Furcht vor neuen Ertragsrückgängen in der High-Tech-Branche
FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor dem traditionellen Beginn der Börsen-Sommersaison gedachten die Amerikaner ihrer Helden zunächst am Montag mit einem Feiertag und bescherten saisonale Ruhe. Entsprechend ohne US-Impulse verlief der Handelsauftakt dann auch eher ruhig. Doch bereits am Dienstag gab es Nachrichten zu Sun und EMC, die den gesamten Technologiemarkt aufhorchen ließen. Doch statt Anzeichen für die herbeigesehnte Erholung verkündete das Unternehmen, dass die Gewinnprognose nicht gehalten werden kann und EMC die Entlassung von 1.100 Mitarbeitern. Das brachte im Technologiebereich deutliche Kurskorrekturen. Der NEMAX 50 fiel bis Donnerstag in der Spitze bis auf 1.682 Punkte und der DAX unterschritt sogar kurzzeitig die 6.000er-Marke. Viele Anleger sehen offenbar doch noch nicht die Wende im High-Tech-Sektor bevorstehen. Somit könnten die noch ausstehenden Ergebnisse für das laufende Quartal erneut enttäuschen. Die meisten Händler warteten deshalb erst einmal auf die wichtigsten US-Konjunkturindikatoren des Monats Mai, die am Freitag kurz vor dem dortigen Handelsbeginn veröffentlicht wurden. Die Arbeitslosenquote lag mit 4,4% um 0,1% unter dem Vormonatswert. Die Stundenlöhe steigen im Mai um 0,3% gegenüber noch 0,4% im Vormonat. Der US-Einkaufsmanagerindex NAPM sank von 43,2% auf 42,1% und liegt damit immer noch unterhalb der 50-Punkte-Marke, welche den Wechsel zwischen wirtschaftlichen Auf- und Abschwung markiert. Wie der Markt jedoch diese Zahlen im Spannungsfeld zwischen Inflation und Wirtschaftswachstum interpretiert, bleibt abzuwarten. Die Deutsche Bauindustrie teilte am Montag mit, dass sie mit einem Umsatzeinbruch von 5 Prozent für das laufende Jahr ausgehe. Das brachte konkrete Konsequenzen. Die "notwendige Anpassung an die miserable Marktsituation" bedeutet für den Bau-Konzern Hochtief den Abbau von bis zu 700 Stellen, so eine Unternehmenssprecherin. Die geplatzte Fusion zwischen Lucent und Alcatel sowie der überraschend hohe Quartalsverlust bei Alcatel sorgten in diesen Werten für Bewegung. Bis zum Wochenschluss gaben beide Werte nach stärkeren Schwankungen dann letztlich nach. Deutlich schwächer als erwartet fielen auch die Quartalszahlen der Neuen Markt-Werte Kinowelt und Morphosys aus. Der Markt strafte dies mit deutlichen Kursabschlägen ab. Negativ waren auch die Ergebnisprognosen für die Deutsche Telekom und T-Online. Auf der Hauptversammlung am Dienstag versuchte Ron Sommer noch die Aktionäre von seiner positiven Einschätzung zu überzeugen. Doch konnte er den Kurssturz nicht aufhalten. Vor allem die Angst vor zahlreichen Aktienverkäufen durch die VoiceStream-Aktionäre sowie trübe Aussichten für den gesamten Telekom-Sektor ließen die Kurse purzeln. So sank die T-Aktie auf ein neues Jahrestief von 23,20 Euro. Jedoch gab es auch positive Unternehmensmeldungen. Die Aktien von RWE profitierten von einem guten Zwischenbericht und angehobenen Ertragsprognosen für das Gesamtjahr. Aber auch die Versicherungskonzerne Münchner Rück und Allianz konnten den Markt mit ihren erstmaligen Quartalszahlen überzeugen. Einzelheiten zur Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz wurden am Donnerstag bekannt gegeben. Bis 2006 sollen Synergieeffekte durch das Allfinanzkonzept von knapp 1,1 Mrd. Euro realisiert werden können, so das Unternehmen. Die Alt-Aktionäre der Dresdner Bank haben nun bis zum 13. Juli Zeit, das Übernahmeangebot anzunehmen. Trotz roter Zahlen konnte Preussag mit seinen über den Erwartungen liegenden Quartalszahlen überzeugen. Den Wandel zum Touristik-Spezialisten scheint das Unternehmen erfolgreich zu bewältigen./fh/ub ---von Felix Hero, dpa-AFX---