauerei und ich möchte nun keine PPT (Plunge Protection Team) Thesen aufstellen. Ich kann nur sagen, dass der Effekt ausgeblieben ist. Wer auch immer dieses Windei ausgelöst hat, hoffte, dass es als Initialzündung für etwas großes taugen wird. Wer auch immer das hoffte, muss mit einer völlig anderen Entwicklung im Irakkrieg gerechnet haben. Sicherlich gibt es Zeiten, in denen Anleger die Unsicherheit kaufen und der Markt praktisch die Mauer der Sorgen besteigt.
Was wir jedoch im Moment vorfinden ist keine Mauer der Sorgen, sondern vielmehr der Schleier der Ungewissheit und den will die Börse nicht einmal geschenkt haben!
Quelle: wallstreet-online.de
So long,
Calexa
www.investorweb.de